Die kleine Genrefibel Teil 54: Found Footage

Angeblich leben wir in einer Zeit, in der Fake News und Alternative Fakten die Gemüter der Menschen erzürnen und auf die Barrikaden bringen. Da kann der Filmliebhaber nur müde lächeln und macht sich eine neue H-Milch auf. Denn Film war und ist schon immer Beschiss an der Wahrheit. Mag er auch noch so realistisch inszeniert sein, Film ist nun mal Film und nicht die Realität. Da wird gebogen, verbrämt und überschüssiges weggespachtelt, Zeiträume werden gerafft, Perspektiven verschwiegen, Informationen ausgespart und hier und da getrickst. Nix Neues eigentlich, es liegt in der Natur der Filmdinge. Aber manchmal lehnt sich der Film noch weiter aus dem Fiktionsfenster und macht es selbst dem Profi schwer zu unterscheiden, ob das nun ernst gemeint ist oder nicht. Denn die Kamera lügt nicht und Filmmaterial ist oft gleichbedeutend mit Beweismaterial.

 

Während manche Filme nur auf wahren Begebenheiten basieren, gibt es eine Genrefilmsparte, die sich das Recht herausnimmt, Beweise auch für noch so unglaubliche Vorfälle zu liefern. Dieses Subgenre nennt man Found Footage und dahinter steckt mehr als nur eine clever gestrickte Lügengeschichte. Das Konzept des Found Footage Films, bereits die Idee dazu, zielt auf die Manipulation des Publikums ab. Manche machen das plump, andere recht geschickt. Wir wollen uns heute mit einem der jüngsten Subgenres des Horrorfilms beschäftigen und herausfinden, wie das alles so funktioniert mit Found Footage Filmen, vor allen Dingen konzeptionell, inhaltlich und inszenatorisch. Denn der kulturhistorische Aspekt des noch jungen Found Footage Films kann noch gar nicht abschließend bewertet werden, weil sich das Subgenre mit der Kommunikationstechnik von Tag zu Tag verändert und neu definiert.

 

 

 

 

Was steckt hinter dem Begriff Found Footage? Es gibt eine Reihe von Synonymen, die in diesen Komplex gehören und die man sich als erstes mal anschauen muss, um das Ganze zu differenzieren. Ein Synonym für den Found Footage Film ist der UWK-Film, der “Unsägliche Wackelkamerafilm”. Der Begriff ist gar nicht so daneben, immerhin klassifiziert er ein wichtiges Element des Subgenres, er ist eine sehr technische Filmsparte. Subgenres definieren sich über dramaturgische Aspekte der Geschichte und der Figuren, aber auch über Setting oder zeitliche Belange. Diese Faktoren sind allesamt innerhalb der Geschichte zu finden. Darüber hinaus definiert sich Film aber auch über Form und Technik, zum Beispiel der Animationsfilm. Der Found Footage Film gehört hier auch mit rein, denn neben inhaltlichen Dingen bestimmen ihn vor allem technische Aspekte.

 

 

Unter einem Stapel Videokassetten verschollen

 

Found Footage heißt Gefundenes (Film)Material, oder besser gesagt Aufnahmematerial, welches erst im Nachhinein gefunden wurde. Aber so ganz richtig ist das nicht, nicht jeder Found Footage Film passt in dieses Rahmenkonzept. Manchmal wird solches Material nämlich auch anonym verschickt oder vorsätzlich ausgestrahlt. In allen Found Footage Filme aber dreht es sich um Filmmaterial, welches Unglaubliches und Ungeheuerliches beinhaltet. Found Footage ist quasi Film im Film. Footage selbst wurde natürlich schon immer für den Film verwendet, die Rede ist in diesem Zusammenhang meist von Fremdmaterial beziehungsweise Material aus einem anderen Kontext. Wo kommt dieses Material eigentlich her? Das kann in erster Linie nicht verwendetes Filmmaterial sein oder Archivbilder, die in anderen Filmen und Zusammenhängen zweitverwertet werden.

