Die kleine Genrefibel Teil 41: STAR WARS
Am heutigen Tag endet eine sehnsüchtige Reise. Schon wieder. Das heißt, eigentlich wird sie gestern enden werden, denn gestern ist gar nicht gestern, gestern ist erst in 3 Tagen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verknoten sich zu einem intergalaktischen Knäul. Denn wenn ihr Erdenbürger das hier lest, sind diese drei Tage bereits verstrichen und STAR WARS – THE FORCE AWAKENS läuft offiziell in allen Kinos von Acapulco bis Zeitz. Ich hingegen muss noch warten, drei verfluchte Tage lang. Weil diese Zeit ungefähr so quälend ist, als würde man im Schlund des Sarlacs langsam verdaut werden, rekapituliere ich mein bisheriges Leben mit STAR WARS. Auf das der Kreis sich schließen möge.
Ich widme diese Genrefibel gänzlich der STAR WARS Saga, die weniger Filmreihe als Religion ist, Popkultur, weltumspannendes Ereignis, Lebenstraum. Was ist nicht schon alles über die STAR WARS Saga geschrieben worden? Was will ich noch über STAR WARS schreiben? Wem erzähle ich etwas Neues über Jedi-Ritter, Wookies, Mandalorianer, Bothaner, Ortolaner, Mon Calamari, die Macht, Lichtschwerter? Wohl beinahe niemandem! Über STAR WARS zu schreiben, bedeutet Wompratten nach Tattoine zu tragen.
Und dennoch kann jeder, der auch nur einen Hauch von Filmliebe in sich trägt, unzählige persönliche Geschichten erzählen, die ihn mit STAR WARS verbinden. Dazu zähle auch ich. STAR WARS ist ein treuer Freund, der immer da war, immer bleiben wird, in meinen Gedanken, meinen Erinnerungen, meinen Sehnsüchten. Die größte Saga von allen! Mein Vater kennt sie, meine Schwester liebt sie, ich liebe sie.
Und du fühlst diese Liebe auch!
“So jung und schon bei den Sturmtruppen?”
Am 25. Mai des Jahres 1977 erblickte STAR WARS das Licht der US-Filmwelt. Wenige Monate später, nämlich im September 1977, wurde ich geboren. Ich kann wahrlich sagen, ich war von Anfang an dabei. Während es die Zeit gut mit mir meinte, war der Ort meiner Menschwerdung nicht gut durchdacht worden. Ich wuchs nämlich auf der dunklen Seite des Eisernen Vorhangs auf und verpasste somit den bundesdeutschen Kinostart von KRIEG DER STERNE im Februar 1978 um nur wenige Kilometer. Ich weiß noch, wie ich als fünf Monate alter Knirps an der Grenze stand und schwermütig Richtung Westen schaute. Aber es nützte nichts, ich musste mir stattdessen den DEFA-Spielfilm EINER MUSS DIE LEICHE SEIN reinziehen.
Da war ich nun, hineingeboren in eine Welt, in der es STAR WARS gab und dennoch durfte ich nicht daran teilhaben. Dabei hätten die Funktionäre im Arbeiter- und Bauernstaat die Signalwirkung des Films nur richtig auslegen müssen. Denn es ging um den ehernen Kampf rebellischer Widerstandskämpfer gegen das böse Imperium, faktisch ein Antifaschistischer Schutzfilm, der gut Stimmung gegen den Klassenfeind hätte machen können. Doch das Regime hasste das gewaltverherrlichende Mainstreamkino der Ära Carter und Reagan und mancherlei Symbolik konnte missverstanden werden. Die helle und die dunkle Seite der Macht, man konnte sie auch anders interpretieren. Was, wenn Rebellen plötzlich Erichs Lampenladen mit einer X-Flügelstaffel angreifen würden? Man musste mit allem rechnen, denn STAR WARS sorgte weltweit für Furore.
