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Fantasy Filmfest White Nights 2020

Ein gesundes, gesegnetes und gesottenes neues Jahr, liebe Leser. Heute ist doch der 1. Januar, oder? Bevor wir uns verquatschen, fangen wir mal ohne große Vorrede an, ich muss noch Stromzähler ablesen. Wir befinden uns in einer neuen Dekade, alles ist anders, aber damit man es nicht so merkt, beginnt 2020 wie die Jahre zuvor mit den Fantasy Filmfest White Nights, inzwischen bereits zum fünften Male. Wie immer haben die White Nights zehn Genreschmankerl im Gepäck, damit kann man sich schon mal ordentlich auf das neue Jahr eingrooven, was immer das auch heißen mag. Werfen wir wie immer einen scheuen Blick auf die Highlights des Programms, welche an den nächsten Wochenenden in sieben deutschen Städten über diverse Leinwände flimmern.

G For Genrenale

Es gibt viele unschöne Dinge mit G am Anfang, Genickbruch, Gentrifizierung, Genmanipuliertes oder Generationskonflikte, ein paar ganz nette Sachen wie Genussmittel oder Genesungswünsche, aber nur ganz wenige Angelegenheiten, die wirklich aufregend sind. Bis vor ein paar Jahren wäre mir da nur Genitalbereich eingefallen, doch diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Denn seit es jenes “tiny little german genre festival” in Berlin gibt, hat faszinierende, phantastische, fesselnde, wilde, subversive, mutige und vor allem leidenschaftliche Genrefilmkultur aus deutschen Landen wieder ein Synonym – die GENRENALE.

Die kleine Genrefibel Teil 71: Automobile

Die kleine Genrefibel ist zurück und wisst ihr, wer ebenfalls zurückkehren wird? Richtig, die GHOSTBUSTERS. Obgleich niemand mehr damit gerechnet hat, wird es 2020 eine echte Fortsetzung des Kultfilms geben und zwar von Jason Reitman, Sohnemann von GHOSTBUSTERS Regisseur Ivan Reitman. Doch Skepsen machen sich breit, schon die Fortsetzung fiel 1989 bei den Fans durch, die 2016er Neuauflage mit vier Geisterjägerinnen löste sogar einen frauenfeindlichen Shitstorm aus. Doch darum soll es jetzt gar nicht gehen. Bemerkenswerter finde ich, auf welche Weise die Rückkehr der GHOSTBUSTERS im ersten Teaser Trailer präsentiert wurde.

Die kleine Genrefibel Teil 70: Treasure Hunter

“Arm am Beutel, krank am Herzen, schleppt’ ich meine langen Tage. Armut ist die größte Plage, Reichtum ist das höchste Gut! Und, zu enden meine Schmerzen, ging ich, einen Schatz zu graben. Meine Seele sollst du haben! Schrieb ich hin mit eignem Blut.”

 

Willkommen zurück, Goldschürfer und Schatzsucher, auf unserer gemeinsamen Suche nach den verborgenen Grälen, Dublonen und Juwelen der Filmgeschichte. Ganze 70 Folgen ist die kleine Genrefibel nun schon alt und selbst bereits ein Relikt mythologischer Vorzeit. Ob sie wohl auch einst ausgebuddelt werden wird, auf einer alten Festplatte, unter Geröll und Felsenwerk? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen ist, die vorweihnachtliche Genrefibel ist immer eine heimelige Reise in die großen Sehnsüchte unserer Kindheit. Wenn wir auch vieles werden wollten, ob Cowboy, Astronaut oder Geheimagent, es war eine Sache, die uns alle antrieb und einte. Es war die Suche nach dem großen Abenteuer.

Die kleine Genrefibel Teil 63: Bombe geht hoch

“Ton?” “Läuft.” “Kamera?” “Läuft.” “Vier-Zwei, die Erste” Klapp. “Und…Action!” Auch für jene welche, die nie mit eigenen Augen hinter die Kulissen eines Filmdrehs blicken durften, sind diese Worte wohl bekannt. Sobald ein Regisseur laut “Action” ruft, erwachen das konstruierte Set und die Schauspieler zum Leben und das Spektakel beginnt. Ein Film ohne “Action!” – schwer vorstellbar. Aber darüber hinaus, was bedeutet Action, was ist am Ende der Dreharbeiten ein Actionfilm und was nicht? Von allen Genrebegriffen wird der Terminus “Actionfilm” am wenigsten hinterfragt, Action ist, wenn Action stattfindet. Aber ganz so einfach ist es nicht.

