Der Nacktmull muss niesen. Feenstaub.

Britizismus, Quadrinom, Paränese, Impietät, Mankieren, Ordonanz, Skabrös, Intransigent. Wann immer Autoren und Stoffentwickler neue Wörter aufschnappen, es fühlt sich wie die Entdeckung einer unerforschten Tier- oder Pflanzenart an. Im Unbekannten schlummern neue Denkweisen, zwischen dem “R” und dem “Ö” in “Skabrös”, da sind Geschichten drin versteckt. Ihr nennt das verquert, intellektuell verpuderquastet oder kapriziös? Kann sein. Aber so ist das nun mal. Dabei hab ich noch gar nicht von Dingen gesprochen, für die es keinerlei Begrifflichkeit gibt. Zum Beispiel für das diffuse Gefühl, wenn Inspiration für etwas nicht aus dem Konkreten entspringt, sondern einem Farbtopf an Eindrücken, die alles Bestehende parallelverschieben und oder in Frage stellen. Nennen wir dieses Gefühl “melangeristisch”. Oder “Trispalt” – die Steigerung von “Zwiespalt”.

Die unverhoffte Macht der Ahnung

Theeee OSCARS (das “th” muss richtig quietschen), Du kokolorer Gummitwist, goldenes Kalb im Schaugeschäft, Temenos der Hybris, Du Lazarett auf dem Schlachtfeld der Kunst. Seit gefühlten 87 Jahren tu ich mir Dich jetzt schon an und werde nicht schlauer. Gezuckerte Kondensmilch verklebt den Magen in gleichem Maße wie Erdnusscreme, ich hätte es ahnen können. Auch hätte ich ahnen können, dass die OSCARS zäh sind, ja, sie sind zäääh, yeah, yeah! Bis auf das funktioniert sie aber noch, die Ahnung, die prophetische Sensorik, die Gabe, die Zukunft aus Fischinnereien, Wildschweinen oder Cervisia lesen zu können. Ja, es ist schon sonderbar, Jahr für Jahr hat man seine Favoriten, herzelt sie ganz doll und verteidigt sie gegen leidenschaftslosen, verbalen Unbill, verteufelt das System, in dem es vor Ungerechtigkeit müffelt, weil dieser oder jener den OSCAR ja sooo verdient hätte und am Ende, ja, dann gewinnt der Favorit dann doch, zumindest meiner.

Das Anti-Mainstream Transpirant

Mein grippaler Infekt ist Genrefan. Zwei Wochen plagte mich der Hallerwachl mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit, doch dann kam er zur Besinnung und gab mir zwei Tage frei – am Morgen des 11. Februar war meine Erkältung plötzlich spurlos verschwunden. Zwei Tage lang Deutsches Genrekino genießen statt zu beniesen, das war mir vergönnt in den letzten 48 Stunden. Nun sitze ich hier und will das resümieren, für mich, für Euch, für meinen grippalen Infekt, der sich in dieser Zeit auf der FIFTY SHADES OF GREY – Premiere herumgetrieben hat. Was war los an zwei Tagen GENRENALE, die ganz im Zeichen des Deutschen Genrefilms standen?

Der Traumfalter Jahresrückblick 2014

Als der Mensch die Zeit erfand, war das ein irreversibler Fauxpas, denn seitdem verging sie, die Zeit, und der Mensch hatte sich ab diesem Zeitpunkt Null mit Begriffen wie Vergangenheit, Gegenwart, Zeitgeist und Eieruhr herumzuschlagen. Wann immer er mit der Zeit nichts anzufangen wusste, begann er, die Vergangenheit zu ordnen. Die da war wüst und wild, ein riesiger Haufen unaufgeräumtes Spielzeug, Actionfiguren von Hasbro, Playmobil-Burgen, Plastiksoldaten, denn da war auch Krieg und Leid und Zwist in der Vergangenheit. Doch dem Mensch ward nicht bang, denn er hatte auch die Kunst erfunden, die wann immer ihm beliebte, ihn von den sorgenvollen Wirren des Zeitgeschehens, welches er verursacht hatte, abzulenken vermochte. Seitdem harrt der Mensch seiner Gegenwart, sieht dem Zeitfluss des Jahres zu, wie er vergeht, um am Ende Kapitel für Kapitel abzuschließen in einer Retrospektive. Dann gibt´s Schnaps und der ganze Kladeradatsch geht von vorne los, langweilig, ich weiß, und so kryptisch! Was soll das? Was ist das für ein gequirlter Geheim-Scheiß-Blog hier, wir haben Jahresrückblick 2014 gegoogelt, ihr Vollpfosten.

