Die kleine Genrefibel Teil 25: Atomic Age

Wir begeben uns auf einen erneuten Abstecher im großen Komplex der Science-Fiction. Jenes Themenfeld ging in der Kleinen Genrefibel bislang zwei unterschiedliche Wege, zum einen den der theoretischen Überlegungen über wissenschaftliche Sachverhalte wie Zeit oder Zeitreisen, sowie der Vision einer fortschrittlichen, friedlichen Zukunft der Menschheit, einer Utopie, wie sie zum Teil das STAR TREK Franchise darstellt. Ein anderer Weg der Science-Fiction ist die Beschäftigung mit dem Stand von Wissenschaft und Forschung. Im Gegensatz zu Utopien und Zeitreisen sind Androiden und künstliche Intelligenzen durchaus reeller Natur. Und wann immer die Wissenschaft neue Erkenntnisse geschürft hat, hat das auch die Kunst und den Film beeinflusst.

Frank Frazetta

Seine Werke und Illustrationen gaben dem Fantasy- und Science-Fiction-Genre in Literatur, Film und Kunst ein einprägsames Gesicht: Frank Frazetta. Ölgemälde in schweren, kräftigen Farben, düster, bedrohlich, animalisch. Bereits als Kind war Frazetta zeichnerisch hochbegabt, mit 16 Jahren illustrierte er Comics, bis er in den sechziger Jahren Titelbilder für Genreliteratur kreierte. Bereits sein erstes Cover für den Roman “Conan der Barbar” wurde stilprägend für das Fantasygenre – extreme Körperlichkeit, Muskeln, Schweiß und Stahl.

28. Fantasy Filmfest

Was, schon wieder ein FANTASY FILMFEST dieses Jahr. Es kommt einem so vor, als wäre es das Achtundzwanzigste. Das FANTASY FILMFEST, ach ja, vom kleinen, schmuddeligen Markhallenfeeling in Hamburg 1987 bis zur Multiplexoffensive in sieben Städten im Jahre 2014 des Herrn, was hat sich das Festival verändert? Was soll ich sagen, ich habe keine Ahnung, ich war 1987 nicht dabei. Das Maul zerfetzt wird aber oft und gerne und so meint man vernehmen zu müssen, das FANTASY FILMFEST hätte heutzutage mehr den Charakter einer Verleiher-Tradeshow, eine reine Werbeplattform für die DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen im traditionellen Genreherbst. Keine Retrospektiven mehr, kein 35 mm mehr, naja, und so weiter. Kann das sein?

Die kleine Genrefibel Teil 24: Spoof Movies

Nach dreiundzwanzig mehr oder weniger kleinen Genrefibeln widmen wir uns heute mal einem ernsteren Thema – der Komik. Komik, eigentlich ein schönes Wort mit einem schönen Klang, und bei dem Wort Komik passiert auch noch nicht viel, es sei denn, man sagt Komödie, dann geht das Gackern los. Für Filmfreunde aus Deutschland mit einem Hang zum Genrefilm ist der Begriff Komödie ein Reizwort, wie auch Drama, FSK oder Pilcher. Doch das ist heute nicht Thema. Wenngleich die Komödie noch immer fälschlicherweise als Genre bezeichnet wird, Genre und Komik schließen sich nicht aus, im Gegenteil. Besonders eine Spielart der Komik ist in der Lage, die Wirkungsweise von Genrekonventionen audiovisuell zu verdichten – die Parodie. Wir wollen es heute mit der grauen Theorie nicht übertreiben. Stattdessen begeben wir uns auf einen gestreiften Zug durch die Filmgeschichte des Blödelns, Feixens, Verhohnepipelns, Zotenreißens, Veräppelns und Vergackeierns.

Nintendo says No!

Sommer, heiß, Zitroneneis! Das unbeschreibliche Gefühl, am Kunstlederbezug des Bürostuhls festzukleben, Schokokekse von Griesson, die zu einem riesigen Nukleus zusammenschmelzen, warmes Bier zum Frühstück? Was für Zustände, wie soll man so arbeiten? Worüber schreibt man bei so einem Sauwetter? Man könnte ja mal was über Filmstoffe verfassen. Absolut verrückt! Keine Genreanalysen und so, nein, über Storyfragmente, eigene Ideen. Da tauchen links und rechts zwei Wolpertinger auf meiner Schulter auf, die das kritisch hinterfragen – beide! Sollte nicht einer auf meiner Seite sein? Der Linke meint, wenn ich über eigene Stoffideen schreibe, werden die mir sofort alle geklaut und man macht daraus Filme, zehn Stück, alles Genrefilme, die dann irre erfolgreich im deutschen Kino laufen. Der rechte Wolpertinger lacht sich darüber kaputt und meint, diese Sorge sei unbegründet, außerdem liest meinen Blog ja sowieso kaum jemand. Während sich die beiden Wolpertinger prügeln und beißen, kommt mir eine tolle Idee.

