Schurrmurr … Nein so kann man keinen Text beginnen. Ich bitte um Verzeihung, aber ich bin ein wenig aus der Übung. Der letzte Jahresrückblick liegt nun schon fast 365 Tage zurück, seitdem habe ich keinen mehr geschrieben. Und auch sonst keine Filmtexte. Obwohl ich täglich Cefavit D3 K2 Magnesium einnehme, leide ich an einer kausalen Reiz-Reaktion-Indisposition. Das heißt, je schlechter die Welt, desto größer der Wunsch, in die Fantasie zu fliehen. Begünstigt wird diese Sehnsucht durch ein Phänomen namens Fiktionskompensationsyndrom. Bedeutet: Je schlechter die Welt, desto besser die Fiktion. Das wiederum ist perspektivisch verzerrt, denn nicht Filme oder Serien werden besser, sondern der emotionale Zugang dazu wird erleichtert. Noch nie standen die Fluchttüren so weit offen, nie war die Leuchtreklame glitzernder. Klimakrise, Krieg, Tod, Krankheit, Hunger, Hass, Radikalisierung, Rassismus, Sexismus, dafür hab ich grad leider keine Zeit, denn die neue Folge von HOUSE OF THE DRAGON kommt heute raus.
So People, da wären wir wieder. Alles gut bei Euch, Weihnachten gut überstanden? Ich noch nicht, mir steht das alles noch bevor. Ja aber wie kann das denn sein, fragt ihr euch? Ich kann es euch sagen, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, das alles gibt es gar nicht, also gibt’s schon irgendwie, aber eben auch nicht. Und so weiter. Eine endlose Diskussion. Die einen nennen es Vergegenwärtikunft, andere bezeichnen dieses Phänomen Quantenparadoxer Normschlund. Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo in der Mitte oder wie Aristoteles einst sagen wird: „Ein Teil der Zeit war und ist nicht, während der andere sein wird und noch nicht ist.“. Und der muss es ja wissen, der hat ja schließlich auch den Kühlschrankmagneten erfunden. Was ich eigentlich damit sagen will ist, ich schreibe hier (Gegenwart) den Traumfalter Jahresrückblick 2021 (Vergangenheit) für Euch, liebe Leser, als Lektüre für die Rauhnächte zwischen den Jahren (Zukunft). Alles gleichzeitig. Das soll euch jetzt aber nicht weiter verwirren, wenn noch Fragen sind, einfach Melden.
Kino ist ja nun seit geraumer Zeit wieder da und das bedeutet Licht und Schatten für den Filmfan. Mit DUNE und dem neuen BOND gibt es endlich mal wieder erstklassige Blockbuster, aber für November hat auch Til Schweiger mit seinen neuen Film DIE RETTUNG DER UNS BEKANNTEN WELT eine putzige Geschichte über Bipolarität angekündigt. Schaurig schaurig. Dazwischen liegt zum Glück der Goldene Oktober und mit ihm das 35. Fantasy Filmfest, welches damit erstmalig auch während Halloween gastiert und dem Filmliebhaber eine Alternative zu Blockbustern und gequirlter Filmscheiße bietet. Höchste Zeit für einen Rundumcheck.
So, ihr kleinen Wühler, die Postapokalypse hätten wir überstanden, Willkommen in der Post-Postapokalypse, denn die Inzidenzen fallen, die Temperaturen wiederum steigen und auch die Lust auf Kino, ganz klarer Zusammenhang. Acht Monate ohne Kinobetrieb in Deutschland, wenn da nicht die Malteserkreuze einrosten, ach nee is ja alles digital heute, ich vergaß, so lange kein Kino mehr. Wo war ich jetzt noch mal abgeschweift? Ach ja, Kino. Noch eine bzw. zwei Wochen des Darbens und dann ist es endlich wieder soweit, das erste deutschlandweite Kinoevent 2021 steht unmittelbar bevor und diese Ehre wird den Fantasy Filmfest Nights zuteil, die schon mehrfach verschoben werden mussten, nun aber Ende Juni in der XL-Variante über sechs Kinoleinwände Deutschlands flimmern. Ja ich weiß, es flimmert nicht mehr, is ja alles digital heutzutage, jetzt lasst mich doch mal ausreden.
