Posts Tagged: Oscars

Die kleine Genrefibel Teil 87: Black Cinema

Der Film generiert sich oft als moralisches Korrektiv, vor allem in der Verarbeitung gesellschaftspolitischer Themen. Diese Prozesse sind ständig im Wandel, verändern sich durch Zeitgeist, Annäherung oder wütenden Protest. Nicht immer müssen gesellschaftliche Reizthemen abgeschlossen und aufgearbeitet sein, filmische Selbstreflektion menschlichen Denkens und Handelns wird vielmehr ständig neu justiert. Auf Kriegspropaganda folgte der Antikriegsfilm, filmische Projektionen von Feindbilder erfolgten analog zu historischen Ereignissen, Gewalt und Sexualität im Film begleiteten Debatten unterschiedlicher Dekaden. Doch es gibt ein Thema, welches sich seit Erfindung des Mediums bis heute nur zögerlich verändert hat, trotz mehrerer Wellen filmischen Protests. Jenes traurigsten Kapitel ist das Thema Rassismus, in der Realität wie im Film, der zu oft rassistischer Mittäter war und es immer noch ist.

Inclusion Riders In The Sky

Der Oscar, bekannt aus Funk und Fern und Foren, feiert im Jahr 2018 des Herrenwitzes seinen 90. Geburtstag. Alles Gute, du rüstiger Opa des Lindt Schokoladenosterhasen. Was war das für ´ne Party dieses Jahr! Hast all die jungen Hüpfer eingeladen wie Christopher Plummer oder Meryl Streep. Und unter den Stuhlreihen spielten die Kinderlein verstecken und suchten nach Resten der Carepakete vom Vorjahr. Ein Traum von einem Wiegenfest. Das war nicht immer so. Früher wurde oft gezankt. Und viele Kinder durften nicht mitspielen, beim Topfschlagen und bei Blinde Kuh. Aber mittlerweile ist das Spiel Blinde Kuh verpönt, weil es ausgrenzt. Blinde haben einfach keinen Spaß an Blinde Kuh.

Ready Viewer One

Aufgepasst und zugehört, liebe filmbegeisterten Freunde, Fans, Freaks, Fanatiker und Florentiner. 122 Jahre gibt es nun schon das Kino, das Fernsehen immerhin schon 83 Jahre, zusammen macht das 205 Jahre Programm in allen Geschmacksrichtungen. Doch die Geschmäcker sind verschieden und so ist immer was Neues drin in der Wundertüte des Films. Möchte man meinen, doch wer sich das Jahr 2017 genauer angeschaut hat, dem deucht, dass sich ab und an etwas wiederholt im Schaugeschäft. Retroschiene und Fanservice hießen die Schlagworte 2017, doch was erwartet den Filmfan in diesem Jahr?

Moo Moo Moonlight

Die 89. OSCAR-Kaninchen- und Taubenzuchtverleihungen, in diesem Jahr präsentiert von Eichelschmeichler der Firma Amorelie, wurden wie immer von Pro Sieben vor der Aufzeichnung ausgestrahlt und das bis zu fünf mal in über vierzig Städten Dänemarks. Eine technische Meisterleistung! Mixed Emotions vom Fahrbandrand, der rote Teppich als Gaumenzäpfchenverlängerung von Steven Gätjen. Wir sahen Viggo Mortensen und seinen unehelichen Sohn, den er mit Uwe Ochsenknecht hat, Nicole Kidman flog vorbei, Gätjen broll, doch die Kamera machte einen Schwenk und wir sahen Mel Gibson, der gerade zum achten Mal Vater geworden ist und sein neustes Töchterlein bereits zur Verleihung mitgebracht hat.

Klingensprinten 2017

Guten Morgen im Neuen Jahr, liebe Leser, ich habe ein wenig verschlafen, aber draußen liegt Schnee und damit ist Gleitzeit, also alles schick. Moment, ich trink mal eben noch einen Schluck. So. Wo waren wir? Ach ja, neues Jahr, neues Glück. Willkommen zum großen Jahresrückblick 2017. Im Kino lief bislang PASSENGERS mit Chris Pratt und Jennifer Lawrence, eine Science-Fiction Schmonzette mit dem Klebrigkeitsgehalt von Nuspli, dass einem bisschen übel wird, aber multiples Kreischen einer einzelnen Frau hat mich überzeugt, das wird wohl doch ein Hit. Dann gab’s nach drei Jahren endlich mal wieder eine neue Folge SHERLOCK, einen Golden Globe Rekord für das Musical LA LA LAND und Nastassja Kinski hat ihre Teilnahme am Dschungelcamp abgesagt.

