Plant’n’Payoff
Script Development XVIII: Aussaat & Ernte
Dramaturgie und Storytelling sind zwei verteufelte Windhunde. In der Analyse von Filmen und Serien kann man dramaturgische Elemente herausfiltern und verallgemeinern, dann sind sie schön logisch und jeder findet sie dufte. Figuren, Motivationen, Kausalitäten, ganze thematische Kreuze werden freigebuddelt, muss man sie aber dann im eigenen Script anwenden, sträubt sich die Feder oft, fortzufahren. Obgleich wir hier in der Rubrik Script Development schon immer hart am szenischen Beispiel gearbeitet haben, gehen wir heute noch einen Schritt weiter ins Detail und beschäftigen uns mit einem kraftvollen dramaturgischen Mittel, welches den Unterschied zwischen Larifari und einer gut erzählten Geschichte machen kann – dem sogenannten “Planting and Payoff”. Wöllte man diese beiden Begriffe nur in trockener, verallgemeinender Lehrbuchtheorie betrachten, käme man nicht weit.
Versuchen wir es dennoch. Für das Begriffskonstrukt “Planting and Payoff” gibt es keine treffende deutsche Entsprechung. Auch im Englischen ist “Planting and Payoff” nur eine Abwandlung, denn eigentlich spricht man in diesem Zusammenhang von “Setup and Payoff”. “Planting and Payoff” aber ist wesentlich griffiger, kann man es doch treffend mit “Pflanzen und Ernten” oder “Aussaat und Ernte” übersetzen. Will man diesen Begriffen nun eine allgemeingültige Definition abringen, würde das ungefähr so lauten: Man pflanzt in einer bestimmten Phase einer Geschichte eine materielle oder immaterielle Information für die Figur, die Story und/oder den Zuschauer, um sie zu einem späteren Zeitpunkt für eine bestimmtes Ergebnis abzuernten. Klingt beknackt, ist aber richtig.
Das Problem allerdings ist, dieses “bestimmte” Ergebnis kann vieles sein, wodurch “Planting and Payoff” ganz unterschiedliche Wirkungsweisen hervorrufen kann. Deswegen gehen wir mal weg von der Theorie und schauen uns mal ein paar Beispiele für dieses Zaubermittelchen der Dramaturgie an.
Vom Auto, das nicht anspringen will
Aber nähern wir uns den Begriffen fürs Erste mal mit einem Gegenbeispiel, bei dem “Planting and Payoff” ungenügend oder gar nicht eingesetzt wird. Nehmen wir den Horrorfilm, der in seiner langen Geschichte schon immer dem Vorwurf ausgesetzt war, von schlechter Machart zu sein. Und so ganz kann der Horrorfilm diesen Vorwurf nicht von sich weisen, denn in Horrorfilmen wohnen unzählige Klischees inne. Zum Beispiel jenes: der Held ist im entscheidenden Moment seiner Flucht vor dem fiesen Schlitzstrolch auf das rettende Automobil angewiesen. Das aber will gerade in diesem Moment nicht anspringen. Glück für den Schlitzstrolch, Pech für den Held und den Kinozuschauer.
Denn in solchen Szenen geht oft ein Raunen durch den Kinosaal, das Auto, das nicht anspringt, ist ein Horrorfilmklischee von der übelsten Sorte. Es sind solche Willkürlichkeiten, welche die Geschichte unglaubwürdig machen, der Zuschauer fühlt sich vergackeäppelt und unterfordert, im Allgemeinen wird dann ein solcher Film als schlecht rezipiert und das nicht mal zu Unrecht.
Sei es das nicht anspringende Auto oder eine Wunderwaffe, die der Held im letzten Moment aus dem Ärmel zaubert, das Ergebnis ist immer das Gleiche – die Plausibilität der Story leidet. Aber man kann das mit einem einfachen Trick entschärfen, in dem man das Manko des Helden an einem früheren Zeitpunkt der Geschichte als “Aussaat” organisch in die Story implementiert.
Was, wenn der Held der Geschichte ein Auto besitzt, welches die Macke hat, in entscheidenden Momenten einfach nicht anspringen zu wollen. Der Held will am Anfang der Geschichte zur Arbeit oder in die High School fahren, aber die verdammte Karre springt einfach nicht an und der Held flucht. Diese Information, als das nicht anspringende Auto, steht an dieser Stelle der Geschichte in keinen direkten Zusammenhang zu späteren Ereignissen, sie ist organisch in das Storytelling eingewoben. Der Held kommt einem ein wenig bedauernswert vor, man kann ihm nachfühlen, es macht ihn vielleicht sogar sympathisch, aber da es in dieser Station der Geschichte keine Brisanz gibt, gibt es auch keinen Grund, mehr in den Vorfall hineinzuinterpretieren als nötig.
