Der Genre-Sonderbeauftragte der EU empfiehlt
Sehr geehrte hohe Vertreter des Rates der europäischen Union für Genrefilmpolitik, liebe Mitglieder des europäischen Parlaments, sehr geehrter Ausschussvorsitzender für ominöse Körperkultur und Bildung (OCCULT) Herr Martin Sonneborn. Hiermit lege ich, der EU-Sonderbeauftragte für Genrefilmangelegenheiten, meinen Quartalsbericht zur wirtschaftlichen und kulturellen Lage der europäischen Genrefilmkultur vor, dieser Bericht ist ein Folgebericht des Berichtes über die wirtschaftliche und kulturelle Lage der europäischen Genrefilmkultur vom Dezember 2016 basierend auf dem Änderungsantrag 3 (Vorschlag für einen Beschluss Erwägung 1b (neu)) für die Förderung der Genrekultur in der Europäischen Union zur Stärkung innereuropäischer Integration und Wachstum der gesamtwirtschaftlichen Genrebelange gemäß Artikel 4 des Beschlusses Nr. 418/2016/EU.
Bevor ich zu einer gezügelten Zusammenfassung meiner Expertise über die innereuropäische Genrefilmkultur komme, bitte ich Sie um eine kurze Vorrede zur allgemeinen Lage innerhalb der Genrebestrebungen der Europäischen Union in Zeiten des generellen Umbruchs. Wie auch in den Nebenressorts Wirtschaft, Politik und Deregulierung hat die europäische Genreintegration derzeit große Hürden zu überwinden. Wir sprechen hier im Allgemeinen von der zyklopischen Aufgabe einer landesspezifischen Wahrung der Genrekultur in Zusammenhang mit der Einigung der verschiedenen Nationalitäten innerhalb der EU, der besseren Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Ministerien und der daraus resultierenden Stärkung des gemeinschaftlichen interkontinentalen Genregedankens.
In Zeiten von Abspaltungen, Abschottungen, populistischen Strömungen und der Erstarkung Mordors bei Brüssel liegt die Kernaufgabe der EU in der Erhaltung von Genrevielfalt und der Erweiterung der Mitgliedsstaaten über den Nullmeridian hinaus. Derzeit driftet die EU auseinander, Austrittsszenarien wie der BREXIT, die Rückkehr zur monotheistischen Nationalkultur, der Einfluss außereuropäischer Kräfte, die gezielt auf die Genreschwächung der Union abzielen (“American Genre First”, der Malta-Skandal) sowie die Gefahr der Überdramatisierung legen den Schluss nahe, dass der Genregedanke, niedergeschrieben von Jean-Claude Van Damme in den Maastricher Verträgen 1992, eine irreparable Schubumkehr erfährt. Dennoch kann ich meinem Bericht auch sogleich voranstellen, dass die Genrekultur innerhalb der EU besser funktioniert, als es uns die Populisten weismachen wollen. Trotzdem bestehe ich auf der bereits beschlossenen Priorisierung, den europäischen Gedanken über die Genrekultur zu definieren und zu schützen.
Mein nun folgender Bericht ist eine Kurzzusammenfassung meiner Rundreise durch die Länder der Europäischen Union, meinen Gesprächen und Expertisen mit Ministerien und Staatsoberhäuptern sowie der wirtschaftlichen Analyse innerhalb der letzten zehn Jahre im Bezug auf Wirtschaftlichkeit, nationale Identität und Zukunftsperspektiven der jeweiligen Genrestaaten. Die in diesem Bericht dargelegten Daten sind einer (im Auftrag der Europäischen Kommission erstellten) Studie der europäischen audiovisuellen Informationsstelle entnommen und ich stelle die Ergebnisse dieser Studie mit meinen Erkenntnissen nun in willkürlicher Reihenfolge dar. Ich bitte um geteilte Aufmerksamkeit.
Die belgische Genrefilmkultur blüht seit dem internationalen Erfolg des Films RABID GRANNIES im Jahr 1988, seitdem zeigt Belgien insgesamt eine hohe Integrationswilligkeit. Diese eint vornehmlich den gesamten flandrischen Raum, also Holland, die Niederlande, Belgien selbst, Holland und Luxemburg sowie Frankreich. Außereuropäische Koproduktionen sind eher selten anzutreffen. Der fiktionale Anteil an Filmproduktionen beträgt 76,6%, der spezifische Genreoutput seit Erhebung der Daten im Jahr 1971 (THE DEVIL’S NIGHTMARE, belgisch-italienische Koproduktion) beträgt 36 Genrefilmbeiträge. In der Genrevielfalt heben sich vor allen Horrorfilme und Thriller hervor. Die Genreidentität Belgiens dagegen ist wenig bis kaum ausgeprägt, obgleich schaurige nationale Themen vorhanden sind.
Aktuell trägt Belgien mit einem kleinen, aber hochwertigen Genreprogramm zur europäischen Genrefizierung bei. Überaus charmant ist die Mockumentary VAMPIRE – VERSTECKEN WAR GESTERN (2010), WELP (CAMP EVIL, 2014) ist ein exzellenter Slasher, ebenso überzeugen der franko-belgische Giallo AMER (2009) sowie der Thriller LOFT (2008).
