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German Genre Roundabout

Deutschland im Herbst 2018. Eine Genrenation grübelt, überall Stillstand oder Leisetreterei. Als im August der deutsche OSCAR-Kandidat bekanntgegeben wurde, der für Deutschland 2019 ins Rennen gehen soll, wurde die Misere mal wieder überdeutlich. “Schicken wir den Donnersmarck dahin, der hat schon einen OSCAR gewonnen und somit Parketterfahrung.” Deutsches Bewältigungsdrama also mal wieder, unabhängig von der Qualität von WERK OHNE AUTOR. Aber Mut sieht anders aus. Nicht nur, dass auf der deutschen Bewerberliste neben 3 TAGE IN QUIBERON auch Michael Bully Herbigs Thriller BALLON stand, der ein spannendes Kapitel deutscher Geschichte mit Mitteln des Genrefilms erzählt. Ein Blick nach Schweden macht es noch deutlicher, dort geht das Fantasykrimidrama BORDER ins Rennen um den besten fremdsprachigen Film. Das ist mal beeindruckend.

Die äußeren Werte

“Kino – dafür werden Filme gemacht.” Mit diesem Slogan warb einst die deutsche Filmwirtschaft und auch von Konsumentenseite vernimmt man immer mal wieder die Parole, Filme gehören ins Kino, bevor sie auf Wühl- und Grabbeltischen in Kaufhäusern verramscht werden. Doch Filmliebhaber sind selten Puristen und Filme werden eben nicht ausschließlich für das Kino gemacht. Im Gegenteil, der Verkauf von physischen Medienträgern überflügelt seit einigen Jahren die Kinoticketverkäufe und viele Produktionen erreichen die Gewinnzone erst im Verkauf für den Heimkinomarkt. Abgesehen davon spiegeln die wöchentlichen Neustarts von Kinofilmen auch nur einen Bruchteil des gesamten Filmangebots. Das Portfolio des internationalen Films seit Anbeginn des Mediums will schließlich nicht nur innerhalb des kleinen Kinostartzeitfensters existieren. Filme werden für die Ewigkeit gemacht.

STARFLIGHT ONE

Nun haben wir uns eine ganze Weile mit dem aktuellen Genrefilm beschäftigt, von der GENRENALE über Found Footage bis zur wirtschaftlichen und kulturellen Lage der europäischen Genreunion, da wird es langsam mal wieder Zeit für einen Blick zurück. Retrospektive nennen es die Kunstschaffenden, andere meinen damit eine Sehnsucht nach einer Zeit, in der angeblich alles besser war. Für manche existiert im Blick zurück nur der TERMINATOR und das ALIEN, ich für meinen Teil grabe in der Rubrik Retro Review auch gerne Filmperlen meiner Kindheit aus, nur liegen die meist noch eine Sedimentschicht tiefer im VHS-Grab verbuddelt. Manche hat man beinahe vergessen, wie auch den Filmklassiker aus dem Jahr 1983 STARFLIGHT ONE – IRRFLUG INS WELTALL.

Demons are a ghoul’s best friend

Da machte es “knack” im urigen Unterholz, das Reisig spreiselte und die Borke bug sich bedrohlich um des Wurzels Gebölk. Die drei Kinder Mael, Aignéis und Roarke standen mit angstvoll geweiteten Augen vor einer Art überdimensionalen Fuchsbau, frisch aufgescharrte Erde ward durchdrungen von zigarrengroßen Maden, die sich schmatzend durch verrottetes Laub frästen. In ihren Händen hielten sie ein zusammengebundenes Ziegenfell voller Süßigkeiten, in Honig getränktes Dörrobst, gebrannte Mandeln und geraspeltes Süßholz, alles, was sie im Dorf hatten ergattern können als Lösegeld für Wigfield Leonie Pallasch, die vermisste Tochter des Böttchers Theyge. Es war der 31. Oktober 1640, der Wind pfiff durch den Illex und die alten Haselnussbäume, keiner traute sich auch nur einen Schritt weiter, als Mael all ihren Mut zusammennahm und mit samt dem Süßkram in den dunklen Bau kroch.

I Walked with a Zombie

Die heutige Retro Review Perle ist kein Kleinod der Kindheit aus den seligen achtziger Jahren, trotz seines biblischen Filmalters sah ich den Film erst in den frühen Neunzigern, als man genretechnisch auch auf das TV-Programm angewiesen war. Zwar vertilgte ich schon Unmengen an Videothekenware, aber von dem ein oder anderen Schmankerl las man auch in der Fernsehzeitung. Es war die Zeit, als auch im ZDF zu später Stund manch schauriger Genrefilm lief, der Sender RTL mit “Hildes Wilde Horror Show” eine Art Grindhouse-Doublefeature an Horrorklassikern ausstrahlte, von FRANKENSTEIN, DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN bis DIE SCHLANGE IM REGENBOGEN. Zu jener Zeit sah ich dann auch I WALKED WITH A ZOMBIE, der bei uns ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE hieß, ein düsterer Voodoo-Horrorfilm in Schwarz-Weiß aus dem Jahr 1943.

