Posts Tagged: Spannung

Die kleine Genrefibel Teil 89: Thriller

Der Mensch ist Zeit seines Lebens auf der Suche, nach dem Sinn, der Erfüllung, dem Glück, aber manchmal auch nach zwiespältigen Gefühlslagen zwischen Lust und Angst. Nur allzu gerne treibt er sich auf diversen Rummelplätzen herum und fordert ihn in Geister- oder Achterbahnen heraus – den Nervenkitzel. Im Extremsport, in gefährlichen Expeditionen oder beim Magnetangelspiel, wieder und wieder setzt er sich auf der Suche nach dem Kick einer Hochspannung aus. Nervenkitzel nennen es die einen, Angstlust die anderen, wir Filmliebhaber wiederum bedienen uns einem eigenen Begriff – Thrill. To Thrill – anglizistisch für durchbohren oder durchdringen, Erregung, Anspannung, Schnappatmung, Unrast, Kick & Tension – für das Medium Film scheinen diese Begriffe unverzichtbar, insbesondere dann, wenn sich ein Genre gänzlich den Gefühlslagen der Angstlust verschreibt wie der Thriller.

Die kleine Genrefibel Teil 33: Home Invasion

Nun gut, sprach der Papa zu seiner Tochter Florentine, aber du bist um elf wieder zu Hause, denn morgen musst du wieder in den Kindergarten. Des Vaters Sorge ist berechtigt, denn Draußen, vor der Tür, das weiß der gelernte Außenhandelskaufmann, ist die Welt böse, gewalttätig und schlecht. Eine junge Frau hingegen, die von einem fiesen Messerstecher entführt und im Wald an eine Rotbuche getackert wird, beginnt bereits nach einer Woche zu lamentieren, sie will wieder nach Hause. Während die Meisten ihr Anwesen im Winter mit Lichterketten verzieren, installiert Hauseigner Guido Holzbein um seine Immobilie Selbstschussanlagen, Fallbeile und Stolperdrähte. Zustände wie in einem Horrorfilm! My home is my castle, so sagt der Volksmund. Tür hinter sich zu machen, Fernseher an, Füße auf den Wohnzimmertisch (Schuhe nicht ausziehen!), warten bis die Gattin das angewärmte Pilsener reicht, zusammengefasst: Ruhe haben – die Idealvorstellung eines jeden Hauseigentümers.

Die kleine Genrefibel Teil 8: Echtzeitfilme

In diesem Teil der kleinen Genrefibel ticken die Uhren mal ein wenig anders. In der Vorbereitung dieses Artikels fiel mir auf, dass ich ja auch im Bereich Script Development den Begriff Zeit als dramaturgisches Element eines Filmstoffes behandeln wollte. Zum anderen sind Echtzeitfilme selten und weniger Subgenre oder Filmsparte, sondern die letzte Konsequenz eines sehr klaren und nachvollziehbaren Einsatzes von Zeitabläufen innerhalb der Filmhandlung. Weil sich Filme von COCKTAIL FÜR EINE LEICHE bis SILENT HOUSE in Sachen Zeitstruktur gleichen, etablierte sich irgendwann der Begriff Echtzeitfilme.

Charlie Brewster und der Kassandra Komplex
Script Development Spezial: FRIGHT NIGHT vs FRIGHT NIGHT

In einem Genrefilmdrehbuch für Spannung zu sorgen, ist gar nicht mal so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Szenen, die im fertigen Film letzten Endes High Tension ausmachen, sind meist Verdienste der Inszenierung. Das umsichtige Schleichen in modrigen Gemäuern, knarrende Dielen und die Flucht über Stock und Stein vor dem fiesen Schlitzstrolch, alle diese Dinge sind in einem Drehbuch eher nüchtern beschrieben: „Carola rennt die Treppe rauf“ liest sich alles andere als spannend und aufregend. Es ist schließlich Aufgabe eines Regisseurs, Kameramanns oder des Cutters, solche Szenen audiovisuell und schnitttechnisch auf erhöhte Herzfrequenz zu befördern. Ein Autor kann Spannung nur über die Story aufbauen, und die wird nun mal über die Figuren erzählt. Um seinen Protagonisten in eine spannende Situation zu bringen, kann man sich mancherlei dramaturgischer Werkzeuge bedienen. Ein tolles Beispiel, wie so etwas funktionieren kann oder auch nicht, will ich mal an einem kurzen Beispiel zeigen: der Figur Charlie Brewster aus FRIGHT NIGHT – DIE RABENSCHWARZE NACHT.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de