 

 

Auch wenn in V/H/S (2012) das Auffinden des Filmmaterials erzählt wird, werden Found Footage Filme vor allem aus anonymer Quelle präsentiert oder sind Teil einer Berichterstattung oder Dokumentation.

In der Geschichte des Films wurde sehr viel recycelt. Aber solches Material kann auch aus anderen Ecken stammen, zum Beispiel militärische Aufnahmen, Polizeiaufnahmen oder Filmaufnahmen aus privater Hand. Footage aus anderen Filmen wird häufig mehrfach verwendet, Sonnenuntergänge oder Landschaftsaufnahmen zum Beispiel. Dazu gehört auch spezielles Archivmaterial aus dem Weltall oder Unterwasseraufnahmen. Das meiste wurde einmal für einen Filmzweck hergestellt. Filmaufnahmen aus Bereichen des Militärs oder der Polizei eher weniger und private Urlaubsvideos schon mal gar nicht. Trotzdem können solche Aufnahmen in einem anderen dramaturgischen Rahmen auch Verwendung finden. Oder man gestaltet solche Aufnahmen so, als wären sie Polizeibilder oder Urlaubsvideos.

 

 

Der Found Footage Film ist ein rein technisches Konstrukt und weniger ein Subgenre im inhaltlichen Sinne, er ist vielmehr ein Gefäß. Unter einem Found Footage Rock steckt immer noch ein anderes Genre. Trotzdem gibt es Querverbindungen zwischen Technik und Inhalt, denn Technik spielt auch innerhalb der Geschichte und der Figuren eine Rolle, anders als beim Animationsfilm. In Found Footage Filmen wird Technik und Herstellung inhaltlich thematisiert. Doch es gibt zwei, drei Begriffe, die man von Found Footage unterscheiden muss.

 

Das wäre zum ersten das Subgenre Mockumentary. Eine Mockumentary ist eine fiktive Dokumentation. Sie kann auch in einem realen Rahmen spielen, also wirklich in der Realität stattfinden, aber deren Intention ist in jedem Fall fingiert.

 

Viele Found Footage Filme nutzen die Mockumentary als zusätzlichen Gerüstträger, als Rahmenkonzept. Doch die Mockumentary ist deshalb nicht mit Found Footage gleichzusetzen. In einer Mockumentary kann gefundenes Filmmaterial integriert sein. BLAIR WITCH PROJEKT hingegen braucht diese zusätzliche Säule nicht. Hier steht das gefundene Material für sich, es bedarf keines Rahmens, der einen erklärt, so sei das abgelaufen.

 

Die Mockumentary OPERATION AVALANCHE (2016) ist in zweierlei Hinsicht witzig. Sie handelt dokumentarisch von einer für die NASA gefakten Mondlandung Ende der 60er. Das Team hinter dem Film schlich sich für Dreharbeiten aber tatsächlich als Dokufilmteam in die NASA ein.

Dennoch eint den gewöhnlichen Found Footage Film und die Mockumentary eine entscheidende Sache, das Präsentierte und Gezeigte wird als wahr deklariert. Manche Filme machen das mit einem ironischen Unterton, andere schildern das bockbierernst. Das Ziel ist es, den Zuschauer davon zu überzeugen, das Gezeigte sei echt. Je cleverer eine Mockumentary oder ein Found Footage Film das mittels dramaturgischen, erzählerischen und technischen Kniffen schildert, desto glaubwürdiger kann das auf den Zuschauer wirken.

 

 

 

Aber eine Mockumetary muss kein Found Footage Film sein, denn meist thematisiert sich das Geschehen aus einer anderen Perspektive. In Filmen wie BORAT oder I´M STILL HERE geht man innerhalb der “Geschichte” dem Wunsch nach, das, was man tut, zu dokumentieren. Das hat einen Anfang und ein Ende und eventuell ein Fazit und wirkt dadurch inszenatorisch.

 

Die Serienkiller-Mockumentary THE POUGHKEEPSIE TAPES (2009) beinhaltet ein paar der verstörendsten und unheimlichsten Found Footage Szenen und ist zugleich angsteinflößend wie bittersüß witzig.

