Die kleine Genrefibel Teil 62: Shakespearesk

Auf unserer Reise durch die Wunderwelt des Films haben wir bislang zwei Schriftsteller mit einer kleinen Genrefibel geadelt, deren Werk Einfluss auf die Filmkunst hatte. Die Geschichten eines H. P. Lovecraft waren eine obskure Nische der Phantastik, Stephen King hingegen veränderte den zeitgenössischen US-amerikanischen Horrorfilm grundlegend. Doch nun, edle Sirs und Sirenen, betreten wir ein Haus mit einer ganz anderen Hausnummer und zwar in der Henley Street in Stratford-upon-Avon, in welchem irgendwann im Jahr 1564 der Dramatiker, Lyriker und Schauspieler William Shakespeare geboren wurde, der Barde von Avon.

Die kleine Genrefibel Teil 60: Computer Generated Imaginery

Für manche ist Film noch immer pure Magie. Alles scheint möglich, nur die Phantasie setzt Grenzen. Gäbe es das Unmögliche nicht, gäbe es auch keine Herausforderung. Und von Anfang an war Film eine audiovisuelle Herausforderung. Manch einer jedoch sieht im Film Täuschung und Betrug. Wieder andere erkennen auf der Leinwand nur noch buntbemalte Einsen und Nullen, die arithmetische Pirouetten drehen und trauern den guten alten Zeiten nach, in denen Vulkane noch aus Pappmaché und singende Hunde von Hand gezeichnet waren und es echte Sonnenauf- wie untergänge auf der Leinwand zu bestaunen gab.

Die kleine Genrefibel Teil 59: Der Vampirfilm

“Mein liebes Mägdchen glaubet beständig steif und feste, an die gegebnen Lehren der immer frommen Mutter; als Völker an der Theyse an tödtliche Vampiere heyduckisch feste glauben. Nun warte nur Christianchen, du willst mich gar nicht lieben; ich will mich an dir rächen, und heute in Tockayer zu einem Vampir trinken. Und wenn du sanfte schlummerst, von deinen schönen Wangen den frischen Purpur saugen. Alsdenn wirst du erschrecken, wenn ich dich werde küssen und als ein Vampir küssen: wenn du dann recht erzitterst und matt in meine Arme, gleich einer Todten sinkest alsdenn will ich dich fragen, sind meine Lehren besser, als deiner guten Mutter?”

Die kleine Genrefibel Teil 58: Big Disaster

Im Jahre 2017 des Herrn scheint nun das einzutreten, was das Jahr 2012 versprochen, aber nicht gehalten hat – der Weltuntergang. Vom internationalen Politmakakentum mal abgesehen spielt vor allem die Natur verrückt. Kältewelle in Europa durch Orkan Axel, Waldbrände in Portugal, Tsumani vor Grönland, Hurrikan Irma und Maria, Erdbeben in Mexico. Raue Klimen, Leute! Wenn vom Himmel kindskopfgroße Hagelkörner fallen, die Felder mit ihren Salatköpfen verdörren, die Flüsse über die Ufer treten und das Umland verflüssigen, Stürme die Photovoltaikanlagen auf links drehen und Dauerregen die Luftschutzbunker flutet, wenn die Sonne die Haut zu Leder verbrennt, die Vöglein aufhören zu singen und die Fische an den Stränden stranden, dann Freunde hat das Ende der Welt begonnen und der Teufel die Schlacht gewonnen. Da hilft dann nur noch Melissenblütenblättertee.

Die kleine Genrefibel Teil 57: Krimi Krimi

Heute wollen wir uns mit etwas beschäftigen, vom dem man nachsagt, es sei des Deutschen Lieblingsgenre, auch wenn das wie ein Oxymoron klingt. Ja, die Deutschen lieben Genre, aber nur die Subgenre, die sie auch mögen. Man hört ja oft, das mit Genre und Deutschland sei ein Drama. Aber ich habe noch keinen Deutschen getroffen, der gesagt hat, er liebe Dramen. Nein, mal ganz ohne Klischees, der Deutsche liebt Pünktlichkeit, Fußball, Kohlrouladen und den Krimi. Das ist wohl Erziehungssache, schon Alfred Hitchcock hat gesagt: “Alle schlechten Eigenschaften entwickeln sich in der Familie – das fängt mit Mord an und geht über Betrug und Trunksucht bis zum Rauchen.” Aber weiß der Deutsche da eigentlich, was er so liebt? Was ist das überhaupt, der Krimi, dieses lustige, posemuckelige Wort, in dem es doch oft um so grässliche Dinge geht wie…ja genau, Mord!

