Stimmungsmache
Script Development XII: Moods & Boards & Visuals

Filmstoffentwicklung, qu’est ce que c’est? Ein Handwerk, eine Reise, ein Regal voller Leitz-Ordner? Werkzeuge der Stoffentwicklung wie Exposé, Treatment, Step-Outline – grobe Raspeln oder Präzisionskreuzschlitze? Und welchen Wert hat die Recherche, wenn sie nicht niedergeschrieben ist in endlosen Ausdrucken, handverlesen, hingekritzelt, rauskopiert, abgeheftet – ein gut recherchierter Film muss mindestens 10 Hektar Waldfläche verbraten, um eine glaubhafte Geschichte liefern zu können. Schriftgröße 3,2. Schrift, Wörter, Wortgruppen, Halbsätze, Gegensätze – Stoffentwicklung ist Arbeit, vorrangig Schreibarbeit, denkt man, aber ich lehne mich dagegen auf, schmeiß alle Leitzordner vom Balkon und drück die Augen feste zu, bis bunte Würmer hinter meinen Lidern tanzen.

I’m adaptable

In den frühen Neunzigern flimmerte ständig ein Videoclip der Band The B-52’s durch die Musiksender und zwar “Meet the Flintstones” zum dazugehörigen Kinofilm. Ich war entzückt, eine meiner liebsten Fernsehserien meiner Kindheit kommt ins Kino, Yabba, Dabba Do! THE FLINTSTONES, THE ADDAMS FAMILY, DIE NACKTE KANONE, Kinoableger bekannter TV-Serien gab es zwar schon länger, doch nie waren sie so zahlreich wie ab 1990. Damals waren die Hierarchien ganz klar abgesteckt, wenn eine Fernsehserie für einen Kinofilm adaptiert wurde, war das ein fulminanter Aufstieg von der winzigen Mattscheibe zur großen, ehrfürchtigen Leinwand. Denn Fernsehen war Fernsehen und Kino der Olymp der Unterhaltungsbranche.

Ninety Minutes Magic
Script Development XI: Filmlänge & Zeitempfinden

Hey, ein gesundes neues Jahr Euch da Draußen! So, jetzt ist aber mal genug der langen Vorrede. Wir wollen uns mal wieder mit der Zeit im dramaturgischen Kontext beschäftigen. Das haben wir bereits einmal getan, nämlich in Script Development II: Clock Is Ticking Fast, doch ging es da um erzählte Zeit innerhalb der Geschichte. Zeitliche Aspekte sind beim Film aber nicht nur von inhaltlicher Bedeutung, sondern auch struktureller Natur. Filme, das sind endliche Objekte mit einer bestimmten Laufzeit. Es ist nicht so, dass szenisches Erzählen am Ende einen Film mit einer ganz bestimmten Länge resultieren lassen. Das kann natürlich passieren, aber die Länge eines Films ist im seltensten Fall einfach nur die Summe einer minutiösen Additionsaufgabe. Die Länge eines Spielfilms ist auch eine Charakteristika. Kurzfilm, 90minüter, Überlänge, Dreistundenschwarte – heute wollen wir uns damit beschäftigen, was es mit diesen Zeitschablonen im Film auf sich hat. Irgendjemand muss sich das doch ausgedacht haben.

Welches Schweinderl hätten’s denn gern?
Script Development IX: Berufe im Drehbuch

Es gibt so Vieles, was einen tagtäglich bedrückt, sorgt, nervt oder auf die Gonaden geht. Ärger mit dem Vermieter, dem Finanzmakakentum, Individualterror durch Individualindividuen, harte, unstreichbare Butter. Doch am meisten drückt einem der Arbeitsschutzschuh. Die ganzen Sorgen um den selbstgewählten Beruf, das Risiko der Freiberuflichkeit und der damit verbundenen Ängste und Nöte, das kann einem schon mal den Festplattenspeicher blockieren. Dann sitzt man da und grübelt und grübelt, worüber man denn Schreiben könnte, doch nichts fällt einem ein. Ein Scheißberuf ist das! Wie vielen Autoren ging es bereits so, bis sie nicht anders konnten, als ihr eigenes muffiges Dasein, all die unerfüllten Hoffnungen und das Konglomerat an Sorgen in eine Figur, eine Geschichte, in ein Drehbuch zu pfropfen. Seltsamerweise eröffnet sich mir über diesen steinigen Gedankenweg eine Ideenpforte. Beruf, Job, der ganze Firlefanz ist eigentlich ein interessantes Thema innerhalb der Figurenentwicklung.

STAR WARS EPISODE 1: THE DARK FORCE

Betreiben wir wieder einmal Fan-Fiction, von der es heißt, dass sie sich im nichtkommerziellen Untergrund von Fangemeinden abspielt, schaurig, schaurig. Ich sehe es praktisch vor mir, Horden von dunklen Gestalten in Bademänteln oder Trenchcoats, die in den U-Bahnhöfen herumirren und Fangeschichten in kleine Notizblöcke kritzeln und wenn dann jemand kommt und mal nachfragt, dann raunen sie: “Wir verkaufen nix, das is unkommerziell!” Vielleicht treffen die sich aber auch Sonntags in einer kleinen Kirche, vielleicht heißt das deshalb Fangemeinde, nicht selten wird ja beispielsweise das STAR WARS-Universum auch als Religion bezeichnet. Da sind wir auch schon beim Thema – STAR WARS.