Das bulgarische Kino hat seit dem politischen Umsturz 1990 einen wirtschaftlich schwierigen Stand. Erst in den letzten Jahren integrierte sich Bulgarien in verschiedene europäische Koproduktionen mit Frankreich, Slowenien, Ungarn und Deutschland. Das bulgarische Kino hat große finanzielle Schwierigkeiten, was zu einem Rückgang der Produktionen in den letzten Jahren führte. Zudem ist der Anteil an Dramen sehr hoch, Genrekultur wird in Bulgarien kaum gepflegt. Dagegen dient Bulgarien als Billiglohnland für außereuropäische Produktionen wie THE EXPENDABLES 3, ein Zustand, der von der EU missbilligt werden muss, um die bulgarische Genrekultur zu stärken.
In den letzten Jahren hat vor allem die bulgarische Crime Serie UNDERCOVER international für Aufsehen gesorgt, die Serie ist mittlerweile in 120 Ländern zu sehen, fünf Staffeln wurden bislang produziert. Nach dem eher missglücktem Sci-Fi-Actionfilm LIGHTNING STRIKE (2009) folgten 2013 der gelungenere Mysteryfilm ROSEVILLE und NIGHTWORLD (2016), der mit internationaler Crew in Bulgarien produziert wurde, inklusive Genreveteran Robert Englund in der Hauptrolle.
Dänemark ist innerhalb der EU eine Art Genreprimus. Dänemark gilt als international renommiert, Filmemacher wie Lars von Trier, Nicolas-Winding Refn, Bille August, Ole Bornedal oder Thomas Vinterberg genießen weltweites Ansehen. Das dänische Kino gilt als mutig bis kontrovers, zeichnet sich inhaltlich durch Realismus, sexuelle Freizügigkeit und religiöse Motive aus. Obgleich Dänemark ein guter Koproduktionspartner im skandinavischen Raum ist, wird hauptsächlich für den dänischen Markt selbst produziert. Genretechnisch hat Dänemark neue Strukturen ausgebuddelt (der Kartoffelwestern, Dogma), im Genrefilmbereich spiegeln sich nationale wie soziale Themen.
Neben den Granden der Branche (NIGHTWATCH, PUSHER, ANTICHRIST) und einem hohen Anteil an Thrillern konnten vor allem kleinere Genreproduktionen begeistern. Dazu zählen die Horrorfilme ROOM 205 (KOLLEGIET, 2007), INSTINCT (2009), WHEN ANIMALS DREAM (2014), WHAT WE BECOME (SORGENFRI, 2016) und SHELLEY (2016).
Nachdem sich die österreichische Filmproduktion anfangs nur langsam entwickelte, internationalisierte sich das Land ab dem Jahrtausendwechsel zunehmend durch Regisseure wie Michael Haneke, Ulrich Seidel oder OSCAR-Preisträger Stefan Ruzowitzy. Österreich betreibt langlebige und enge Koproduktionspartnerschaften mit Deutschland und dem Nicht-EU-Land Schweiz. Österreich als Genreland profitiert von der innerstaatlichen Förderung auch für junge Filmemacher, zudem hat es das Land des Apfelstrudels geschafft, im Genrefilmbereich die eigene Nationalität einzuarbeiten.
Trotz des großen Anteils an Komödien und schweren Dramen setzen sich Genrestrukturen mit Lokalkolorit auch im Nichtgenrebereich durch (DER KNOCHENMANN, DAS EWIG LEBEN). BLUTGLETSCHER und die österreichisch-deutsche Koproduktion DAS FINSTERE TAL gelten als Genrevorzeigewerke. Mit IN 3 TAGEN BIST DU TOT hat es Österreich geschafft, einen fantastischen Slasher zu produzieren, inklusive eines für den Genrefilm so wichtigen Sequels namens IN 3 TAGEN BIST DU TOT…äh…2! Mit ICH SEH, ICH SEH entstand 2014 ein preisgekrönter Arthouse-Horrorthriller und mit Kevin Kopacka (HADES, TLMEA) steht ein weiterer österreichischer Regisseur in den Genrestartlöchern. Und da wären noch AUF BÖSEN BODEN (2007), ONE WAY TRIP (2011) sowie ANGRIFF DER LEDERHOSENZOMBIES (2016). Eine starke Bilanz, dieser österreichische Genrefilm.
Polen wiederum hat durch den zweiten Weltkrieg und dem eisernen Vorhang eine schwierige Filmgeschichte hinter sich. Obwohl sich in Łódź ein renommiertes internationales Filmzentrum entwickelte, war der polnische Film vor allem innerpolitisch geprägt. Filmemacher wie Roman Polanski oder Krzysztof Kieślowski drehten in ihrer späteren Karriere vornehmlich im Ausland. Der polnische Film war vor allem bekannt durch Neorealismus und einem großen Dokumentarfilmbereich.
