STARFLIGHT ONE

Nun haben wir uns eine ganze Weile mit dem aktuellen Genrefilm beschäftigt, von der GENRENALE über Found Footage bis zur wirtschaftlichen und kulturellen Lage der europäischen Genreunion, da wird es langsam mal wieder Zeit für einen Blick zurück. Retrospektive nennen es die Kunstschaffenden, andere meinen damit eine Sehnsucht nach einer Zeit, in der angeblich alles besser war. Für manche existiert im Blick zurück nur der TERMINATOR und das ALIEN, ich für meinen Teil grabe in der Rubrik Retro Review auch gerne Filmperlen meiner Kindheit aus, nur liegen die meist noch eine Sedimentschicht tiefer im VHS-Grab verbuddelt. Manche hat man beinahe vergessen, wie auch den Filmklassiker aus dem Jahr 1983 STARFLIGHT ONE – IRRFLUG INS WELTALL.

ROGUE ONE

Nun ist es also wieder soweit. Wie in jedem Jahr zu Weihnachten gibt es einen neuen STAR WARS Film aus den Häusern Disney und Lucasfilm. Nee Moment, mit ROGUE ONE startet ja erst die zweite Produktion nach der Disneyübernahme des Lucas-Evangeliums. Nachdem der Mäusemelkkonzern in den letzten vier Wochen ein wahren Marketingfeuerwerk an Trailern und TV-Spots verschossen hat, ist STAR WARS wieder präsent wie nie zuvor. Und doch fühlt es sich anders an als im letzten Jahr bei der lang erwarteten EPISODE VII – THE FORCE AWAKENS. Das mit ROGUE ONE – A STAR WARS STORY nicht die Abenteuer der neuen Helden Rex, Finn und Poe Dameron weitergesponnen werden, dürften auch Unkundige der Saga mitbekommen haben. Gareth Edwards Regieeinstand im STAR WARS Filmuniversum koppelt sich aus der Familiengeschichte der Skywalkers aus und präsentiert sich als erstes Spin-Off der Reihe, wenn man mal von den Ewok TV-Filmen in den achtziger Jahren absieht.

WAXWORK I & II

Nachdem wir uns letzte Woche mit trockenen, kalkulatorischen Aspekten des Horrorfilms beschäftigt haben, wollen wir es mal wieder richtig splattatern lassen. Reisen wir zurück in der Zeit, in eine Epoche des Horrorfilms, die noch wahrlich quietschig war. In unserer Retro Review huldigen wir heute gleich zwei Klassikern. Obgleich sie nicht gänzlich unbekannt sind, fristen sie ein Schattendasein, tauchen selten in den Listen um die besten Horrorfilme aller Zeiten auf und warten weltweit noch immer auf eine adäquate Veröffentlichung auf Blu-ray. Doch damit ist jetzt Schluss! Begeben wir uns auf einen wilden Ritt durch die Geschichte des Horrorfilms – Vorhang auf für WAXWORK von Anthony Hickox.

Fantasy Filmfest 2016 Quick’n’Dirty

Wir beginnen heute mit einem Gedichtauszug von Christian Morgenstern: “Wenn der Bauer im Strudel mäht und die Wolken tief zu Tale höngen, wirst auch du Mariechen zu deinem Pferdchen kümmen!” Was immer das auch heißen mag. Das 30. Fantasy Filmfest ist zu Ende oder auch nicht, wie das eben so ist im Vielvölkerstaat. Hier in Berlin jedenfalls ist´s passé und die Menschen freuen sich, endlich wieder ungestört JASON BOURNE kucken zu können. Wie in jedem Jahr picken wir uns die Rosinen aus dem Hundekuchen und schauen mal, welch gut gekutterte Genreware da über die Ladentheke gewandert ist. Fangen wir mal mit einem Film an, den ich gar nicht gesehen habe, weil mir die anderen einfach alle Karten vor der Nase weggekauft haben.

11.22.63 Der Anschlag

Halbzeit im Kinojahr 2016. Doch so richtig aufregend war`s bislang nicht. Wieder einmal scheint sich zu bestätigen, im Fernsehen werden momentan die interessanteren Geschichten erzählt. 2016 könnte das Serienjahr schlechthin werden. PREACHER, JORDSKOTT, neue Staffeln von GAME OF THRONES, ORPHAN BLACK, MR. ROBOT, DAREDEVIL, GOTHAM, TWELVE MONKEYS und THE LEFTOVERS, nur TWIN PEAKS hat sich nach 2017 verkrümelt. Shame! Ding Ding Ding! Naja, nur kann man schlecht über Serien schreiben, denn einerseits wird man vom fiesen Spoilermob durch die Gassen gejagt, andererseits sind finale Serienfazits schwierige Angelegenheiten, wenn man noch wissentlich 3, 4 oder 5 Staffeln vor sich hat. Ein Dilemma. Ding Ding Ding.