Kommt es am Ende dann aber zu der besagten Verfolgung durch den Schlitzstrolch, fühlt sich das nicht anspringende Auto plötzlich nicht mehr nach einem willkürlichen Akt des Autors an. Der Zuschauer stellt die Verbindung zum Anfang her, es ist nun logisch, dass das Auto nicht anspringt und plötzlich scheint das Horrorfilmklischee zu funktionieren.
Best Laid Plants
So funktioniert “Planting and Payoff”. Man pflanzt eine Information, um später eine bestimmte Wirkung zu erzielen respektive zu ernten. Die Wirkung in diesem Fall ist Plausibilität. Der Zuschauer nickt mit dem Kopf und denkt sich: “War ja klar!”, denn er hat diese eingepflanzte Information bis zu dieser Szene mitgenommen, im besten Fall nicht vollkommen bewusst. Nun kann “Planting and Payoff” aber viel mehr, als nur Dinge plausibel zu machen. Aber Plausibilität ist für gutes Storytelling extrem wichtig. Viele schimpfen über Logiklöcher, aber was ist das eigentlich? Das größte Problem für die Glaubwürdigkeit einer Figur oder Geschichte bleibt die Plausibilität von Handlung und Handeln.
“Planting and Payoff” darf man nicht mit dem Begriff “Foreshadowing” verwechseln, obwohl der Begriff sehr wohl in diesen Komplex gehört. “Planting und Payoff” funktioniert immer nur zusammen, es ist zeitabhängig und braucht die “Saat” und die “Ernte”. “Foreshadowing”, also die Vorahnung oder Ereignisse, die ihre Schatten vorauswerfen, erfüllt sich aber nur ein Teil. In vielen Filmen gibt es Szenen, in denen Ereignisse angedeutet werden, ihre Schatten vorauswerfen.
In JURASSIC PARK schimpft Dr. Grant am Anfang der Geschichte über Computertechnik, die bei ihm ständig muckt und spinnt, es ist der Schatten der Vorahnung, der hier mitschwingt, denn der berühmte Dinosaurierpark wird genau wegen eines Computerfehlers zu einem Desaster. Doch im Gegensatz zum “Planting and Payoff” erfüllt sich “Foreshadowing” eher in der Gesamtheit der Geschichte, nicht in einer Szene. “Planting and Payoff” hingegen löst sich in einer konkreten Szene auf.
Als Paradebeispiel für gutes “Planting and Payoff” wird häufig der Klassiker CITIZEN KANE genannt, das Wort “Rosebud” wird am Anfang gepflanzt und erfährt am Ende eine emotionale Ernte. Aber ich finde dieses Beispiel nicht so toll, weil das Wort “Rosebud” auch ein MacGuffin darstellt, also ein “Objekt”, welches die Story in Gang setzt oder aufrecht hält. Nehmen wir andere schöne Beispiele. Ich schrob am Anfang, “Planting and Payoff” funktioniert für die Figur, die Geschichte und/oder den Zuschauer. Es gibt dramaturgische Werkzeuge, die beziehen sich auf interne Aspekte der Geschichte und wirken nur auf diese, zum Beispiel das “Want and Need” einer Figur. “Planting and Payoff” kann für Figuren und Zuschauer funktionieren, manchmal sogar nur für den Zuschauer.
Ein Beispiel, wo “Planting and Payoff” nur für eine Figur funktioniert, ist der Film ROBOCOP. Der Film handelt von dem Polizisten Alex Murphy und seiner neuen Partnerin, Officer Anne Lewis. Bei einer Streife am Anfang des Films demonstriert Alex Murphy seine Fähigkeiten, er kann seine Schusswaffe in der Hand drehen wie ein Westernheld, was die Kids und seine Partnerin toll finden.
Doch dann wird Alex Murphy brutal ermordet und er wird zum Robocop gemacht. Als Robocop wieder im Dienst ist, weiß seine ehemalige Partnerin nicht, dass es sich um Alex Murphy handelt. Aber es gibt eine Szene, in der der Robocop ebenfalls seine Knarre in der Hand herumwirbelt. Officer Anne Lewis schöpft daraufhin Verdacht, dass der Robocop ihr alter Partner sein könnte.
