cool open
Script Development VII: Die Titelsequenz

Kann sich noch jemand an den Film SPHERE mit Dustin Hoffman und Sharon Stone aus dem Jahr 1998 erinnern? Nein? Ich auch nicht so richtig. Woran ich mich aber noch gut erinnern kann, ist ein kurzes Gespräch mit einem Kinokollegen, der befand, jener Film sei seltsam. “Wieso fängt der eigentlich mit dem Abspann an?”. Das hat meine Stirn etwas runzeln lassen, aber ok, manche Leute waren nicht wirklich oft im Kino. Der Film SPHERE begann lediglich mit einer etwas ausladenderen Titelsequenz. Ich will auch gar nicht gleich wieder gehässig und arrogant werden mit Sprüchen wie “Niemand schätzt eine tolle Titelsequenz beim Film, heul heul!”. Denn vielleicht ist das gar nicht so, was weiß ich denn. Ich kann sehr gut verstehen, dass man, wenn man sich einen Film ansieht, gern einen Film sehen möchte und sich nicht erst durch das Impressum arbeiten will.

 

“Wann geht denn das endlich los?” habe ich auch noch entfernt im Ohr. Dabei gibt es Titelsequenzen, die kann auch ein noch so Filmunkundiger kaum ignorieren – die berühmten BOND-Intros beispielsweise. Und es geht mindestens ein kleiner Aufschrei durchs Land, wenn ein Til Schweiger vorschlägt, doch mal den TATORT-Vorspann zu aktualisieren. Worüber reden wir  eigentlich? Titelsequenzen, Vorspann, Opening Credits? Wir wollen es nicht zu sehr theoretisieren, denn schließlich geht es um die Kraft und die Wirkung von Bildern, Musik, Design, Text und Stimmung. Also nochmal, worüber reden wir hier also eigentlich?

 

 

A Brief History Of Title Design von Ian Albinson (artofthetitle.com)

 

 

In der Rubrik SCRIPT DEVELOPMENT geht es um die einzelnen Bestandteile eines Films, vorrangig im Bezug auf Stoffentwicklung und Drehbuch. Loglines, Plotlines oder Taglines können einem helfen, eine Geschichte zu komprimieren, egal ob lyrisch oder derb. Der Titel sollte ein Magnet sein, muss neugierig machen auf Stoffüberzug und Federkern des Films. Das alles sind Faktoren, die bereits im Stoffentwicklungsprozess wichtig und von Nöten sind, von Plot, Figuren und Dramaturgie ganz zu schweigen. Streng genommen hat in diesem Themenfeld die Titelsequenz eines Films nicht wirklich was verloren. Im Gegensatz zu einem Trailer muss die Titelsequenz nicht mehr in den Film locken, denn wer sie auf der Leinwand erblickt, sitzt ja bereits im Kinosessel und hat seinen Zehnt an der Kasse gelöhnt. Trotz allem hat sich die Titelsequenz zu einer beinahe eigenständigen Kunstform entwickelt. Was hat sie für eine Funktion, egal ob offensichtlich oder versteckt?

 

 

Spannendlanger Vorspann, nudeldünner Plot

 

Was man landläufig als Vorspann bezeichnet (und der Gedanke an Pferde, die vor einen Kutschbock gespannt werden, um diesen zu ziehen, kommt nicht von ungefähr), heißt im Englischen treffender Opening Credits. Da hatte der Kollege nicht unrecht, es handelt sich ja um das Komplementär eines Abspanns, den end credits. Die Hauptfunktion ist denkbar einfach, ein Vor- wie Abspann ist das Impressum eines Films und beinhaltet Produktionsangaben, Förderer, den Titel des Films, Darsteller, Stab und der Vorspann schließt für gewöhnlich mit dem Regisseur. Wenn auf der Leinwand ein “Directed by…” steht, geht’s gleich los.

 

Man könnte ketzerisch fragen, ob für den bloßen Informationsgehalt ein schlichter Abspann nicht ausreichen würde. Doch eine Titelsequenz ist mehr als nur eine visuelle Visitenkarte. Sie transportiert nicht nur Namen und Gewerke. Letztendlich ist es nicht nur eine stilistische Frage, sondern zum Teil auch eine Pflicht – Nennungsverpflichtung schimpft sich das und ist teilweise urheberrechtlich von Nöten als auch als Auflage von staatlicher Förderung. Doch darum soll´s hier nicht gehen. Hier geht es um opulente oder schlichte Titelsequenzen, einem Element, welches aus einer Geschichte einen Film machen.

