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Der Traumfalter Jahresrückblick 2021

So People, da wären wir wieder. Alles gut bei Euch, Weihnachten gut überstanden? Ich noch nicht, mir steht das alles noch bevor. Ja aber wie kann das denn sein, fragt ihr euch? Ich kann es euch sagen, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, das alles gibt es gar nicht, also gibt’s schon irgendwie, aber eben auch nicht. Und so weiter. Eine endlose Diskussion. Die einen nennen es Vergegenwärtikunft, andere bezeichnen dieses Phänomen Quantenparadoxer Normschlund. Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte oder wie Aristoteles einst sagen wird: „Ein Teil der Zeit war und ist nicht, während der andere sein wird und noch nicht ist.“. Und der muss es ja wissen, der hat ja schließlich auch den Kühlschrankmagneten erfunden. Was ich eigentlich damit sagen will ist, ich schreibe hier (Gegenwart) den Traumfalter Jahresrückblick 2021 (Vergangenheit) für Euch, liebe Leser, als Lektüre für die Rauhnächte zwischen den Jahren (Zukunft). Alles gleichzeitig. Das soll euch jetzt aber nicht weiter verwirren, wenn noch Fragen sind, einfach Melden.

Mandara

In der Rubrik Retro Review gehen wir heute auf eine ganz besondere Abenteuerreise in die Vergangenheit, in eine Zeit weit vor der großen Serienrevolution oder Netflix, denn auch früher schon gab es Fernsehserienstaffeln, auf die Jahr für Jahr hingefiebert wurde, insbesondere zur Vorweihnachtszeit. Mehr noch, wir besprechen heute eine damals gar nicht so unübliche Abnormität, nämlich eine deutsche Fantasyserie einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt aus dem Jahr 1983 – MANDARA – ein wilder Seemannsgarn über fiese Strandpiraten, finstere Dämonen und cleveren kleinen Helden, also alles, was sich das kindliche Genreherz wünscht. Leider ist jener güldene Serienschatz arg in Vergessenheit geraten, so lasst ihn uns ausbuddeln, ihr Sprotten und Spinnaker.

Strange, Stranger, Stranger Things

Wir befinden uns derweil über dem Zenit der Jahresmitte, die Sonne plustert sich gerade wieder auf, um dem Sommer Zunder zu geben. Rekordsommer. Früher, da gab es mal den Kinosommer, aber diese Zeiten scheinen vorbei. Nichts desto Trotz kann man sie noch im Lichtspielhaus finden, die alten Helden des 90er Jahre Sommerkinos wie Spider-Man, die X-MEN oder die MIB. Auch DER KÖNIG DER LÖWEN kommt nochmal vorbeigeschnurrt. Aber als Filmfan von heute weiß man, dass den Neuauflagen nicht zu trauen ist. Denn früher war alles besser, so sagt es nicht nur der Filmvolksmund. Dieses Gefühl, welches man in den 80ern und 90ern hatte, als die großen Kultfilme anliefen, es lässt sich nur schwer reproduzieren. Bittere Enttäuschung an allen Fronten, echt Horrorshow.

Der Traumfalter Jahresrückblick 2018

Und wieder ist ein Jahr zu Ende, mittlerweile zum zweitausendundachtzehnten Mal in Folge seit Aufzeichnung beziehungsweise der Geburt Jesus Christus. Ich kann mich noch gut an ihn erinnern, Jesus und ich saßen damals schon in der galiläischen Mittagssonne auf Steinquadern, lauschten dem sanften Blöken der Heidschnucken und rekapitulierten die besten Filme und Serien des Jahres. Damals war das Programm noch überschaubarer. Die Leute allerdings waren der heutigen Generation nicht unähnlich, sie waren wie aufgescheuchte Hühner und Hähner und zerrissen sich ihre Mäuler über das internationale Makakentum, dass einem die Ohren nur so wegflogen. Schon damals mochte ich Heidschnucken lieber.

American Horror Stories

Wir leben mitten im goldenen Serienzeitalter, die Phasen der Revolution und des Booms sind nun schon ein Weilchen her. Die Revolution im TV-Seriengeschäft war vorrangig eine inhaltliche, Formate waren nicht neu, wohl aber Inhalte und Grenzüberschreitungen. Zuerst wurden Figuren und Geschichten komplexer, dann die Themen gewagter, Tabus wurden gebrochen und Sehgewohnheiten torpediert. Als der Zuschauer das annahm und zudem noch bereits war, über das Free-TV hinaus für mehr Qualität zu bezahlen, begann der Serienboom. Doch der Serienboom allein war nicht nur ein Konkurrenzkampf der Anbieter, auch eine Besetzung von Nischen und Subgenres, bestenfalls eine Verknüpfung derer, um aus Zielgrüppchen Zielgruppen zu machen.

