Die kleine Genrefibel Teil 76: Buddy Movies

Alle lieben sie, die heroischen Filmhelden und finsteren Filmschurken, welche unermüdlich kämpfen und querulieren, egal ob im süffigen Feinripphemd oder im Gummianzug, egal ob mit Augenklappe oder Eiserner Lunge. Helden und Bösewichter, die einsamen Wölfe der Pappmachéwelten, werden geliebt wegen ihrer Ikonographie. Aber wenn man mal genau nachdenkt, fällt einem auf, dass Einzelhelden und Autonomantagonisten gar nicht so mitreißend sind wie andere Figuren, beziehungsweise Figurenkonstellationen. Klar steht der Held und der Widersacher in einem Konflikt und beide in einer gewissen Abhängigkeit zueinander. Aber die Dramen mehren sich, wenn wir es mit zwei gut befreundeten Hauptfiguren zu tun haben, bestenfalls Männer, besterenfalls Antipoden. Beliebter als Einzelfiguren wie Superheld oder Schurkenschlingel, so behaupte ich jetzt mal nonchalant, sind nämlich Duos.

 

 

 

 

Freunde, Kumpels oder Buddies, im Film sind sie die ältesten und langlebigsten Figurenkonstellationen überhaupt. Und manchmal, wenn die dramaturgischen Gestirne günstig höngen, entsteht ein Genre oder Subgenre aus einer solchen Figurenkonstellation. Wir wollen uns heute mit Buddies im Film und dem Buddy Movie beschäftigen, das ist nicht immer gleichbedeutend. Denn obwohl die Grundregeln dieses Genres einfach erscheinen, ist der Buddy Movie doch ein Buch mit sieben Ausnahmeregeln. Tauchen wir ein in die bunte Welt der Leinwandduos, der Buddies, Homies, Atzen, Spezis, Dudes, Hoschis, Kollegen und Konsorten.

 

Die Regel der Zwei

 

Der Buddy Movie ist ein Filmgenre, in dem zwei gleichberechtigte Hauptfiguren gleichen Geschlechts fokussiert werden. Geht es um Mann und Frau, landet man in 99% aller Fälle bei einer oder keiner Liebesbeziehung. Die Beziehungsebene zwischen zwei Kumpels kann in Liebe gipfeln, aber Drive bekommt diese Figurenkonstellation aus anderer Quelle. Buddy Movies drehen sich fast ausschließlich um männliche Freundschaften. Irgendjemand hat mal gesagt, jenes Genre sei das männliche Äquivalent zur romantischen Komödie. Aber Buddy Movies haben sowohl Männer als auch Frauen als Zielgruppe. Männer mögen sie ob der kernigen Kumpelei, Frauen erhalten dort oft ungekannte Einblicke auf die Spezies Mann untereinander und ihrer Obskuritäten.

 

Aber nicht jedes Filmduo ergibt gleich einen Buddy Movie. Wen haben wir denn da zum Beispiel? Jules und Vincent Vega aus PULP FICTION sind in jedem Fall Buddies, PULP FICTION aber nicht unbedingt bekannt als Buddy Movie. In einem Buddy Movie steht die freundschaftliche Bande der beiden Hauptfiguren, ihre Entstehung und ihre Evolution, aber auch ihre Erhaltung und Pflege, im absoluten Mittelpunkt des Films. Die Entwicklung dieser Beziehung ist sogar wichtiger als die eigentliche Story, die teilweise nur dazu da ist, die Figuren in Zwangslagen und Bredouillen zu bringen, was wiederum in knackige Figurendynamik münden kann.

 

 

Buddies, aber keine Buddy Movies: In STAR TREK oder PULP FICTION stehen die Buddy Figuren nicht im Zentrum des Konzeptes, auch Gegensätzlichkeiten werden nicht komplett gegeneinander ausgespielt. GOOD WILL HUNTING zeigt eine echte Männerfreundschaft, ist aber auch kein Buddy Movie.

 

 

So sind auch Kirk und Spock Buddies, aber die Story diverser STAR TREK Filme und Serienfolgen ist nicht ausschließlich auf diese beiden Figuren zugeschnitten. Auch R2D2 und C3PO sind Buddies, aber nur ein Soloabenteuer der beiden würde einen echten Buddy Movie ergeben. Batman & Robin hingegen sind ein Leinwandduo, aber keine Filmbuddies, denn sie verkörpern einen anderen Figurentypus, den des Mentors und des Schülers. Und dann gibt es noch echte Buddies im Film und Real Life wie Matt Damon und Ben Affleck oder Brad Pitt und George Clooney. Treten diese Typen gemeinsam in einem Film auf, ist das im seltensten Fall ein Buddy Movie, denn es fehlt oft die Diskrepanz und die Reibung der Figuren, welche für den Buddy Movie essentiell sind.

 

In einem Buddy Movie steht die Ausgangslage der Figuren und ihre Entwicklung im absoluten Vordergrund. Zur Ausgangslage gehört in erster Linie, dass sich beide Figuren in zentralen Dingen unterscheiden müssen, damit es zu Konflikten kommt. Denn aus unterschiedlichen Charakterzügen entsteht Figurenreibung. Diese verläuft in fast allen Fällen in komödiantischer Tonalität, heißt, so gut wie alle Buddy Movies sind Komödien. Darüber hinaus sind Buddy Movies hybride Filme und klauben sich Genrefetzen aus allen möglichen Filmsparten. Vom Western bis zum Sci-Fi-Flick, Buddies kann man fast überall implementieren.