 

Fantastische opening credits aus dem Film DELICATESSEN, 1991

Aber nicht jeder Vorspann ist auch eine Titelsequenz. Es ist auch klar, dass eine Titelsequenz nicht unbedingt am Anfang des Filmherstellungsprozesses steht, eher am Ende. Nicht selten werden dafür Agenturen oder mehr oder minder bekannte Titeldesigner verpflichtet. Im Drehbuch selbst ist die Titelsequenz nicht notwendig. Doch so ganz gehe ich damit nicht konform. Denn der wichtigste Teil einer solchen Sequenz ist nun mal der Titel.

 

 

Und der Titel eines Films gehört nicht nur aufs Deckblatt des Drehbuches, sondern auch in den Film, so es denn so gewollt ist. Ein Filmtitel, das bedeutet Akzentuierung. An richtiger Stelle angebracht kann er sehr gut Rhythmus und Fluss folgen oder unterstützen, vielleicht sogar vorgeben. Beginnt ein Film schlicht mit einer Handlungsszene, spricht man von einem sogenannten cold open, einer “Kühlen Eröffnung”. Solche Entscheidungen sind weniger willkürlicher Natur oder sollten es zumindest nicht sein. Sie sind natürlich abhängig vom Genre, der Dramaturgie und von der Seele des Films.

 

Bondfilme funktionieren strukturell nach diesem Prinzip, nach einem cold open folgt die openig sequenz, die, untermalt von einem klassischen Bondsong, nicht nur die Mitwirkenden auflistet, sondern Tonalität, Stimmung, sogar Plotpoints, Figuren und Szenen vorwegnehmen kann. Abgesehen vom Design jedes Bondvorspanns ist die Akzentuierung des Titels und der damit verbundenen Sequenz eine psychologische, ein Spiel mit Spannung und Erwartungshaltung. So ist die kalte Eröffnung dramaturgisch meist zugespitzt und läuft auf eine Pointe hinaus, treibt die Spannung soweit, dass man eine typischen Vorspanns kaum vermisst.

 

 

Titelsequenzen von Bondfilmen (hier GOLDENEYE, 1995) sind oft ein Designertraum

 

Wenn jener dann kommt, und Bond kommt immer von rechts und ballert auf das Publikum, dann ist das wie eine Erlösung, bevor es überhaupt losgeht. Die Titelsequenzen von Bondfilmen sind allesamt genial gestaltet, aber sie bewirken mehr als einen bloßen Farben- und Formenrausch. Zusammen mit dem titelgebenden Song, der tonal meist der Bondfilmmusik entspricht, eine Überikonisierung der Hauptfigur und vielen halbnackte Frauen wird die Stimmung nochmal gehörig angeheizt, bevor es los geht.

 

 

Titelplatzierung ist Akzentuierung!

 

Nicht überall ist eine Titelsequenz passend. Aber das kann man nur befinden, wenn man den Begriff Titelsequenz sehr eng betrachtet. Auch stilvolle Schriften über einem morgendlichen Raureiffeld ist eine Titelsequenz, auch wenn sie nicht so ausgekoppelt und für sich stehend wirkt. Und manchmal wählt man auch bewusst keinerlei Schnickschnack, sondern steigt ohne Umschweife in die Handlung ein, denn auch das kann und sollte dramaturgisch begründet sein. Ob ich einen Titel an den Anfang, an das Ende eines Filmes oder gar nicht setze, ist mehr als nur eine informationsvisuelle Frage.

 

 

SHERLOCK HOLMES (2009) Titelsequenz von Danny Yount

 

Einen Titel zu setzen, auch im Drehbuch, ist eine Frage der Akzentuierung, der Dramatik und des Timings. Sieht man den Film MARTYRS, geschehen bereits so viele Dinge (inklusive einer Titelsequenz ohne den Titel), dass man sich bereits einigermaßen (un)sicher im Filmgeschehen wähnt. Als dann nach einigen Minuten Laufzeit der Titel prägnant und teilweise sogar als Schockeffekt gesetzt wird, entfaltet er zusammen mit dem unbewussten Prolog eine tiefere Sogwirkung. Der Titel ist hier vergleichbar mit einem Schrei, der sofort die Aufmerksamkeit des Publikums bündelt.

 

Ein anderes Beispiel ist das Remake von FREITAG, DER 13. von Marcus Nispel. Dort taucht der Filmtitel erst nach sage und schreibe 24 Minuten auf, das aber sehr nachhaltig. Man kann sich darüber streiten, ob das eine gute Idee ist, den Titel erst so spät erscheinen zu lassen. Im Falle von FREITAG, DER 13. ist das in meinem Empfinden so, dass er den Fluss des Films zum Positiven beeinflusst. Man wähnt sich bereits mitten im Geschehen, da signalisiert der Titel dem Zuschauer: “Es hat noch nicht mal richtig angefangen!”. Andererseits hat man bereits fast eine halbe Stunde Film hinter sich, bei der andere Filme bereits langweilen.

