Posts Tagged: Script Development

It’s not who I am underneath…
Script Development V: Figurenfindung

Die vier hilfreichsten Eigenschaften eines Autors sind Phantasie, Imaginationsgabe, Vorstellungskraft und das Talent, möglichst viele Synonyme für ein und denselben Begriff zu finden. “Drehbuch ist Handwerk”, sagen die einen. “Buuu” rufen die anderen, wo bleibt die Phantasie. Es ist schon hilfreich, wenn man über die Fähigkeit verfügt, Geschichten oder Figuren weiterzuspinnen, nach Möglichkeit dramatisch, mit Zunder. Dafür braucht man mit Sicherheit Phantasie. Aber ist Phantasie ein schöpferischer Akt? Ist es Phantasie, die eine Kettenreaktion auslösen kann, wo ist der Ursprung von Geschichten, besser, wo ist der Ursprung von Figuren?

Eins, Zwei, Die!
Script Development IV: Die Tagline

In der letzten Script Development Folge über Filmtitel ging es unter anderem um Titelzusätze wie beispielsweise ALIEN – DAS UNHEIMLICHE WESEN AUS EINER FREMDEN WELT. Während dem deutschen Kinozuschauer mit dem Untertitel suggeriert wurde, dass es sich bei jenem Alien um keinen freundlichen Artgenossen handelt, kam der Originaltitel ohne diese zusätzliche Erklärung aus und hieß schlicht ALIEN. Trotzdem ist für jeden Genrekenner die Phrase “Im Weltall hört dich niemand schreien” oder “In space no one can hear you scream” untrennbar mit Ridley Scotts Sci-Fi-Horror-Meisterwerk verbunden. Solche Phrasen oder Sätze, die losgelöst vom Titel auf Plakaten prangen oder aus Trailern schallen, nennt der Marketingexperte eine Tagline, und sie spielen nicht nur in der Filmvermarktung eine Rolle (“Think different.”, “Just do it.”). Filmtaglines aber können fantastische, bizarre Gebilde sein, banale Schenkelklopfer oder tiefgründige Philosophie, zweckdienlich oder dadaistisch. In über hundert Jahren Filmgeschichte hat sich da manch verschwurbeltes Kleinod gebildet, wo also anfangen?

Was nützt dem toten Hund ein Beefsteak?
Script Development III: Der Titel

Ja nun, was nützt es ihm denn, dem toten Hund? Und was ist das eigentlich für ein dämlicher Titel? Was kann man sich darunter vorstellen, was kann Google sich darunter vorstellen, wenn es diesen Beitrag irgendwo einordnen soll? Ein Freund meinte zu mir, mach deine Überschriften bloß nicht zu abstrakt, das ist werbetechnisch kontraproduktiv. Andererseits gibt es bestimmt Leute, die ob des Titels vielleicht Appetit bekommen, wegen dem Beefsteak? Die Meisten werden wie immer erstmal verdutzt dreinblicken.

Die kleine Genrefibel Teil 8: Echtzeitfilme

In diesem Teil der kleinen Genrefibel ticken die Uhren mal ein wenig anders. In der Vorbereitung dieses Artikels fiel mir auf, dass ich ja auch im Bereich Script Development den Begriff Zeit als dramaturgisches Element eines Filmstoffes behandeln wollte. Zum anderen sind Echtzeitfilme selten und weniger Subgenre oder Filmsparte, sondern die letzte Konsequenz eines sehr klaren und nachvollziehbaren Einsatzes von Zeitabläufen innerhalb der Filmhandlung. Weil sich Filme von COCKTAIL FÜR EINE LEICHE bis SILENT HOUSE in Sachen Zeitstruktur gleichen, etablierte sich irgendwann der Begriff Echtzeitfilme.

Motherfucking Stoffentwicklung
Script Development Spezial: Tipps & Tricks

Gibt man bei diesem Google die Suchbegriffe TIPPS und DREHBUCH ein, rotiert der Scrollbalken. Sucht man nach TIPPS für gute STOFFENTWICKLUNG, ist der erste Suchtreffer noch immer dict.cc – das Deutsch – Englisch – Wörterbuch mit Ähnlichen Begriffen von Stoffbezug über Stoffdichteregler bis Stofffreisetzung. Logisch, für Fachfremde ist der Begriff Stoffentwicklung immer noch zwischen Textilien und Marihuanaanbau verortet. Natürlich finden sich unter den Suchergebnissen auch Schlagwörter wie Idee, Markt oder Medienkompetenz. Konkrete Tipps kann man sich da aber abschminken, klare Aussagen “Ein Drehbuch schreiben – Anleitung, Tipps & Tricks”? Fehlanzeige.

Niemandsland
Script Development I: Der Ort

Verschiedenen Aspekten von Dramaturgie und Storytelling werden unterschiedliche Bedeutungen zugemessen. Das hängt manchmal mit der Struktur der Geschichte zusammen, ob sie „Charakter Driven“ oder „Plot Driven“ ist, also ob die Figuren die Handlung bestimmen oder von der Story „getrieben“ werden. Doch ein Drehbuch hat mehrere Ebenen, Tortenstücke von unterschiedlicher Dicke: Plot, Story, Figuren. Sind das alle Ebenen, die ein Spielfilmdrehbuch beinhaltet? Natürlich nicht.

Eternal Fear of the paranoid mind
Script Development Spezial: Ungeschützter Plotverkehr

Ein Drehbuchautor muss komplexe Gefühle beherrschen, das ist wichtig, um seinen Figuren den nötigen Blub zu geben. So mancher Autor könnte perfekte Thriller schreiben, wenn er eine seiner größten Ängste in seine Figuren pressen würde: Die Paranoia vorm bösen Ideenklau. Eigentlich dachte ich, dieses Relikt der Paranoia wäre längst Geschichte, aus Zeiten stammend, in der die Leute noch gefaxt oder Telegramme verschickt haben. Die Möglichkeiten des Internets hat Filmemacher doch eher beflügelt, ihre Stoffe progressiv zu bewerben. So ist es ja auch, im Großen und Ganzen. Aber auch in Zeiten von Script Development 2.0 erlebt man durchaus noch die ein oder andere urbane Legende.

Charlie Brewster und der Kassandra Komplex
Script Development Spezial: FRIGHT NIGHT vs FRIGHT NIGHT

In einem Genrefilmdrehbuch für Spannung zu sorgen, ist gar nicht mal so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint. Szenen, die im fertigen Film letzten Endes High Tension ausmachen, sind meist Verdienste der Inszenierung. Das umsichtige Schleichen in modrigen Gemäuern, knarrende Dielen und die Flucht über Stock und Stein vor dem fiesen Schlitzstrolch, alle diese Dinge sind in einem Drehbuch eher nüchtern beschrieben: „Carola rennt die Treppe rauf“ liest sich alles andere als spannend und aufregend. Es ist schließlich Aufgabe eines Regisseurs, Kameramanns oder des Cutters, solche Szenen audiovisuell und schnitttechnisch auf erhöhte Herzfrequenz zu befördern. Ein Autor kann Spannung nur über die Story aufbauen, und die wird nun mal über die Figuren erzählt. Um seinen Protagonisten in eine spannende Situation zu bringen, kann man sich mancherlei dramaturgischer Werkzeuge bedienen. Ein tolles Beispiel, wie so etwas funktionieren kann oder auch nicht, will ich mal an einem kurzen Beispiel zeigen: der Figur Charlie Brewster aus FRIGHT NIGHT – DIE RABENSCHWARZE NACHT.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de