Trotz finanzieller Schwierigkeiten gibt es hin und wieder größere polnische Filmproduktionen internationalem Formats wie DAS MASSAKER VON KATYN. Politik und Geschichte spiegeln sich auch in den Genrewerken HANS KLOSS – SPION ZWISCHEN DEN FRONTEN (2012) und JACK STRONG (2014). Obgleich Polen bereits in den 70er Jahren unangepasste Horrorfilme produzierte (DIABEL, 1971), bedienen Filmemacher dieses Genre erst seit kurzem wieder. Neben dem Found Footage Film HAUNTED POLAND (2011) entstanden 2015 das Horrormusical SIRENENGESANG und DIBBUK – EINE HOCHZEIT IN POLEN. Insgesamt gedeiht Genrekultur in Polen aber nur verhalten.
Zwischen den beiden Ländern Estland und Lettland herrscht ein reger Koproduktionsaustausch. Beide Länder beteiligen sich aber auch an Produktionen aus Finnland, Schweden oder Russland. Obwohl beide Länder keine große filmwirtschaftliche Zugkraft besitzen, schaffen es diverse Produktionen recht oft auf internationale Festivals. Das Potential beider Länder scheint in Sachen Filmproduktion mehr und mehr zu wachsen. Trotz alledem verfügt weder Estland noch Lettland über eine große Genretradition. Wie alle Länder des ehemaligen Ostblocks regiert hier filmischer Realismus.
Einige wenige Genrewerke sind aber auszumachen. PHOBOS (2010) ist ein atmosphärischer Horrorthriller mit einem stattlichen Budget von 2,5 Mio. Dollar, 2014 folgte THE MAN IN THE ORANGE JACKET, der auf Festivals ob seiner extravaganten Machart für Furore sorgte. Der estnische Thriller PRETENDERS (2016) kann technisch und inszenatorisch genauso überzeugen wie der Fantasyfilm DER GEHEIMBUND VON SUPPENSTADT, der für einen Kinderfilm beinahe zu gruselig ist.
Mit den Niederlanden ist es ja so eine Sache. Im Fußball eine zu gern gemobbte Nation, in letzter Zeit mehren sich populistische Töne, wenn auch die Niederlande dagegen kürzlich ein politisches Zeichen gesetzt haben. Und das Gras ist wirklich wunderbar Grün. Neben all den Streitereien gilt aber: die Niederlande sind innerhalb der EU eine Genrehochburg. Das Land ist ein Musterbeispiel für koproduktiven Austausch und verfügt über eine exzellente Nutzung der landesspezifischen Identität innerhalb des niederländischen Genrefilms. Das war nicht immer so, auch spielt der niederländische Film international eine untergeordnete Rolle. Aber durch Filme wie NEW KIDS TURBO (2010) generierten heimische Produktionen im Jahr 2011 stolze 30% der Kinobesuche.
Die Niederlande waren dem Genrefilm schon immer zugetan (VERFLUCHTES AMSTERDAM, FAHRSTUHL DES GRAUENS, THE VANISHING). Auch in jüngster Zeit sprießen so manche Perlen aus dem Tulpenfeld und inhaltlich spiegeln Genrewerke aus Holland durchaus nationale Themen. In SINT (2010) geht es um einen teuflischen Sankt Nikolaus, in THE WINDMILL MASSACRE (2016) um eine schaurige Windmühle. BORGMAN (2013) gilt als surrealistisches Meisterwerk. Mit APP (2013) erschien ein technisch cleverer Social-Media Horrorfilm, der neben 11:57 (2014), der auf die Virtual-Reality Brille Octalus Rift zugeschnitten wurde, beweist, dass der holländische Genrefilm auf der Höhe der Zeit ist.
Der portugiesische Genrefilm fristet als Nachbar des Genrevorzeigelandes Spanien ein Schattendasein. Das ist insofern traurig, weil Portugal einst mit DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN (1971) einen großen Beitrag zur europäischen Horrorkultur abgeliefert hat. Doch das ist lange her. Portugal koproduziert viele Filme in Europa, vor allem mit Spanien, Frankreich und Deutschland, liefert aber neben Dramen kaum kommerzielles Kino ab. Der heimische Markt ist klein und die finanziellen Mittel gering. Darüber hinaus konnte Portugal keine so große Genreidentität in ihre Produktionen einfließen lassen wie Spanien. Portugal ist ein bisschen das Genresorgenkind der EU.
Einzig PAINLESS (INSENSIBLES, 2012) konnte als Koproduktion mit Spanien und Frankreich an die große Welle der iberischen Mysteryfilme anknüpfen. Gelungene Genrevariationen wie PAPÁ WRESTLING, O BARÃO oder COSA RUIM sind unter Genrekennern beinahe unbekannt. Portugal muss publikumsnaher zu erzählen, um aus Spaniens Genreschatten herauszutreten.
Finnland wiederum gehört zur Genrespeerspitze der Europäischen Union. Das Land mit nur 5,4 Millionen Einwohnern hat eine lange Filmtradition, die auch von staatlicher Seite stark gefördert wird. International genießt der finnische Film durch Regisseure wie Aki und Mika Kaurismäki einen exzellenten Ruf. Der finnische Film ist wortkarg und lakonisch-skurril, Melodramen bestimmen zwar das Programm, aber auch im Genrebereich hat Finnland Großartiges zu bieten.