 

 

Buddies ja, aber doch ein anderer Figurentypus: R2D2 und C3PO sind Sidekicks der Geschichte und erfüllen das comic relief, Derek & Hansel aus ZOOLANDER sind eher Gegenspieler und das dynamische Duo Batman & Robin haben eine Mentor-Schüler-Beziehung.

 

 

Warum der Fokus auf zwei Hauptfiguren? Sicher gibt es einige Filme, die man auch als Buddy Movies bezeichnen kann, obwohl sie über mehr als zwei Hauptfiguren verfügen, zum Beispiel THE HANGOVER. Aber zu mehrt entstehen ganz andere Dynamiken unter den Figuren, Neide und Verbrüderungen stehen an der Tagesordnung, es kommt zur Grüppchenbildung. Dem Buddy Movie hingegen reicht der Zwist zwischen zwei Figuren aus, um sein volles dramaturgisches Potential zu entfalten. Denn im Kern ist es immer wieder die gleiche Leier, die unterschiedlichen Wesenszüge der Figuren lassen Dynamik und Komik entstehen.

 

Es heißt zwar, auf den Charakter kommt es an, aber auch bei Filmbuddies beginnen diese Diskrepanzen in der Äußerlichkeit. Bereits äußere Unterschiede zwischen den Figuren erfüllen dramaturgische Zwecke. Dazu gehören die Physis (TWINS), das Alter (MEN IN BLACK), der soziale Status (DIE GLÜCKSRITTER) und auch immer noch die Hautfarbe (NUR 48 STUNDEN). Diese Äußerlichkeiten können Konflikte auslösen, die Physis und das Alter führen zu verschiedenen Herangehensweisen der Figuren (Muckis versus Köpfchen) oder zu verschiedenen Sichtweisen (alte Weisheit versus jugendlicher Leichtsinn). Nur beim Thema Hautfarbe verhält sich das anders, dort entsteht der Konflikt aus der gesellschaftlichen Ablesung oder Annahme. Die Unterschiedlichkeit ist dort gleichbedeutend mit einem unterschiedlichen kulturellen Background, wie auch immer der begründet wird.

 

 

Buddies in echten Buddy Movies haben äußere und innere Diskrepanzen: Statur & Physis in TWINS, Arm & Reich in DIE GLÜCKSRITTER, Alt & Jung in MEN IN BLACK und Dumm & Dümmer in äh…DUMM UND DÜMMER.

 

 

Während letzteres immer mit gewissen Vorurteilen einhergeht oder sogar gerade deshalb damit spielt, sind unterschiedliche Physen und das Alter Äußerlichkeiten, die zu nachvollziehbaren Konflikten führen können. Der junge Kollege geht anders an die Arbeit heran als ein alter Hase und genau deshalb gibt’s oft Zoff unter den Figuren. Doch mehr noch als diese Äußerlichkeiten generieren Temperamente Spannungen. Die Persönlichkeit der Figuren ist der kraftvollere Zunder für Reibungen. “Hitzköpfig versus Besonnen” zum Beispiel ist ein solcher Trope, der wiederum zu bekannten Konstellationen in Buddy Movies führen kann wie “Harte Tour / Sanfte Tour”, “Anfänger & Profi” oder “Good Cop / Bad Cop”.

 

Bei wahrer Freundschaft muss es rauchen!

 

Letzteres hat dann ein Subgenre des Buddy Movies geformt, weil sich Figurenanlagen und Entwicklungen noch weiter spezifizierten – der Buddy Cop Movie. Dort entsteht Reibung wie auch Komik durch die Gegensätzlichkeit der oft unfreiwilligen Partner. Auch das ist ein wichtiges dramaturgisches Element des Buddy Movies, der Zwang der Figuren, zusammenarbeiten zu müssen. Dieser Zwang wird in der Story implementiert, im Polizeifilm recht einfach, wo der Vorgesetzte die kratzbürstigen Cops zur Zusammenarbeit zwingen kann. Letzten Endes sind fast alle Auseinandersetzungen der Figuren in Buddy Movies actiongetrieben, die Diskrepanzen werden so gut wie nie intellektuell gelöst. So sind Buddy Movies im Kern immer auch Actionfilme.

 

 

Ein jeder Buddy Movie, insbesondere aber der Buddy Cop Movie, verlangt nach einer handfesten Auseinandersetzung der Antipoden – wie Riggs & Murtough in LETHAL WEAPON.

 

 

Von anderen Genres leiht sich der Buddy Movie oft nur das Setting, er kann im Wilden Westen spielen, ohne gleich ein Western zu sein oder auf einem Raumschiff, ohne ein Science-Fiction Film zu sein. Denn geht es um das gemeinsame Lösen eines Problems durch zwei unterschiedliche gleichgeschlechtliche Figuren, die zur Zusammenarbeit gezwungen sind, entsteht immer ein Buddy Movie. Einzig das Genre Road Movie dient sich dem Buddy Konzept noch an, weil es den Zwang des Zusammenseins fördert, entweder durch den gemeinsamen Weg zum Ziel oder der gemeinsamen Leidenschaft wegen.

 

Dreh- und Angelpunkt bleibt die Unterschiedlichkeit der Figuren als Auslöser von inneren und äußeren Konflikten. Beide Figuren haben Stärken und Defizite, Defizite müssen immer überwunden werden, oft geht das nur mit Hilfe des anderen. Das Ziel der Figuren ist oft nur gemeinsam zu schaffen, das bedeutet, dass man zusammen agieren muss und Eitelkeiten unterordnet. Manchmal profitieren beide Figuren voneinander, in jedem Fall gibt es am Ende immer Läuterungen und Katharsen, richtige Buddies werden die Figuren erst am Schluss. Doch Schluss ist da meist nicht, wegen des hohen Unterhaltungspotentials und der Verlässlichkeit der Figuren bezüglich immer wiederkehrender Zwiste ist der Buddy Movie höchst anfällig für Fortsetzungen und Franchisen.

