TOY STORY mit Nazis!

Zuallererst ein gesegnetes, gesalbtes, gesottenes und geselchtes Neues Jahr an alle Leser hier, ich hoffe, Ihr seid gut über den Gebirgsgrat des Jahreswechsels geflutscht und alles is Knorke, wie man so schön sagt. 2013 ist passé, also weg damit. Ein neues Filmjahr steht an und wie immer schaut man gespannt auf die kommenden Highlight, nur um am Jahresende dann festzustellen, dass mutmaßliche Blockbuster oder Fanträume eher enttäuschen, wie auch Filme begeistern können, die man anfänglich nicht mit der Feuerzange anzufassen gedenkt. Ich habe einmal zehn potentielle Highlight herausgepickt, die allesamt interessant bis unverzichtbar scheinen. Einiges startet bereits in den kommenden Monaten, ein paar Titel allerdings erscheinen erst gegen Jahresende. Wie auch immer, Vorfreude ist die schönste Freude, also werfen wir einen Blick auf Filmhighlight des Jahres 2014.

 

Fantastischer Kladeradatsch

 

Fantasystoffe werden auch 2014 wieder dicke da sein im Blockbustergeschäft und bereits in den ersten Monaten des jungen Jahres kommen zwei interessante Popcornkracher in die Kinos. Ich als großer Frankensteinfan freue mich sehr auf I, FRANKENSTEIN. Kenneth Branaghs punkige Selbstverherrlichung MARY SHELLEY ´S FRANKENSTEIN mit Robert De Niro ist inzwischen bereits 20 Jahre alt und FRANKENSTEIN von Marcus Nispel mit Thomas Kretschman immerhin bereits zehn Jahre (falls diesen Quark überhaupt jemand kennt). I, FRANKENSTEIN allerdings bezieht sich weniger auf den Roman von Shelley, sondern ist eine Adaption einer Graphic Novel von Kevin Grevioux.

 

Darin geht es um die Kreatur Adam Frankenstein, gespielt von Aaron “Two-Face” Eckhart, der 200 Jahre nach seiner Erschaffung in der düsteren Welt von Darkhaven herumgeistert. Dort haust natürlich eine ganze Schar von Unterweltlern, Gargoyles und was weiß ich noch alles, es geht um den ehernen Kampf zwischen Menschen und Dämonen. Bill Nighy mischt als Anführer einer Dämonensekte auch kräftig mit und es gibt ein Wiedersehen mit Miranda Otto (DER HERR DER RINGE – DIE ZWEI TÜRME).

 

 

I, FRANKENSTEIN (Splendid / Sony)

 

Klingt soweit alles gut. Doch nun das Kleingedruckte. Produziert wird das Ganze von jenen, die auch für die UNDERWORLD-Franchise verantwortlich zu machen sind. Regie führt Stuart Beattie, dessen Filmographie Licht und Schatten beinhaltet. Als Autor verfasste er die Scripts für COLLATERAL und 30 DAYS OF NIGHT (super!) sowie für THE MESSENGERS und G.I. JOE (nich so super). Sein Debutfilm als Regisseur TOMORROW, WHEN THE WAR BEGAN war ok, für I, FRANKENSTEIN erwarte ich deshalb auch nicht wirklich viel mehr als ein Effektoverkill á la UNDERWORLD oder VAN HELSING.

 

Aber vielleicht täusche ich mich ja. Sollte die Frankenstein-Interpretation in die Hose gehen, so gibt es noch eine andere Hoffnung. Denn mit FRANKENSTEIN erscheint 2015 noch eine weitere Verfilmung des Stoffes von Paul McGuigan (SHERLOCK) mit James McAvoy als Victor und Daniel Radcliffe als…Igor? Ja, in der Tat. Egal, schön, dass die alte Kreatur wieder zurück auf die Leinwand kehrt. Vampire gabs viel zu oft und zu schlecht, Werwölfe machen sich auch rar, also freue ich mich auf eine der letzten Horrorikonen in neuem Gewand. I, FRANKENSTEIN kommt am 23. Januar 2014 in die deutschen Kinos.