HEATHERS

Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger Jahren feierten einige Regisseure ihre größten Erfolge, Tim Burton, die Coen-Brothers, Robert Zemeckis oder Quentin Tarantino, alles Namen, die auch heute noch erfolgreich im Schaugeschäft tätig sind. Ein Name allerdings gehört nicht dazu, obwohl auch er ein ganz großer seiner Zunft hätte werden können – Michael Lehmann. Noch nie von Michael Lehmann gehört? Tja, wie das so ist in Hollywood, es braucht nur einen veritablen Flop und schon darf man nur noch ganz kleine Brötchen backen. Michael Lehmann gewann bereits mit seinem Spielfilmdebüt HEATHERS 1990 den Independent Spirit Award. Ein Jahr später drehte er mit MEET THE APPLEGATES eine ebenso bissige Satire, in der sich eine unbekannte Käferart als brave US-Familie tarnt, um ein Atomkraftwerk in die Luft zu sprengen.

Martyrs, Martyrs

Horrorfilme sind wie gute Weine, dunkelrot, trocken und wohlig im Abgang. Und wie beim Wein gibt es gute und weniger gute Jahrgänge. 2008 ist ein solcher besonderer Jahrgang für den Horrorfilm. Als Indikator dafür dient manchmal das FANTASY FILMFEST, auf dem in eben diesem Jahr 2008 moderne Klassiker wie EDEN LAKE, INSIDE, FRONTIER(S), REC, THE STRANGERS oder SO FINSTER DIE NACHT aufgeführt wurden. Und obwohl ich selbst gar nicht auf den NIGHTS oder dem FANTASY FILMFEST 2008 war, drang eine Kunde auch an mein Ohr. Es erinnerte mich an die gute alte Zeit, in der man noch ahnungslos von so mancher Horrorperle erfuhr, die man unbedingt gesehen haben musste. Ein Raunen ging durch die Foren, da gibt es einen Film, der alles Vorstellbare sprengt, der so extrem und kontrovers war, dass man sich vor ihm fürchten müsse – MARTYRS von Pascal Laugier.

Star Wars: The Force Awakens

Da war er also nun, der Film der Filme, die Mutter aller…ach nee, das war ja HOT SHOTS 2. STAR WARS THE FORCE AWAKENS ist endlich da, doch was schreibt man jetzt? Fans reagieren übel auf Spoiler, selbst eine simple Schilderung der Ausgangsexposition der Geschichte kann da schon zu viel sein. Doch worum geht es grob in der sehnsüchtig erwarteten EPISODE VII? 30 Jahre sind vergangen, als die Rebellen den zweiten Todesstern über Endor zerstörten, Luke Skywalker seinen Vater Darth Vader alias Anakin Skywalker von der dunklen Seite der Macht zurückholte und das Imperium besiegt wurde. Doch das Imperium ist 30 Jahre nach der Schlacht um Endor noch sehr präsent. Es gibt eine neue Vereinigung namens “First Order”, die noch immer Rebellen nachjagt, einen maskierten Vollstrecker namens Kylo Ren und einen Anführer im Hintergrund.

Demons are a ghoul’s best friend

Da machte es “knack” im urigen Unterholz, das Reisig spreiselte und die Borke bug sich bedrohlich um des Wurzels Gebölk. Die drei Kinder Mael, Aignéis und Roarke standen mit angstvoll geweiteten Augen vor einer Art überdimensionalen Fuchsbau, frisch aufgescharrte Erde ward durchdrungen von zigarrengroßen Maden, die sich schmatzend durch verrottetes Laub frästen. In ihren Händen hielten sie ein zusammengebundenes Ziegenfell voller Süßigkeiten, in Honig getränktes Dörrobst, gebrannte Mandeln und geraspeltes Süßholz, alles, was sie im Dorf hatten ergattern können als Lösegeld für Wigfield Leonie Pallasch, die vermisste Tochter des Böttchers Theyge. Es war der 31. Oktober 1640, der Wind pfiff durch den Illex und die alten Haselnussbäume, keiner traute sich auch nur einen Schritt weiter, als Mael all ihren Mut zusammennahm und mit samt dem Süßkram in den dunklen Bau kroch.

I Walked with a Zombie

Die heutige Retro Review Perle ist kein Kleinod der Kindheit aus den seligen achtziger Jahren, trotz seines biblischen Filmalters sah ich den Film erst in den frühen Neunzigern, als man genretechnisch auch auf das TV-Programm angewiesen war. Zwar vertilgte ich schon Unmengen an Videothekenware, aber von dem ein oder anderen Schmankerl las man auch in der Fernsehzeitung. Es war die Zeit, als auch im ZDF zu später Stund manch schauriger Genrefilm lief, der Sender RTL mit “Hildes Wilde Horror Show” eine Art Grindhouse-Doublefeature an Horrorklassikern ausstrahlte, von FRANKENSTEIN, DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN bis DIE SCHLANGE IM REGENBOGEN. Zu jener Zeit sah ich dann auch I WALKED WITH A ZOMBIE, der bei uns ICH FOLGTE EINEM ZOMBIE hieß, ein düsterer Voodoo-Horrorfilm in Schwarz-Weiß aus dem Jahr 1943.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de