 

 

Kindheitsbuddies: Pierre Richard & Gerard Depardieu wurden immer wieder in neue, aber wiedererkennbare Figurenkonstellationen geworfen, Winnetou & Old Shatterhand haben zwar wenig Streit, dafür aber eine umso festere Bande. Asterix & Obelix hingegen sind unveränderliche Buddies, doch auch ihre Streiterein sind legendär.

 

 

Doch es gibt auch Ausnahmen vom Konzept. Figuren wie ASTERIX & OBELIX sind sicherlich Buddies, aber sie sind im Kern zu sehr Comicfiguren und diese ändern sich für gewöhnlich nicht. Es gibt in diesen Fällen keine Läuterung oder gar eine gravierende Charakteränderung, man liebt sie, weil sie immer so sind wie sie sind. In diesen Fällen gibt es aber dennoch Konflikte, das sind meist Tests, welche die Freundschaft herausfordern. Das Ziel in Filmen wie WAYNES WORLD, DUMM UND DÜMMER oder auch BILL & TED ist der Erhalt und der immerwährende Beweis der Freundschaft.

 

Andere Buddies werden immer wieder in ihren Entstehungszyklus geworfen und dürfen sich zur Freude des Publikums immer wieder kennen und hasslieben lernen. Filme mit Bud Spencer und Terrence Hill oder Gerard Depardieu und Pierre Richard sind solche Fälle. Manchmal aber gibt es auch Buddy Movies, die gar keine sein dürften wie BLUES BROTHERS, denn es existiert zwischen Jake und Elwood eigentlich kaum Reibung durch Unterschiedlichkeit und auch keine Entwicklung ihrer Figuren. Es gibt auch Filme mit zwei befreundeten Hauptfiguren, die nicht in das dramaturgische Korsett des Buddy Movies gezwängt werden, die Figuren nicht zu unterschiedlich und die Konflikte eher bodenständig sind, in diesen Fällen spricht man von einer Bromance.

 

 

Streitfälle: Die BLUES BROTHERS Jake und Elwood haben kaum Diskrepanzen und entwickeln sich nicht weiter – ist das noch ein Buddy Movie? Filme über Buddies allein ergeben keinen Buddy Movie – STAN & OLLI ist ein Biopic. Bei mehr als zwei Hauptfiguren verändern sich die Dynamiken – THE HANGOVER.

 

 

Eigentlich weiß ein jeder filmaffine Mensch, wie ein Buddy Movie endet. Trotzdem gilt diese Sparte als überaus erfolgreich, Buddy Movies hatten keine Hoch- oder Tiefzeiten, es gab sie in jeder Dekade. Sie waren günstig zu produzieren, aber nicht so einfach zu konzipieren. Ein gutes Drehbuch mit Witz, Drive und Dynamik war Voraussetzung, aber reichte noch lang nicht aus. Die richtige Besetzung war das A und O eines jeden Buddy Movies. Worauf es ankam, war die Chemie der beiden Akteure, manchmal zündete der Funke, manchmal leider nicht. Werfen wir also einen Blick auf die berühmtesten Leinwandduos in echten Buddy Movies.

 

Laurel & Hardy Superstars

 

Das erste berühmte Leinwandduo entstammte der überaus erfolgreichen dänischen Filmproduktion der Stummfilmzeit und ihr Name ist auch heute noch bekannt – Pat & Patachon, die zwischen 1921 und 1940 über 50 Filme zusammen drehten. Pat & Patachon waren in jener Zeit in ganz Europa bekannt, die Komik entstand in erster Linie durch ihrer Äußerlichkeit. Pat war groß, dünn, schlaksig und verträumt, Patachon dagegen klein, bisschen dick und immer zu Späßen aufgelegt. Dieses Konzept war die Blaupause für ein anderes Komikerpaar, welches nur kurze Zeit später in den USA eine Weltkarriere starteten.

 

 

Die Komiker Carl Schenstrøm und Harald Madsen als Pat & Patachon

 

 

1921 erschien der Film THE LUCKY DOG in den US-amerikanischen Kinos und machte das Publikum erstmalig mit dem Komikerpaar Stan Laurel und Oliver Hardy bekannt. Stan Laurel, ein Brite, Markenzeichen dünn, einfältig, kindlich, tollpatschig, Oliver Hardy, Amerikaner, beleibt, wichtigtuerisch, aber auch väterlich, in dieser Anlage schafften es Laurel & Hardy, das Publikum mitzureißen. Ab 1926 standen beide bei dem großen Produzenten Hal Roach unter Vertrag, der mit dem Paar bis 1940 fast 60 Filme produzierte.

 

 

Das komödiantische Konzept von Laurel & Hardy war das Lösen bestimmter Aufgaben, bzw. das Scheitern daran, die Komik gipfelte immer in Waghalsigkeit und Zerstörung. Für den Film waren das die ersten Actionkonzepte, die keine verbale Auseinandersetzung benötigten. Das Lösen jedes Problems endete bei Laurel & Hardy im Chaos. Besonders Hardy musste unter Laurels Einfältigkeit leiden und wurde in den Stummfilmen körperlich geschunden. während sich Laurel nur am Kopf kratzte.

