Fantasy Filmfest Nights 2018

Schon wieder Fantasy Filmfest Nights? Gibt’s doch gar nicht? Gibt’s ja wohl! Nach den winterlichen White Nights im Januar inklusive Oscar Gewinner THE SHAPE OF WATER von Guillermo del Toro gibt es Ende April bzw. Anfang Mai wieder die regulären Nights in sieben Städten Deutschlands. Um die Sache noch ein wenig komplizierter zu machen, bereits am 13. März lud das Fantasy Filmfest und Capelight Pictures in Berlin zur Deutschlandpremiere von GHOSTLAND, den neuen Horrorschocker von Pascal Laugier. Der startet ab heute, dem 05. April, regulär in deutschen Kinos und bevor wir uns durch das Fantasy Filmfest Nights Programm 2018 furchen und pflügen, werfen wir einen kleinen Blick auf das neue Werk des berühmt-berüchtigten MARTYRS Regisseur.

 

 

GHOSTLAND von Pacal Laugier, ab 05. April im Kino (Capelight Pictures)

 

 

Colleen und ihre Töchter Beth und Vera ziehen in das leerstehende Haus ihrer verstorbenen Tante mitten im französischen Nirgendwo, um neu anzufangen. Doch bereits in der ersten Nacht werden sie von zwei furchteinflößenden “Einbrechern” überrascht und terrorisiert. Zwar kann sich die Familie der Attacke erwehren, doch ist danach nichts mehr wie zuvor. 16 Jahre später versucht Tochter Beth, glühender Fan von H. P. Lovecraft, die traumatischen Geschehnisse jener Nacht auf ihre Weise zu verarbeiten – mit dem Verfassen von Horrorromanen. Ihre Mutter und Schwester Vera allerdings wohnen noch immer in dem unheimlichen Haus und als Beth eines Tages dahin zurückkehrt, sieht sie sich den Schrecken der Vergangenheit erneut ausgesetzt.

 

GHOSTLAND ist nach ST. ANGE, MARTYRS und THE TALL MAN bereits der vierte Spielfilm von Pascal Laugier und er ist ein feuchter Traum für Slasher Fans der Siebziger Jahre. Aber Laugier ist nicht nur Traditionalist, sondern auch Manipulator und GHOSTLAND ist somit gespickt mit überraschenden Wendungen, Twists und Ösen und bringt frischen Schwung ins Subgenre. Die Kids spielen klasse, die Atmosphäre ist dreckig und bizarr, die Schocks sitzen und sind weit entfernt von billigen Jump Scares der Marke Blumhouse. Mit GHOSTLAND liefert Pascal Laugier nach dem nur teils gelungenen THE TALL MAN wieder erstklassige Horrorware ab, eine Verbeugung vor dem Terrorkino der 70er Jahre in knackigen 91 Minuten, toll ausgestattet und vor allem höllisch spannend.

 

 

 

 

Man kann den diesjährigen Nights ankreiden, dass GHOSTLAND anstelle von Wes Anderson ISLE OF DOGS ins Programm gehört hätte. Bei aller Liebe zu Anderson und Del Toro, aber sowohl ISLE OF DOGS als auch THE SHAPE OF WATER sind nicht typische Nights Filme, zumal sie kurz darauf im normalen Kinoprogramm laufen. Abgesehen davon ist das diesjährige Programm der Fantasy Filmfest Nights wieder hochkarätig und um einiges besser als im Vorjahr. Schauen wir mal rein.

 

BRAWL IN CELL BLOCK 99 ist der neue Film von BONE TOMAHAWK Regisseur S. Craig Zahler und auch er schlägt eindeutig in heimelige Grindhouse Gefilde und bietet Knastexploitation par excellence mit Vince Vaughn, Don Johnson und Udo Kier. Darin muss sich ein inhaftierter Drogendealer (Vaughn) in den berüchtigten Zellenblock 99 verlegen lassen, um einen Mithäftling zu exekutieren, andernfalls töten die Auftraggeber seine schwanger Frau. Mit 132 Minuten ist BRAWL IN CELL BLOCK 99 ein ganz schöner Brocken, aber brutale Knastaction gibt es ja nicht mehr so häufig, also immer her damit.