Finnland ist nicht nur Koproduktionspartner für andere skandinavische Filmproduktionen, sondern auch erfolgreich auf dem eigenen Markt. Auch fließen nationale Themen in die Genrewerke ein wie SAUNA (2008), RARE EXPORTS (2010) oder FROST (2012). Horrorfilme wie DARK FLOORS (2008) oder SKELETON CREW stehen internationalen Produktionen sowohl erzählerisch als auch technisch in nichts nach. Mit BACKWOOD MASSACRE kommt 2017 bereits der nächste finnische Horrorfilm. Die finnische Filmförderung lässt den Filmoutput von Jahr zu Jahr steigen, finnische Regisseure versuchen sich an neuen Genres und auch Animationsfilme werden zunehmend realisiert.
Rumänien scheint ein Land mit großer Horrortradition zu sein, immerhin gilt Transsilvanien als Brutstätte des Vampirismus. Doch genretechnisch sieht es in Rumänien äußerst heiter aus. Also düster. Wurden zu Zeiten des kalten Krieges noch viele Genres bedient, ist Rumänien heute wie Bulgarien ein Billiglohnland, vor allem für den Horrorfilm. Zwar hat Rumänien etliche Horrorklassiker koproduziert (HIGH TENSION, MIRRORS) sowie Land und Leute an Horrorschund verschachtert (HELLRAISER: DEADER, ANACONDA – OFFSPRING), die eigene Genreproduktion hingegen ist so gut wie nicht existent.
Nur zwei Genrefilmproduktionen sind erwähnenswert, der Thriller KILLING TIME (2012) und der Horrorfilm HOTEL OF THE DAMNED (2016), der immerhin in den Karpaten spielt. Viele wollen der günstigen Konditionen wegen in Rumänien drehen, von BORAT bis TONY ERDMAN. Doch das hilft dem armen Land, das einmal große Historienfilme produzierte, künstlerisch nur bedingt. Rumänien darf nicht nur eine billige Kulisse sein. Hier besteht Förderbedarf.
In anderen Ressorts der EU ist Griechenland ein kleines Sorgenkind. Nicht so beim Genrefilm. Griechenland hat eine große Filmemachertradition mit über 4000 zumeist heimischen Produktionen, vor allem Monumentalfilme und Melodramen. Aber 1990 erregte auch eine Genrekoproduktion mit den USA Aufsehen – MARK 13 – HARDWARE. Die Reformation der Filmfinanzierung durch das griechische Filmzentrum brachte aber auch die Zensur zurück, worunter der griechische Film bis zum Jahr 2000 zu leiden hatte. Erst durch Regisseure wie Giorgos Lanthimos oder Athina Rachel Tsangari wurde der griechische Film wieder international erfolgreicher.
Aus Griechenland stammen die potenten Zombiefilme TO KAKO und KO TAKO – STIN EPOHI IROON von Yorgos Noussias, die international unter dem Titel EVIL vertrieben wurden und wirklich vorzügliche Zombieaction liefern. Dagegen mixt Giorgis Lanthimos mit den OSCAR-nominierten Filmen DOGTOOTH und THE LOBSTER verschiedene Genres zu unvergesslich surrealen Meisterwerken zusammen. Der griechische Genrefilm benötigt keine Rettungspakete seitens der Europäischen Union.
Lange Zeit galt Frankreich als das Genreherz Europas. Film und Genrefilm haben in Frankreich eine lange Tradition und das Land produziert fleißig und wirtschaftlich sowohl für das heimische Publikum als auch international. Zudem setzte es weltweite Genrestandards in Sachen graphische Gewalt und bezog schon immer landesspezifische Themen in die Produktionen ein. Nach einer großen Welle an Filmen, die als Neue Französische Härte bezeichnet wurden, scheint in Frankreich allerdings ein Sättigungspunkt erreicht. Frankreich als Motor für den europäischen Genrefilm ist in den letzten Jahren ins Stocken geraten. Der Neuen Französischen Härte folgte keine Steigerung, eher Abwind.
Der französische Genrefilm verstand es, Politik und Kultur in seinen Produktionen zu spiegeln, seien es die Aufstände in Pariser Vororten (FRONTIER(S), INSIDE) oder Polizeigewalt (LA HORDE). Doch vor allem verstehen französische Genrefilmemacher ihr Handwerk, Jean-Pierre Jeunet, Christophe Ganse, Alexandre Aja, Pascal Laugier oder Xavier Gens sind international auch wegen ihres Stils und ihrer Bildsprache gefragt. Warum der französische Genrefilm seit einigen Jahren auf der Stelle tritt, ist in meiner Expertise schwer auszumachen. Das Land hat in Sachen Genre extrem vorgelegt, die Gewaltdarstellung ist schwer zu toppen, die Themen und Subgenres scheinen abgegrast. Natürlich ist Frankreich der wichtigste Produktionspartner für Filme weltweit, aber es gibt noch viel unerschöpftes Genrepotential für den heimischen wie europäischen Markt. Wieder mehr Mut, Frankreich.
Nach dem Zerfall von Jugoslawien versuchen sämtliche Balkanländer, ihr filmisches Erbe zu sammeln und darüber hinaus die eigene filmische Identität wiederzuerlangen. Obgleich Slowenien ein verlässlicher Koproduktionspartner in Europa ist, fällt die filmische Bilanz ernüchternd aus. Doch generell verfügen die ehemaligen Balkanländer über eher wachsendes als stagnierendes Genrepotential. Die Themen sind nach wie vor politisch, inszenatorisch wird nun aber vermehrt international gearbeitet. Doch nur wenige Filme greifen Genrestrukturen auf und spiegeln sie.