 

Stan Laurel & Oliver Hardy wurden weltberühmt, als El Gordo und El Flaco in Spanien, Crick und Crok in Italien, Sisman und Zaif in der Türkei, in Deutschland wenig subtil als Dick und Doof. Nach ihrem letzten Film AUF HOHER SEE (1940) unter Hal Roach ging es dann aber stetig bergab, im Film standen bereits neue Komikerduos in den Startlöchern, während Laurel & Hardy Welttourneen vor Livepublikum unternahmen. Aber auch wenn Laurel & Hardy den Übergang von der Stummfilm- in die Tonfilmzeit mit Bravour bewältigten und auch in den Disziplinen Wortwitz glänzten, der große Erfolg blieb in den 50er Jahren aus.

 

 

Stan Laurel & Oliver Hardy

 

 

Bereits ab den 20er Jahren traten andere Duos in die übergroßen Fußstapfen von Laurel & Hardy. Heute eher unbekannt machten die Komiker Bert Wheeler und Robert Woolsey als Woolsey & Wheeler Karriere im Kino mit über 20 Filmen und wurden ebenso vom Publikum gefeiert. Noch eine ganze Ecke berühmter wurden ab den 40er Jahren das Duo Abbott & Costello, die vor allem mit Persiflagen von Horrorfilmklassikern von sich Reden machten. In ABBOTT & COSTELLO TREFFEN FRANKENSTEIN (1948) spielten sie an der Seite großer Horrorfilmstars  wie Bela Lugosi, dieses Konzept verfolgten sie noch bis ins Jahr 1955.

 

Wheeler & Woolsey

Abbott & Costello

 

Die Kehrseite der Medaille für jedes Duo war, Soloauftritte der jeweiligen Partner waren selten von Erfolg geprägt. Schon damals akzeptierte das Publikum nur ihre Lieblingsbuddies und wollte sie in anderen Rollen gar nicht sehen. Dieses Problem hatten vor allem die frühen Duos, deren Erfolg auf ihrer Partnerschaft begründet war. Später jedoch suchte man solche Paare und fand geeignete Kopplungen auch unter bereits etablierten Schauspielgrößen. Zum Teil wurde extra nach unterschiedlichen Erscheinungen und Temperamenten gefahndet und gecastet.

 

Seltsame Paare

 

Zwischen 1940 und 1962 entstanden die Filme der ROAD TO… Reihe mit den beiden Stars Bing Crosby und Bob Hope. Beide Schauspieler konnten schon zuvor Erfolge feiern, doch erst mit ROAD TO SINGAPORE (1940) etablierten sie sich als Duo und wurden zu den beliebtesten Buddies der 40er und 50er Jahre, vor allem in den sieben ROAD TO… Filmen. Crosby und Hope waren nicht so stark auf Unterschiedlichkeiten abonniert, ihr Konzept war das gegenseitige Aufziehen und Kontra geben.

 

Bing Crosby & Bob Hope

Dean Martin & Jerry Lewis

 

Aber noch eine ganze Ecke erfolgreicher war in den 1950er Jahren das Duo Dean Martin und Jerry Lewis. Beide lernten sich 1945 kennen, als Dean Martin als Sänger einige Shows in New Yorker Clubs absolvierte und Jerry Lewis die Konzerte “störte” – das Duo Martin & Lewis ward geboren. Seither gab Dean Martin den Frauenschwarm, während Jerry Lewis den Blödelclown mimte. In dieser Konstellation brachten es die beiden Komiker auf 16 Filme zwischen 1949 und 1956, bis sich Dean Martin und Jerry Lewis zerstritten und trennten.

 

So erging es vielen der frühen Komikerduos, die zu Zweien zwar über die Maßen erfolgreich waren, aber abseits des Duos kaum Fuß fassen konnten. Der eine konnte selten ohne den anderen. Die Leinwandduos der 60er und 70er Jahre formten viele Elemente der späteren Buddy Movies, als solche bezeichnete man die Filme noch nicht. Dennoch gab es handfeste Slapstick Action, gepfefferter Wortwitz, ein gegenseitiges Sticheln und sabotieren, am Ende aber Friede, Freude, Eierkuchen.

 

Dank des Erfolges diverser Duos und der Lust des Publikums, sie immer wieder in neuen Rollen und Situationen zu erleben, ebnete das auch den Weg von Fortsetzungen und Filmreihen wie die ROAD TO… Reihe. Ein anderes “Paar” übernahm in den 60er Jahren das Erbe von Martin & Lewis und schaffte es sogar, mit nur wenigen Filmen über Jahrzehnte hinweg das Publikum zu erheitern.

 

 

Jack Lemmon & Walter Matthau in BUDDY BUDDY von Billy Wilder (1981)

 

 

Der US-amerikanische Schauspieler Walter Matthau hatte bereits eine bewegte Karriere hinter sich, drehte mit Größen wie Kirk Douglas, Cary Grant oder Tony Curtis, aber er große Durchbruch blieb aus. Dann besetzte ihn der Autor Neil Simon 1965 als Hauptdarsteller seines Bühnenstückes “Ein seltsames Paar” und Matthau schien ganz oben angekommen zu sein. Noch Jahre zuvor weigerten sich Produzenten, ihn für Billy Wilders Komödie DAS VERFLIXTE 7. JAHR zu engagieren. Nach dem Erfolg des Bühnenstückes war er nun gefragt und drehte für Wilder 1966 DER GLÜCKSPILZ. An seiner Seite – Schauspielkollege Jack Lemmon.