Bärendienst nach Vorschrift

Ein halb geleckter Bär, dem Hochgebirg’ entstammt, lebt’, gleich Bellerophon, den einst das Schicksal steigen und fallen ließ, im Wald zur Einsamkeit verdammt. Indes der Bär also hier der Schwermut sich ergeben, langweilte ganz auf gleiche Weis’ in seiner Nähe sich ein Greis, ein Gartenfreund, der in Pomonas Dienste schaltet’ und Floras Priesteramt verwaltet’. “Schön ist dies Doppelamt; doch glaub’ ich, schöner sei’s in liebenswürd’ger Freunde Kreis.” Ein Garten spricht nicht viel, außer in meinem Buche. Drum ging der Greis einst auf die Suche im Morgensonnenschein, der stummen Sippschaft satt, nach Freunden; querfeldein wandelt’ er frisch und munter. Der Bär, der gleiche Absicht hatt’, kam auch von seinem Berg herunter.

Die kleine Genrefibel Teil 43: Biopic

Einen wunderschönen Guten Tag, liebe Filmfreunde, kommen Sie rein, was darf´s denn sein? Die schlechte Nachricht allerdings gleich am Anfang, Genreware is leider aus diese Woche. Aber dafür haben wir ganz vorzügliches Biopic im Angebot. Aus ökologisch kontrolliertem Anbau natürlich. Ah nee, jetzt hab ich mich vertan, gleich am Anfang. Heute geht es natürlich nicht um Bio-Schweinefleisch, obwohl einige der lecker Filmchen durchaus ganz schöne Schinken sind, wie man sagt. Is ja auch nicht immer einfach, Kunstdinger von Kunstdünger zu unterscheiden. Es ist OSCAR-Zeit und deshalb servieren wir heute Biopics. Na gut, dann nehme ich 500 Gramm Mozartkugeln, ein Pfund Schillerlocken und zwei Bismarckheringe. Dazu ein Glas MILK.

Phantastische Filme & wo sie zu finden sind

So, ihr Früchtchen! Nachdem sich vor ein paar Tagen einer meiner Texte selbstständig gemacht hat und nun auf seine Steuernummer wartet, machen wir einfach weiter, als sei nix passiert. 2015 liegt hinter uns, ich spare mir mal gesellschaftliche Häme und mahnende Zeigefinger, ihr seid alt genug. Wir wollen wieder einen Blick in die Zukunft werfen, auf Filme und Serien 2016, wollen der Leidenschaft frönen, dass es nur so splattatert. Jahresrückblicke sind ja so eine Sache, sie sind bauernschlau, rechthaberisch und sentimental. Bei einer Vorschau ist das anders, man bemüht das Konjunktiv und streitet Verantwortungen ab. Für mich ist es zudem interessant, Vorschau und Rückblick nebeneinanderzulegen und Diskrepanzen zu analysieren.

Der Traumfalter Jahresrückblick 2015

Mich deucht, es wär erst gestern gewesen. Die Menschen auf dem Erdenrund überfiel eine gallertartige Hysterie, endlich waren sie selbst in der Zukunft angekommen, die sie vorher nur aus Filmen kannten. Das Jahr 2015, es sollte ein ganz besonderes werden. Marty McFly würde endlich in dieser Zukunft ankommen und so starrten die Menschen in den Himmel voller Sehnsucht und warteten. Und warteten und warteten, denn Marty McFly landete tatsächlich am 21. Oktober 2015, allerdings in der Stadt Oberursel im Taunus. Er ging zum Bäcker und kaufte sich ein ganzes Blech Streuselkuchen, aß eine Hälfte auf und verfütterte den Rest an Enten und Schwäne im Stadtpark. Dann flog er wieder weg. Er wollte mit dem ganzen Trouble nichts zu tun haben, setzte bewusst ein Zeichen gegen diese ganze Zukunftseuphorie und dass sich die Leute nicht immer so künstlich aufregen sollen. Denn so eine Zukunft wird schnell Vergangenheit, auch sie hat ein Mindesthaltbarkeitsdatum und das Mindesthaltbarkeitsdatum der Zukunft war am 21. Oktober 2015 abgelaufen, tja, Pech gehabt.

Die unverhoffte Macht der Ahnung

Theeee OSCARS (das “th” muss richtig quietschen), Du kokolorer Gummitwist, goldenes Kalb im Schaugeschäft, Temenos der Hybris, Du Lazarett auf dem Schlachtfeld der Kunst. Seit gefühlten 87 Jahren tu ich mir Dich jetzt schon an und werde nicht schlauer. Gezuckerte Kondensmilch verklebt den Magen in gleichem Maße wie Erdnusscreme, ich hätte es ahnen können. Auch hätte ich ahnen können, dass die OSCARS zäh sind, ja, sie sind zäääh, yeah, yeah! Bis auf das funktioniert sie aber noch, die Ahnung, die prophetische Sensorik, die Gabe, die Zukunft aus Fischinnereien, Wildschweinen oder Cervisia lesen zu können. Ja, es ist schon sonderbar, Jahr für Jahr hat man seine Favoriten, herzelt sie ganz doll und verteidigt sie gegen leidenschaftslosen, verbalen Unbill, verteufelt das System, in dem es vor Ungerechtigkeit müffelt, weil dieser oder jener den OSCAR ja sooo verdient hätte und am Ende, ja, dann gewinnt der Favorit dann doch, zumindest meiner.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de