 

 

47 RONIN (Universal Pictures International Germany GmbH)

 

Ich liebe ja Fantasy in allen Variationen, aber als Fantasyfan hat man es durch den Erfolg der HERR DER RINGE Verfilmungen hauptsächlich mit Orks, Riesen, Trollen und Langohren zu tun. Neunzig Prozent des Mainstream-Fantasyfilms baut auf Motiven von Tolkin auf. Das ist schade, denn besonders fernöstliche Sagen und Mythen sind mindestens genauso fantastisch.

 

Ich als großer Fan von MULAN freue mich deshalb sehr auf 47 RONIN. Die Dreharbeiten zu dem Samuraistreifen verliefen teilweise kompliziert, als die 120 Millionen teure Produktion dann im Dezember 2013 in den Staaten startete, spielte sie am Startwochenende gerade mal 7 Millionen Dollar ein – ein Flop vor Sengaku-ji. Er kommt trotzdem am 30. Januar in die deutschen Kinos. Der Trailer ist atemberaubend, endlich mal andere Fantasywelten und Kreaturen, fernöstliches Ambiente und voll dichter Atmosphäre. Naja, allerdings ist die Hauptrolle mit Keanu Reeves besetzt, der mich eigentlich nur langweilt. Sei´s drum, 47 RONIN steht weit oben auf meiner persönlichen Wunschliste.

 

 

Keitel mit Glatze, Cooper mit Minipli

 

THE GRAND BUDAPEST HOTEL (Twentieth Century Fox of Germany GmbH)

 

Der Begin eines neuen Filmjahres ist auch immer der Start der internationalen Festival Saison, die mit der Verleihung der Academy Awards im Februar endet. Zwei Schinken sind in diesem Jahr dabei, an denen zumindest bei einem kein Filmfreund vorbeigehen kann. Denn es ist wieder Zeit für einen neuen Wes Anderson Film! THE GRAND BUDAPEST HOTEL eröffnet in diesem Jahr die BERLINALE, wieder versammelt Anderson eine ganze Heerschar von Darstellern zu einem exorbitantem Ensemble zusammen. Der Concierge Monsieur Gustave (Ralph Fiennes) erlebt im gleichnamigen Hotel der goldenen Zwanziger Jahre allerlei Abstruses und Absurdes. Gedreht wurde der Film im Übrigen in Görlitz, Zittau und der sächsischen Schweiz.

 

Allein der Cast lässt die Herzen der Filmfreunde höher schlagen (Saoirse Ronan, Bill Murray, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Jude Law, Jason Schwartzman, Harve Keitel mit Glatze), und ich bin mir sicher, das wird der beste Andersonfilm seit seinem Letztem, MOONRISE KINGDOM. Für mich DAS Highlight des Filmjahres.

 

AMERICAN HUSTLE (TOBIS)

 

Seit 2010 ist David O. Russel DER OSCAR-Kandidat schlechthin. Wer zur Hölle ist David O. Russel? Als Drehbuchautor und Regisseur landete er 2010 mit THE FIGHTER und 2012 mit SILVER LININGS PLAYBOOK zwei grandiose Erfolge inklusive jeweiliger OSCAR-Nominierungen. Auch im Jahr 2014 ist sein neuer Film bereits ein heißer OSCAR-Kandidat – AMERICAN HUSTLE. Der Film scheint eine Heist-Story zu sein, es geht um Trickbetrüger, das FBI und allerlei politische Verstrickungen Ende der siebziger Jahre.

 

Ehrlich gesagt, ich habe überhaupt keine Ahnung worum es in AMERICA HUSTLE geht, der Blick auf die Charakterportraits der Teaserposter reicht mir, um mich auf den Film zu freuen, Christian Bale, Amy Adams, Jennifer Lawrence und Bradley Cooper haben eine magische Anziehungskraft auf mich (Bale mit Halbglatze, Jennifer Lawrence, Cooper mit Minipli, Jennifer Lawrence). Kommt am 13. Februar in die Kinos.

 

Fortsetzungen von Reboots als Sequels & Prequels

 

Die beiden Franchise PLANET DER AFFEN sowie X-MEN galoppieren weiter fröhlich durch die Welt der Neufassungen von Neufassungen. Tim Burton hatte bereits 2001 PLANET DER AFFEN neu interpretiert und ist damit an der Fangunst vorbeigeschrammt. Zehn Jahre später wurde die Reihe dann mit PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION völlig neu begonnen. Und das ist extrem geglückt, wie ich fand, spannend, emotional, groß! Besonders das Ende des Reboots bot viel Potential für eine Fortsetzung, und die kommt nun 2014 in die Kinos: DAWN OF THE PLANET OF THE APES.