 

 

Saul Bass (VERTIGO), Maurice Binder (James Bond), Stephen Frankfurt (TO KILL A MOCKINGBIRD), Kyle Cooper (SE7EN), Tom Kan (ENTER THE VOID)

 

Trotz dieser Beispiele für das zeitliche Setzen des Filmtitels geht es hier vielmehr um echte Titelsequenzen. Diese sind mittlerweile eine eigenständige Kunstform und es gibt berühmte Vorreiter wie Stars dieses Handwerks, Die opening credits der Bondfilme zwischen den Jahren 1962 und 1989 stammen von Maurice Binder. Weil es sich bei Bond um eine Filmreihe handelt, hat die Titelsequenz vorrangig die Funktion zu erfüllen, einen Wiedererkennungswert zu schaffen – die Titelsequenzen sind die Markenzeichen des Franchise. Ein weiterer berühmter Künstler ist Saul Bass, dessen Arbeiten in den sechziger Jahren stilprägend für mehrere Dekaden waren. Bass erschuf die bekannten oping credits für Hitchcocks VERTIGO oder PSYCHO, drehte später auch selbst mit PHASE IV einen Science-Fiction-Klassiker. Die meisten heutigen Titeldesigner sind eher unbekannt, haben sie doch selten eine große Bühne und sind eher Tüftler im Hintergrund. Vielleicht kennt man noch Kyle Cooper, der verstörende Bildcollagen für die Titelsequenzen der Filme SIEBEN, MIMIC oder DAWN OF THE DEAD kreiert hat. Titeldesign ist eher eine stille Kunst.

 

 

Retro Titeldesign von Lorenzo Cappelli (http://www.designworklife.com)

Dennoch hat diese stille oder manchmal laute Kunst eine Vielzahl von Verehrern. Such man im Netz mit den Begriffen “best+movie+opening+sequenz”, findet man unzählige Top Ten Listen, Abhandlungen und, oft, immer das Selbe. Das ist nicht böse gemeint, die Bondtitelsequenzen, SIEBEN oder CATCH ME IF YOU CAN sind fantastische Opener. Sie sind allerdings auch die Fettesten, wie ich mal ausdrücken will.

 

Manchmal begeistern mich schlichte Sachen weitaus mehr, ein perfekt gesetzter Titel, klare, weiße Schriften mit leichter Bewegung, stilvolle Blenden. Natürlich kann es manchmal knallen wie in SCOTT PILGRAM VS. THE WORLD, manchmal poltern wie in SUPERMAN. Nichts muss, alles darf, wenn es passt. Der obige Clip von Ian Albinson (artofthetitle.com) gibt einen fantastischen Überblick über Titeldesign in über hundert Jahren Filmgeschichte. Anstatt alles weiter zu theoretisieren picke ich mir mal lieber ein paar persönliche Perlen an Titelsequenzen heraus, die stilistisch verschiedene Herangehensweisen aufzeigen und vor allen Dingen richtig toll sind. Das ist jetzt ungefähr so, als wenn die Deutschlehrerin mit einem Fernseher und Videorekorder in die Klasse kommt und alle jubeln: “Juhu, Film kucken!” So ähnlich. Wie soll man sonst die Wirkung einer openig sequenz verdeutlichen als über Bild, Ton und Typografie. Es ist keine Top Ten (sind eh nur Neun), kein Countdown, keine Best of, einfach nur das, was es ist: ein cool open.

 

 

Klassisch mit Bass und Miniatur

 

Bis in die fünfziger Jahre war ein Filmvorspann eher pragmatischer Natur und listete brav, von einem Orchester begleitet, relevante Mitwirkende des Films auf Karten und überblendeten Tafeln. Durch Saul Bass und Maurice Binder entwickelte sich das aber zu einer stilisierten Melange aus Bildern, Animationen, verschiedenen Schnitttechniken und Titelmelodien zu etwas Eigenständigem.

 

Vor der CGI-Ära waren gezeichnete Sequenzen sehr beliebt (DER ROSAROTE PANTER) und das hielt sich auch noch bis in die 80er Jahre. Eine meiner liebsten Titelsequenzen stammt aus Stuart Gordons Film RE-ANIMATOR von 1985, nach H. P. Lovecraft. Mit Neonfarben, cooler Musik und schlichtem Schriftbild ist die Titelsequenz eine der Besten im klassischen Horrorfilmbereich.