 

 

Für Walter Matthau war DER GLÜCKSPILZ der Durchbruch im Kino, Jack Lemmon erhielt für seine Rolle in dem Film gar den Oscar als bester Nebendarsteller. Doch war das erst der Anfang des ganz großen Erfolges für das Duo, welches auch privat befreundet war. Nach DER GLÜCKSPILZ eschien 1968 die Filmfassung EIN SELTSAMES PAAR, die Figuren Oscar Madison (Matthau) und Felix Unger (Lemmon) sollten ihre Paraderollen werden. Bis 1998 traten Matthau und Lemmon in zehn gemeinsamen Filmen auf.

 

 

EIN SELTSAMES PAAR von Gene Saks (1968)

 

 

Matthau gab in EIN SELTSAMES PAAR den sorglosen Frauenheld, Lemmon dagegen den neutorischen Schwermüter mit Putzfimmel. Weil Felix von seiner Frau verlassen wurde, kommt er bei Lebemann Oscar unter. Dieser ist zunächst erfreut, dass mal jemand die Bude putzt. Doch nach kurzer Zeit verwandelt sich Felix in einen wildgewordenen Handfeger, die Beziehung der beiden überstieg jede turbulente Ehe. “Wie ein altes Ehepaar” wurde das Konzept von Matthau & Lemmon.

 

Man könnte auch sagen, das Konzept hieß “Schlampe & Pendant”. In EIN SELTSAMES PAAR verdichteten sich die Buddy Movie Elemente noch weiter, am Ende haben beide von den Fehlern und Vorzügen des jeweilig Anderen gelernt und entwickeln sich weiter. Felix wird ein wenig besonnener wie risikofreudiger, Oscar dagegen bringt etwas Ordnung in sein Leben und wird um einiges bodenständiger.

 

Doch spätestens bei ihrem nächsten gemeinsamen Filmauftritt begeben sich die Buddies wieder in eine streitbare Ausgangsposition. War EIN SELTSAMES PAAR wegen seiner Herkunft als Theaterstück noch recht dünn an eigentlicher Handlung, brachten die Folgefilme auch ein letztes Element des Buddy Movies in die Choose, das gemeinsame Ziel, welches es trotz aller Differenzen und Streitlust zu erreichen galt.

 

EIN VERRÜCKTES PAAR (1993) von Donald Petrie

IMMER NOCH EIN SELTSAMES PAAR (1998) von Howard Deutch

 

Walter Matthau und Jack Lemmon waren nicht nur auf Oscar und Felix aboniert und deshalb war ihre gemeinsame Zeit auf der Leinwand auch nicht nach einer Reihe von Filmen zu Ende. Im Gegenteil, sie schafften es vor allem auch, in späteren Jahren noch mehr aus ihrem Konzept der alten Knacker herauszuholen. Besonders EIN VERRÜCKTES PAAR von 1993 ist mehr als eine Variation von EIN SELTSAMES PAAR, sondern eine wirkliche Steigerung in Sachen Chemie und Charme.

 

Männerfreundschaften in schwierigen Zeiten

 

In Amerika waren die 70er Jahre ein recht düsteres Jahrzehnt, jedes Genre befand sich im Wandel, vom großen, im Sterben liegenden Hollywoodepos hin zu einer realistischeren Beschäftigung mit Weltpolitik und Gesellschaft. Es war das Jahrzehnt vor den Blockbustern und auch komödiantische Filmduos hatten es nicht leicht. Bis auf die Filme von Matthau & Lemmon wurde es auch im Genre des Buddy Movies düster.

 

Zeitgenössische Themen, Zynismus und Schwermut machten sich auf der Leinwand breit. Auf der anderen Seite gab es aber auch kernige Männer, die man und frau im Kino bewundern wollten. Die neuen Stars hießen Paul Newman, Robert Redford oder Clint Eatwood und man steckte auch sie in ein Buddy Konzept, BUTCH CASSIDY & THE SUNDANCE KID, ASPHALT COWBOYS oder CITY HEAT, nur war das eben nicht mehr so leichtfüßig wie in den Jahrzehnten zuvor.

 

Das Kino stand an einer Schwelle zu einer neuen Zeit. Für den Buddy Movie bedeutete das, seine Elemente völlig neu auszuloten. Von Anfang an standen in diesem Genre Action und Komik im Vordergrund, doch beide Elemente erfuhren ab dem Jahrzehnt der Blockbuster eine neue Steigerung, auch wegen neuer Zielgruppen. Waren in den 70er Jahren die amerikanischen Buddies eher selten unterschiedlicher Natur, schärfte man dieses äußere Profil in den 80ern gehörig.

 

 

Eine Ecke düsterer – die US-amerikanischen Buddy Movies der 70er Jahre: Robert Redford & Paul Newman in BUTCH CASSIDY & THE SUNDANCE KID (1969), John Voigt & Dustin Hoffmann in ASPHALT COWBOYS (1969) und Clint Eastwood & Jeff Bridges in THUNDERBOLT AND LIGHTFOOT (1974).

 

 

In Europa war man da schon etwas weiter, dort begann der typische Buddy Spaß nach allen Regeln de Kunst schon früher. Nach Pat & Patachon aus Dänemark feierten in den 50er Jahren die französisch-italienischen Filme um DON CAMILLO & PEPPONE große Leinwanderfolge. Aus Italien kamen auch die berühmten Spaghettiwestern mit jungen, wilden Schauspielern, allen voran das Gespann Bud Spencer & Terence Hill, welche Millionen Zuschauer in die Kinos lockten.

