Posts Tagged: Script Development

Stimmungsmache
Script Development XII: Moods & Boards & Visuals

Filmstoffentwicklung, qu’est ce que c’est? Ein Handwerk, eine Reise, ein Regal voller Leitz-Ordner? Werkzeuge der Stoffentwicklung wie Exposé, Treatment, Step-Outline – grobe Raspeln oder Präzisionskreuzschlitze? Und welchen Wert hat die Recherche, wenn sie nicht niedergeschrieben ist in endlosen Ausdrucken, handverlesen, hingekritzelt, rauskopiert, abgeheftet – ein gut recherchierter Film muss mindestens 10 Hektar Waldfläche verbraten, um eine glaubhafte Geschichte liefern zu können. Schriftgröße 3,2. Schrift, Wörter, Wortgruppen, Halbsätze, Gegensätze – Stoffentwicklung ist Arbeit, vorrangig Schreibarbeit, denkt man, aber ich lehne mich dagegen auf, schmeiß alle Leitzordner vom Balkon und drück die Augen feste zu, bis bunte Würmer hinter meinen Lidern tanzen.

Ninety Minutes Magic
Script Development XI: Filmlänge & Zeitempfinden

Hey, ein gesundes neues Jahr Euch da Draußen! So, jetzt ist aber mal genug der langen Vorrede. Wir wollen uns mal wieder mit der Zeit im dramaturgischen Kontext beschäftigen. Das haben wir bereits einmal getan, nämlich in Script Development II: Clock Is Ticking Fast, doch ging es da um erzählte Zeit innerhalb der Geschichte. Zeitliche Aspekte sind beim Film aber nicht nur von inhaltlicher Bedeutung, sondern auch struktureller Natur. Filme, das sind endliche Objekte mit einer bestimmten Laufzeit. Es ist nicht so, dass szenisches Erzählen am Ende einen Film mit einer ganz bestimmten Länge resultieren lassen. Das kann natürlich passieren, aber die Länge eines Films ist im seltensten Fall einfach nur die Summe einer minutiösen Additionsaufgabe. Die Länge eines Spielfilms ist auch eine Charakteristika. Kurzfilm, 90minüter, Überlänge, Dreistundenschwarte – heute wollen wir uns damit beschäftigen, was es mit diesen Zeitschablonen im Film auf sich hat. Irgendjemand muss sich das doch ausgedacht haben.

Die kleine Genrefibel Teil 29: Mindfuck

Willkommen zurück im Genrestreichelzoo. Unsere letzten beiden Fibeln über Männlein und Weiblein waren inhaltlich eher retrospektiv geprägt. Subgenres in einem historischen wie gesellschaftspolitischen Kontext zu betrachten, das funktioniert allerdings nicht immer und wird irgendwann auch mal langweilig. Manche Sparten im Mikrokosmos Film sind einfach zu jung, andere wiederum definieren sich stärker aus dramaturgischen Aspekten und Fragen der Interpretation. Die Themen (Echt)zeit oder Figurenensembles sind solche Beispiele und auch in dieser Folge der kleinen Genrefibel beschäftigen wir uns vorrangig mit dramaturgischen Betrachtungsweisen.

Welches Schweinderl hätten’s denn gern?
Script Development IX: Berufe im Drehbuch

Es gibt so Vieles, was einen tagtäglich bedrückt, sorgt, nervt oder auf die Gonaden geht. Ärger mit dem Vermieter, dem Finanzmakakentum, Individualterror durch Individualindividuen, harte, unstreichbare Butter. Doch am meisten drückt einem der Arbeitsschutzschuh. Die ganzen Sorgen um den selbstgewählten Beruf, das Risiko der Freiberuflichkeit und der damit verbundenen Ängste und Nöte, das kann einem schon mal den Festplattenspeicher blockieren. Dann sitzt man da und grübelt und grübelt, worüber man denn Schreiben könnte, doch nichts fällt einem ein. Ein Scheißberuf ist das! Wie vielen Autoren ging es bereits so, bis sie nicht anders konnten, als ihr eigenes muffiges Dasein, all die unerfüllten Hoffnungen und das Konglomerat an Sorgen in eine Figur, eine Geschichte, in ein Drehbuch zu pfropfen. Seltsamerweise eröffnet sich mir über diesen steinigen Gedankenweg eine Ideenpforte. Beruf, Job, der ganze Firlefanz ist eigentlich ein interessantes Thema innerhalb der Figurenentwicklung.

STAR WARS EPISODE 1: THE DARK FORCE

Betreiben wir wieder einmal Fan-Fiction, von der es heißt, dass sie sich im nichtkommerziellen Untergrund von Fangemeinden abspielt, schaurig, schaurig. Ich sehe es praktisch vor mir, Horden von dunklen Gestalten in Bademänteln oder Trenchcoats, die in den U-Bahnhöfen herumirren und Fangeschichten in kleine Notizblöcke kritzeln und wenn dann jemand kommt und mal nachfragt, dann raunen sie: “Wir verkaufen nix, das is unkommerziell!” Vielleicht treffen die sich aber auch Sonntags in einer kleinen Kirche, vielleicht heißt das deshalb Fangemeinde, nicht selten wird ja beispielsweise das STAR WARS-Universum auch als Religion bezeichnet. Da sind wir auch schon beim Thema – STAR WARS.