 

 

 

 

Was in den achtziger Jahren auch gern gemacht wurde, waren Miniaturfahrten innerhalb von opening titles. Ein wunderschönes Beispiel ist BEETLEJUICE von Tim Burton, dessen Frühwerke alle tolle Titelsequenzen hatten. Das Paradebeispiel ist aber BATMAN von 1989, welcher eine Fahrt durch ein blau-schwarzes Gebilde zeigt, die sich letztendlich als das Batsymbol herausstellt.

 

Zusammen mit der Musik von Danny Elfman hat mich das mehr beeindruckt als vielerlei Firlefanz. Das trifft auch auf das Intro zu THE TERMINATOR zu, in dem die Buchstaben des Titels ineinanderlaufen, die Credits in gleichem Schriftstil gewählt wurden und auch farblich gut harmonieren. Trotzdem dominiert auch hier die einprägsame Musik von Brad Fidel. BATMAN allerdings ist noch eine Spur eleganter, deswegen darf diese Sequenz hier gern nochmal bestaunt werden.

 

 

 

 

 

Betonte Langsamkeit und Musik als Träger

 

Eine Titelsequenz kann ein Sog sein, ein Strudelsumpf, durch den man in den Film gesaugt wird. Unheilschwanger kann das sein, wie auch klebend zäh, verträumt, elegant und beinahe wie ein Gemälde. Ein Mix aus extremen Zeitlupeneinstellungen in schwarz-weiß, mit sanften Blenden und Beethovens Siebter ist der Opener zu THE FALL von Tarsem Singh aus dem Jahr 2006 beinahe ein Kunstwerk für sich. Tarsem begann seine Karriere als Videoclipregisseur, wie auch David Fincher, zu dem wir später kommen.

 

 

 

 

Ein anderes Beispiel für Eleganz im Titeldesign ist SPLICE von Vincenzo Natali aus dem Jahr 2009. Es handelt sich um eine CGI-Fahrt durch eine biologische Flüssigkeit, mit dezenter Abhebung des Casts und Titels in Form von mikroskopischer Fauna.

 

 

 

 

Aber eine Titelsequenz muss wie gesagt nicht immer alleinstehend sein, sie kann auch sehr gut in Plot und szenische Handlungen eingebunden werden und ihr eine neue Bedeutungsebene verleihen. Das beste Beispiel dafür ist der Film LORD OF WAR von Andrew Niccol, der in seiner Titelsequenz den Weg einer Gewehrkugel von der Produktion bis zu seinem schmerzvollen Bestimmungsort zeigt. Diese Sequenz verdichtet das Thema des Films auf kluge Weise und ist fast ein kleiner Film im Film.

 

 

 

 

Bei aller Liebe zu Design und Stil, wenn man die mehr oder weniger notwendigen Credits dramaturgisch gut in den Film einwebt, kann das eine große Wirkung erzielen. Am besten schafft das die Eröffnungssequenz von MEMENTO von Christopher Nolan. Der Film MEMENTO wird szenisch rückwärts erzählt.

 

Die opening titles verdichten das sogar noch, sie zeigen ein fertiges Polaroidfoto, welches immer mehr verblasst, bevor es wieder in die Kamera schnippt – im Gegensatz zum Film ist diese Sequenz sogar faktisch rückwärts inszeniert. Auch das verdichtet den Hook des Films, gleichzeitg auch die makabere Stimmung. In solchen Fällen ist es auch legitim, diese Ideen in das Drehbuch fließen zu lassen, denn sie sind Teil des Werkes und eine von vielen Ebenen des gesamten Films.

 

 

 

 

Alle Beispiele bislang besitzen ein entscheidendes Element neben Stil, Schrift und Dramaturgie – sie sind musikalisch untermalt. Ob nun untermalt oder ob ein wirklicher inhaltlicher Bezug genommen wird, ist in der Anwendung ganz unterschiedlich. Die Filme von David Fincher sind ein tolles Sammelbecken für irrwitzige Titelsequenzen. SIEBEN, FIGHT CLUB oder auch PANIC ROOM sind allesamt sehr edel. Aber auch bei Fincher ist Musik ein wichtiger Bestandteil der Wirkungskraft.

 

Bereits SIEBEN lieh sich einen Teil der beklemmenden Stimmung des Titeldesigns von Nine Inch Nails “Closer”. Noch direkter schafft das THE GIRL WITH THE DRAGON TATTOO, eine stilvolle CGI-Sequenz mit einem fantastischen Song von Nine Inch Nails.