Der Zuschauer weiß das unlängst, deswegen hat dieses “Payoff” auch eine stärkere Wirkung für die Figuren. Was der Zuschauer aber wahrnimmt, ist ein gewisser Grad an cleverem Storytelling. Das Erzählte fühlt sich irgendwie rund an. Ein “Payoff” kann sogar noch mächtiger sein, wenn es beim Zuschauer eine emotionale Reaktion hervorruft. Ein gutes Beispiel dafür ist der Film E.T..
In E.T. sehen wir den süßen Außerirdischen in einer Szene, in der er einer vergammelten Topfpflanze neues Leben einhaucht. Sein bester Freund Elliot findet das cool, ansonsten scheint die Szene zunächst keine große Bedeutung zu haben. Als E.T. am Ende in der Quarantäne verstirbt, bleiben Elliot und der Zuschauer tief traurig zurück. Doch dann sieht Elliot die vergammelte Topfpflanze und sie beginnt wieder zu blühen. Das ist das eindeutige Zeichen, dass E.T. noch lebt.
Diese Szene wirkt unglaublich emotional, weil sie verdammt gut gesäht und geerntet wurde. Der wichtigste Faktor dafür ist Subtilität, je beiläufiger und organischer die Information gepflanzt wurde, desto kraftvoller kann sie sich in der Ernte entfalten.
Für den Zuschauer ist das eine Art Aha-Effekt, er stellt die Verbindung zur Aussaat her und es macht klick. Der ganze Kinosaal atmet auf und seufzt, das “Payoff” hat eine immense, emotionale Wirkung.
Das liegt auch daran, weil gutes “Planting and Payoff” wie ein Belohnungsbonbon funktioniert. Manche Zuschauer können das in den Sekunden vor dem “Payoff” erahnen und sie werden dadurch aufgeregt. Sie tippen ihren Nebenmann an und spoilern: “Weißt du noch, die Blume…die Blume, man! Pass auf, gleich kommt´s!!!” Wenn ein “Payoff” gut zündet, wirkt das euphorisierend. Man fühlt sich clever. Es ist das Gegenteil von dem Beispiel “Auto-das-nicht-anspringt”. Dort fühlt man sich so, als hält einem der Autor für dumm, dass er einem diese Willkürlichkeit abnimmt. Bei einem guten “Planting and Payoff” hingegen fühlt man sich schlau, obwohl das eine einfache Folge von gutem Storytelling ist.
Konter, Twists & Tschechows Knarre
Eine besondere Form des “Planting and Payoff” ist eine Methode, die auf den Begriff “Chekhov’s Gun” zurückgeht. Der russische Schriftsteller Anton Tschechow hat einmal gesagt: “If in the first act you have hung a pistol on the wall, then in the following one it should be fired.” Dieser Satz begründet eher ein dramaturgisches Element in der Literatur und das Zitat geht eigentlich noch weiter, in dem Tschechow sagt: “Otherwise don’t put it there.” Gemeint ist damit mehr das Weglassen von unwichtigen Informationen. Für den Film hingegen wird aus “Chekhov’s Gun” ein “Planting and Payoff”.
Ganz konkret übersetzt das der Film ALIENS – DIE RÜCKKEHR von James Cameron. Dort sieht man zu Beginn einen riesigen Laderoboter, den Ripley am Ende gegen die Alienkönigin einsetzt. Aber “Chekhov’s Gun” muss nicht immer gegenständlich benutzt werden. In BURN AFTER READING sagt Personenschützer Harry (George Clooney) am Anfang, er habe seine Waffe in 20 Jahren Dienst nicht ein einziges Mal anfeuern müssen. Diese gepflanzte Information erhält am Ende selbstverständlich eine blutige Ernte. Die Aussaat kann also materiellen wie immateriellen Ursprungs sein.
Paradebeispiel für “Chekhov’s Gun” aber bleiben zahlreiche Bondfilme, in denen 007 zu Beginn der Mission von Q ausgestattet wird. Gleich welches Gadget vorgestellt wird, es erfährt am Ende meist ein erfüllendes Payoff. Bond zaubert nicht einfach Wunderwaffen aus dem Ärmel, diese Waffen sind gut platziert und der Effekt für den Zuschauer ist meist befriedigend. Weil es in über 50 Jahren Bondgeschichte immer wieder zu solchen Szenen kam, funktioniert das Payoff auch, wenn es gar nicht der Erwartung des Zuschauers entspricht, wie in SPECTRE. Dort versprechen allerlei Gimmicks im Ashton Martin einen Ausweg aus einer brenzligen Situation, was dann aber doch anders endet.