Lass uns drüberreden
Script Development VIII: Voice Over

Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, in einem Land namens Posemuckel. So beginnen Märchen, Erzählungen am Lagerfeuer oder Gute-Nacht-Geschichten. Auch in der Bibel heißt es: “Es begab sich aber zu der Zeit…”  Eine Geschichte braucht einen Erzähler, könnte man meinen, aber es stimmt nicht. Nicht die Geschichte braucht einen Erzähler, vielmehr der Leser. Es ist die warme, beruhigende Stimme einer Mutter, die ein Märchen am Bett ihres Kindes vorliest, während das Kind vom sanften Klang der Worte zuerst in eine Geschichte, später dann in den Schlaf getragen wird. Märchen werden nach wie vor vorgelesen, nacherzählt, umgedichtet, der Vorleser übernimmt eine Rolle, ist Mittler der Geschichte, der Begebenheit. Aber manche Eltern sind auch faul und setzen ihre Kinder einfach vor die Glotze oder eine Märchen-App. Immerhin leben wir nicht mehr in einer Zeit, in der Kinder im Wald zurückgelassen wurden, ganz allein, die Hosentaschen voller Brotkrumen.

cool open
Script Development VII: Die Titelsequenz

Kann sich noch jemand an den Film SPHERE mit Dustin Hoffman und Sharon Stone aus dem Jahr 1998 erinnern? Nein? Ich auch nicht so richtig. Woran ich mich aber noch gut erinnern kann, ist ein kurzes Gespräch mit einem Kinokollegen, der befand, jener Film sei seltsam. “Wieso fängt der eigentlich mit dem Abspann an?”. Das hat meine Stirn etwas runzeln lassen, aber ok, manche Leute waren nicht wirklich oft im Kino. Der Film SPHERE begann lediglich mit einer etwas ausladenderen Titelsequenz. Ich will auch gar nicht gleich wieder gehässig und arrogant werden mit Sprüchen wie “Niemand schätzt eine tolle Titelsequenz beim Film, heul heul!”. Denn vielleicht ist das gar nicht so, was weiß ich denn. Ich kann sehr gut verstehen, dass man, wenn man sich einen Film ansieht, gern einen Film sehen möchte und sich nicht erst durch das Impressum arbeiten will.

Scheibenkleister
Script Development VI: Songs im Drehbuch

Fahrstuhl, Innen / Tag

 

Floyd und Telsa stehen im Fahrstuhl.

 

FLOYD

“Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem, was du machst. Und wenn’s so richtig scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen, und du hörst immer nur diesen einen Moment.”

Die kleine Genrefibel Teil 17: Big Ensemble

In heimischen Lichtspielhäusern ist soeben der Film AMERICAN HUSTLE angelaufen, GOLDEN GLOBE Gewinner und mit zehn Nominierungen auch heißester OSCAR-Kandidat, bzw. ein Favorit für die seltene Chance auf die Big Five, also Bester Film, Regie sowie sämtliche Darstellerrubriken. Deswegen ist AMERICAN HUSTLE  auch ein gutes Beispiel für ein missverständliches Auffassen von Figurenhierarchien in Filmen. Ich erinnere mich an Diskussionen um die Differenzierung von Haupt- und Nebenrollen in einen Film, was eine Nebenrolle ist, wie groß diese sein kann, darf, muss oder nicht. “Der Joker ist doch keine Nebenrolle!!!” wird häufig skandiert. Im Grunde gibt es eine einfache Antwort, Nebenrolle ist in dem Fall nur eine vereinfachte Übersetzung, der Terminus “supporting actor” ist treffender, die unterstützende Rolle im Bezug auf die Hauptfigur/en. Die kann durchaus als zweite Hauptrolle fungieren, in jedem Fall macht sich eine supporting role oder Nebenrolle nicht an Screentime oder Dialoganteil fest.

Zum Teufel mit dem Knuddelfaktor!

Nu kuck doch, wie süß! Wie ´se da sitzen, Klopfer, Dumbo, Mogli und wie sie alle heißen, Figuren aus Animationsfilmen, niedlich, kulleräugig, bonbonesk! Aber das ist nicht die ganze Wahrheit, auch animierte Filmfiguren sind inzwischen dem Kindchenschema entwachsen und der ein oder andere Charakter ist lebendiger geschrieben als so manche Realfilmfigur. Wie so oft sind es aber vorrangig Kleinigkeiten, die eine Figur Besonders machen. Abseits von Disneykulleraugen, Pixarpixeln oder Gollum, zu welchen Animationsfiguren habe ich eine besondere Beziehung aufgebaut und warum? Zehn Figuren, bestenfalls zehn Antworten!

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de