 

 

 

 

 

Was ist mit der Couch?

 

Titelsequenzen im Film haben eine lange Tradition. Aber erst in den letzten Jahrzehnten sind sie im Fernsehen von noch größerer Bedeutung. Bond als Filmreihe braucht den Titelvorspann als Wiedererkennungsmerkmal. TV-Serien brauchen das in Potenz. Denn sie müssen Woche für Woche oder auch Tag für Tag Zuschauer binden. Was wären die SPIMSONS ohne die Titelsequenz, die immer wieder variiert wird und in der eine Couch am Ende eine tragende Rolle einnimmt. Oder Bart Simpsons Strafschreibe an der Schultafel (“Das Klauen von Nutella ist kein Verbrechen…Karamba!”). Seit der Serienexplosion aus den USA sind auch für Serien Titelsequenzen von großer Wichtigkeit. MAD MAN beispielsweise atmet den alten Saul Bass Flair, SIX FEED UNDER gibt Zynismus und Schwarzhumorigkeit vor und ohne die ersten zwei Minuten jeder Folge TWIN PEAKS würde etwas Entscheidendes fehlen.

 

Vielleicht nicht die Besten, aber in einer Idee sehr clever, sind die opening titles der Serie FRINGE von J. J. Abrams. Diese zeigen zwar wenig Informationen über Besetzung und Stab, die folgen im szenischen Verlauf, wohl aber geben sie der Serie eine wichtige Tonart, die zum Teil einzigartig im Serienalmanach ist. FRINGE besitzt vier verschiede Titelsequenzen, für den normalen Verlauf, eine für Geschichten aus dem Paralleluniversum, einen Retrovorspann aus den achtziger Jahren und eine noch futuristischere für die Stories aus der Zukunft. Besonders die beiden Letzteren haben es mit angetan und sind es wert, hier aufzutauchen.

 

 

 

 

 

The beginning is the end is the beginning

 

Ein relativ neuer Trend ist aber, die Titelsequenz an das Ende des Films zu setzen. Das geschieht vorrangig bei Animationsfilmen von Pixar, Disney und Co.. Kinder interessieren sich kaum für den head of animation und das ist auch gut so. Aber auch am Ende eines Films kann eine Titel- oder in dem Fall Endsequenz den gesamten Film umrunden und stilistische wie emotionale Schlussakkorde setzen. Denn in dem Fall ist es beabsichtigt, was man aus dem Film, den man gerade gesehen hat, mitnimmt, ein komprimiertes Gefühl.  Weil auch wir am Ende sind, passt nichts besser als das tolle Ende des Films PARANORMAN, welches auch der Anfang sein könnte. Zusammen mit dem tollen Song der White Stripes ist diese Sequenz die Essenz eines dieser Kunstform.

 

 

 

 

Bei aller Liebe zu wundervollen Eröffnungsfeiern darf man nicht vergessen, dass ein toller opener noch keinen tollen Film macht. Und ich kann wie gesagt auch verstehen, das, wenn man ins Kino geht, sich nicht erst durch tausende Namen wühlen will. Aber so ist das, was für den einen filmischer Fast Food ist, wird bei anderen genüsslich zerkaut. Wirkliche Fans von Titelsequenzen sind dann wohl vorrangig Leute, die sich auch den Abspann des Films in Gänze ansehen, den Film ausklingen lassen, wie auch der opener bewirkt hat, sich auf den Film einzulassen, eingesaugt zu werden, zu assoziieren, wiederzuerkennen, zu entdecken.

 

Ein Film ist mehr als die Summe seiner Teile, aber auch nicht weniger. Ein Film ist ein Film und eine Titelsequenz kann einen Film stilistisch, atmosphärisch wie emotional bereichern, wenn sie gut platziert und umgesetzt ist.

 

 

4 Comments

  1. Antworten
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    DieFilmguckerin 10. Juni 2014

    Ich kann nur zustimmen. Ich liebe tolle Titelsequenzen und freue mich immer, wenn mir da was Besonderes unterkommt. Ich fand auch den Eingang in “Enter the Void” sehr sehr gut. Eine perfekte Einstimmung auf den Film.

  3. Antworten

    […] Das geflügelte Pferd im TriStar Pictures Intro, der langsam eingeblendete Filmtitel oder die ausladende Titelsequenz in Bondfilmen, bis die eigentliche Geschichte beginnt, wird vom Zuschauer oft Geduld abverlangt. […]

  4. Antworten
    American Horror Stories 30. Januar 2018

    […] Ikonische Opening Credits in AMERICAN HORROR STORY, nur Staffel 6 ging leer aus […]

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Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de