Ende Mai 2021 auf der Mülldeponie Sargleben in Mecklenburg-Vorpommern, zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb zur Ablage von Gewerbe- und Baustellenabfällen mit Sickerwasserreinigungsanlage, da liegt ein kleiner Haufen gelber Staub, daneben ein grüner Rechnungsdurchschlag – Kultur 2020, Entsorgungskosten 24 Euro und 19 Cent. Was ist denn hier los? denke ich und wühle in dem Häuflein, der sich ein bisschen so anfühlt wie Kartoffelpüreepulver von Pfanni, bis ich auf etwas hartes stoße, einen mp3-Player der Firma SanDisk, darauf höre ich ein Lied schauriger Kunde: „Ein Alptraum wurde wahr. Das schlimmste Jahr aller Zeiten. Wir geben keinen Cent. Fick 2020.“ Und dann noch irgendetwas mit einem toten Kamel. Die Worte des Propheten Hans Peter Baxxter machen mir Angst. Was ist 2020 nur passiert, dass von all der Kultur im Jahr 2021 nur noch ein Häufchen Kartoffelpüreepulver übrig ist?
Endlich wieder Fantasy Filmfest? Nicht nur das, Freunde der saftigen Aderspritzpökelung, endlich auch mal wieder Kino, will ich meinen. Am Ende des Anfangs des Endes präsentiert das Fantasy Filmfest nun doch noch die NIGHTS 2020, die eigentlich im April stattfinden hätten sollen, wenn nicht der böse Virus Semikola durch die Kassenbons gemacht hätte. Das kommt davon, wenn man immer so garstige Filme zeigt, ich hab’s euch gesagt. Gleich zehn davon gibt’s aber nun in sieben Städten, allesamt vom 11. – 12. Juli 2020, so weit, so ähnlich, die Ticketverkäufe allerdings hängen von den jeweiligen Hygienebestimmungen vor Ort ab.
Willkommen in der Zukunft, again. Gestern fühlte ich mich noch voll Atari 2600. Doch mittlerweile ist das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen, verstrichen, der Weltuntergang 2012 überstanden, Marty McFly sicher gelandet und der Judgement Day ausgesessen. Pech gehabt. Doch 2020 ist endlich mal wieder eine Herausforderung, ein ganzes Jahrzehnt wartet darauf, Geschichte zu werden. Das Beste daran, 2020 ist ein Leichtflügler, der Ballast der 2010er Jahre scheint abgeworfen, die Ewiggegenwärtigen überstimmt, Tabula Rasa im Spielzeugschrank. No Regrets. Blicken wir also gemeinsam in das taufrische Jahr und was es dem Kopfflüchter an audiovisuellen Schokobons bereit hält. Willkommen zur großen Film- und Serienvorschau Zweitausendundzwanzig.
Ein gesundes, gesegnetes und gesottenes neues Jahr, liebe Leser. Heute ist doch der 1. Januar, oder? Bevor wir uns verquatschen, fangen wir mal ohne große Vorrede an, ich muss noch Stromzähler ablesen. Wir befinden uns in einer neuen Dekade, alles ist anders, aber damit man es nicht so merkt, beginnt 2020 wie die Jahre zuvor mit den Fantasy Filmfest White Nights, inzwischen bereits zum fünften Male. Wie immer haben die White Nights zehn Genreschmankerl im Gepäck, damit kann man sich schon mal ordentlich auf das neue Jahr eingrooven, was immer das auch heißen mag. Werfen wir wie immer einen scheuen Blick auf die Highlights des Programms, welche an den nächsten Wochenenden in sieben deutschen Städten über diverse Leinwände flimmern.
Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de