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Die kleine Genrefibel Teil 99: TeleVision

Kino und Krise, seit knapp zwei Jahren das Thema Nr. 17 innerhalb der Corona Pandemie. Für das internationale Kinogeschäft eine Verkettung von Desastern, erst Konkurrenz durch die Streaminganbieter, dann die Schließung der Lichtspielhäuser, am Ende fallen dem Kino sogar die Studios selbst in den Rücken, die ihre Filme auf Halde zeitgleich oder gar exklusiv ins Heimkino bringen. Was nicht heißt, dass vor der Pandemie alles in bester Ordnung war. Kino und Krise, jener Exodus begann bereits vor 75 Jahren mit dem Urvater aller Medienproblematiken – die große Konkurrenz zwischen Kino und Fernsehen. Aber wer oder was konkurrierte da eigentlich miteinander? Das Kino als Ort für Lichtspielfilme gegen den Fernseher als Gerätschaft für den Heimgebrauch? Oder war es ein Krieg der Programme, das Kino- gegen das Fernsehprogramm, was die Gemüter erhitzte wie eine 35mm Vorführkabine?

Demons are a ghoul’s best friend

Da machte es “knack” im urigen Unterholz, das Reisig spreiselte und die Borke bug sich bedrohlich um des Wurzels Gebölk. Die drei Kinder Mael, Aignéis und Roarke standen mit angstvoll geweiteten Augen vor einer Art überdimensionalen Fuchsbau, frisch aufgescharrte Erde ward durchdrungen von zigarrengroßen Maden, die sich schmatzend durch verrottetes Laub frästen. In ihren Händen hielten sie ein zusammengebundenes Ziegenfell voller Süßigkeiten, in Honig getränktes Dörrobst, gebrannte Mandeln und geraspeltes Süßholz, alles, was sie im Dorf hatten ergattern können als Lösegeld für Wigfield Leonie Pallasch, die vermisste Tochter des Böttchers Theyge. Es war der 31. Oktober 1640, der Wind pfiff durch den Illex und die alten Haselnussbäume, keiner traute sich auch nur einen Schritt weiter, als Mael all ihren Mut zusammennahm und mit samt dem Süßkram in den dunklen Bau kroch.

I’m adaptable

In den frühen Neunzigern flimmerte ständig ein Videoclip der Band The B-52’s durch die Musiksender und zwar “Meet the Flintstones” zum dazugehörigen Kinofilm. Ich war entzückt, eine meiner liebsten Fernsehserien meiner Kindheit kommt ins Kino, Yabba, Dabba Do! THE FLINTSTONES, THE ADDAMS FAMILY, DIE NACKTE KANONE, Kinoableger bekannter TV-Serien gab es zwar schon länger, doch nie waren sie so zahlreich wie ab 1990. Damals waren die Hierarchien ganz klar abgesteckt, wenn eine Fernsehserie für einen Kinofilm adaptiert wurde, war das ein fulminanter Aufstieg von der winzigen Mattscheibe zur großen, ehrfürchtigen Leinwand. Denn Fernsehen war Fernsehen und Kino der Olymp der Unterhaltungsbranche.

Ein Weg heraus aus zweierlei Welten

Wir Dramaturgen, Verschwörungstheoretiker und Hobby-Quantenforscher kennen das – manchmal geschehen Dinge, die sind einfach viel zu auffällig. All die vielen kleinen Zufälle, Ungereimtheiten, wenn Geschichte und Geschichten sich wiederholen und Katzen immer wieder das Treppenhaus flankieren, dann entstehen Zweifel und Skepsen. Und sobald man sich tiefer mit der Problemmatrix beschäftigt, macht es PENG oder BOING und plötzlich heißt es: “STAR WARS EPISODE VII wird nun doch kommen!” Schon weicht die Skepsis einem mechanischen Vorwärtstrieb, der all die Erkenntnisse mit einer Schokoladenglasur überträufelt und einen wieder gefügig macht. Ich weiß nicht genau, welcher Sache oder welchem weltumspannenden Geheimnis ich zu nahe gekommen bin, aber es muss ein immens Großes gewesen sein, dass DIE nun noch gewaltigere Geschütze auffahren müssen, um mich, ja mich allein, ruhig zu stellen. Denn plötzlich taucht irgendwo ein Lynch auf und verkündet, eine dritte Staffel TWIN PEAKS wird kommen. Ja klar, eine dritte Staffel TWIN PEAKS! Wo soll ich unterschreiben?

Die Halloween Horrorfilmnacht

“Leichen pflastern unseren Weg, Schrecken ist hier Privileg. Ob in Wien oder in Berlin, nichts ist schöner als Halloween!” trillern, tröten und krakeelen die Bewohner aus Halloweentown in TIM BURTONS NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS, als sie dem kitschverkleistersten Konkurrenzfeiertag Weihnachten den Kampf ansagen. Richtig so! Weihnachten nervt! Halloween hingegen ist mir grundsätzlich sympathisch, ein lustiger Tag fürwahr, an dem kleine Kinder mit Messern und Äxten im Schädel minütlich HARTZ 4 Empfänger aus ihren Sesseln klingeln, bis diese Amok laufen, Nötigung oder Erpressung nicht gefahndet und geahndet wird (“Wir sind kleine Geister, essen gerne Kleister, wenn Sie uns nichts geben, bleiben wir hier kleben!”) und am Ende dann noch´n Kürbis aus der Hosentasche geholt und mittels Kartoffelschäler eine Fratze des Schreckens schnitzen. Hab ich mal gemacht, Riesensauerei!

Die kleine Genrefibel Teil 10: Batmania

Willkommen zurück zu einer neuen Ausgabe der Kleinen Genrefibel, mit Teil 10 sogar ein kleines Jubiläum, zumindest für mich. Aus diesem Grund lass ich es mir auch nicht nehmen, über eines meiner Herzensthemen zu schreiben, über eine Franchise, einen Stoff, eine Figur, einen Mythos, der mich von Kindesbeinen an begleitet hat – der Batman. Wieder sitze ich in der Zwickmühle. Ich habe mir bereits mit Teil 6: STAR TREK Kritik eingefangen, wie eine Franchise in das Konzept von Genrevorstellungen passt. Aber ich seh das nicht so eng, denn immerhin ist das keine Abiturprüfung oder Doktorarbeit, zudem mehr eine Frage der Definition. Natürlich sind die STAR TREK- und BATMAN-Filme kein Subgenre, aber auch nicht das Ende des Wurzelgeflechtes eines Genrestammbaums. Wo befinden wir uns denn, wenn es um den Mythos Batman geht?

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de