Posts Tagged: Animationsfilm

Die kleine Genrefibel Teil 97: Zeichentrick

Zeichnen ist ein künstlerisches Ausdrucksmittel, so ist Zeichnen allein bereits Kunst und jedes gezeichnete Motiv ein Kunstwerk, denn Kunst ist Prozess und Kunstwerk Ergebnis. Das hat man irgendwann vergessen, als man an die Begriffe Kunst und Kunstwerk qualitative Maßstäbe angesetzt und mit Kunst nur die schönen Künste bezeichnet hat. Auch der Begriff Filmkunst hat sich im Laufe der Jahrzehnte in dieser Betrachtung gewandelt, verständlicherweise, allein Bilder zum Laufen zu bringen, verlor irgendwann die anfängliche Magie. Für Kinder sind Filme mit gezeichneten Figuren immer noch magisch. Nur heißen sie nicht Zeichenkunstfilme, denn ihren wahren Zauber entfalten sie durch das Austricksen des menschlichen Auges, das ab einer bestimmten Bildfrequenz Einzelbilder nicht mehr trennen kann. Doof fürs Auge, gut für die Filmkunst, denn nur so sind Zeichentrickfilme erst möglich.

Die kleine Genrefibel Teil 86: Cool Kids!

Heute, Kinder, wird´s was geben, und zwar ein richtiges Reizthema im Kinematographenzoo, im Flimmergewimmel unseres kleinen Nickelodeons hier, heut gibt´s voll auf die VierbisZwölf, ob ihr wollt oder nicht. Erst kürzlich hab ich es wieder erlebt, hier in meiner schnuckeligen Filmhöhle. Ich sitze mit einem guten Freund bei einem Quarkhörnchen und einem Kasten SchwipSchwap vor dem Fünfundfünfzigzoller und wir wollen einen Film schauen, mein Vorschlag SON OF RAMBOW klingt dem Titel nach verheißungsvoll, doch dann erwähne ich spitzwegerich beiläufig, dass es sich dabei um einen der besten Kinderfilme handle, den ich kenne und der Kasten SchwipSchwap gehört mir plötzlich ganz alleine. Was ist denn da los? Beim heiligen Perforationsloch, warum sollte man an einem Samstagabend einen Kinderfilm kucken, als „Erwachsener“? Also „nur“ einen Kinderfilm? Warum keinen „richtigen“ Film?

Die kleine Genrefibel Teil 69: AG Kurzfilm

In der kleinen Genrefibel wird das Klein heute groß geschrieben. Ein Satz voller Mysterien. Oder sollte es besser heißen kurz? Wäre treffender, aber ich bezweifle es, kurz waren die bisherigen 68 Folgen der Genrefibel ja selten. Dennoch geht es heute um die Kürze, denn wir beschnuppern eine Gattung Film, die zwar jedem bekannt sein dürfte, zu der aber die meisten keine so emotionale Verbindung herstellen können wie zum abendfüllenden Spielfilm. Die Rede ist selbstverständlich vom nicht-abendfüllenden Film oder kurz Kurzfilm. Jeder Filmfreund da draußen weiß, Filme gibt es in verschiedenen Längen. Und dann gibt es noch den Kurzfilm. Manche bekritteln, der Kurzfilm sei ihnen zu kurz. Und man muss schon einen Pfiffikus an Filmfan finden, der die Frage beantworten kann: “Nenn mir mal einen tollen Kurzfilm!”

Die kleine Genrefibel Teil 60: Computer Generated Imaginery

Für manche ist Film noch immer pure Magie. Alles scheint möglich, nur die Phantasie setzt Grenzen. Gäbe es das Unmögliche nicht, gäbe es auch keine Herausforderung. Und von Anfang an war Film eine audiovisuelle Herausforderung. Manch einer jedoch sieht im Film Täuschung und Betrug. Wieder andere erkennen auf der Leinwand nur noch buntbemalte Einsen und Nullen, die arithmetische Pirouetten drehen und trauern den guten alten Zeiten nach, in denen Vulkane noch aus Pappmaché und singende Hunde von Hand gezeichnet waren und es echte Sonnenauf- wie untergänge auf der Leinwand zu bestaunen gab.

Die kleine Genrefibel Teil 37: Dinomania

Das Mesozoikum, was war das für eine irre Zeit. Die ganze Welt hatte sich zusammengerafft zu einem riesigen Klumpen Landmasse namens Pangäa. Die beiden größten Extremsportdisziplinen jener Zeit waren Kontinentaldriften und Massenaussterben. Jede Art, die etwas auf sich hielt, ließ sich erstmal von widrigen Umständen dahinraffen und machte so Platz für andere Spezies. Denn Platz gab´s genug. Dort, wo im Erdaltertum Riesenlibellen und Urlurche das Sagen hatten, besetzten nun diverse Kriechtiere und Reptilien die Plätze und ließen es sich gut gehen.