STAR WARS lief nicht im DDR-Kino, auch das Internet war seiner Zeit noch seeehr langsam. Aber KRIEG DER STERNE war nicht nur irgendein Film. Er war ein Ereignis, eine Wende, vor allem für das US-Kino. Das befand sich nämlich in den frühen Siebziger Jahren fest in der Hand von Emigranten. Das alte Hollywood war tot, ein Relikt der 50er Jahre, die Zeit der großen heroischen Monumentalschinken war vorbei, internationales Weltgeschehen veränderte die Gesellschaft. Rassenunruhen ab 1967 und der Vietnamkrieg veränderten auch die Fiktion und den Film, einstige Helden wurden gebrochen, altehrwürdige Genres wurden modernisiert oder dekonstruiert.
Die neuen Wilden an Regisseuren hießen Francis Ford Coppola, Peter Bogdanovich, Roman Polanski, Martin Scorcese oder Miloš Forman und ihr Werk war eindeutig am zeitgenössischen europäischen Kino á la Truffaut, Godard, Fellini, Bergman oder Antonioni angelehnt. Man nannte diese Ära New Hollywood, doch auch sie lag Ende der siebziger bereits wieder im Sterben. Denn eine neue Generation an Filmemachern wollte Hollywood erneut wiederbeleben. Nur zwei Filme veränderten diese Kinokultur weltweit bis zum heutigen Tage.
Das Märchen aller Märchen
Noch bevor KRIEG DER STERNE ein neues Kinozeitalter einläutete, prägte der Film DER WEIßE HAI von Regisseur Steven Spielberg 1975 den Begriff Blockbuster. Filme mit großem Publikumsansturm gab es zwar bereits früher (BEN HUR, SPARTACUS, WEST SIDE STORY, CLEOPATRA), doch lag dieses Geschäft in den späten sechziger und frühen siebziger Jahren brach. Berühmte Vorlagen waren allesamt adaptiert worden, Realismus bestimmte die Kunst, Phantastik war eine unlukrative Nische, die B-Movies füllten. Doch DER WEIßE HAI machte Kino zum Erlebnisevent, einer Mutprobe, man musste es gesehen haben, um mitreden zu können, man musste den Hai gesehen haben. Anderen Filme waren plötzlich wie ein Museumsbesuch. Dann, zwei Jahre später, kam STAR WARS.
Bereits in der ersten Filmminute flog ein riesiges Raumschiff direkt über die Köpfe der Zuschauer hinweg, die Konstruktion wollte kein Ende nehmen, begleitet von martialischem Sound und der heroischen Musik von Komponist John Williams.
Spielberg und Lucas führten das intellektuelle Kopfkino der siebziger Jahre zu ihren Ursprüngen zurück, zu etwas visuellem, fühlbaren. Einerseits war es die Wucht neuer Effekttechniken, zum anderen die erzählerische Leichtigkeit und allgemeinverständliche Symbolik, die seit der Stummfilmzeit mehr und mehr aufweichte. Figuren, die vormals gebrochen und im Zweifel mit sich und dem Unbill der Welt ihren inneren Kampf austrugen, wurden wieder zu Figuren mit klarer Motivation und Charakterzeichnung.
Diese neue Art des Entertainments war im Grunde ein Sammelsurium aller Tugenden Hollywoods seit Erfindung des Films, STAR WARS eine wilde Mischung aus traditionellen Elementen der Grimmschen Märchen, des Westerns, des Abenteuer- und Piratenfilms der 40er Jahre, Science-Fiction-Fantasy ohne utopische Versprechungen, ein wenig FLASH GORDON, ein bisschen Akira Kurosowas DIE VERBORGENE FESTUNG, mit neuen Gesichtern, bahnbrechender Technik und einer Publikumsbindung über den Film hinaus. STAR WARS öffnete neue Märkte, machte Filmmerchandising zu einer wichtigen Einnahmequelle und ist bis heute eine Inspiration für Generationen von Filmemachern.