 

Ein Hybrid hingegen ist der Film THE POUGHKEEPSIE TAPES, der Debütfilm von John Eric Dowdle (QUARANTÄNE, DEVIL) aus dem Jahr 2009. Der Film beinhaltet Found Footage Material, bereitet es aber nach dem Fund als Dokumentation auf, woraus die Mockumentary resultiert. BLAIR WITCH PROJECT hingegen besteht nur aus gefundenem Filmmaterial, es dokumentiert auch, aber ohne erzählerischen Rahmen. Das Material steht in diesem Fall nur für sich, die Geschichte entsteht aus dem Geschehen heraus.

 

 

 

Eine Sonderform in diesem Zusammenhang ist der Begriff Snuff Film. Er ist mehr urbane Legende als ein “exotisches” Microgenre, denn angeblich ist noch nie ein echter Snuff Film irgendwo aufgetaucht. Als Snuff Film bezeichnet man ein Video, in dem einer ein echter Mord vor laufender Kamera passiert. Das ist zu unterscheiden von makabren Dokumentationen wie GESICHTER DES TODES, die vielmehr Found Footage Filme sind und unter anderem echte Polizeiaufnahmen enthalten (aber auch viel gefakten Unsinn).

 

 

Einem Snuff Film aber geht, zumindest theoretisch, eine Tötungsabsicht voraus und der Akt selbst wird gefilmt. Der Begriff stammt aus dem Film BIG SNUFF (EL ÁNGEL DE LA MUERTE) aus dem Jahr 1976. Was den theoretischen Snuff Film aber mit dem Found Footage Film eint, ist die Wirkung ob der fingierten Marketingaussage. Sowohl Found Footage, Fake Snuff als auch Mockumentary wollen dem Zuschauer vermitteln, dass das Gezeigte wirklich wahr ist, über den Filminhalt hinaus.

 

Der fiktive Pathologe Dr. Francis B. Gröss präsentiert schauderliches Videomaterial in der Fake-Doku GESICHTER DES TODES (1978), darunter echte Polizei- und Amateuraufnahmen, aber hauptsächlich billige, aber effektive Trickserei.

So gehört zu Found Footage und Mockumentary auch dazu, das Konzept und die Absicht über den Film hinaus auszuweiten in Sachen Berichterstattung oder Marketing. Damit wird das Potential der Aussage erhöht, es handelt sich um etwas, was wirklich passiert sei. Die Granden dieses Subgenres haben schon immer mit diesen Aussagen gespielt, um einen viralen Effekt zu erzielen. Das Gerede drumherum gehört dann zum Gesamtkonzept dazu, wie im Fall BIG SNUFF oder auch BLAIR WITCH PROJECT.

 

 

 

Als die Bilder lügen lernten

 

Filme mit Fremdaufnahmen hat es schon seit Beginn des Kinozeitalters gegeben. Auch hat man in der Kombination mit Fremdmaterial manch neues Werk erschaffen (Collagefilm). Auch die Mockumentary gibt es schon eine ganze Weile, man kann Orson Welles Radiohörspiel WAR OF THE WORLDS als Startschuss dafür ansehen. Das Subgenre Found Footage hingegen ist noch relativ jung. Das liegt vor allem daran, weil es erst im Videozeitalter inszenatorisch wirklich glaubhaft gemacht werden konnte.

 

Obgleich als erster echter Found Footage Film bezeichnet mischt auch CANNIBAL HOLOCAUST (1980) gefundenes Filmmaterial mit einem pseudodokumentarischen Rahmen. Berüchtigt allerdings sind die echten Tiefsnuff-Szenen.

Die Evolution des Subgenres 1999 mit BLAIR WITCH PROJECT, der den Rahmen noch weiter verdichtete und ans Marketing abgab. Viele technische und dramaturgische Genrestandards wurden durch den Film begründet und er holte das Found Footage Subgenre aus dem Underground in den Mainstream.

 

Als erster Found Footage Film gilt der Kannibalenklassiker CANNIBAL HOLOCAUST von Ruggero Deodato aus dem Jahr 1980. Dort reist ein Anthropologe in den Amazonas, um ein verschwundenes Dokumentarfilmteam zu suchen, findet aber nur das von ihnen gemachte Filmmaterial. Der Film mischte als erster eine Geschichte mit Stilmitteln des Dokumentarfilms und wollte so den Anschein erwecken, das Gezeigte sei wirklich so passiert.