Es gibt sie durchaus, slowenische Genrefilme. Aber reine slowenische Produktionen sind rar und nur wenige Filme ragen hervor. Dazu zählen der Horrorthriller PREHOD (2008) von Boris Palcic um ein Gemälde, welches zum Leben erwacht, der Backwood-Zombieslasher KILLBILLIES (2015), der auch die wundervolle Natur Sloweniens zeigt sowie der Science-Fiction-Thriller THE RIFT (2016).
Es gibt im deutschen Bundestag fortlaufend Debatten um den Stand des deutschen Genrefilms. In den Expertisen der Ministerien und Ausschüsse hält sich weiterhin die These, der deutsche Genrefilm sei schwierig, übellaunig oder unbekannt verzogen. Ich möchte dem in meinem Bericht nicht gänzlich widersprechen, aber ich kam auch zu anderen Erkenntnissen. Deutschland ist filmtechnisch in ganz Europa ein verlässlicher Koproduktionspartner, er arbeitet pflichtbewusst und weltoffen mit allen Ländern der europäischen Union. Innerhalb der heimischen Filmwirtschaft ist er stets bemüht. Der deutsche Film ist technisch auf höchstem Niveau, was ihm fehlt, ist eine kreative Debatte. Es werden viele Komödien, Dramen und Fernsehschrott produziert, doch das tun andere Länder auch. Inhaltlich ist der deutsche Film aber beinahe Schlusslicht der Genre-EU. Andererseits…
…bezieht er so manch undergroundiges Sexappeal. Nachdem in Deutschland auch nach der Wiedervereinigung betroffen vor sich hin dramatisiert wurde und greise Entscheider in den Gremien vor sich hin vegetieren, regt sich seit ein paar Jahren Widerstand durch junge Filmemacher, die auch in Deutschland Genre machen wollen. So entstanden in den letzten fünf Jahren Filme, die mutiger waren als in den letzten fünf Jahrzehnten. DER SAMURAI, DER NACHTMAHR, GERMAN ANGST, DER BUNKER, IMMIGRATION GAME, die Genrewerke der neuen jungen Wilden erfüllen alle EU-Genrestandards, sind mutig und aktuell in Machart und Themenvielfalt. Auf meinen Reisen durch die EU hab ich vermehrt von Ministern und Staatschefs vernommen, der deutsche Genrefilm sei so etwas wie ein Geheimtipp. Und die Kanzlerin hat es auch bereits angedeutet. Wirtschaftlich und inhaltlich besteht nach wie vor Förderbedarf, aber die Wachstumspotentiale sind enorm.
Irland ist genretechnisch ein überaus interessantes Land, nicht nur des begehrten Standortes und der steuerlichen Vorteile wegen. Irland koproduziert nicht nur, vorrangig mit dem Vereinigtem Königreich und den USA, sondern unterstützt auch nachhaltig die nationalen Filmemacher durch die Förderstelle Irish Film Board. Einige irische Regisseure haben sich international einen Namen gemacht, darunter Neil Jordan und Jim Sheridan. Auch die Genrekultur ist in Irland sehr lebendig.
In irischen Genrefilmen spiegelt sich oft das Thema Natur. Filme wie THE HALLOW, SHROOMS, WAKE WOOD, LEGEND OF THE BOG oder ISOLATION nutzen nicht nur die malerische Landschaft Irlands als Kulisse, sie erzählen damit auch phantastische Geschichten. Mystery ist das bevorzugte Subgenre, aber es gibt auch gelungene irische Zombies, Clowns, Vampire, Serienkiller, Aliens oder Kannibalen. Der irische Genrefilm ist visuell betörend, geheimnisvoll und spannend zugleich.
Wenn wir von einer starken Genremacht innerhalb der EU sprechen, dann von Spanien. Zumindest von kreativer Seite aus betrachtet. Das spanische Kino war schon immer wegweisend und lebendig, von Buñuel über Almodóvar bis Amenábar. Es hat Krisen wie die Franko-Diktatur, Bürgerkrieg und Filmzensur überwunden und es geschafft, die eigene Geschichte auch in der Phantastik auszudrücken, nachdem in den Jahren vor der Movida Madrileña, der spanischen Kulturrevolution, fast ausschließlich neorealistisches Kino produziert wurde. Heute nutzt Spanien Genre als Selbstreflektion.
Spanien produziert im Schnitt 200 Filme pro Jahr, heimische Genrefilmproduktionen sind an der spanischen Kinokasse und in ganz Europa erfolgreich. Auch hier gibt es vorrangig Mystery, aber Filme wie REC zeigen, dass Spanien sowohl im Found Footage als auch im Zombiebereich führend sind in Europa. Das besondere am spanischen Genrefilm ist, dass er neben all der überdrehten Phantasie auch politisch ist, über eine eigene Erzählsprache mit Wiedererkennungswert verfügt und manche Horrorfilme in wirklich einzigartiger Weise aufzeigen, wie man Angst und Schrecken inszeniert.