Zwar blieben mir als Kind die KRIEG DER STERNE Filme im Kino verwehrt, von STAR WARS wusste man dennoch und es war ein Mysterium wie die Geschichte um Jedi-Ritter selbst. Man erfuhr davon aus Erzählungen, Gerüchten, Aufklebern. Dass es da draußen etwas gab, was größer war als alles andere, das war mir bereits als Kind bewusst. Ein Freund von mir besaß ein französisches Poster von LE RETOUR DU JEDI, auf dem mir vor allem ein übergroße Zottelmonster Angst machte. Angst hatte ich auch, als ich das erste mal ein Bild von Yoda sah, ein grüner Gnom inmitten eines düsteren Laubblatthaufens. Wir spielten als Kinder mit kleinen Ewokfiguren, hatten Lichtschwerter aus neonfarbigen Klebebändern gebastelt, die es im Modelbauladen gab.
Was wir da praktizierten, war uns gar nicht bewusst. Aber Begriffe schwirrten im luftleeren Raum, Jedi-Ritter, Sternenzerstörer, Weltraumschlacht. In meiner frühsten Erinnerung an KRIEG DER STERNE wähnte ich den Film als apokalyptischen Endzeitstreifen, so indoktriniert war man von Atomwaffen und Weltkriegsängsten, Yoda möglicherweise ein degenerierter Erdenmensch, der durch Strahlung zu einem grünen Knubbel mutierte. KRIEG DER STERNE, das war wie eine uralte Geschichte, von der man Fragmente kannte. Dass im Vorspann tatsächlich von einer weit, weit entfernten Galaxis vor langer, langer Zeit erzählte wurde, wusste ich damals noch nicht.
Aber genauso dran es an mein Ohr. STAR WARS, das musste das Märchen aller Märchen sein, die größte Geschichte von allen.
Die Rückkehr der Video-Ritter
Als ich dann das erste mal STAR WARS sah, war die Saga mittlerweile abgeschlossene Kinogeschichte. Die erste Trilogie endete 1983 mit DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER und das Wort “Jedi-Ritter” war dann auch das einzige, was in meinem Gedächtnis verblieb, als ich 1990 meinem Vater einen Videothekenwunschzettel schrieb. Da stand nicht STAR WARS oder KRIEG DER STERNE, da stand einfach nur “Jedi-Ritter”. Was dazu führte, dass meine erste Begegnung mit der Saga auch gleich mit ihrem Ende begann. Der erste STAR WARS Film, den ich nun endlich sehen konnte, war DIE RÜCKKEHR DER JEDI-RITTER. Ich kann mich nicht erinnern, dass es mich groß verwirrt hat, ich nahm es so hin und war elektrisiert. Erst danach sah ich KRIEG DER STERNE von 1977 und DAS IMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK. Dann wieder JEDI-RITTER, und dann wieder von vorn.
Zuvor sah ich nur Filme, hier hatte ich es erstmals mit einer Saga zu tun. STAR WARS trieb mich an, selbst zu schreiben, über Jedi-Ritter, Luke Skywalker und Prinzessin Leia.
Ich verwette mein halbes Frühstücksei, jeder genreaffine Filmfreund hat das getan, jeder hat seine eigene STAR WARS Geschichte erzählt, sich Episoden ausgedacht, wollte Jedi wie Lukes Vater sein. KRIEG DER STERNE verbandt Generationen und tut es heute noch. Während meine Eltern ihre Nase rümpften über Filme, die ich auf den Videothekenwunschzettel schrieb, an STAR WARS kamen auch sie nicht vorbei. Meine Mutter und mein Vater, ich kann es mit Stolz sagen, sind große STAR WARS Fans. Als STAR WARS das erste mal im Fernsehen lief (die SAT1-Bälle hatten was vom Todesstern), da war Party in meinem Elternhaus.