 

 

PLANET DER AFFEN: REVOLUTION (Twentieth Century Fox of Germany GmbH)

 

In Deutschland heißt der Film PLANET DER AFFEN: REVOLUTION, nach PREVOLUTION eine neue Stufe der wahnwitzigen, verkomplizierenden Titelneuschöpfungen. Fairerweise muss man sagen, dass auch der Originaltitel DAWN OF THE PLANET OF THE APES ein Zungenbrecher allerhöchster Güte darstellt. Egal, der Trailer ist umwerfend (“I´m looking for Ceasar!”) und bewirkt bei mir leichte Gänsehaut. Regie übernimmt dieses Mal Matt Reeves (CLOVERFIELD, LET ME IN), Andy Serkis mimt wieder Caesar und mutmaßlich wird auch die drohende Postapokalypse thematisiert. Her damit, aber pronto! Leider wird man sich wohl noch bis zum 7. August gedulden müssen.

 

X-MEN: ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT (Twentieth Century Fox of Germany GmbH)

 

Dafür kommt am 22. Mai der neue X-MEN Film X-MEN – ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT (X-MEN – DAYS OF FUTURE PAST) in die Kinos. Nach 3 regulären Teilen und zwei WOLVERINE-Spin Of´s gab es mit X-MEN – ERSTE ENTSCHEIDUNG ja einen Neustart in Form eines Prequels, mit James McAvoy und Michael Fassbender als die jungen Professor X und Magneto. Mit ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT kehrt Bryan Singer, Regisseur der ersten beiden X-MEN Filme auf den Regiesessel zurück. Schwierig, das zu beurteilen. X-MEN gehört sicher zu seinen besten Filmen, aber vieles an seinen Werken von SUPERMAN RETURNS, OPERATION WALKÜRE bis JACK AND THE GIANTS wirkt künstlich und ohne Seele.

 

Interessant ist ZUKUNFT IST VERGANGENHEIT trotzdem, vor allem wegen seiner Zeitreisethematik und dem Umstand, dass die jungen X-MEN auch auf ihre älteren Ich´s der Zukunft treffen. AuchWolverine ist dabei, der sich in den Jahrhunderten optisch ja kaum verändert hat. McAvoy und Fassbender sind immer noch die Idealbesetzung für die jungen Steward und McKellen. Ansonsten wieder mit dabei sind Jennifer Lawrence als Mystique und Ellen Page als Kitty Pryde.

 

 

Provokantes Schweinskramzeug

 

Lars von Trier. Fünfeinhalb Stunden. Close-Ups auf Geschlechtsteile. Während einige schreiend das Weite suchen, können andere das neue Werk von Skandalnudel Trier NYMPH()MANIAC kaum erwarten. Dazu gehöre auch ich. ANTICHRIST und MELANCHOLIA haben mich schwer mitgenommen, aber auch schwer begeistert. Schwierig, zu erklären, warum. NYMPH()MANIAC hat es bislang nicht einfach. Der Film läuft in Deutschland zwar in der Langfassung, aber gesplittet in zwei Teile (Volume 1 startet am 20 Februar mit einer Länge von knapp 2 Stunden, Volumen 2 dann im April), international gibt es zwei verschiedene Schnittfassungen, eine davon ohne Zustimmung des Regisseurs.

 

Wer weiß schon, wie sich das alles wirklich verhält und ob das Getue um den Film nicht zum Marketingkonzept gehört. NYMPH()MANIAC erzählt in 8 Kapiteln die Lebensgeschichte einer Frau namens Joe (Charlotte Gainsborough), einer Nymphomanin, die mit allerlei Harterotik angereichert ist. Bin schwer angetan von den ersten Bildern sowie den Charakterpostern. Ob man sich dann wieder das Maul über Lars von Trier zerreißt wie nach dem Eklat in Cannes? Immerhin hat die Darstellerriege echten Sex und nicht bloßes Aneinanderreiben von Körperdoubles zu bieten. Wer weiß, wo das alles hinführt?

