Die kleine Genrefibel Teil 28: Barbarians

Ich will von einem Subgenre berichten, das begann, als aus einer alten steiermärkischen Eiche ein Klumpen Mensch geknetet wurde. Will erzählen von Conan, von Red Sonja und Ronal, die dazu auserkoren waren, in rauen Zeiten ein wenig Geschmeidigkeit durch Körperduftöle zu verbreiten. Ich will von behaarten Achseln berichten, von Fleischzinnen und Muskelgebirgen, von Stahl, Blut, Schweiß und dickflüssigem Wein. Als Weiber noch züchtig waren und Männer den Gott des Eisens anbeteten, von großen Abenteuern, von Sklaverei, von Freiheit und von Gummimonstern. Ich will die Geschichte des Barbarenfilms erzählen.

INTERSTELLAR

Große, staunende Kulleraugen, ein Kribbeln in der Magengegend, Gedanken, die um einen Atomkern emotionaler Filmleidenschaft kreisen, so etwas ist eigentlich ein Relikt der Vergangenheit, der Kindheit. Ob und wie sich andere dieses Gefühl bewahrt haben oder nicht, ich weiß es nicht. Bei mir ist es wohl der Beruf und das Überangebot an audiovisueller Kunst, welche jenes Gefühl gedämpft haben. Ob nun dieser oder jener Film früher, später oder gar nicht ins Kino kommt, ich nehme es hin ohne Betroffenheit oder Groll. Lange hab ich nicht mehr so etwas wie kribbelige Vorfreude empfunden für einen Film, für eine Geschichte, eine Reise, die mich aus der Realität entführt. Aber wie aus dem Nichts war dieses Gefühl wieder da, knapp eine Woche vor dem Kinostart von INTERSTELLAR. Nun sitze ich hier und könnte über Blaubeermuffins schreiben, wohl aber keine rationale Rezension über den neuen Film von Christopher Nolan (THE DARK KNIGHT TRILOGY, INCEPTION). Muss ich aber auch nicht, Fakten gibt’s auf Wikipedia, Zahlenspielereien auf imdb, selbstgerechte Verrisse allerorten. Bei mir gibt es Blaubeermuffins.

Monster schleichen um dein Haus…

Endlich ist wieder Halloween, nicht mal ein Jahr ist vergangen und nun ist schon wieder eins. Das wievielte ist das jetzt eigentlich? Interessiert das überhaupt jemanden? In diesem Jahr scheinbar mehr als zuvor, denn ich lese hier und da von Halloweenpartys. Zum Beispiel gibt es ein GENRENALE HALLOWEEN SPECIAL im Flimmerzimmer Berlin, auf dem fünf Kurzfilmhighlights der GENRENALE 1 + 2 laufen, unter anderem LIEBE TOD ABENDBROT, YOU MISSED SONJA, HAPPY B-DAY, YELLOW und IN THE DEATHROOM.

Die kleine Genrefibel Teil 27: Femme Fatale

Herzlich willkommen zurück zu einer neuen Ausgabe von Spiegel TV…nee, moment…der Kleinen Genrefibel. Rückblickend betrachtet war die letzte Folge SILENTIUM vielleicht doch nicht so eine gute Idee. Das nahezu wortlose Konzept hätte ich mir aufsparen sollen. Warum hab ich nicht über Buster Keaton oder Charlie Chaplin geschrieben und dafür in der heutigen Folge lediglich Bilder sprechen lassen? Denn heute ist es soweit, liebe Genrefreunde, nach Tieren, Pflanzen, Drogen, Zeitreisen, Atombomben und Serienkillern beschäftigen wir uns mit der Wurzel allen Übels, sowohl im Film als auch im echten Leben, was immer das auch heißen mag: Frauen. Das wird sicher nicht einfach, die Gefahr ist groß, sich verbal zu vergaloppieren. Damit das nicht passiert, gilt heute Dienst nach Vorschrift. Setzen wir uns mit der gegebenen Thematik vorrangig akademisch auseinander und lassen Emotionen besser draußen. Denn Draußen ist es kalt und da passen die gut hin.

Ein Weg heraus aus zweierlei Welten

Wir Dramaturgen, Verschwörungstheoretiker und Hobby-Quantenforscher kennen das – manchmal geschehen Dinge, die sind einfach viel zu auffällig. All die vielen kleinen Zufälle, Ungereimtheiten, wenn Geschichte und Geschichten sich wiederholen und Katzen immer wieder das Treppenhaus flankieren, dann entstehen Zweifel und Skepsen. Und sobald man sich tiefer mit der Problemmatrix beschäftigt, macht es PENG oder BOING und plötzlich heißt es: “STAR WARS EPISODE VII wird nun doch kommen!” Schon weicht die Skepsis einem mechanischen Vorwärtstrieb, der all die Erkenntnisse mit einer Schokoladenglasur überträufelt und einen wieder gefügig macht. Ich weiß nicht genau, welcher Sache oder welchem weltumspannenden Geheimnis ich zu nahe gekommen bin, aber es muss ein immens Großes gewesen sein, dass DIE nun noch gewaltigere Geschütze auffahren müssen, um mich, ja mich allein, ruhig zu stellen. Denn plötzlich taucht irgendwo ein Lynch auf und verkündet, eine dritte Staffel TWIN PEAKS wird kommen. Ja klar, eine dritte Staffel TWIN PEAKS! Wo soll ich unterschreiben?