Am Mittagstisch wurde darüber diskutiert, dass Leia Lukes Schwester war, wie niedlich R2D2 piepste und dass es sich beim ersten Film eigentlich um den vierten handelte und dass das voll krass war. Heute, 38 Jahre nach KRIEG DER STERNE, kennt selbst meine 8jährige Nichte STAR WARS, ohne jegliches Zutun meinerseits. Sie steht total auf Darth Vader und spielt THE FORCE UNLEASHED, selbst ihre Mutter, meine Schwester, musste mich fragen, was “Unleashed” überhaupt heißt, meine 8jährigen Nichte weiß das, aus dem Effeff. Wenn auch nicht jeder STAR WARS so abgöttisch liebt wie ich, davon gehört hatte jeder. Einige machen sich noch heute lustig über Trekkies und die “anderen”, über das biblische “Möge die Macht mit dir sein” oder über die angeblich ach so komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse der Familie Skywalker.
Hatte ich es gerade so geschafft, die achtziger Jahre zu überstehen, um 1990 endlich STAR WARS sehen zu können, wollte das Schicksal die Ungerechtigkeit des Kalten Krieges wieder gutmachen und bescherte auch der neuen Generation an STAR WARS Fans das wohlige Gefühl der Vorfreude. In den frühen neunziger Jahren wurde nicht nur STAR WARS geschaut, STAR WARS wurde seziert. Keine andere Filmreihe wurde so in ihre Bestandteile zerlegt wie die KRIEG DER STERNE Saga. Die Special Edition der ersten drei Filme war nur ein kleiner Vorgeschmack, als bekannt wurde, Schöpfer George Lucas würde neue Episoden produzieren, die nun die Vorgeschichte von Obi Wan, Luke und Vader erzählen sollen. War STAR WARS in meiner Kindheit eine Art Machtgeist, durfte ich an dieser Vorfreude höchst selbst teilnehmen.
Über Gungans, George Lucas & Albi Won Kohlrabi
Das Warten auf EPISODE 1 war eine aufregende Zeit. Viel wurde gemunkelt über die Vorgeschichte der Saga, über einen jungen Obi Wan Kenobi, gespielt von Kenneth Branagh, über die Geburt von Luke und Leia und darüber, ob es einem Film erneut gelang, ein neues Zeitalter einzuleiten. Die Chancen standen gut, nichts wurde sehnlicher erwartet als STAR WARS und das neue Millennium.
Der erste Teasertrailer war atemberaubend, die neuen Wesen, die Effekte, die Musik, STAR WARS würde erneut alles sprengen, so viel stand fest. Doch es kam, wie es kommen musste, die neue Trilogie wurde dieser enormen Erwartungshaltung nicht gerecht. Aber es war ein Scheitern auf höchstem Niveau, denn so sehr der harte Kern der Fans an der Prequel-Trilogie auch hadert, STAR WARS gelang es abermals, Generationen zu verbinden. Die meisten der alten Fans hatten nun bereits Kinder, während die Eltern Luke und Han die Treue hielten, spielten die Kinder des Millenniums mit Kampfdroiden und Anakin Skywalker Puppen.
Die Geschichte der Prequel-Trilogie ist für mich weniger ein Jammern über all ihre Schwächen als eine vertane Möglichkeit. Mein Bild von EPISODE 1 war urgewaltig, der Film selbst am Ende ein Kleinklein in Großformat. Lucas entschied sich, die Saga auszuweiten, sie immens zu vergrößern und diese Entscheidung ist keine Falsche gewesen. STAR WARS expandierte und die neuen Welten und Konflikte, die Lucas für die Prequel-Trilogie erdachte, sie waren ein noch größerer Spielplatz als es Tattoine, Hoth und Endor zuvor waren. Leider versäumte Lucas, die expandierte Welt mit jener naiven Liebe zu füllen, wie er es in KRIEG DER STERNE tat. Es gab in EPISODE 1 bis 3 durchaus ikonische Figurenanlagen, doch zerplatzten sie wie Seifenblasen an der Umständlichkeit der Dramatisierung. War die Urtrilogie eine reine Bauchgeschichte, gaben sich die Prequels zu verkopft und ohne Gefühl.