 

 

BRAWL IN CELL BLOCK 99 von S. Craig Zahler (SquareOne Entertainment / Universum Film)

 

 

Überhaupt, das diesjährige Programm ist insgesamt recht brachialorientiert, weniger Mystery als in den Vorjahren, mehr Blut und Gekröse für die Massen. So soll das sein. Mit DOWNRANGE steht der neue Film von Ryûhei Kitamura auf dem Programm, der mit THE MIDNIGHT MEAT TRAIN und NO ONE LIVES äußerst deftige Slasher abgeliefert hat (beide in Deutschland derb geschnitten). Zwar liest sich die Inhaltsangabe von DOWNRANGE um ein Autopanne im Nirgendwo und anschließender Menschenjagd in etwa wie die Story von CARNAGE PARK von Mickey Keating, aber inszenatorisch hat Kitamura einfach mehr auf dem Kasten.

 

Auch REVENGE aus Frankreich verspricht martialisch und blutig zu werden, das Debüt von Coralie Fargeat ist nach dem Sleeperhit RAW bereits das zweite Werk einer französischen Genreregisseurin. Mit RUIN ME gibt es ebenfalls Slasherware um eine Gruppe Ausgesetzter im Wald plus Mordwerkzeug im Rucksack. Klingt alles andere als innovativ, wird aber als Retrorevival beworben.

 

 

THE STRANGERS: PREY AT NIGHT von Johannes Roberts (SquareOne Entertainment / Universum Film)

 

 

2018 erhält auch endlich der moderne Home Invasion Klassiker THE STRANGERS von 2008 eine Fortsetzung mit THE STRANGERS: PREY AT NIGHT von Regisseur Johannes Roberts. Der ist mit F – LONDON HIGHSCHOOL MASSACRE, THE OTHER SIDE OF THE DOOR oder 47 METERS DOWN in verschiedenen Subgenres erfahren und erprobt und zieht die Spannungsdaumenschrauben hoffentlich genauso fest an wie Bryon Bertino mit THE STRANGERS, der immerhin das Drehbuch für die Fortsetzung schrieb.

 

 

PYEWACKET von Adam MacDonald (Pierrot Le Fou)

 

 

Soweit, so blutig. Mystery oder übernatürliche Genreware macht sich dagegen etwas rar auf den diesjährigen Nights. Aber mit PYEWACKET von BACKCOUNTRY Regisseur Adam MacDonald aus Kanada steht zumindest ein dämonischer Waldspaziergang mit okkulter Heavy Metal Musik an, der recht unheimlich ausschaut. Und mit HAGAZUSSA: A HEAVEN´S CURSE hat es sogar eine deutsch-österreichische Koproduktion ins Programm geschafft, der Abschlussfilm von dffb Absolvent Lukas Feigelfeld erinnert im positiven Sinne an Robert Eggers THE WITCH und ist Pflichtprogramm.

 

 

THE CURED von David Freyne (Splendid Film)

 

 

Getreu nach dem Motto: “Kein FFF ohne Zombies!” hat es auch THE CURED von Regiedebütant David Freyne aus Irland ins Programm geschafft. Nach LES AFFAMÉS von den White Nights (gibt´s momentan als HUNRIG auf Netflix) erneut ein eher ruhiges Zombiedrama mit Ellen Page in der Hauptrolle, der hoffentlich ein wenig frischen Wind ins Subgenre bringt.

 

Bleibt noch CONTROL (HET TWEEDE GELAAT) von Regisseur Jan Verheyen aus Belgien, ein Serienkillerthriller nach einem Roman von Jef Geeraerts (THE ALZHEIMER CASE, DOSSIER K.) um den Fund von sechs Frauenleichen ohne Kopf, schaurig, schaurig. Und natürlich Wes Andersons ISLE OF DOGS, der aber ab 10. Mai auch offiziell in den Kinos anläuft.

 

 

 

 

Insgesamt ein recht deftiges Programm, aber das gab´s ja auch lang nicht mehr. Zudem eine gute Überbrückung zum 32. Fantasy Filmfest im September. Alle Infos, Spielzeiten, Inhaltsangaben und Trailer gibt es wie immer auf der offiziellen Fantasy Filmfest Seite. Bis dahin, einen blutigen Frühling wünscht Traumfalter Filmwerkstatt.

 

 

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Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de