Der Nacktmull muss niesen. Feenstaub.

Britizismus, Quadrinom, Paränese, Impietät, Mankieren, Ordonanz, Skabrös, Intransigent. Wann immer Autoren und Stoffentwickler neue Wörter aufschnappen, es fühlt sich wie die Entdeckung einer unerforschten Tier- oder Pflanzenart an. Im Unbekannten schlummern neue Denkweisen, zwischen dem “R” und dem “Ö” in “Skabrös”, da sind Geschichten drin versteckt. Ihr nennt das verquert, intellektuell verpuderquastet oder kapriziös? Kann sein. Aber so ist das nun mal. Dabei hab ich noch gar nicht von Dingen gesprochen, für die es keinerlei Begrifflichkeit gibt. Zum Beispiel für das diffuse Gefühl, wenn Inspiration für etwas nicht aus dem Konkreten entspringt, sondern einem Farbtopf an Eindrücken, die alles Bestehende parallelverschieben und oder in Frage stellen. Nennen wir dieses Gefühl “melangeristisch”. Oder “Trispalt” – die Steigerung von “Zwiespalt”.

Die kleine Genrefibel Teil 31: animeshon

Neo-Tokyo im Jahr 2019, Eltern, die sich bei anbrechender Dunkelheit in Schweine verwandeln, Schulmädchen mit Katzenohren und rosafarbenden Haaren, zu quirligen Locken oder Würstchen gewickelt, Cyberbrain, Mechas, Otaku – für manche haben diese Begriffe eine pulsbeschleunigende Wirkung, anderen wiederum verdreht es die Pupillen zu kleinen Kringeln. Zwischen esoterischer Erfüllung und grenzdebiler Unerträglichkeit liegt meist nur eine schmale Grenze im Auge des Betrachters, manche lieben sie abgöttisch, anderen bleibt der Zugang zu ihnen auf immer verwehrt – Mangas? Fast.

Low

Ich bin wieder zurück von einer Woche FILMFEST DRESDEN. Vieles hat sich verändert. Mein Türschloss klemmt nicht mehr, ein untrügliches Zeichen für den beginnenden Sommer. Obwohl ich Sohn einer Physiklehrerin bin, weiß ich nicht recht wieso. Dehnt sich Holz oder Aluminium bei steigenden Temperaturen aus oder schrumpft? Den ganzen Winter über hat die dämliche Tür geklemmt. Jetzt lässt sie sich ganz leicht öffnen und schließen. Für die meisten sind solche Lappalien nur werkstoffbedingtes Arbeiten von Bauelementen. Bei mir ist das eher ein metaphorischer Fingerzeig. Im Sommer klemmt´s insgesamt weniger.

Zum Teufel mit dem Knuddelfaktor!

Nu kuck doch, wie süß! Wie ´se da sitzen, Klopfer, Dumbo, Mogli und wie sie alle heißen, Figuren aus Animationsfilmen, niedlich, kulleräugig, bonbonesk! Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, auch animierte Filmfiguren sind inzwischen dem Kindchenschema entwachsen und der ein oder andere Charakter ist lebendiger geschrieben als so manche Realfilmfigur. Wie so oft sind es aber vorrangig Kleinigkeiten, die eine Figur Besonders machen. Abseits von Disneykulleraugen, Pixarpixeln oder Gollum, zu welchen Animationsfiguren habe ich eine besondere Beziehung aufgebaut und warum? Zehn Figuren, bestenfalls zehn Antworten!

Die kleine Genrefibel Teil 9: Miniaturism

Das Genre Fantasy kann kompliziert sein. Ist STAR WARS Fantasy oder Science-Fiction? Fantasy ist ein schwammiger Begriff. Die meisten verbinden ihn mit Tolkien, Drachen, Rittersleuten, Barbaren oder Fabelwesen. Im Bereich Fantasy trifft man einerseits auf geschichtliche Mythologie wie auf vollkommen neue Welten. Ob das nun ganze Planeten wie Pandora oder Tattoine sind, Mittelerde oder der Hades, erscheint ebenso zweitrangig wie die Lebewesen, die diese Welten bevölkern. Das Erschaffen einer eigenen Welt kann für einen Autor das Größte sein. Doch nicht immer ist das auch das Cleverste für die Geschichte. Fremde, neue Welten eröffnen einem Autor nahezu grenzenlose Freiheiten. Man kann, mal unflätig ausgedrückt, auf Dinge wie Gravitation, Biophysik und manchmal auch Logik scheißen. In neuen Welten ist alles möglich. Doch genau das nimmt einer Geschichte nicht selten Spannungspotential. Denn je differenter die Gesetzmäßigkeiten fremder Welten gegenüber der Unseren sind, umso schwerer kann man Handlungen und Entscheidungen der Figuren darin verstehen und nachvollziehen.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de