Was wurde nicht alles geschrieben über die Schwächen und Mängel der Prequel-Trilogie. Sie mögen alle Recht haben, objektiv als auch subjektiv, ich liebe diese Filme dennoch. Rückblickend gehört THE PHANTOM MENEACE sogar zu einer meiner Lieblingsepisoden, er wird von allen am wenigsten gemocht, nur verstehe ich nicht warum. EPISODE 1 atmet weit mehr Flair der alten Filme als die Folgeepisoden, insbesondere die verklärt über den Klee gelobte EPISODE 3, die ich immer am schwächsten fand. Denn REVENGE OF THE SITH hat kein Drama in seiner Struktur, er erfüllt nur das Dramaversprechen der gesamten Vorgeschichte, allerdings auf denkbar undramatischem Weg.
Skywalker wird Vader, die Fans flippten aus, als er das erste mal röchelte. Aber das war nicht das, was ich sehen wollte. Ich wollte sehen, warum. Dieses Versprechen konnte Lucas nicht einlösen, die Fühlbarkeit dieser Verwandlung blieb auf der Strecke, irgendwo zwischen vermurksten Dialogen und einer Fehlbesetzung der zentralen Hauptfigur. Doch auch Christensen trifft keine Schuld.
Lucas scheiterte letzten Endes an seiner eigenen Persönlichkeit. Verdammt habe ich ihn dafür nie, denn der Fall STAR WARS ist einmalig in der Filmgeschichte. Zu viel lag seinerzeit in seinem übergroßen Schatten, er brauchte nur in einen Konferenzsaal kommen und Konzeptfotos eines Pantoffeltierchens zeigen, und die Masse der Angestellten raunte erhaben: “Ohhhhh! Ahhhhh!” Niemand hatte ihm widersprochen, das tat den Prequels nicht gut.
Doch war es auch die Geschichte von George Lucas, die mich beeindruckte und dessen Beharrlichkeit und Engstirnigkeit ich immer faszinierend fand. Ich bin ihr gefolgt, vor allem zu Zeiten von EPISODE 1, habe selbst STAR WARS Filme gedreht und wollte immer wie Lucas sein. Dieser Rebell, der sich allen widersetzte und wohl der größte Independentfilmer aller Zeiten bleiben wird. Also schnappt auch ich mir eine MiniDV-Kamera, castete in meinem Freundeskreis und schuf meinen eigenen STAR WARS Film.
Ich bastelte Modelschiffe zusammen und filmte sie vor blauen Hintergründen, wartete auf einen imposanten Sonnenuntergang und fügte sie in rasante Fahraufnahmen meines Honda Civic ein. Eine Tüte Mehl diente als Make Up für den Imperator, Seifenkisten wurden zu Podracern, alte Fabrikhallen zu imperialen Stützpunkten. Eine ganze Garage wurde als rasender Falke umgebaut, Schloss Burgk bei Gera wurde zur Außenkulisse von Naboo, eine Autowerkstatt zu Wattos Ersatzteillager.
Gern sage ich, diese Spaßfilmerei war ein Relikt meiner Kindheit. Doch das stimmte nicht ganz, den Quatsch habe ich noch im Alter von 23 Jahren gemacht. Aber was heißt das schon, als George Lucas STAR WARS drehte, war der bereits 33.
Der Abramsfaktor
Im Jahr 2005 endete dann diese zweite Sehnsucht, als EPISODE 3 in die Kinos kam und Lucas Prequel-Trilogie abschloss. Es war ein ungutes Gefühl, nun nie mehr auf STAR WARS warten zu dürfen. Mein ganzes Leben hatte ich bis dato gewartet, nun sollte das alles vorbei sein? Mitnichten! Denn STAR WARS war nach EPISODE 3 greifbarer denn je. Mit der Serie STAR WARS THE CLONE WARS wurde dann sogar teilweise ein Versprechen eingelöst, welches die Filme 1 bis 3 nicht vermochten. Im installierten Universum aus überkomplizierter Politik und Deklassierung alter Werte schaffte es die Animationsserie, Figuren Tiefe und Leben zu geben.