Das zypriotische Kino ist vielleicht das jüngste überhaupt innerhalb der EU, die Filmgeschichte Zyperns begann erst in den späten 60er Jahren. Zypern selbst hat es irgendwie geschafft, nicht als Kulissengeber für internationale Filmproduktionen überrannt zu werden, nicht viele Filme sind auf der Insel entstanden. Wohl aber der großartige Klassiker INCENSE FOR THE DAMNED aus dem Jahr 1970 mit Genrehaudegen Peter Cushing.
Zypriotische Filme kann man an zwei Händen abzählen, Genrefilme sogar nur an einer. BORN TO WAR, ein Actionthriller sowie der Noir-Thriller STRATOS, beide aus dem Jahr 2014. Immerhin ein tolles Genreverhältnis im Vergleich zu den übrigen Dramen und Komödien.
Jetzt kommen wir in meinem Bericht doch mal zu einem echten Problemfall für die Genre-EU, nämlich zu Italien. Mit Italiens EU-Beitritt 1958 war der schöne Stiefel eine blühende Genrelandschaft von internationalem Ruf. Bis in die späten Siebziger Jahre hinein wurden dort alle Spielarten an Genrefilmen produziert und exportiert. Italien galt als Geburtsort völlig neuer Subsparten wie den Giallo, den Spagettiwestern oder dem Kannibalenfilm, verfügte über Filmlegenden wie Fellini und Rosselini und über Genrestars wie Sergio Leone, Mario Bava, Lucio Fulci oder Dario Argento.
Doch am Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger Jahre war der ganze Spuk vorbei und seitdem ist Italien ein wirklich schwieriger Fall. Nach der großen Krise in den 80ern schaffte es Italien bis heute nicht wieder Fuß im internationalen Geschäft zu fassen. Besonders dramatisch ist es zudem um den Genrefilm bestellt. Auch wenn Argento immer mal wieder einen Versuch unternahm, die Spätwerke MOTHER OF TEARS oder GIALLO konnten nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Aber auch jüngere Filmemacher aus Italien scheinen eher mutlos zu sein, da mal eine Giallo-Hommage, dort ein wenig redselige Mystery. Da sticht der durchgeknallte Superheldenfilm THEY CALL ME JEEG ROBOT aus dem Jahr 2015 fast als revolutionär hervor. Für Italien brauchen wir ein spezielles Genrerettungspaket.
Nun aber zu etwas Schönem, zu Schweden. Schweden ist wiederum ein Genrevorzeigeland, gut vernetzt im skandinavischem Raum, Schweden hat koproduktionell überall seine Finger im Spiel. Und die Fjorde, die Fjorde! Doch die Fjorde sind leider nicht in Schweden, sondern in Norwegen, diesem Nicht-EU-Land. Man darf Norwegen jedoch nicht böse sein, es unterhält trotz allem eine gute Partnerschaft mit der EU und bringt auch hervorragende Genreproduktionen hervor. Aber Schweden ist am Ende dann doch viel schöner als Norwegen. Schweden. Wo war ich jetzt noch gleich?
Ach ja, Schweden. Aus Schweden kommen irre gute Krimis, Thriller und Mystery. Sogar die Komödien sind wegen ihres trockenen Humors genießbar. Ein paar der besten Genrefilme aller Zeiten kommen aus Schweden, wie SO FINSTER DIE NACHT, die MILLENIUM TRILOGIE von Stieg Larson, KOPPS, JALLA JALLA, sogar LIGHTS OUT, den Blumhouse Produktions als Langfilm produzierte, stammt aus Schweden. Und überhaupt, Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Schweden ist Genrekult.
Kroatien zählt neben Nicht-EU-Land Serbien zu den potentiellen Genrewachstumsländern. Der kroatische Film selbst hatte bereits in den 80er Jahren eine kurze Genrephase, in der es eigene politische Belange mittels Genrefilmen ausdrückte. Diese kurze Phase des “Neo-Genres” endete aber wie in anderen Balkanländern mit der Auflösung von Jugoslawien 1990. Ab 200 ging es mit der kroatischen Filmwirtschaft wieder aufwärts. Von allen Balkanstaaten ist Kroatien am produktivsten.
Allerdings dient Kroatien noch immer gern als Kulissengeber für internationalen Produktionen, GAME OF THRONES wird dort beispielsweise überaus günstig produziert. Aber auch Deutschland verdankt eine kurze Hochphase des Westerngenres in den 60er Jahren der phantastischen Landschaft Kroatiens, auch die neuen WINNETOU Filme 2016 wurden wieder in Kroatien gedreht. Genretechnisch entwickelt sich Kroatien verhalten, in dieser Beziehung hat das Nachbarland Serbien mit A SERBIAN FILM (SRPSKI FILM, 2010) größeren Eindruck hinterlassen. Große Produktionen wie REFLECTIONS OF WAR thematisieren die Jugoslawienkriege und verwenden dafür auch übernatürliche Elemente. Der erste kroatische Thriller SOMEONE DIES TONIGHT mit Eric Roberts wurde mit internationaler Crew in Kroatien produziert und gedreht und startet noch in diesem Jahr in den Kinos.