UNDER THE SKIN

Es ist Halbzeit im laufenden Kinojahr 2014, Zeit, um ein Zwischenfazit zu ziehen. Es ist ein fantastisches Filmjahr bislang, GRAND BUDAPEST HOTEL, GODZILLA, ONLY LOVERS LEFT ALIVE und HER haben bei mir bislang alle hohen Erwartungen übertroffen. In diese Reihe erstklassiger Produktionen reiht sich nun ein weiteres Juwel ein, der sogar Film des Jahres werden dürfte. Klingt alles gut, doch nun das Kleingedruckte: An vielen wird diese Perle der Kunst wohl unbemerkt vorbeigehen, und wenn man doch etwas von Jonathan Glazers Meisterwerk UNDER THE SKIN gehört hat, dann vornehmlich durch den Aufschrei kinoaffiner Genrefans, dass einer der fantastischsten Produktionen der letzten Jahre bei uns erst gar nicht offiziell in die Kinos kommt. Skandal! Was ist da los?

Lass uns drüberreden
Script Development VIII: Voice Over

Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren, in einem Land namens Posemuckel. So beginnen Märchen, Erzählungen am Lagerfeuer oder Gute-Nacht-Geschichten. Auch in der Bibel heißt es: “Es begab sich aber zu der Zeit…”  Eine Geschichte braucht einen Erzähler, könnte man meinen, aber es stimmt nicht. Nicht die Geschichte braucht einen Erzähler, vielmehr der Leser. Es ist die warme, beruhigende Stimme einer Mutter, die ein Märchen am Bett ihres Kindes vorliest, während das Kind vom sanften Klang der Worte zuerst in eine Geschichte, später dann in den Schlaf getragen wird. Märchen werden nach wie vor vorgelesen, nacherzählt, umgedichtet, der Vorleser übernimmt eine Rolle, ist Mittler der Geschichte, der Begebenheit. Aber manche Eltern sind auch faul und setzen ihre Kinder einfach vor die Glotze oder eine Märchen-App. Immerhin leben wir nicht mehr in einer Zeit, in der Kinder im Wald zurückgelassen wurden, ganz allein, die Hosentaschen voller Brotkrumen.

Die kleine Genrefibel Teil 23: H.P. Lovecraft

Die Bösartigkeit des Sturmes erweckte unglaubliche Vorstellungen, ich verglich mich erneut schaudernd mit dem einzigen Menschenabbild in diesem schrecklichen Korridor, dem Mann, der von der namenlosen Rasse in Stücke gerissen wurde, denn in dem teuflischen Griff des wirbelnden Luftzuges schien eine vergeltungslüsterne Wut zu liegen, um so stärker, als sie größtenteils machtlos war. Ich glaubte, ich schrie am Ende wie wahnsinnig – ich verlor beinahe den Verstand – aber wenn ich ihn verlöre, würden sich meine Schreie in diesem Höllen-Babel heulender Windgeister verlieren. Ich versuchte, gegen den mörderischen, unsichtbaren Strom anzugehen, aber ich war völlig machtlos, als ich langsam und unerbittlich auf die unsichtbare Welt zugedrückt wurde. Ich muss endlich übergeschnappt sein, denn ich plapperte eins ums andere Mal das unverständliche Lied des verrückten Arabers Alhazred, der von der Stadt ohne Namen ahnte: “Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt!

Für Dich spiel ich noch in 150 Jahren

Wie oft hört man von dem Phänomen, dass Leute im falschen Jahrhundert geboren werden. Das passiert immer mal wieder und meist wird sowas zu spät bemerkt, nämlich erst dann, wenn diese Leute sprechen können. Die sagen dann: “Edler Vater, edle Mutter, irgendetwas ist faul im Staate Dänemark!” oder “Nein, mein Spielzeug mag ich nicht, ich hätte lieber 10 mg Methylphenidati Hydrochloridum, aber pronto, sonst klatscht´s!” Trotz dieser Schwierigkeiten können solche Leute noch ein normales Leben führen, die meisten finden sich ab der Pubertät mit diesem irreversiblen Zustand ab und äußern sich dazu nur noch widerwillig.

Die kleine Genrefibel Teil 22: Bel Franco

Soyez les bienvenus, liebe Genrefreunde, zu einer neuen Ausgabe der Kleinen Genrefibel, die es nicht minder in sich hat als so manch andere Genresparte, denn wir feiern heute vor allem Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung und hemmungslosen Alkoholismus. Noch schöner wäre es, wenn eine entzückende Stimme mit gans kleine französische Accent das ier spreschen gönnte, abäär das geht leider nischd, es sei denn, irgendwann erscheint mal eine Öhschbielfassung. Genug erzählt, äh…genug der Vorrede, meine ich. War es mit Werwölfen, Trash und Cop Movies letztlich dezent düster in der Fibel, widmen wir uns heute wieder einem heiteren Thema, einem kleinen Stückchen der großen Subgenretorte, eine Torte wie…ja genau, wie diese Torte hier:

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de