Ich halte heute die Serie THE CLONE WARS für die besseren Prequels, denn sie mischen zum Teil die größenwahnsinnige Anlage mit dem naiven Charme der Originalfilme und gehen sogar noch darüber hinaus. In THE CLONE WARS steckt echte STAR WARS Magie, die in den Prequels nur ab und zu aufleuchtete. Auch wenn beinharte Fans an Logik und Kanon verzweifeln, Figuren wie Anakin Skywalker oder der junge Boba Fett waren weitaus lebendiger als ihre Pendants in den Prequels, neue Figuren wie Ashoka Tano oder Asajj Ventress sowieso.
In STAR WARS THE CLONE WARS steckte bereit die Idee der Generationsübergabe der Saga. Das Kreativteam um Dave Filoni hatte unter der Kontrolle Lucas´ bereits eigene Möglichkeiten, die Saga inhaltlich und dramaturgisch weiterzuentwickeln. Es sollte nur der Anfang eines neuen Anfangs sein. Denn am 30. Oktober 2012 gab es eine Erschütterung der Macht, als Lucas sein Filmimperium mit allem Pi Pa Po an den Disneykonzern verkaufte. Für Film- und STAR WARS-Fans kam das der Widerauferstehung Christi gleich. Mehr noch, die Aussicht auf eine Fortsetzung als Sequel-Trilogie mit den Altstars Hamill, Ford und Fisher ließ das Fandom förmlich ausrasten.
Drei Jahre ist das jetzt her. Und nun trennen mich drei Tage von der Rückkehr der Rückkehr der Jedi-Ritter. Was ist in diesen drei Jahren nicht alles geunkt worden, über den Faktor Abrams, singende Tiere und ein Todesstern mit Mickey Maus Ohren. Wie sind all diese Unkenrufe verklungen, als der erste Teasertrailer veröffentlicht wurde. Es war genauso wie bei EPISODE 1, dieser Gänsehautmoment, als Gungangs durch den Nebel ritten.
Und dennoch war alles anders. STAR WARS würde endlich rauskommen aus der Lucasschen Echo- und Rhymekammer, eine neue Generation an Filmemachern würden der Saga ihren Stempel aufdrücken und gleichzeitig das wahre Erbe Lucas´ pflegen. Ich kann es immer noch nicht recht glauben. Eigentlich vergingen die drei Jahre Warten auf EPISODE VII wie im Corsalflug, nur diese letzten drei Tagen ziehen sich gewaltig. Jeder, der einen STAR WARS Weihnachtskalender sein Eigen nennt weiß, wie anstrengend es ist, die Kästchen bis zur 16 zu öffnen. Heut gabs übrigens einen Schokoladentodesstern.
“Es gibt kein Versuchen!”
Rekapituliere ich alle Fakten rund um das Ereignis STAR WARS THE FORCE AWAKENS, die Sterne könnten nicht günstiger stehen. Die neue Garde begegnet dem Erbe Lucas´ mit Respekt, die Geschichte wird von jungen Talenten getragen, wie es Hamill, Ford und Fisher einst waren. Der Look geht wieder in Richtung Original Trilogie, man ist gewillt, ein unvergessliches STAR WARS Erlebnis für mehrere Generationen an Fans zu erschaffen. Wird man das alles überhaupt objektiv beurteilen können? Was erwarte ich von THE FORCE AWAKENS, drei Tage vor dem Kinostart?
