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Scheinwerfer
Script Development XVII: Lichtdramaturgie

Licht. Du rätselhaftes Wesen. Wo kommst du her, du sichtbarer Teil des elektromagnetischen Spektrums? War früher wirklich alles dunkel, bis Gott sprach, es werde Licht? Man hat versucht, dich zu vermessen, man trug dich säckeweise in dunkle Rathäuser, aber du warst einfach nicht zu fassen. Bis dich Thomas Edison mit Hilfe von Elektrizität unterwarf und dich in Glühbirnen stopfte. Für teuer Geld, wohlgemerkt! In muffigen Großraumbüros aber war´s dir irgendwann zu langweilig, du wolltest berühmt sein, ein heller Stern am Broadway. So gingst du zum Film. Schwere Buben trugen dich von Set zu Set, du wurdest kilowattweise im Studio verstreut, auf geschminkte Gesichter geworfen und wieder eingefangen durch die Camera Obscura.

Die kleine Genrefibel Teil 38: Coming of Age

Da standen wir nun, draußen, weil es drinnen zu laut war und zu heiß, zu viele Idioten, die sich an der provisorischen Bar drängelten und Blue Curaçao Longdrinks bestellten und zu viel Beschallung durch Haddaway – “Is it love? Baby don’t hurt me, no more!” Die meisten saßen ohnehin nur auf Klappstühlen herum, die an die Wände des Saals geschoben waren, den wir nur zu gut kannten, weil er früher Teil unseres Schulhorts gewesen ist. Doch an diesem Wochenende wurde aus der Tagesstätte für Grundschüler eine Disco für uns Ältere. Aber weil es dunkel war und sich eine Spiegelkugel drehte, funktionierte diese Täuschung.

Zum Teufel mit dem Knuddelfaktor!

Nu kuck doch, wie süß! Wie ´se da sitzen, Klopfer, Dumbo, Mogli und wie sie alle heißen, Figuren aus Animationsfilmen, niedlich, kulleräugig, bonbonesk! Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, auch animierte Filmfiguren sind inzwischen dem Kindchenschema entwachsen und der ein oder andere Charakter ist lebendiger geschrieben als so manche Realfilmfigur. Wie so oft sind es aber vorrangig Kleinigkeiten, die eine Figur Besonders machen. Abseits von Disneykulleraugen, Pixarpixeln oder Gollum, zu welchen Animationsfiguren habe ich eine besondere Beziehung aufgebaut und warum? Zehn Figuren, bestenfalls zehn Antworten!

It’s not who I am underneath…
Script Development V: Figurenfindung

Die vier hilfreichsten Eigenschaften eines Autors sind Phantasie, Imaginationsgabe, Vorstellungskraft und das Talent, möglichst viele Synonyme für ein und denselben Begriff zu finden. “Drehbuch ist Handwerk”, sagen die einen. “Buuu” rufen die anderen, wo bleibt die Phantasie. Es ist schon hilfreich, wenn man über die Fähigkeit verfügt, Geschichten oder Figuren weiterzuspinnen, nach Möglichkeit dramatisch, mit Zunder. Dafür braucht man mit Sicherheit Phantasie. Aber ist Phantasie ein schöpferischer Akt? Ist es Phantasie, die eine Kettenreaktion auslösen kann, wo ist der Ursprung von Geschichten, besser, wo ist der Ursprung von Figuren?

Die digitale Seele

Wenn ich in den letzten Tagen über das ausgehende Filmjahr 2013 nachdenke, welche Geschichten mich am meisten beeindruckt haben, dann fällt mir als Erstes gar kein Film ein, sondern ein Konsolenspiel. Das ist nichts ungewöhnliches, PC- und Konsolenspiele können inszenatorisch längst mit gängiger Blockbusterware konkurrieren, wirtschaftlich ohnehin – eine Großproduktion wie GTA 5 hat ein geschätztes Budget von ungefähr 200 Millionen Euro und erzielt in wenigen Tagen weltweit Milliardenumsätze.

Getreidemühle Einsamkeit

Was kann das werden, ein Portrait von Helge Schneider, mit speziellem Blick auf seine Filmwerke? Geht es da um Schnüffelpiloten, Hamster Hermi, Tante Uschi oder Eidechsen mit tupierten Haaren, die ein Stück Holz essen? Oder um verkopfte, überintellektuelle Verquastung, die in der Art, wie Kommissar 00 Schneider Käsebrot isst, eine Kritik am sozialen Verfall der Wertegesellschaft sieht? Wie muss man sich Helge nähern? Wie einem Räuber? Oder besser erst warten, bis die Gewebeproben zurückkommen? Und vor allem, was sucht wieder so ein Underdog hier im Genrefilmportraitsaal? Helge zwischen Zombies & Hackepetra? Jetzt ist auch klar, warum es dem deutschen Genrefilm so schlecht geht! Das is alles Ihre Schuld, Herr Fauls…äh, Herr Hempel. Doch, ich glaube schon, Herr Hempel, Sie sind Schuld. Sie haben psychische Probleme. Sie stinken wie ein Schwein! So können Sie nicht auf die Straße!

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de