Die kleine Genrefibel Teil 82: Drama um Drama

Die Beschäftigung mit Filmgenres führt immer mal wieder zu Streitigkeiten, zu Abgrenzungen oder in Polarisierung. Die Liebe zum Film wird dann zum Kampf um Gegensätzlichkeiten. Jungs lieben Actionfilme, Mädchen romantische Komödien. Der eine kann sich nur in filmischem Realismus wiederfinden, ein anderer entflieht dieser Welt und sucht Antworten in der Fiktion. Das Festival für den Deutschen Genrefilm, die GENRENALE, formulierte den Wunsch nach mehr Genrevielfalt einst ebenfalls mit einer Abgrenzung – No More Drama lautete das Motto im Jahr 2014. Ist das immer noch so, bilden Dramen und der Genrefilm Gegenpole? Und sind diese gleichbedeutend mit der ältesten Auslegung aller Antipoden, der Unterscheidung zwischen Kunst und Unterhaltung? Ist das Drama ein Gegenentwurf zum Genrefilm oder andersherum? Was soll das ganze Drama um das Drama?

Die kleine Genrefibel Teil 81: Moneymakers

Der Kühlschrank ist leer, das Sparschwein auch, ich habe seit Wochen kein Schnitzel mehr im Bauch. Der letzte Scheck ist weg, ich bin nicht liquid, auf der Bank krieg ich sowieso keinen Kredit. Gestern enterbt mich auch noch meine Mutter und vor der Tür steht der Exekutor, mit einem Wort, die Lage ist übel, da hilft nur eins: die kleine Genrefibel. So. Nach so einem Zeiler muss man erstmal wieder runterkommen. Worum geht’s heute, um Kühlschränke? Nääh! Sprechen wir über Filme, hat das meist mit Geld zu tun. Filme kosten Millionen und können Milliarden Gelder einspielen, klar. Stars und Sternchen verdienen recht ordentlich am Medium, mit Merchandising wird ein Riesenreibach gemacht, aber es gibt auch heftige Gewinneinbußen, veritable Flops an der Kinokasse, am Ende ist die Mark nur noch fünf Pfennig wert. Kino ist ein Geschäft wie jedes andere, bei dem es natürlich um Geld geht.

Tenets of Future

Willkommen in der Zukunft, again. Gestern fühlte ich mich noch voll Atari 2600. Doch mittlerweile ist das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen, verstrichen, der Weltuntergang 2012 überstanden, Marty McFly sicher gelandet und der Judgement Day ausgesessen. Pech gehabt. Doch 2020 ist endlich mal wieder eine Herausforderung, ein ganzes Jahrzehnt wartet darauf, Geschichte zu werden. Das Beste daran, 2020 ist ein Leichtflügler, der Ballast der 2010er Jahre scheint abgeworfen, die Ewiggegenwärtigen überstimmt, Tabula Rasa im Spielzeugschrank. No Regrets. Blicken wir also gemeinsam in das taufrische Jahr und was es dem Kopfflüchter an audiovisuellen Schokobons bereit hält. Willkommen zur großen Film- und Serienvorschau Zweitausendundzwanzig.

Fantasy Filmfest White Nights 2020

Ein gesundes, gesegnetes und gesottenes neues Jahr, liebe Leser. Heute ist doch der 1. Januar, oder? Bevor wir uns verquatschen, fangen wir mal ohne große Vorrede an, ich muss noch Stromzähler ablesen. Wir befinden uns in einer neuen Dekade, alles ist anders, aber damit man es nicht so merkt, beginnt 2020 wie die Jahre zuvor mit den Fantasy Filmfest White Nights, inzwischen bereits zum fünften Male. Wie immer haben die White Nights zehn Genreschmankerl im Gepäck, damit kann man sich schon mal ordentlich auf das neue Jahr eingrooven, was immer das auch heißen mag. Werfen wir wie immer einen scheuen Blick auf die Highlights des Programms, welche an den nächsten Wochenenden in sieben deutschen Städten über diverse Leinwände flimmern.

Der Traumfalter Jahresrückblick 2019

Yalla, liebe Ehrenmenschen & Swaggernauten, Willkommen zurück aus den Weihnachtsferien. Na, alles schlurky? Ich hoffe mal, Ihr hattet ein paar endlaser Feiertage und wurdet nicht zu sehr geRickRolled oder gar geWhamt, beim Cornern oder Fensterln draußen im Outer Rim, habt keinen Screenitus bekommen beim bingewatchen oder seid anderweitig verdummfallt, das wär voll wack. Nach dieser hoffentlich erfolgreichen Zielgruppenvergrößerung nun weiter im Fließtext. Wie Ihr sicherlich gemerkt habt, neigt sich das Jahr 2019 mit geradezu pornöser Schiefwinkligkeit seinem Ende entgegen. Ich hatte sowas bereits im Januar vorausgeahnt. Das alte Jahrzehnt scheidet, eine neue Dekade beginnt, was also kann es Schöneres geben, als nochmal zünftig vom Leder zu ziehen und all die High- und Lowlights des Film- und Serienjahres 2019 Revue passieren zu lassen?

