Posts Tagged: Animation

Die kleine Genrefibel Teil 60: Computer Generated Imaginery

Für manche ist Film noch immer pure Magie. Alles scheint möglich, nur die Phantasie setzt Grenzen. Gäbe es das Unmögliche nicht, gäbe es auch keine Herausforderung. Und von Anfang an war Film eine audiovisuelle Herausforderung. Manch einer jedoch sieht im Film Täuschung und Betrug. Wieder andere erkennen auf der Leinwand nur noch buntbemalte Einsen und Nullen, die arithmetische Pirouetten drehen und trauern den guten alten Zeiten nach, in denen Vulkane noch aus Pappmaché und singende Hunde von Hand gezeichnet waren und es echte Sonnenauf- wie untergänge auf der Leinwand zu bestaunen gab.

Die kleine Genrefibel Teil 56: VideoSpielFilme

In Los Angeles ist soeben die Electronic Entertainment Expo, kurz E3, zu Ende gegangen, die größte Spielmesse der Welt. Seit 1995 zeigen dort Spielehersteller und Publisher die neusten Trends der Gamesindustrie, vor allem aber neue Spiele. Videospiele sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Zeiten, in denen Gamer als mangelernährte, unterentwickelte Nachtschattengewächse wahrgenommen wurden, sind lange vorbei. Videospiele und Konsolen sind heute ein selbstverständlicher Teil des Unterhaltungsangebotes, welche weltweit fast 100 Milliarden Dollar Umsatz generieren. Noch sind die Umsätze des Filmmarktes insgesamt höher als die der Spielebranche, aber niemand hätte solche Zahlen in den seeligen Tagen des Gameboys oder des Amiga 500 vorausgeahnt. Filme und Games, das scheint ein und dieselbe Erfolgsgeschichte zu sein. Aber Zocker und Cineasten verbinden mit der Kopplung Film und Game meist etwas ganz anderes – die schaurig-schlechte Videospielverfilmung.

Also ich gucke bis zum Schluss!
Script Development XIX: Der Abspann

Film ist Film und eine Geschichte ist eine Geschichte. Im besten Fall ist in einem Film eine gute Geschichte integriert. Aber Film ist nicht nur eine erzählte Geschichte, Film ist auch viel Drumherum. Das, was die Liebe zum Film ausmacht, liegt manchmal in diesem Drumherum verborgen. Das geflügelte Pferd im TriStar Pictures Intro, der langsam eingeblendete Filmtitel oder die ausladende Titelsequenz in Bondfilmen, bis die eigentliche Geschichte beginnt, wird vom Zuschauer oft Geduld abverlangt. Andererseits hilft Vorgespanntes, um eine Stimmung zu erzeugen, in die Geschichte des Films hineingleiten zu können. Wenn die zu Ende erzählt ist, folgt für gewöhnlich der Abspann, der einen mehr oder minder behutsam auf den Parkettfussboden der Realität zurückholt.

Die kleine Genrefibel Teil 51: Puppentrick

“Das is doch Trick!” entfuhr es mir und meinen Freunden, als wir, jung an Jahren, Filme wie KAMPF DER TITANEN oder DIE UNENDLICHE GESCHICHTE im Kino sahen, in denen geflügelte Pferde, Riesenskorpione oder Rennschnecken wie von Zauberhand zum Leben erweckt über die Leinwand hoppelten. Faszinierend war es schon, doch wir wussten um die mutmaßliche Gaukelei, oder hatten zumindest eine Ahnung. Zeichentrick war etwas, was man verstand, wenn man kleine Figuren am unteren Rand des Schnellhefters hinkritzelte, die sich plötzlich bewegten, wenn man die Blätter durch die Finger rattern ließ. Daumenkino nannte man das, es resultierte aus der Trägheit des Auges und machte aus Einzelbildern Animationen. So funktionierte Film und hatte man das verstanden, konnte man sich auch erklären, wie Spielzeugfiguren plötzlich lebendig wurden.

Holterdipolter

Was ist das nur für ein ulkig Schelm, dieser John Travolta. Wie er mich immer zum Lachen bringt, ich könnte ihn knuddeln und herzeln. Als er auf der OSCAR-Verleihung 2014 die Sängerin Idina Menzel anmoderieren wollte, fiel ihm wohl ihr Name nicht mehr ein und er kreierte fix eine flockige Alternative: ADELE DAZEEM. Kurz nach diesem Fauxpas wurde aus Travoltas “Adele Dazeem” ein Internetphänomen. Es gibt sogar einen Namensgenerator, unter der schmucken Aufforderung TRAVOLTIFY YOUR NAME! kann man dort seinen Namen travolisieren lassen und wenn John Travolta mich bei den OSCARS ankündigen will, würde er sagen:

“And the OSCAR for best Screenplay goes to CIARAN HALLA!”