 

NYMPH()MANIAC (Concorde Filmverleih GmbH)

 

Aus deutschen Landen hingegen kommt mit SCHOßGEBETE die zweite Verfilmung eines Romans von Charlotte Roche nach FEUCHTGEBIETE. FEUCHTGEBIETE hat mich ja positiv überrascht, so werde ich mir auch Sönke Wortmanns Adaption mit Lavinia Wilson und Jürgen Vogel ansehen. Aber moment, 2014, da war doch noch was angekündigt?

 

 

ADOLF – DER FILM (www.adolf-online.com)

 

Genau! Seit zwei Jahren läuft nun schon die Crowdfounding-Finanzierung für die Filmversion von Walter Moers ADOLF – ER IST WIEDER DA, der ja 2014 in die Kinos kommen soll. Nun weiß ich gar nicht, ob die Finanzierung überhaupt geklappt hat, man liest kaum mehr etwas darüber. Produziert wird das Ganze ja von David Groenewold, der in letzter Zeit eher in Verbindung mit Christian Wulff Schlagzeilen machte. Wer weiß denn nun was? Ich würde mich sehr über ADOLF – DER FILM freuen. Allein die Tagline: “TOY STORY mit Nazis”! Superb!

 

 

Hirngeficke

 

Zu guter Letzt balgen sich in diesem Kinojahr auch zwei Science-Fiction-Großprojekte um die Gunst des Zuschauers. Das ist in soweit interessant, dass mit TRANSCENDENCE Kameramann Wally Pfister sein Regiedebüt abliefert. Pfister (OSCAR für INCEPTION) war und ist der Kameramann für Christopher Nolan, und er begibt sich mit TRANSCENDENCE auch in ähnliche Storyfahrwasser.

 

Dort wird der Wissenschaftler Dr. Will Caster (Johnny Depp), der an einer neuen Computer-KI arbeitet, umgebracht, sein Geist lebt aber innerhalb seiner Maschine weiter. Seine Frau Evelyn (Rebecca Hall) sucht den Mörder ihres Mannes, während Caster´s Geist und seine Maschine langsam eine bedrohliche Mischexistenz eingehen. Klingt alles ein wenig nach INCEPTION. Der Cast ist exzellent und optisch ist bereits der Trailer eine Wucht. Dass Pfister ein erstklassiger Kameramann ist, steht außer Frage. Ob er auch ein guter Geschichtenerzähler ist und genug von seinem Mentor Nolan über intelligentes Blockbusterkino gelernt hat, erfährt man ab dem 24. April.

 

TRANSCENDENCE (TOBIS)

 

Von Christopher Nolan selbst kommt der neue Film INTERSTELLAR, der am 6. November in den Kinos anläuft und der eine Geschichte über Wurmlöcher und Zeitreisen erzählt. Wie immer kann man im Vorfeld kaum etwas über Story oder Figuren in Erfahrung bringen, zu kryptisch ist der Teaser, aber das war bei INCEPTION nicht anders. Ich bin mir sicher, dass INTERSTELLAR wieder großes Kino werden wird, nachdem Nolan´s THE DARK KNIGHT RISES erstmals, teils berechtigter, Kritik ausgesetzt war. Aber hey, Zeitreisen, Nolan, dann noch Matthew McCornyriegel, Anne Hathaway und Jessica Chastain, was kann da schiefgehen?

 

 

INTERSTELLAR (Warner Bros.)

 

Natürlich sind das nur ein paar der Highlight 2014, ein paar andere erwähnenswerte Streifen (SIN CITY 2 und GODZILLA kommt!!!) habe ich noch in eine Box gepackt. Harren wir also der Dinge, die da kommen, bis wir 2014 resümieren können, was von den großen Erwartungen denn nun Erfüllung erlangte und was in die Hose ging. Bis dahin, ein gesegnetes Filmjahr 2014…wenn´s denn schon vorbei wäre (!!!EPISODE VII & BATMAN VS SUPERMAN!!!)

 

 

 

 

 

One Comment

  1. Antworten
    rikenbaker 13. Januar 2014

    Nu kuck…AMERICAN HUSTLE gewinnt den GOLDEN GLOBE für die beste Komödie / Musical, und die Lawrence und die Adams stauben auch wieder ab. Diese Früchtchen!!!

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Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de