It is about the bunny!

Is it future or is it past? Am 01. Dezember 2010 kehrte TWIN PEAKS endlich wieder zurück auf den Fernsehbildschirm, fast 20 Jahre nach Erstausstrahlung. Es sollte ein lang erwartetes Wiedersehen mit den geliebten Figuren jener idyllischen Kleinstadt im Nordosten Washingtons werden: Bobby Briggs hat bereits ein paar graue Haare, die Log Lady trägt weiterhin ihren prophetischen Holzscheit, Audrey Horne ist inzwischen Bibliothekarin und die tote Laura Palmer ist mit dem ebenfalls verstorbenen Orchideenzüchter Harold Smith verheiratet. Auch Leland Palmer ist zurück und trägt wieder eine schneeweiße Haarpracht. Und erneut gibt es einen Mordfall, das Opfer heißt Paula Merral, auch sie wurde eingewickelt in Plastikfolie gefunden. Nur ist sie nun die Tochter von Bobby Briggs, der vor Trauer am Seeufer zusammenbricht, als er von ihrem Tod erfährt: “Paula, oh Paula!”

11.22.63 Der Anschlag

Halbzeit im Kinojahr 2016. Doch so richtig aufregend war`s bislang nicht. Wieder einmal scheint sich zu bestätigen, im Fernsehen werden momentan die interessanteren Geschichten erzählt. 2016 könnte das Serienjahr schlechthin werden. PREACHER, JORDSKOTT, neue Staffeln von GAME OF THRONES, ORPHAN BLACK, MR. ROBOT, DAREDEVIL, GOTHAM, TWELVE MONKEYS und THE LEFTOVERS, nur TWIN PEAKS hat sich nach 2017 verkrümelt. Shame! Ding Ding Ding! Naja, nur kann man schlecht über Serien schreiben, denn einerseits wird man vom fiesen Spoilermob durch die Gassen gejagt, andererseits sind finale Serienfazits schwierige Angelegenheiten, wenn man noch wissentlich 3, 4 oder 5 Staffeln vor sich hat. Ein Dilemma. Ding Ding Ding.

I’m adaptable

In den frühen Neunzigern flimmerte ständig ein Videoclip der Band The B-52’s durch die Musiksender und zwar “Meet the Flintstones” zum dazugehörigen Kinofilm. Ich war entzückt, eine meiner liebsten Fernsehserien meiner Kindheit kommt ins Kino, Yabba, Dabba Do! THE FLINTSTONES, THE ADDAMS FAMILY, DIE NACKTE KANONE, Kinoableger bekannter TV-Serien gab es zwar schon länger, doch nie waren sie so zahlreich wie ab 1990. Damals waren die Hierarchien ganz klar abgesteckt, wenn eine Fernsehserie für einen Kinofilm adaptiert wurde, war das ein fulminanter Aufstieg von der winzigen Mattscheibe zur großen, ehrfürchtigen Leinwand. Denn Fernsehen war Fernsehen und Kino der Olymp der Unterhaltungsbranche.

Die kleine Genrefibel Teil 31: animeshon

Neo-Tokyo im Jahr 2019, Eltern, die sich bei anbrechender Dunkelheit in Schweine verwandeln, Schulmädchen mit Katzenohren und rosafarbenden Haaren, zu quirligen Locken oder Würstchen gewickelt, Cyberbrain, Mechas, Otaku – für manche haben diese Begriffe eine pulsbeschleunigende Wirkung, anderen wiederum verdreht es die Pupillen zu kleinen Kringeln. Zwischen esoterischer Erfüllung und grenzdebiler Unerträglichkeit liegt meist nur eine schmale Grenze im Auge des Betrachters, manche lieben sie abgöttisch, anderen bleibt der Zugang zu ihnen auf immer verwehrt – Mangas? Fast.

Apfel-Sherlock, Birnen-Batman

Sherlock Holmes ist zurück. Nach zwei Jahren des darbenden Wartens und manischer Grübelei, wie es der cleverste Detektiv der Popgeschichte geschafft hat, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, ist die britische Erfolgsserie auch über den deutschen Äther gelaufen und steht nun frisch im heimischen Konsum für den täglichen Gebrauch. Was für ein Satz! Sherlock ist zurück, in der mittlerweilen dritten Staffel seit der deutschen Erstausstrahlung im Juli 2011. Und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. Zwar wird man sich auf eine vierte Staffel erneut zwei Jahre gedulden müssen, Serien-Showrunner Steven Moffat aber vergewisserte, dass das Franchise so noch eine ganze Zeit lang laufen kann. Für Fans von SHERLOCK, zu denen ich auch gehöre, eine ziemlich fantastische Nachricht. Denn man soll überhaupt nicht aufhören, wenn´s am Schönsten ist, das hab ich noch nie kapiert.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de