Die kleine Genrefibel Teil 56: VideoSpielFilme

In Los Angeles ist soeben die Electronic Entertainment Expo, kurz E3, zu Ende gegangen, die größte Spielmesse der Welt. Seit 1995 zeigen dort Spielehersteller und Publisher die neusten Trends der Gamesindustrie, vor allem aber neue Spiele. Videospiele sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Zeiten, in denen Gamer als mangelernährte, unterentwickelte Nachtschattengewächse wahrgenommen wurden, sind lange vorbei. Videospiele und Konsolen sind heute ein selbstverständlicher Teil des Unterhaltungsangebotes, welche weltweit fast 100 Milliarden Dollar Umsatz generieren. Noch sind die Umsätze des Filmmarktes insgesamt höher als die der Spielebranche, aber niemand hätte solche Zahlen in den seeligen Tagen des Gameboys oder des Amiga 500 vorausgeahnt. Filme und Games, das scheint ein und dieselbe Erfolgsgeschichte zu sein. Aber Zocker und Cineasten verbinden mit der Kopplung Film und Game meist etwas ganz anderes – die schaurig-schlechte Videospielverfilmung.

Die kleine Genrefibel Teil 55: Sci-Fi Visions

Wenn in den kleinen Genrefibeln von Genre, Subgenres, dem Film an sich gesprochen wird, dann liegt in der Materie immer eine gewissen Arroganz. Manchmal scheint es so, als liege im Film der Wahrheit letzter Schluss. Das Unbekannte, Unerklärliche, das Phantastische, alles hat seine Wurzeln, alles beeinflusst die Kunst und irgendwann gibt es zu all dem auch einen Film, der die Dinge visuell und plastisch macht. Der Film war stets stolz darauf, durch seine Projektionsfläche am Ende auch die Zivilisation und Gesellschaft beeinflusst und neue Impulse und Gedankenanstöße geliefert zu haben. Doch gerade bei einer Säule der Phantastik schient diese Rechnung nicht aufzugehen – der Science-Fiction. Denn die raffiniertesten Fragen um den Stand der Zivilisation, der Gesellschaft, der Wissenschaft und der Technik stellte nicht der Film, sondern die Literatur.

Die kleine Genrefibel Teil 54: Found Footage

Angeblich leben wir in einer Zeit, in der Fake News und Alternative Fakten die Gemüter der Menschen erzürnen und auf die Barrikaden bringen. Da kann der Filmliebhaber nur müde lächeln und macht sich eine neue H-Milch auf. Denn Film war und ist schon immer Beschiss an der Wahrheit. Mag er auch noch so realistisch inszeniert sein, Film ist nun mal Film und nicht die Realität. Da wird gebogen, verbrämt und überschüssiges weggespachtelt, Zeiträume werden gerafft, Perspektiven verschwiegen, Informationen ausgespart und hier und da getrickst. Nix Neues eigentlich, es liegt in der Natur der Filmdinge. Aber manchmal lehnt sich der Film noch weiter aus dem Fiktionsfenster und macht es selbst dem Profi schwer zu unterscheiden, ob das nun ernst gemeint ist oder nicht. Denn die Kamera lügt nicht und Filmmaterial ist oft gleichbedeutend mit Beweismaterial.

Die kleine Genrefibel Teil 53: Musik & Tanz

Die OSCARS stehen vor der Tür und der große Favorit bei den 89. Academy Awards heißt LA LA LAND mit 14 Nominierungen, so viele gab es seit TITANIC 1998 nicht mehr. Doch nicht jeder teilt die Euphorie über das Musical von Regisseur Damien Chazelle, im Gegenteil, LA LA LAND wird in den Internetforen reichlich beschimpft und angefeindet. So ergeht es vielen Filmen, die als OSCAR-Bait Dreck verschrien werden, Filme, die sich angeblich der Academy anbiedern, an ein Hollywood, welches wieder einmal nur sich selbst feiert. Doch bei LA LA LAND hat das noch einen spezielleren Grund, denn es ist ein Filmmusical und diese werden von Filmliebhabern leidenschaftlich gehasst. Nun ist LA LA LAND nicht nur ein Musical, es ist die Quintessenz des klassischen Hollywood Musicals schlechthin. Doch viele sehen in LA LA LAND weniger Hommage als Heuchelei, der Film sei völlig unpolitisch, übertrieben kitschig, ein Weichspülkonzentrat, gefährlicher Eskapismus in gefährlichen Zeiten und vor allem – diese unerträglich nervige, klebrige, schmalzbeutelig-triefende Musik!

Die kleine Genrefibel Teil 52: Maritimus

“Das Meer ist alles. Es bedeckt sieben Zehntel der Erde. Sein Atem ist rein und gesund. Es ist eine immense Wüste, wo ein Mann nie alleine ist, in dem er fühlen kann, wie das Leben aller in ihm bebt. Das Meer ist nur ein Behälter für alle die ungeheuren, übernatürlichen Dinge, die darin existieren; es ist nicht nur Bewegung und Liebe; es ist die lebende Unendlichkeit.” – So beschrieb es Jules Verne in “20.000 Meilen unter dem Meer”. Genau, das Meer, Weltmeer, Ozean. Gewaltige Wassermassen von unbändiger Macht. Aber auch beseelt von inniger Sehnsucht. Was liegt wohl hinter dem Meer, am Ende des Horizonts? Was verbirgt sich unter der Wasseroberfläche, am Grunde des Ozeans? Welche Kreaturen verstecken sich in den Tiefen, welche Schätze sind dort zu finden?

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de