 

Don Camillo & Peppone

Bud Spencer & Terence Hill

 

In Amerika hingegen hatte es der Buddy Movie schwerer. Neue Versuche an Kopplungen wurden unternommen, nach Jahren der Rassenunruhen 1968 ein schwieriges Thema, welchem sich der Film aber nur zu gern annahm. Der sogenannte Black-and-White-Buddy Movie, der mutmaßlich 1958 durch FLUCHT IN KETTEN mit Tony Curtis und Sidney Poitier entstand, zielte vor allem auf angebliche kulturelle Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß. Die Komik wurde dadurch zunehmend satirischer und auch politischer. Doch eine unterschiedliche Hautfarbe allein war kein Garant für ein gutes Couple.

 

 

Gene Wilder & Richard Pryor in ZWEI WAHNSINNIG STARKE TYPEN von Sidney Poitier (1980)

 

 

Ende der 70er sorgte das Duo Gene Wilder und Richard Pryor mit dem Film TRANS-AMERICA-EXPRESS für Aufsehen, es war der Beginn einer Filmpartnerschaft über vier Filme. Mit ZWEI WAHNSINNIG STARKE TYPEN aus dem Jahr 1980 legten Wilder und Pryor womöglich den Grundstein für den Buddy Movie der folgenden Jahre. Nicht unbedingt deshalb, weil ZWEI WAHNSINNIG STARKE TYPEN sonderlich clever geschrieben war. Aber die Black-and-White-Comedy hatte Amerika ergriffen, das Konzept ging auf und Komikerlegende Richard Pryor inspirierte junge Schauspieler, darunter auch Eddie Murphy.

 

Kaltschnäuzige Partner

 

ZWEI WAHNSINNIG STARKE TYPEN war der Vorbote für den 1982 erschienenen Klassiker NUR 48 STUNDEN mit Nick Nolte und Kinospielfilmdebütant Eddie Murphy. NUR 48 STUNDEN sollte das Genre des Buddy Movies erst wirklich begründen. Alle Zutaten des Buddy Konzeptes der vorangegangenen Jahrzehnte wurde vermengt mit neuzeitlichem Pfiff. Die Action war dem späten Polizeifilm der 70er Jahre entliehen, der Slang für 1982 hochmodern, die Figuren noch exakter getrennt im Denken und Handeln.

 

 

Nick Nolte & Eddie Murphy in NUR 48 STUNDEN von Walter Hill (1982)

 

 

Vor allem aber stimmte die Chemie zwischen Nolte und Murphy. NUR 48 STUNDEN lieferte dabei auch die Blaupause für ein Subgenre des Genres, obgleich es sich bei der Kopplung Jack Cates (Nolte) und Reggie Hammond (Murphy) um Cop und Strafgefangenen handelte. Eine Steigerung des Buddy Konzeptes wurde gesucht und man fand sie im Buddy Cop Movie. Das Storykonstrukt zwingt zwei Cops als Haupfiguren häufig, gemeinsam zu ermitteln, ein Umstand, den beide Figuren auf den Tod nicht abkönnen. Beide Figuren sind natürlich meist rabiat in ihrer Herangehensweise, aber es gibt auch die Kopplung Schreibtischpolizist und Straßenbulle, Gesetzesverfechter und Vorschriftsmissachter sowie guter Cop & böser Cop.

 

 

Was für Polizistenpaare – Mel Gibson & Danny Glover in LETHAL WEAPON (1987), Moskau trifft Chicago mit Arnold Schwarzenegger und James Belushi in RED HEAT, Schnösel und Draufgänger mit Sylvester Stallone und Kurt Russel in TANGO & CASH

 

 

Den Typus des harten Cops oder des Bullen voller Kummer kannte das Publikum des 80er Jahre Kinos bereit aus den Dekaden zuvor (DIRTY HARRY), aber erst durch einen gegensätzlichen Partner konnte man neben Streitlust und Krawall auch etwas Menschlichkeit aus ihm herauskitzeln. Auf NUR 48 STUNDEN folgte 1987 LETHAL WEAPON mit Mel Gibson als Sgt. Martin Riggs und Danny Glover als Detective Sgt. Roger Murtough, das Pärchen durfte bis 1998 vier gemeinsame Filme der Franchise bestreiten und beide gelten heute als die beliebtesten Buddy Cops.

 

Ansonsten wurde kreuz und quer im 80er Jahre Actionfilmheldschungel gecastet, Schwarzenegger und Belushi in RED HEAT, Stallone & Kussel in TANGO & CASH, das Buddy Cop Konzept rockte auch in den 90ern mit Fortsetzungen zu LETHAL WEAPON und BAD BOYS. Mit RUSH HOUR von 1998 trieb man die Gegensätzlichkeit auf Spitze und stellte dem besten Cop Hongkongs (Jackie Chan) einen Plapperbullen aus L.A. (Chris Tucker) an die Seite. Die Chemie funktionierte hervorragend und auch RUSH HOUR ging in Serie.

 

Chris Rock & Jackie Chan in RUSH HOUR (1998)

 

Das Subgenre ist auch heute noch beliebt, aber die kernigen Typen der 80er und 90er Jahre fehlen mitunter. Eine Besonderheit aber leistete sich der Buddy Cop Movie noch, indem man dem renitenten Cop einen Hund an die Seite stellte. Der Buddy Cop Dog Movie ward geboren und brachte manch tierische Freundschaft auf die Leinwand.

 

Für einen mundfaulen Einzelgänger bedeutete ein Partner, egal ob Hund oder Mensch, eine Möglichkeit, seine harte Schale ein wenig zu knacken. So ein Polizeihund war für gewöhnlich der bessere Kollege, er bellte, aber plapperte nicht und auf ihn schien immer Verlass zu sein.