Streng genommen ist dieses Beispiel ein Sonderfall, denn beim “Planting and Payoff” meint man meist die logische Erfüllung einer Aussaat in der Ernte, egal ob sie einem nun auf’s Brot geschmiert oder subtil eingesetzt wurde. Erfüllt das “Payoff” nicht die erwünschte Erwartung, spricht man für gewöhnlich von einem Twist. Das funktioniert zwar über dem selben Weg wie beim “Planting and Payoff”, nur mit anderem Ergebnis. In BLADE RUNNER bastelt die Figur Gaff kleine Origami Figuren aus Papier. Eins davon ist ein Einhorn, welches in Deckers Träumen auftaucht und somit vermuten lässt, dass es sich bei dem Androidenjäger selbst um eine künstliche Intelligenz handelt.
Bei Twists und Turns aber ist die Wirkungsweise von “Planting and Payoff” nicht so gut nachvollziehbar, zum anderen arbeitet man hier oft manipulativ mit falschen Fährten.
“Planting and Payoff” kann sehr einfach sein und große Wirkung besitzen. Es kann auch einfach über den Dialog als Gag verwandt werden. Viele Szenen funktionieren über diesen Weg und beziehen ihren Witz aus dem Konstrukt.
In BATMAN BEGINS bekommt Lucius Fox Besuch von Vorstandschef Mr. Earle, der die Forschungsstation dicht machen und Fox feuern will. Mr. Earle sagt zu Fox süffisant und großkotzig: “Haben sie das Memo nicht gelesen?” Am Ende, als Bruce Wayne Lucius Fox zum neuen Vorstandschef macht, natürlich hinter dem Rücken von Mr. Earle, gibt Fox den Satz mit sarkastischem Unterton nonchalant zurück: “Haben sie das Memo nicht gelesen?”
Der Zuschauer feiert innerlich, denn es wirkt belohnend, weil gerecht. Der Fiesling wurde mit seinen eigenen Waffen geschlagen. “Planting and Payoff” funktioniert hervorragend als Gag, bereits in der Stummfilmzeit. Sah man dort zwei Männer eine Glasscheibe tragen (“Plant”), war man sich sicher, irgendwann wird ein Hornochse da durchrennen (“Payoff”). Im Film TWISTER sieht man die fliegende Kuh zweimal, einmal als Aussaat, dann als geernteter Gag. und auch bei ASTERIX: OPERATION HINKELSTEIN erfreut man sich immer wieder über den durchs Bild fliegenden Römer, der den Zaubertrank des verwirrten Miraculix testen musste.
Zurück, um Fichten zu pflanzen
So muss es nicht immer nur einen “Payoff” geben, bei Gags funktioniert das auch mehrfach, genauso wie ein “Plant” nicht immer gegenständlich sein muss. Eine gute Aussaat verbirgt sich in Figuren, in Gegenständen, in Action, Dialog, Symbolen oder Geheimnissen. Wie gut sie funktionieren sieht man meist erst dann, wenn man das “Planting” weglässt und das “Payoff” dadurch an Wirkung verliert.
Indiana Jones fällt in JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES in eine Pyramide voller Schlangen. “Warum müssen es Schlangen sein?” sagt er. Nun nimmt man der Figut Indiana Jones so nicht unbedingt ab, dass er sich vor Schlangen fürchtet, er trotzt weitaus größeren Gefahren. Warum es aber so gut für den Zuschauer funktioniert, mit Indiana Jones mitzufühlen, ist, weil diese Angst gut ausgesät wurde.
Am Anfang von JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES findet Indy eine Schlange im Flugzeug und mokiert: “Ich hasse Schlangen!” Durch diese scheinbar unwichtige Szene wird das “Payoff” überhaupt erst möglich. Der Zuschauer weiß bereits beim Anblick der Schlangen in der Pyramide, dass sie für Indiana Jones ein großes Hindernis darstellen und kann so stärker mitfühlen.
An diesem Beispiel kann man auch erkennen, wie man “Planting and Payoff” im eigenen Script einsetzen kann. Wenn auch die genannten Beispiele aus Filmklassikern kommen, die allesamt fantastisch geschrieben sind, kein Autor kann immer eine Geschichte mit guten “Planting and Payoff” nach vorn entwickeln. Vielmehr ist es so, dass es sogenanntes “Backward Planting” bedarf, um bestimmte Plotpoints nachträglich zu legitimieren. Es ist eine coole Sache, einen Actionfilm zu schreiben, in der ein Held auf nackten Füßen einer Bande Terroristen trotzen muss.