Die kleine Genrefibel Teil 58: Big Disaster

Im Jahre 2017 des Herrn scheint nun das einzutreten, was das Jahr 2012 versprochen, aber nicht gehalten hat – der Weltuntergang. Vom internationalen Politmakakentum mal abgesehen spielt vor allem die Natur verrückt. Kältewelle in Europa durch Orkan Axel, Waldbrände in Portugal, Tsumani vor Grönland, Hurrikan Irma und Maria, Erdbeben in Mexico. Raue Klimen, Leute! Wenn vom Himmel kindskopfgroße Hagelkörner fallen, die Felder mit ihren Salatköpfen verdörren, die Flüsse über die Ufer treten und das Umland verflüssigen, Stürme die Photovoltaikanlagen auf links drehen und Dauerregen die Luftschutzbunker flutet, wenn die Sonne die Haut zu Leder verbrennt, die Vöglein aufhören zu singen und die Fische an den Stränden stranden, dann Freunde hat das Ende der Welt begonnen und der Teufel die Schlacht gewonnen. Da hilft dann nur noch Melissenblütenblättertee.

SCHNEEFLÖCKCHEN

Jungs, wir müssen mal wieder…oh fuck, Verzeihung, ich meinte natürlich Jungs und Mädels, wir müssen mal wieder über deutsches Genrekino reden. 27 Jahre nach Helmut Kohls Vision von blühenden Genrelandschaften wird dieser Traum mehr und mehr Wirklichkeit. 2017 ist bislang ein fantastischer Jahrgang für den deutschen Genrefilm, nach der fünften GENRENALE, dem Kinostart von IMMIGRATION GAME und BERLIN FALLING nun auch noch zwei deutsche Genreproduktionen auf dem 31. FANTASY FILMFEST. Da kann man fast schon wieder die alten Weltherrschaftspläne herauskramen. Wer das alles nicht glauben will, kann sich ja auf dem FANTASY FILMFEST eines Besseren belehren lassen, denn mit SCHNEEFLÖCKCHEN von Regisseur Adolfo Kolmerer und Drehbuchautor Arend Remmers läuft dort einer der abgedrehtesten Mindfuckfilme der letzten Dekaden.

STARFLIGHT ONE

Nun haben wir uns eine ganze Weile mit dem aktuellen Genrefilm beschäftigt, von der GENRENALE über Found Footage bis zur wirtschaftlichen und kulturellen Lage der europäischen Genreunion, da wird es langsam mal wieder Zeit für einen Blick zurück. Retrospektive nennen es die Kunstschaffenden, andere meinen damit eine Sehnsucht nach einer Zeit, in der angeblich alles besser war. Für manche existiert im Blick zurück nur der TERMINATOR und das ALIEN, ich für meinen Teil grabe in der Rubrik Retro Review auch gerne Filmperlen meiner Kindheit aus, nur liegen die meist noch eine Sedimentschicht tiefer im VHS-Grab verbuddelt. Manche hat man beinahe vergessen, wie auch den Filmklassiker aus dem Jahr 1983 STARFLIGHT ONE – IRRFLUG INS WELTALL.

Genre Made In Germany

Das Jahr 2017 ist ein besonderes Jubiläumsjahr, denn es rundet sich zum fünfhundertsten Male die Thesenverspachtelung der Wittenberger Schlosskirche durch den Genrefilmer Martin Luther, dem Urururonkel von Lex Luther. Damals ging es um Reformation, und dieser Vibe erklingt auch 500 Jahre später noch durch die BRD, die Betroffenheitsrepublik Deutschland. Denn es gibt noch so viele Dinge neben konfessioneller Abgrenzung und der Homogenisierung von Milch, die reformiert gehören in diesem Lande. Zum Beispiel die Filmkultur. Während auf der BERLINALE der Vakuumszustand der Bewältigungsfilmerei befeiert wird, beweist die GENRENALE mittlerweile zum 5. Mal in Folge, dass es in Deutschland durchaus auch Filmemacher gibt, die ihre Visionen um kontroverse, aufreibende und unangepasste Stoffe mit den Stilmitteln des internationalen Genrefilms realisieren wollen und das auch tun, gegen jeden Widerstand der fantasiefeindlichen und bürokratisch verwalteten Filmbranche Deutschlands, die scheinbar jeden Anschluss an den internationalen Markt verloren hat.

GENRENALE 5

Endlich ist der Januar vorbei und nun sind es nicht einmal mehr vierzehn Tage bis zur GENRENALE5 vom 13. – 16. Februar 2017. Richtig, die GENRENALE feiert bereits ihren fünften Geburtstag, seit 2013 steht das Festival für den deutschen Genrefilm und vor allem für die Filmemacher, die abseits der traurig langweiligen deutschen Filmlandschaft für ihre Visionen und vor allem für mehr Genrevielfalt kämpfen. Es ist ein Kampf, nach wie vor, aber besonders in diesem Jahr zeigen sich die ersten Früchte dieses Kampfes, denn nie zuvor war die GENRENALE üppiger und fantastischer.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de