 

Allerdings war man beim Buddy Cop Movie und beim Buddy Cop Dog Movie schon am Ende des Subgenres angekommen, was ihre erzählerischen und dramaturgischen Möglichkeiten anbelangt. Schauen wir uns noch ein paar andere Facetten des Buddy Movies an. Noch mehr Buddy Cop Gespanne gibt es übrigens in der Kleinen Genrefibel Teil 21: Cop Land.

 

Volle Kanne, Hoschis

 

Nachdem so gut wie alle Actionstars der 80er und 90er Jahre als Buddies verbraten wurden, mussten neue Konzepte für das Subgenre her. Ende der 80er, als es keine Steigerung mehr zu geben schien und alle Gegensätzlichkeiten auserzählt schienen, versuchte man es mit der Kopplung “Dumm & Dümmer”, welche 1995 in den gleichnamigen Film mündete. Es gab aber auch schon vorher Buddies, die das Publikum erheiterten, weil einer bekloppter als der andere erschien.

 

 

Alex Winter und Keanu Reeves als Bill & Ted in BILL & TEDS VERRÜCKTE REISE DURCH DIE ZEIT von Stephen Herek (1989)

 

 

Es waren nicht die Gegensätzlichkeiten, die diese Pärchen ausmachten. Das Motto war, einer der beiden unternimmt etwas dummes, der andere setzt noch einen drauf. Man suchte gezielt nach diversen Grimassenschneidern, entlieh sich viel Slapstick der Ära Laurel & Hardy, geboren waren die Gaga Buddies der 90er Jahre. Ein Vorbote derer erschien bereits 1989 mit BILL & TED’S EXCELLENT ADVENTURE. Aus Buddies wurden Hoschis. Dumm allerdings war nicht die richtige Bezeichnung der neuen Kumpels.

 

 

Vielmehr versah man die Figuren mit diversen Spleens und Macken, sie waren wie Nerds, bevor es die Bezeichnung überhaupt gab. In WAYNES WORLD waren es Wayne und Garth, zwei Vollblutrocker, die eine eigene Show im lokalen Kabelfernsehen produzierten, in CLERKS wurden vor allem die Nebenfiguren Jay & Silent Bob berühmt, die völlig wahnsinnige Sachen unternahmen.

 

Mit DUMM & DÜMMER allerdings überschritt man jegliche Grenze des vermeintlich guten Geschmacks, trotzdem liebten vor allem das junge Publikum diese Typen. Denn trotz aller Beklopptheit gab man den Figuren auch Liebenswürdigkeit mit, stellte ihre obskure Freundschaft auf die Probe und ließ auch sie, trotz geistiger Einschränkungen, gemeinsam Probleme lösen.

 

 

Gaga Buddies: Mike Myers und Dana Carvey als Wayne & Garth in WAYNES WORLD (1992) von Penelope Spheeris, Jim Carrey & Jeff Daniels als Lloyd & Harry in DUMM UND DÜMMER (1995) von Peter Farrelly, Jason Mewes und Kevin Smith als Jay & Silent Bob in CLEKRS 2 von Kevon Smith (2006)

 

 

Auch wenn es 2003 eine Fortsetzung von DUMM & DÜMMER mit DUMM & DÜMMERER gab, die Messlatte an Dummheit war nicht mehr zu unterbieten. Anstatt sich neue Buddie Konzepte zu überlegen, vertraute man auf attraktive Jungschauspieler und deren Chemie. Die Essenzen des Genres wurden nach und nach aufgeweicht, übrig blieb dann das, was man im Gegensatz zu Buddy Movies als Bromance bezeichnet.

 

Der größte Unterschied ist, dass sich die Buddies in Bromantic Comedy Movies nicht erst finden müssen, ihre Freundschaft gilt von Anfang an als gesetzt. Doch wird diese im Film dann immer wieder auf die Probe gestellt. Das geht mit allerlei Sentimentalitäten einher, wird aber eher von Anarchokomik konterkarriert. Auch wirken die Figuren oft noch stereotyper als jene in echten Buddy Movies. Die Chemie kann trotzdem stimmen, denn viele der Film Bros sind auch im echten Leben Freunde, das spürt man zum Teil.

 

 

Bromantic Comedy Movies thematisieren eine Männerfreundschaft und leihen sich Aspekte von echten Buddy Movies, welche auf den Konflikt zweier Gegenpole ausgerichtet sind. Dramaturgisch sind sie sich nicht unähnlich, denn ihr Kern liegt ebenso wenig in der Story als in der Entfaltung der persönlichen Beziehung der Figuren zueinander. Möglicherweise sind Bromanzen sogar noch etwas emotionaler als Buddy Movies, in denen der Konflikt untereinander von größerer Bedeutung ist.

 

Kumpelinen & Kumpels

 

Was aber ist nun mit Frauenfreundschaften, gibt es echte Female Buddy Movies? So kommt einem gleich THELMA & LOUISE von Ridley Scott aus dem Jahr 1991 in den Sinn. Für gewöhnlich wird er als Road Movie rezipiert, als Thriller oder Neowestern, aber als Buddy Movie? THELMA & LOUISE aber ist eher die Ausnahme als ein Female Buddy Movie, durch seine ernsthaftere Tonalität hat er kaum etwas gemein mit typische Buddy Comedy, die es zweifelsohne auch mit Frauenfiguren gibt.