Was erwarte ich von THE FORCE AWAKENS, drei Tage vor dem Kinostart? Ich habe keine Bedenken, dass man den Geist der alten Filme in irgendeiner Weise einfängt, ob nun visuell oder emotional. Aber THE FORCE AWAKENS ist mehr als nur eine Reise zurück, es ist ein neuer Anfang und dementsprechend werden auch neue Wege, neue Konflikte und neue Entscheidungen ausschlaggebend dafür sein, ob STAR WARS weiterhin Generationen begeistert. Nun sitze ich hier, habe mich in eine Carbonitdecke eingewickelt und zähle die Stunden. Doch die kleine Genrefibel wird zur Zeitmaschine, drei Tage bedeuten für sie nur zwei Zeilen. Ich reise in die Zukunft und lese meine kleine Review zu THE FORCE AWAKENS bereits jetzt, mir reicht es!
“We will finish what you started”
Nun ist es also vollbracht, ich habe drei Jahre des Wartens überstanden, nur die letzten drei Tage waren kritisch. Ich habe mit EPISODE VII eine Zeitreise ins Jahr 1977 machen dürfen, durfte STAR WARS sehen, als wäre es das erste mal. Doch das erste Mal zählt gar nicht so sehr, hat es bei den anderen Episoden auch nie. Das was jetzt kommt, nach EPISODE VII, wird aufregender denn je werden. Ich werde THE FORCE AWAKENS wieder und wieder sehen, werde alle Details verinnerlichen und mich ganz der Liebe zu STAR WARS hingeben können.
Denn gleichzeitig beginnt das Warten auf die nächsten Episoden. Und das sind nicht nur Teil VII und IX, sondern auch die Ablegerfilme ROGUE ONE um den Diebstahl der Todessternpläne, einen Film über Han Solo und einen möglichen Obi Wan Kenobi Film. STAR WARS wird bleiben und ich kann kaum in Worte fassen, was das für mich bedeutet.
Aber nicht nur für mich, das ist das Beste daran. Was waren das für aufregende Tage vor dem Kinostart von EPISODE VII, in denen man überall von STAR WARS nur so umzingelt war, Freunde auf Facebook ihre Liebe zur Schau trugen und man fühlte, da draußen gibt es so viele, die das auch fühlen. STAR WARS verbindet, hat es immer schon getan und wird es auch weiterhin tun. Ich freue mich auf die Diskussionen mit meiner Nichte über Darth Vader und Luke, sie tritt diese Reise gerade erst an, ist STAR WARS Fan, ohne auch nur eine Minute der Saga je gesehen zu haben, genauso wie in meiner Kindheit. Es gibt natürlich auch Menschen, die das nicht verstehen. Ich kenne sogar jemanden, der hat noch nie etwas von Prinzessin Leia gehört und für den ist das alles großer Bärlauchquark. Er kann nicht verstehen, was da dran ist an STAR WARS. Weil er diese Sehnsucht nie verspürt hat, die weit über bloßen Filmgenuss hinaus geht. Was muss das für ein Leben sein, ohne STAR WARS?
Wenn man keinen unsichtbaren Obi Wan Kenobi im Ohr hat, der einem Mut zuspricht, zu vertrauen. Wenn man versucht, von der Couch aus sein Feuerzeug auf dem Schreibtisch zu erreichen – mit der Macht. Wenn man in den Himmel blickt und in großen Wolkenformationen Sternenzerstörer erkennt. Ich wünsche diesem Mann Kinder, ganz viele Kinder. Auf dass sie in der selben Sehnsucht schwelgen und die Macht kennen und lieben lernen, wie ich es einst tat und Millionen mit mir.
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In der Reihe DIE KLEINE GENREFIBEL habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, sämtliche Genre, Subgenre, Mikro- und Nanogenre des Genrefilms vorzustellen. Eine Aufgabe, die mich bis weit nach mein Lebensende beschäftigen wird. Ich lege den Fokus auf Dramaturgie und Buch, werde mich aber auch mit der Inszenierung sowie den jeweils besten Vertretern befassen.
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