Nach der Samtenen Revolution 1989 entstanden aus der Tschechoslowakei die beiden Staaten Tschechien und Slowakei. Beide eint eine gemeinsame Filmgeschichte, bevor beide Ländern getrennte Wege gegangen sind. Doch auch nach der Trennung herrscht ein reger Koproduktionsaustausch. Die Tschechoslowakei war eines der produktivsten Filmländer des ehemaligen Ostblocks, unvergessen bleiben die großen Märchenfilme und Animationsmeisterwerke.
Animation und Genre werden auch heute noch in Tschechien gepflegt wie in dem Horror-Animationsfilm EINES NACHTS IN EINER STADT. Aus Slowenien wiederum kommt der surrealistische Horrorfilm SILENI (2005) und der Found Footage Schocker ZLO. Nicht gut an kam in der Slowakei der Horrorfilm HOSTEL von Eli Roth, der vorrangig mit Vorurteilen gegenüber Osteuropäischen Ländern spielte und äußerst schlecht recherchiert war. Die EU sollte in jedem Fall einen realistischeren Torture Porn Film aus der Slowakei fördern, der den Amerikaner zeigt, wo die Kettensäge hängt.
Ungarn ist ein Land mit großer Filmtradition und es entwickelt sich nach den weltgeschichtlichen Turbulenzen des 20. Jahrhunderts prächtig. Bereits 1981 ging der OSCAR für den besten Animationskurzfilm an DIE FLIEGE von Ferenc Rófusz, 2016 erhielt die ungarische Produktion SON OF SAUL den OSCAR für den besten fremdsprachigen Film. Neben einer Vielzahl von europäischen und internationalen Koproduktionen beweist Ungarn, dass es auch Genre spielend beherrscht.
Herausragend ist der düstere Thriller KONTROLL (2003) des ungarischstämmigen Regisseurs Nimród Antal, der später in den Staaten die schmucken Genrewerke MOTEL, AMORED und PREDATORS inszenierte. BLOODY NIGHT (2013) ist ein versierter ungarischer Slasher und für den Clownhorror GINGER CLOWN 3D holte man 2013 Tim Curry, Lance Henriksen und Brad Dourif ins Land. Ungarn ist ein Genreland, welches mit Sicherheit noch viel von sich hören lassen wird.
Ebenso faszinieren ist die Filmnation Litauen. War eigentlich bekannt, dass Genrespezialist Robert Zemeckis litauische Wurzeln hat? Zwar entstehen in Litauen vorrangig Dokumentarfilmproduktionen, aber ab 2000 versuchen sich litauische Filmemacher auch vermehrt an Genrefilmen und bedienen sogar gekonnt das in Europa eher vernachlässigte Genre Science-Fiction.
VANISHING WAVE aus dem Jahr 2012 und ANOTHER FRONTIER von 2014 sind solche Beispiele. Daneben gibt es gute Zombieaction mit WAR OF THE DEAD, die litauisch-britische Gangsterfarce RE-DIRECTED und den fiesen Torture Porn KILLER INK. Ein kleines, aber feines Genreprogramm.
Als Genre-Sonderauftragter der EU war ich über den Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU bestürzt. Die Folgen für den europäischen Genrefilm sind fatal. Denn das Vereinigte Königreich ist einer der Motoren des europäischen Genrefilmgedankens. Der britische Genrefilm war in der Filmgeschichte stets präsent und teilweise führend, vor allem der Krimi, das Musical und der Horrofilm. Der britische Film war zwar seit jeher eng mit der amerikanischen Filmkultur verbandelt und in diesem Bereich auch am koproduktivsten, er setzte aber auch landesspezifische Themen und Gemütslagen in Filmproduktionen um und schuf damit manch Vorzeigewerk im Genrebereich.
Das Vereinigte Königreich hegt eine lange Horrorfilmtradition (Hammer Studios) und ist selbstverständlich das Agentenfilmland schlechthin (James Bond). Doch interessanter sind die Independetproduktionen junger, wilder Briten oder Schotten, die ab dem Jahr 2000 auch verstärkt soziale Themen in Genrefilme einfließen lassen. Die Filme von Ben Wheatley (KILL LIST, SIGHTSEERS, HIGH RISE), Neil Marshall (DOG SOLDIERS, THE DESCENT, DOOMSDAY), Christopher Smith (SEVERANCE, TRIANGLE, CREEP, BLACK DEATH) oder James Watkins (EDEN LAKE, DIE FRAU IN SCHWARZ) gehören weltweit zur Genrespeersitze. Mit dem Brexit allerdings handelt sich die EU einen herben Verlust in Sachen Genre ein. Man sollte bestrebt sein, zumindest die Schotten in der Union zu halten, die Genre auch beherrschen (LET US PREY, LITTLE DEVIL, A LONELY PLACE TO DIE). Vor allen Dingen müssen die schottischen Highlands erhalten bleiben. Hogwarts bleibt EU!
Luxemburg ist zwar das zweitkleinste Land der EU, aber es müht sich redlich um den europäischen Genrefilm. Luxemburg ist fast ausschließlich Koproduktionspartner mit den anderen Beneluxländern, also Holland, die Niederlande, Belgien selbst und so weiter. Grund dafür sind gute Förderanreize seitens Luxemburg, ohne die Genrekoproduktionen wie DOG SOLDIERS, SHADOW OF THE VAMPIRE, DARK PLACES, VAMPIRE PARTY oder HUMANS wohl nicht entstanden wären.