 

 

Susan Sarandon und Geena Davis in THELMA & LOUISE (1991) von Ridley Scott

 

 

Diese allerdings sind genauso gestrickt wie Buddy Movie Action mit Kerlen. Wirklich ernst genommen hat man die Versuche nicht, weibliche Figuren in ein Buddy Konzept zu pressen. Aber das hat man ja beim typischen Buddy Cop Movie auch nicht, warum sollte der Female Buddy Movie plötzlich anders sein? Der Grund für so wenige gute Female Buddy Movies ist die wohl kleinere Zielgruppe. Denn Frauen haben genauso viel Spaß an männlicher Streitlust und Kumpanei, das Konzept, einfach die Akteure gegen Frauenfiguren auszutauschen, zog nicht.

 

Subtil waren Buddy Movies ohnehin nie. Aber in dem actionreichen und komödiantischen Korsett konnte dennoch viel Gesellschaftskritik stecken, ohne dass es einem gleich anspringt. Wenn eine Zielgruppe mehr dieser Diversität im Kino erleben wollte, waren die bei Buddy Movies eher an der falschen Adresse. So sind Filme wie THE HEAT mit Sandra Bullock und Melissa McCarthy eine Blaupause eines Buddy Cop Movies und ROMY & MICHELLE das exakte Äquivalent zu DUMM & DÜMMER.

 

Natürlich gibt es wunderbare Filme über Frauenfreundschaften wie GRÜNE TOMATEN oder GHOST WORLD. Ob sie allerdings wie männliche Buddy Movies gesehen werden, ist stark zu bezweifeln. Dabei geht es gar nicht um die Unterschiede zwischen Männlein und Weiblein, beide werden in jeweiligen Filmen ohnehin übersteigert erzählt. Es liegt vielmehr daran, dass der Buddy Movie an sich ein sehr enges Konstrukt geworden ist, dass man ihn generell von Filmen über das Thema Freundschaft trennen muss.

 

Lisa Kudrow und Mira Sorvino in ROMY & MICHELLE (1997) von David Mirkin

Melissa McCarthy und Sandra Bullock in THE HEAT (2013) von Paul Feig

 

 

Die große Zeit der Buddy Movies lag in den 80er und 90er Jahren, aber Filmduos waren immer und jederzeit präsent und beliebt beim Publikum. Trotz der großen Erfolge sind nur wenige deutsche Filme auf den Buddy Movie Zug aufgesprungen wie KNOCKING ON HEAVENS DOOR oder LAMMBOCK. Sebastian Schipper hat mit ABSOLUTE GIGANTEN, EIN FREUND VON MIR und ROADS drei herausragende Filme über Männerfreundschaften gedreht, die zum Teil auch als Buddy Movies durchgehen.

 

 

Deutsche Kumpels: Til Schweiger & Jan Jospef Liefers in KNOCKING ON HEAVENS DOOR (1997) von Thmoas Jahn, Daniel Brühl & Jürgen Vogel in EIN FREUND VON MIR (2006) & Fionn Whitehead und Stéphane Bak in ROADS (2019) von Sebastian Schipper

 

 

Auch wenn echte Buddy Movies aus Deutschland rar sind, auch die Deutschen habe ein Faible für Leinwandduos, insbesondere Gaga Buddies wie DIE MUSTERKNABEN oder ERKAN & STEFAN. Im TV ohnehin, wo Krimifilme oder Serien sogar das Original Buddy Movie Konzept spiegeln. Überhaupt hat die Serienrevolution auch das Buddy Konzept am Leben erhalten und das aus gutem Grund.

 

 

Weil beliebte Paare, egal ob Cops oder andere Zwangsverpflichtete, ein überaus treues Publikum haben, welche diese Kopplungen immer und immer wieder sehen wollen. Das Buddy Cop Movie Konzept findet man in unzähligen Crimeserien wieder, das Couple Sherlock Holmes und Dr. Watson erfuhr mit SHERLOCK eine fulminante Steigerung, auch LETHAL WEAPON kehrte auf die Mattscheibe zurück, allerdings mit einem nicht so innigem Duo wie eins Mel Gibson und Danny Glover.

 

 

Serien Buddies: Benedict Cumberbatch & Martin Freeman in SHERLOCK, Bryan Cranston & Aaron Paul in BREAKING BAD sowie Matthew McConaughey & Woody Harrelson in TRUE DETECTIVE

 

 

Da sich dieses Rezept der zwei unterschiedlichen Hauptfiguren mit gemeinsamen Ziel und einer daraus resultierenden echten Freundschaft nicht abzunutzen scheint, wird es dieses Subgenre immer wieder geben, im Kino wie im TV. Ob es nochmal zu einer großen Welle kommt, scheint ausgeschlossen, alle Stories scheinen erzählt. Aber es werden Typen kommen, bei denen die Chemie stimmt und denen man auch beim hundertsten Mal gern dabei zu sieht, wie sich sich anknurren, sabotieren, reinlegen, aufziehen, nerven oder kloppen, am Ende aber in die Arme fallen. Lang lebe die Freundschaft unter Männern. Lang lebe der Buddy Movie.

 

 

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In der Reihe DIE KLEINE GENREFIBEL habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, sämtliche Genre, Subgenre, Mikro- und Nanogenre des Genrefilms vorzustellen. Eine Aufgabe, die mich bis weit nach mein Lebensende beschäftigen wird. Ich lege den Fokus auf Dramaturgie und Buch, werde mich aber auch mit der Inszenierung sowie den jeweils besten Vertretern befassen.

 

Lesen Sie in der nächsten Folge:

 

 

 

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Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de