Welches Schweinderl hätten’s denn gern?
Script Development IX: Berufe im Drehbuch

Es gibt so Vieles, was einen tagtäglich bedrückt, sorgt, nervt oder auf die Gonaden geht. Ärger mit dem Vermieter, dem Finanzmakakentum, Individualterror durch Individualindividuen, harte, unstreichbare Butter. Doch am meisten drückt einem der Arbeitsschutzschuh. Die ganzen Sorgen um den selbstgewählten Beruf, das Risiko der Freiberuflichkeit und der damit verbundenen Ängste und Nöte, das kann einem schon mal den Festplattenspeicher blockieren. Dann sitzt man da und grübelt und grübelt, worüber man denn Schreiben könnte, doch nichts fällt einem ein. Ein Scheißberuf ist das! Wie vielen Autoren ging es bereits so, bis sie nicht anders konnten, als ihr eigenes muffiges Dasein, all die unerfüllten Hoffnungen und das Konglomerat an Sorgen in eine Figur, eine Geschichte, in ein Drehbuch zu pfropfen. Seltsamerweise eröffnet sich mir über diesen steinigen Gedankenweg eine Ideenpforte. Beruf, Job, der ganze Firlefanz ist eigentlich ein interessantes Thema innerhalb der Figurenentwicklung.

Die kleine Genrefibel Teil 26: Silentium

STAR WARS EPISODE 1: THE DARK FORCE

Betreiben wir wieder einmal Fan-Fiction, von der es heißt, dass sie sich im nichtkommerziellen Untergrund von Fangemeinden abspielt, schaurig, schaurig. Ich sehe es praktisch vor mir, Horden von dunklen Gestalten in Bademänteln oder Trenchcoats, die in den U-Bahnhöfen herumirren und Fangeschichten in kleine Notizblöcke kritzeln und wenn dann jemand kommt und mal nachfragt, dann raunen sie: “Wir verkaufen nix, das is unkommerziell!” Vielleicht treffen die sich aber auch Sonntags in einer kleinen Kirche, vielleicht heißt das deshalb Fangemeinde, nicht selten wird ja beispielsweise das STAR WARS-Universum auch als Religion bezeichnet. Da sind wir auch schon beim Thema – STAR WARS.

Fantasy Filmfest 2014 Quick’n’Dirty

An einem sonnigen, frühherbstlichen Septembersonntag endete das 28. Fantasy Filmfest in Berlin. Was soll ich sagen, mir hat es Spaß gemacht, zumindest, was meine eigene kleine Zusammenstellung betrifft. Ich habe ein gutes Dutzend Filme gesehen, so dass man nicht wirklich von Festivalüberblick sprechen kann. Ist aber auch egal, ich mag Formulierungen wie “Bester Film des Festivals” sowieso nicht. Wie im letzten Jahr picken wir uns kurz & dreckig ein paar Rosinen aus dem Filmfestkuchen und prüfen diese radikal und völlig subjektiv auf ihre Genretauglichkeit. Erwartungen gab es ja durchaus. Viel Spaß mit 8 Köstlichkeiten vom FFF 2014.

BRIEFE EINES TOTEN

Als kleinen Nachtrag zur Genrefibel Teil 25: Atomic Age habe ich einen Film ausgegraben, der mich mal wieder seit meiner Kindheit begleitet hat. Wie bereits erwähnt haftete Allem, was mit der Atombombe und einem unvermeidlichen Dritten Weltkrieg zu tun hatte, ein ungemein beklemmendes Gefühl an. THE DAY AFTER oder WENN DER WIND WEHT, das waren solche Filme, die einem als kleinen Bub nächtelang Alpträume bescheren konnten. Aber da war noch ein Streifen, von dem ich zuerst in alten Prospekten des Progress Filmverleih las, bzw. Fotos sah. Bilder von Kindern mit Gasmasken, einer zerstörten Stadt nach dem atomaren Exodus und ein Schneesturm aus radioaktivem Fallout. 1987 kam der russische Endzeitfilm Письма мёртвого человека auch in der DDR ins Kino, unter dem Titel BRIEFE EINES TOTEN MANNES. Er ist bis heute einer der düstersten Visionen eines atomaren Holocaust.

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de