Der Nacktmull muss niesen. Feenstaub.

Britizismus, Quadrinom, Paränese, Impietät, Mankieren, Ordonanz, Skabrös, Intransigent. Wann immer Autoren und Stoffentwickler neue Wörter aufschnappen, es fühlt sich wie die Entdeckung einer unerforschten Tier- oder Pflanzenart an. Im Unbekannten schlummern neue Denkweisen, zwischen dem “R” und dem “Ö” in “Skabrös”, da sind Geschichten drin versteckt. Ihr nennt das verquert, intellektuell verpuderquastet oder kapriziös? Kann sein. Aber so ist das nun mal. Dabei hab ich noch gar nicht von Dingen gesprochen, für die es keinerlei Begrifflichkeit gibt. Zum Beispiel für das diffuse Gefühl, wenn Inspiration für etwas nicht aus dem Konkreten entspringt, sondern einem Farbtopf an Eindrücken, die alles Bestehende parallelverschieben und oder in Frage stellen. Nennen wir dieses Gefühl “melangeristisch”. Oder “Trispalt” – die Steigerung von “Zwiespalt”.

Die kleine Genrefibel Teil 31: animeshon

Neo-Tokyo im Jahr 2019, Eltern, die sich bei anbrechender Dunkelheit in Schweine verwandeln, Schulmädchen mit Katzenohren und rosafarbenden Haaren, zu quirligen Locken oder Würstchen gewickelt, Cyberbrain, Mechas, Otaku – für manche haben diese Begriffe eine pulsbeschleunigende Wirkung, anderen wiederum verdreht es die Pupillen zu kleinen Kringeln. Zwischen esoterischer Erfüllung und grenzdebiler Unerträglichkeit liegt meist nur eine schmale Grenze im Auge des Betrachters, manche lieben sie abgöttisch, anderen bleibt der Zugang zu ihnen auf immer verwehrt – Mangas? Fast.

cool open
Script Development VII: Die Titelsequenz

Kann sich noch jemand an den Film SPHERE mit Dustin Hoffman und Sharon Stone aus dem Jahr 1998 erinnern? Nein? Ich auch nicht so richtig. Woran ich mich aber noch gut erinnern kann, ist ein kurzes Gespräch mit einem Kinokollegen, der befand, jener Film sei seltsam. “Wieso fängt der eigentlich mit dem Abspann an?”. Das hat meine Stirn etwas runzeln lassen, aber ok, manche Leute waren nicht wirklich oft im Kino. Der Film SPHERE begann lediglich mit einer etwas ausladenderen Titelsequenz. Ich will auch gar nicht gleich wieder gehässig und arrogant werden mit Sprüchen wie “Niemand schätzt eine tolle Titelsequenz beim Film, heul heul!”. Denn vielleicht ist das gar nicht so, was weiß ich denn. Ich kann sehr gut verstehen, dass man, wenn man sich einen Film ansieht, gern einen Film sehen möchte und sich nicht erst durch das Impressum arbeiten will.

Low

Ich bin wieder zurück von einer Woche FILMFEST DRESDEN. Vieles hat sich verändert. Mein Türschloss klemmt nicht mehr, ein untrügliches Zeichen für den beginnenden Sommer. Obwohl ich Sohn einer Physiklehrerin bin, weiß ich nicht recht wieso. Dehnt sich Holz oder Aluminium bei steigenden Temperaturen aus oder schrumpft? Den ganzen Winter über hat die dämliche Tür geklemmt. Jetzt lässt sie sich ganz leicht öffnen und schließen. Für die meisten sind solche Lappalien nur werkstoffbedingtes Arbeiten von Bauelementen. Bei mir ist das eher ein metaphorischer Fingerzeig. Im Sommer klemmt´s insgesamt weniger.

Die kleine Genrefibel Teil 15: Märchenfilme

Ach ja, Märchenfilme, das ist ein schönes Thema für Weihnachten. Da hab ich aber kürzlich gehört, dass das nervigste an Weihnachten, neben Weihnachten an sich, nicht “Last Christmas” von Wham wäre, sondern der Film DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL. Entweder direkt nervig, weil einem dieses Klingeling-Lied aus den Ohren heraussuppt oder indirekt nervig, weil alle bei der bloßen Nennung des Titels DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL total hysterisch ausflippen, wie schön das is und dass man das Weihnachten immer kucken muss, weil man das jedes Weihnachten gekuckt hat. Das ist wie jedes Silvester dieses dämliche DINNER FOR ONE zu schauen und immer wieder lachen zu müssen, wenn der Butler über den Eisbären stolpert. Oder war´s ein Tiger? Woher diese plötzliche Aggressivität? Es soll doch besinnlich zu gehen heuer. Am Besten wir fangen nochmal an.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de