John McClane besiegt die Fieslinge in STIRB LANGSAM barfuß, aber warum? Ist das nicht völlig abstrus und unlogisch? Nicht, wenn man diesen Umstand durch ein gutes “Planting” etabliert. Auf Anraten eines Fluggastes zieht sich John McClane im Büro seiner Noch-Ehefrau die Schuhe und Socken aus, während er auf sie wartet, aus Gründen der Entspannung. Dummerweise brechen genau in diesem Moment Terroristen in en Nakatomi Tower ein und zwingen McClane zur Flucht baren Fußes.
Nicht immer weiß man von Anfang an, wie man eine bestimmte Wendung durch “Planting” absichern kann. “Planting” und “Payoff” gehören zusammen, sind zeitlich und inhaltlich voneinander abhängig. Weil Zeit ein entscheidender Faktor für dieses Konstrukt ist, kann man das gut an Zeitreisefilmen erklären.
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT beispielsweise ist ein einziges, großes Säen und Ernten. Der ganze erste Akt ist ein “Planting”, McFly’s Familie erzählt über die Dinge, die Marty nach seiner Zeitreise selbst erleben wird, der Unfall, das erste Treffen seiner Eltern. Auch eine schöne “Chekhov’s Gun” verbirgt sich in dem Film, nämlich das Flugblatt mit der Aufschrift “Save the Clock Tower”.
Ernte-Dank-Fest
Im besten Fall nimmt der Zuschauer das “Planting” zwar wahr, aber versteht den Zusammenhang erst beim “Payoff”. Das kann wie gesagt ein emotionaler Moment sein für den Zuschauer, er nickt dann und empfindet das Geschehen das gutes Storytelling. Man sagt dann, die Geschichte ist rund. Zieht der Held am Ende eine Wunderwaffe aus dem Ärmel, hat das keinerlei Effekt. Im Gegenteil.
In DER WEIßE HAI von Steven Spielberg stolpert die Figur Martin Brody auf dem Boot am Anfang über ein paar Druckluftflaschen, die sich lösen und Martin bekommt dafür Ärger, weil die Dinger hochgehen hätten könnten. Er ist unerfahren als Matrose, wirkt gar nicht wie ein Held, die Szene zeigt eher seine Unfähigkeit zwischen den anderen Seemännern. Aber sie liefert die entscheidende Information, wie der Hai am Ende zu besiegen ist, nämlich mittels dieser tschechow’schen Druckluftflaschen.
Je subtiler die Information in die Geschichte eingewoben ist, desto wirkungsvoller ist am Ende das “Payoff”. Auf keinen Fall darf man den Braten nicht schon beim “Planting” riechen. “You didnt see it coming, but it works, when its happend!”
Das gutes “Planting and Payoff” für den Zuschauer funktioniert, dafür ist der Autor nur zum Teil verantwortlich. Natürlich obliegt es an ihm, Informationen zu platzieren und sie für eine bestimmte Erkenntnis oder Wirkung am Ende zu ernten. Aber diese Technik funktioniert immer besser, je mehr auch der Zuschauer medial aufgeschlossen ist. Es ist das, was man meint, wenn man sagt, man muss den Zuschauer ernst nehmen.
Denn der Zuschauer ist alles andere als dumm. Er hat fantastische Fähigkeiten, über einen längeren Zeitraum unbewusst Dinge zu speichern, die er später abrufen kann, nur deshalb funktioniert der “Payoff” überhaupt. Der Zuschauer muss in dem Moment des “Payoff” zeitlich zurückgehen und die Information, die er bekommen hat, im “Payoff” zu einem neuen Bild zusammensetzen. Ein “Merkt doch eh keiner!” funktioniert nicht mehr, so sehr haben uns Filme und Storytelling schon geprägt.
Und das ist auch gut so, denn das zwingt wiederum den Autor, sich Gedanken zur Struktur der Ereignisse seiner Geschichte zu machen. “Planting and Payoff” sind mitnichten manipulative Werkzeuge, mit denen es der Autor dem Zuschauer mal s richtig zeigen will. Wenn man in seinem eigenen Script für die Lösung eines Problems einen guten Beweggrund in Form eines “Plantings” finden kann, dann ist man glücklich und das wird sich definitiv auf den Zuschauer übertragen.