Nintendo says No!

Sommer, heiß, Zitroneneis! Das unbeschreibliche Gefühl, am Kunstlederbezug des Bürostuhls festzukleben, Schokokekse von Griesson, die zu einem riesigen Nukleus zusammenschmelzen, warmes Bier zum Frühstück? Was für Zustände, wie soll man so arbeiten? Worüber schreibt man bei so einem Sauwetter? Man könnte ja mal was über Filmstoffe verfassen. Absolut verrückt! Keine Genreanalysen und so, nein, über Storyfragmente, eigene Ideen. Da tauchen links und rechts zwei Wolpertinger auf meiner Schulter auf, die das kritisch hinterfragen – beide! Sollte nicht einer auf meiner Seite sein? Der Linke meint, wenn ich über eigene Stoffideen schreibe, werden die mir sofort alle geklaut und man macht daraus Filme, zehn Stück, alles Genrefilme, die dann irre erfolgreich im deutschen Kino laufen. Der rechte Wolpertinger lacht sich darüber kaputt und meint, diese Sorge sei unbegründet, außerdem liest meinen Blog ja sowieso kaum jemand. Während sich die beiden Wolpertinger prügeln und beißen, kommt mir eine tolle Idee.

Lass uns drüberreden
Script Development VIII: Voice Over

Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, in einem Land namens Posemuckel. So beginnen Märchen, Erzählungen am Lagerfeuer oder Gute-Nacht-Geschichten. Auch in der Bibel heißt es: “Es begab sich aber zu der Zeit…”  Eine Geschichte braucht einen Erzähler, könnte man meinen, aber es stimmt nicht. Nicht die Geschichte braucht einen Erzähler, vielmehr der Leser. Es ist die warme, beruhigende Stimme einer Mutter, die ein Märchen am Bett ihres Kindes vorliest, während das Kind vom sanften Klang der Worte zuerst in eine Geschichte, später dann in den Schlaf getragen wird. Märchen werden nach wie vor vorgelesen, nacherzählt, umgedichtet, der Vorleser übernimmt eine Rolle, ist Mittler der Geschichte, der Begebenheit. Aber manche Eltern sind auch faul und setzen ihre Kinder einfach vor die Glotze oder eine Märchen-App. Immerhin leben wir nicht mehr in einer Zeit, in der Kinder im Wald zurückgelassen wurden, ganz allein, die Hosentaschen voller Brotkrumen.

Apfel-Sherlock, Birnen-Batman

Sherlock Holmes ist zurück. Nach zwei Jahren des darbenden Wartens und manischer Grübelei, wie es der cleverste Detektiv der Popgeschichte geschafft hat, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, ist die britische Erfolgsserie auch über den deutschen Äther gelaufen und steht nun frisch im heimischen Konsum für den täglichen Gebrauch. Was für ein Satz! Sherlock ist zurück, in der mittlerweilen dritten Staffel seit der deutschen Erstausstrahlung im Juli 2011. Und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. Zwar wird man sich auf eine vierte Staffel erneut zwei Jahre gedulden müssen, Serien-Showrunner Steven Moffat aber vergewisserte, dass das Franchise so noch eine ganze Zeit lang laufen kann. Für Fans von SHERLOCK, zu denen ich auch gehöre, eine ziemlich fantastische Nachricht. Denn man soll überhaupt nicht aufhören, wenn´s am Schönsten ist, das hab ich noch nie kapiert.

cool open
Script Development VII: Die Titelsequenz

Kann sich noch jemand an den Film SPHERE mit Dustin Hoffman und Sharon Stone aus dem Jahr 1998 erinnern? Nein? Ich auch nicht so richtig. Woran ich mich aber noch gut erinnern kann, ist ein kurzes Gespräch mit einem Kinokollegen, der befand, jener Film sei seltsam. “Wieso fängt der eigentlich mit dem Abspann an?”. Das hat meine Stirn etwas runzeln lassen, aber ok, manche Leute waren nicht wirklich oft im Kino. Der Film SPHERE begann lediglich mit einer etwas ausladenderen Titelsequenz. Ich will auch gar nicht gleich wieder gehässig und arrogant werden mit Sprüchen wie “Niemand schätzt eine tolle Titelsequenz beim Film, heul heul!”. Denn vielleicht ist das gar nicht so, was weiß ich denn. Ich kann sehr gut verstehen, dass man, wenn man sich einen Film ansieht, gern einen Film sehen möchte und sich nicht erst durch das Impressum arbeiten will.

Scheibenkleister
Script Development VI: Songs im Drehbuch

Fahrstuhl, Innen / Tag

 

Floyd und Telsa stehen im Fahrstuhl.

 

FLOYD

“Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem, was du machst. Und wenn’s so richtig scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen, und du hörst immer nur diesen einen Moment.”

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de