Die kleine Genrefibel Teil 80: Tolkiens Welt

“Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul, Ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul.” Diese Zeilen in der Schwarzen Sprache Mordors künden vom Hass des dunklen Herrschers Sauron auf die freien Völker Mittelerdes, dass er ihre Laute pervertierte und mit jenen Worten den Verrat an ihrer Gemeinschaft offenlegte. Denn er betrog sie alle um die Verbindungen ihrer Macht, in dem er noch einen weiteren Ring schmieden ließ, welcher es ihm ermöglichte, die Gedanken und Geschicke der anderen Ringträger lesen und lenken zu können. “Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht, Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein. Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun. Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron, im Lande Mordor, wo die Schatten drohn. Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden. Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.”

Die kleine Genrefibel Teil 79: Film im Film

Willkommen zurück zur Kleinen Genrefibel, liebe Filmfreunde und Filmfreundinnen. Was haben wir nicht schon alles beackert im Zuge unserer Feldforschung, von großen Themenkomplexen bis hin zu winzigsten Subgenres, in filmischem Realismus oder purer Fiktion? Nur eins blieb stets gleich, die Flucht, die Illusion, die das Medium eigentlich verbergen sollte. Ein Film ist immer dann am besten, wenn er nicht verrät, was er ist, wenn er die Illusion eines Blickes in Träume und Sehnsüchte bewahrt. Doch damit ist jetzt Schluss. Denn neben allen möglichen Motiven hat auch der Film selbst den Film geprägt. Unser Thema heute heißt Film im Film, doch dahinter verbirgt sich mehr als nur eine metaphysische Matrjoschka, die Fiktion in der Fiktion oder Selbstbeweihräucherung.

Die kleine Genrefibel Teil 78: Asia Horror

Anfang der 90er Jahre, als nach dem Ende des kalten Krieges die weltlichen Schranken West und Ost fielen und die Globalisierung ihren Lauf nahm, galt er noch als Geheimtipp für hauptsächlich durch US-amerikanische Filme geprägte Cineasten mittleren Baujahrs – dabei hatte der asiatische Film bereits eine ebenso bewegte Kulturgeschichte hinter sich und vor allem noch vor sich. Obwohl sich kein Filmmarkt weltweit so schnell und kreativ weiterentwickelt hat wie das ostasiatische Kino, für manche blieb es auf ewig ein Pergament mit sieben verschnörkelten Schriftzeichen. Krude japanische Animes, Martial Arts Action aus Hong Kong, Bollywood, die Ballerepen eines John Woo oder der gute alte Godzilla, der Diskurs über das asiatische Kino schien damals, abseits dieser Schlagworte, nur unter echten Filmfreaks und Nerds stattzufinden. Heute, knapp 30 Jahre später, ist die Sicht eine völlig andere, denn die internationale Filmlandschaft und neue kreative Impulse werden maßgeblich vom asiatischen Kino bestimmt.

Fantasy Filmfest 2019 Quick`n`Dirty

Gestern endete in Berlin das 33. Fantasy Filmfest nach elf Tagen Genrestreufeuer aus allen Kanonen und Kanönchen. 50 Genrefilme wollten gesehen werden, für mich hat es gerademal für ein Fünftel gereicht, aber so gut wie alle meine Highlights waren dabei und wir wollen wie immer fröhlich einen kleinen Reviewreigen der schauderlichen Art veranstalten und schauen, welche schröcklichen Festivalhighlights frischen Wind in den aktuellen Genrefilm bringen und welche eher enttäuscht haben. Der diesjährige Jahrgang hatte es nicht leicht, denn das 32. Fantasy Filmfest im Jahr 2018 hatte die blutige Messlatte recht hoch gehängt. Doch schauen wir mal auf die Leckerli von 2019, deshalb Vorhang auf für ein frisches Fantasy Filmfest Quick`n`Dirty.

Die kleine Genrefibel Teil 77: Graphic Novel

Alles Marvel, oder was? Nach 23 Filmen des Marvel Cinematic Universe und dessen Höhepunkt mit AVENGERS: ENDGAME in diesem Jahr treten die Superhelden der Megafranchise in eine neue Phase ein. Götterdämmerung der Superheroes, doch trotz Milliarden Dollar Einspielergebnis und globaler Hysterie scheinen auch die Ultrafans allmählich gesättigt zu sein. Die können immerhin noch zwischen Marvel und DC Figuren unterscheiden, für den Ottotnormalkinozuschauer fällt das Urteil weniger differenziert aus: “Nicht noch eine Comicverfilmung!” Weil Superhelden in Comicverfilmungen omnipräsent sind, neigt man nicht selten dazu, diese beiden Begriffe synonym zu betrachten. Doch wie immer in der Kleinen Genrefibel ist das nicht die ganze Wahrheit.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de