Der Traumfalter Jahresrückblick 2014

Als der Mensch die Zeit erfand, war das ein irreversibler Fauxpas, denn seitdem verging sie, die Zeit, und der Mensch hatte sich ab diesem Zeitpunkt Null mit Begriffen wie Vergangenheit, Gegenwart, Zeitgeist und Eieruhr herumzuschlagen. Wann immer er mit der Zeit nichts anzufangen wusste, begann er, die Vergangenheit zu ordnen. Die da war wüst und wild, ein riesiger Haufen unaufgeräumtes Spielzeug, Actionfiguren von Hasbro, Playmobil-Burgen, Plastiksoldaten, denn da war auch Krieg und Leid und Zwist in der Vergangenheit. Doch dem Mensch ward nicht bang, denn er hatte auch die Kunst erfunden, die wann immer ihm beliebte, ihn von den sorgenvollen Wirren des Zeitgeschehens, welches er verursacht hatte, abzulenken vermochte. Seitdem harrt der Mensch seiner Gegenwart, sieht dem Zeitfluss des Jahres zu, wie er vergeht, um am Ende Kapitel für Kapitel abzuschließen in einer Retrospektive. Dann gibt´s Schnaps und der ganze Kladeradatsch geht von vorne los, langweilig, ich weiß, und so kryptisch! Was soll das? Was ist das für ein gequirlter Geheim-Scheiß-Blog hier, wir haben Jahresrückblick 2014 gegoogelt, ihr Vollpfosten.

Der Traumfalter Jahresrückblick 2013

Das Jahr neigt sich mit übermütiger Schiefwinkligkeit dem Ende entgegen. Soll es doch, ich werde es nicht aufhalten. Lass es ziehen wie Kamillenblütenblättertee. Das Jahr 2013 war, wie der Name schon sagt, ein ungerades Jahr. Was immer das auch heißen mag. Es macht jedenfalls großen Spaß, so ein Filmjahr am End nochmal resümieren zu können, die ganzen vorgeworfenen Audiovisualbrocken mal ordnen in seinem inneren Setzkasten der Filmleidenschaft. Die Sache ist die: Am Anfang eines neuen Jahres verschaffe ich mir meist einen Überblick über die Filme, die in den kommenden zwölf Monaten erscheinen werden. Da schwingt immer eine gewisse Erwartungshaltung mit, sei es man ist von einem Storyfetzen angefixt, von einer interessanten Adaption oder freut sich schlicht auf den neuen Film von oder den neuen Film mit, tja, sonstwem.

Die Halloween Horrorfilmnacht

“Leichen pflastern unseren Weg, Schrecken ist hier Privileg. Ob in Wien oder in Berlin, nichts ist schöner als Halloween!” trillern, tröten und krakeelen die Bewohner aus Halloweentown in TIM BURTONS NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS, als sie dem kitschverkleistersten Konkurrenzfeiertag Weihnachten den Kampf ansagen. Richtig so! Weihnachten nervt! Halloween hingegen ist mir grundsätzlich sympathisch, ein lustiger Tag fürwahr, an dem kleine Kinder mit Messern und Äxten im Schädel minütlich HARTZ 4 Empfänger aus ihren Sesseln klingeln, bis diese Amok laufen, Nötigung oder Erpressung nicht gefahndet und geahndet wird (“Wir sind kleine Geister, essen gerne Kleister, wenn Sie uns nichts geben, bleiben wir hier kleben!”) und am Ende dann noch´n Kürbis aus der Hosentasche geholt und mittels Kartoffelschäler eine Fratze des Schreckens schnitzen. Hab ich mal gemacht, Riesensauerei!

October Overkill

Der Oktober ist für Genrefans ein goldener Monat, vor allem Gruselfreunde kommen auf ihre Kosten. Es beginnt mit dem Ende der großen Zombieschau auf dem Münchner Oktoberfest und gipfelt am 31.10. in Halloween, dem Nationalfeiertag für Bloodsucker und Schlitzstrolche. Dabei hat in Deutschland das Halloweenfest erst eine jüngere Tradition, den ursprünglich keltischen Brauch brachten irische Einwanderer zuerst in die USA, bis er sich viel, viel später auch in Europa verbreitete. Auf die Faszination von Morbidem und Schaurigem reagierte auch alsbald die Filmwirtschaft, denn welcher Monat eignet sich besser, einen Horrorfilm zu veröffentlichen als zwischen Erntedank und All Hallows Eve? Weil der diesjährige Genremonat eine Menge zu bieten hat, werfen wir kurz ein blutiges Auge auf die Schmankerl, die dem Genrefreund im Oktober feilgeboten werden.

MÄRCHEN EINER WANDERUNG

Es ist wieder Retrostunde im Reviewbereich. Mit Besprechungen von Klassikern und alten Kamellen ist das so eine Sache. Spricht man über die Wirkung eines Filmes heute oder aus teils verklärter Erinnerung heraus? Es gibt durchaus ein paar Filme, die man sich besser nicht noch einmal angeschaut hätte, weil sie konträr zur Erinnerung plötzlich langatmig und zäh erschienen. Aber bei Retrospektiven geht’s ja nicht immer nur um Vergleiche. In meiner Kindheit gab es einige Filme, die mir in junge Jahren mächtig Angst eingejagt haben. In meiner Top Fünf der grusligsten Kindheitserinnerungen rangiert neben CRITTERS und KOJAK: MORDFALL MARKUS NELSON (?!) rangiert auch folgendes Fantasymärchen von Alexander Mitta aus dem Jahr 1982.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de