Ein Weg heraus aus zweierlei Welten

Wir Dramaturgen, Verschwörungstheoretiker und Hobby-Quantenforscher kennen das – manchmal geschehen Dinge, die sind einfach viel zu auffällig. All die vielen kleinen Zufälle, Ungereimtheiten, wenn Geschichte und Geschichten sich wiederholen und Katzen immer wieder das Treppenhaus flankieren, dann entstehen Zweifel und Skepsen. Und sobald man sich tiefer mit der Problemmatrix beschäftigt, macht es PENG oder BOING und plötzlich heißt es: “STAR WARS EPISODE VII wird nun doch kommen!” Schon weicht die Skepsis einem mechanischen Vorwärtstrieb, der all die Erkenntnisse mit einer Schokoladenglasur überträufelt und einen wieder gefügig macht. Ich weiß nicht genau, welcher Sache oder welchem weltumspannenden Geheimnis ich zu nahe gekommen bin, aber es muss ein immens Großes gewesen sein, dass DIE nun noch gewaltigere Geschütze auffahren müssen, um mich, ja mich allein, ruhig zu stellen. Denn plötzlich taucht irgendwo ein Lynch auf und verkündet, eine dritte Staffel TWIN PEAKS wird kommen. Ja klar, eine dritte Staffel TWIN PEAKS! Wo soll ich unterschreiben?

Für Dich spiel ich noch in 150 Jahren

Wie oft hört man von dem Phänomen, dass Leute im falschen Jahrhundert geboren werden. Das passiert immer mal wieder und meist wird sowas zu spät bemerkt, nämlich erst dann, wenn diese Leute sprechen können. Die sagen dann: “Edler Vater, edle Mutter, irgendetwas ist faul im Staate Dänemark!” oder “Nein, mein Spielzeug mag ich nicht, ich hätte lieber 10 mg Methylphenidati Hydrochloridum, aber pronto, sonst klatscht´s!” Trotz dieser Schwierigkeiten können solche Leute noch ein normales Leben führen, die meisten finden sich ab der Pubertät mit diesem irreversiblen Zustand ab und äußern sich dazu nur noch widerwillig.

Apfel-Sherlock, Birnen-Batman

Sherlock Holmes ist zurück. Nach zwei Jahren des darbenden Wartens und manischer Grübelei, wie es der cleverste Detektiv der Popgeschichte geschafft hat, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, ist die britische Erfolgsserie auch über den deutschen Äther gelaufen und steht nun frisch im heimischen Konsum für den täglichen Gebrauch. Was für ein Satz! Sherlock ist zurück, in der mittlerweilen dritten Staffel seit der deutschen Erstausstrahlung im Juli 2011. Und ein Ende ist nicht wirklich in Sicht. Zwar wird man sich auf eine vierte Staffel erneut zwei Jahre gedulden müssen, Serien-Showrunner Steven Moffat aber vergewisserte, dass das Franchise so noch eine ganze Zeit lang laufen kann. Für Fans von SHERLOCK, zu denen ich auch gehöre, eine ziemlich fantastische Nachricht. Denn man soll überhaupt nicht aufhören, wenn´s am Schönsten ist, das hab ich noch nie kapiert.

Low

Ich bin wieder zurück von einer Woche FILMFEST DRESDEN. Vieles hat sich verändert. Mein Türschloss klemmt nicht mehr, ein untrügliches Zeichen für den beginnenden Sommer. Obwohl ich Sohn einer Physiklehrerin bin, weiß ich nicht recht wieso. Dehnt sich Holz oder Aluminium bei steigenden Temperaturen aus oder schrumpft? Den ganzen Winter über hat die dämliche Tür geklemmt. Jetzt lässt sie sich ganz leicht öffnen und schließen. Für die meisten sind solche Lappalien nur werkstoffbedingtes Arbeiten von Bauelementen. Bei mir ist das eher ein metaphorischer Fingerzeig. Im Sommer klemmt´s insgesamt weniger.

Keine Gravitätlichkeiten, Fliegen fällt sonst schwer…

Und wieder. OSCAR vorbei – Füße kalt. Kreislauf is das, beziehungsweise mangelnder Kreislauf oder fahriger Kreislauf oder unrunder Kreislauf…also oval oder elliptisch. Jedes Jahr der selbe Brei. Gibt aber schlimmeres als Kreislauf. Als 1995 FORREST GUMP den OSCAR für den besten Film bekam, habe ich ein Glas Erdnusscreme mit einem Teelöffel leergelöffelt. Dann war mir schlecht und ich habe Erdnusscreme jahrelang nicht angerührt. Was hab ich gestern zu mir genommen? Kilo Nudeln, Bier und PICK UP! Caramel von Leibnitz – sehr lecker, is bestimmt neu in deren Sortiment. Jetzt bin ich irgendwie abgeschweift, worum gings gleich nochmal? Achja, die GENRENALE! Ich glaub, ich fang nochmal an.

It’s not who I am underneath…
Script Development V: Figurenfindung

Die vier hilfreichsten Eigenschaften eines Autors sind Phantasie, Imaginationsgabe, Vorstellungskraft und das Talent, möglichst viele Synonyme für ein und denselben Begriff zu finden. “Drehbuch ist Handwerk”, sagen die einen. “Buuu” rufen die anderen, wo bleibt die Phantasie. Es ist schon hilfreich, wenn man über die Fähigkeit verfügt, Geschichten oder Figuren weiterzuspinnen, nach Möglichkeit dramatisch, mit Zunder. Dafür braucht man mit Sicherheit Phantasie. Aber ist Phantasie ein schöpferischer Akt? Ist es Phantasie, die eine Kettenreaktion auslösen kann, wo ist der Ursprung von Geschichten, besser, wo ist der Ursprung von Figuren?

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de