Darüber hinaus besitzt Luxemburg eine sehr rege Amateurfilmszene, woraus auch die luxemburgische Actionkomödie WHO’S QUENTIN (2005) hervorging. Mit BLIND SPOT (DOUDEGE WÉNKEL, 2012) entstand ein actionreicher Thriller in belgischer Koproduktion, 2014 gewann die luxemburgische Koproduktion MR HUBLOT den OSCAR für den besten animierten Kurzfilm.
Und dann wäre da noch Malta. Werte EU, das mit Malta ist ein Skandal. Dieser kleine südeuropäische Inselstaat hat unter schwerem Filmtourismus zu leiden. Bis in die 60er Jahre war Malta Teil der Britischen Kronkolonien. Nach der Unabhängigkeit 1964 durften sich dann auch andere Länder der malerischen Kulisse Maltas bedienen. Heute wird geunkt, Malta sei lediglich ein Außenstudio Hollywoods. Eine Frechheit! Finanziell hat Malta davon zwar enorm profitiert, allerdings sind die jährlichen Schwankungen dieser Wirtschaftleistung weitestgehend unkalkulierbar.
Unzählige internationale Großproduktionen wurden auf Malta gedreht, zum Teil in Koproduktion, darunter TROJA, GLADIATOR, THE DA VINCI CODE, GAME OF THRONES oder auch WORLD WAR Z. Touristen kommen nach Malta fast ausschließlich der bekannten Filmkulissen wegen. Eigene Akzente setzen maltesische Filmemacher allerdings kaum. Einzig mit TRIBUTE DES THRONS (ADORMIDERA) entstand 2013 das erste maltesische Mittelalterepos.
Aber auch eine Nichtgenreproduktion aus Malta kann sich sehen lassen, das Drama SIMSHAR (2015) über ein tragisches Bootsunglück auf dem Mittelmeer, welches neben politischer Brisanz zugleich hochspannend ist und Malta auch mal als Malta zeigt und nicht als Fantasykulisse. Es besteht also noch Hoffnung für Malta innerhalb der Europäischen Union.
Soweit die Kurzzusammenfassung meiner Expertise. Kommen wir nun zur Langfassung. Belgien. Nein, falsch, die ausführliche Ausfertigung entnehmen Sie bitte dem Postfach des EU-Verbindungsbüros in Brüssel. Ich komme nun zu einer Zusammenfassung der Zusammenfassung.
Wirtschaftlich und kulturell steht der europäische Genrefilm nicht so schlecht da wie andere Bereiche innerhalb der EU. Teilweise existieren im Genrefilmbereich invertierte Wirtschaftsverhältnisse. Spanien glänzt hier ökonomisch wie von der Genreidentität her, Deutschland ist auf den hinteren Plätzen, ist arm, aber sexy. Der Austritt des Vereinigten Königreichs ist ein schwerer Schlag für den europäischen Genregedanken. Einige Balkanländer entwickeln sich gut in Sachen Genre, Österreich, Finnland, Dänemark und Schweden geben die größten Genreimpulse. Selbst Griechenland ist ein interessantes Genreland mit Wachstumspotential. Nur Portugal und Italien nicht, nur Italien nicht.
Wir sollten Norwegen ob seines starken Genreoutputs enger an die EU binden (DEAD SNOW, TROLL HUNTER, COLD PREY, ROVDYR), Serbien mit ins Boot holen (SRPSKI FILM, Alter) und die Schweiz auch (SENNENTUNTSCHI, ZÖMBEL 2 – THE BOOK OF WURZELFURZ). Aber die Schweiz will ja nicht. Island ist auch super (REYKJAVIK WHALE WATCHING MASSACE). Das mit der Türkei ist wirklich schwierig, die produzieren zwar auch kräftig und gut Genre (BASKIN, D@BBE, SICCIN), aber ich versteh schon, wir warten erstmal den Machtwechsel ab. Ich bin davon überzeugt, dass der gemeinschaftliche Genregedanken die Europäische Union einen wird, über alle Grenzen hinweg.
Wir sollten unsere Kräfte bündeln gegen Invasoren von Außen, die Land und Leute abschröpfen wollen. Von wegen “American Genre First”, baut euch gefälligst euer eigenes Malta! Bis dahin verbleibe ich mit der Bitte um interinstitutionellem gemeinsamen Ansatz für die Folgeabschätzung vom Dezember 2016 und einem freundlichen Gruß von der europäischen Genrefront. Geschehen zu März 2017. Für das Europäische Parlament. Für den Rat. Für die Kommission. Für Gondor.
Der Genre-Sonderbeauftragte der EU.
[…] Abschluss unserer kleinen Reise durch die aktuelle Genrefilmszene werfen wir einen kurzen Blick auf die diesjährigen Fantasy Filmfest Nights, welche am Wochenende […]
[…] ganze Weile mit dem aktuellen Genrefilm beschäftigt, von der GENRENALE über Found Footage bis zur wirtschaftlichen und kulturellen Lage der europäischen Genreunion, da wird es langsam mal wieder Zeit für einen Blick zurück. Retrospektive nennen es die […]