 

In den 80er Jahren gab es hier und da ein schmuddeliges Found Footage Filmchen, auch solche, die sich im Gewand einer Mockumentary präsentierten (MANN BEIßT HUND, 1993). Das meiste jedoch kam aus dem Underground oder der Amateurfilmszene und war nur in Insiderkreisen bekannt. Erst im Jahr 1999 wurde das Subgenre durch BLAIR WITCH PROJECT popuär sowie inhaltlich und formell definiert.

 

Für BLAIR WITCH PROJECT wurde ein Rahmen gefunden, der nur zum Teil im Film selbst thematisiert wird, nämlich die Aussage, dass der Film aus Material besteht, die eine Dokumentarfilmgruppe angefertigt hat, welches gefunden wurde. Dazu wurden Webseiten eröffnet, die den Fall der vermissten Filmstudenten als Tatsachenbericht kundtaten.

 

 

Der Film zeigte dann scheinbar ungeschnitten und ungefiltert jenes Material, die Geschichte resultierte aus den Aufnahmen heraus, niemand hatte es umgestaltet oder anderweitig aufbereitet. Zusammen mit der cleveren Marketingstrategie ging der irrwitzige Plan sogar auf, zu jener Zeit glaubten eine ganze Reihe von Leuten, dass es sich bei BLAIR WITCH PROJECT um eine wahre Geschichte handelte.

Das Konzept des Films, eine Gruppe von Leuten dokumentieren mit einer Videokamera einen Sachverhalt, wurde dann acht Jahre lang immer wieder variiert, mal besser, doch für gewöhnlich eher schlechter als BLAIR WITCH PROJECT. Erst 2007 bekam das junge Subgenre einen Kreativschub, der auch der Evolution von Technik verschuldet war.

 

 

Mit PARANORMAL ACTIVITY änderte sich die Perspektive, hier gab es keine bewegte Kamera, die von einem Kameramann geführt wurde, sondern feste Überwachungskameras fingen das Geschehen ein. Während der Kameramann in “bewegten” Found Footagen Filmen nicht nur der Kameraführende, sondern auch eine Figur in der Geschichte ist, simulieren verschiedene Überwachungskameras eher einen unsichtbaren Cutter. Und die alltägliche und nachvollziehbare Verwendung dieser Technik machte PARANORMAL ACTIVITY als scheinbar wahre Geistergeschichte durchaus nachvollziehbar und realistisch.

 

Bewegte Bildkonzept der verfolgenden Kamera in BLAIR WITCH PROJECT

Starre, aber nicht weniger angsteinflössende Kameraeinstellungen in PARANORMAL ACTIVITY

 

Die Wirkung von Found Footage Filmen hat das nochmals erhöht, denn es trennte erstmals das Geschehen vom Kameramann respektive den anderen Figuren vor der Kamera und schilderte so Unheimliches, was uns umgeben könnte, ohne das wir davon Notiz nehmen. Eine weitere Stufe erklomm das Subgenre durch mobilere Aufnahmetechnik und globaler Vernetzung.

 

War ein Ziel von Found Footage immer eine realistische Schilderung und Bebilderung, konnte das nun noch eindrucksvoller untermauert werden. Jeder, der ein Smartphone bei sich hatte, konnte nun Zeuge von etwas Übernatürlichen oder Grauenvollem sein und es war glaubhaft. Über das Netz konnten sich solche Aufnahmen rasant verbreiten, was einen viralen Effekt hatte, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Handlung. Eine 35mm Kamera hatte keiner, eine Videokamera vielleicht ein paar Freaks und Touristen, aber ein Handy, das besaß in den späten 2000er Jahren jedes Kind. Damit einen unheimlichen Zwischenfall zu dokumentieren, erschien mit einem mal eine ganze Ecke glaubwürdiger.

 

Found Footage Streifen der dritten Auslese wurden in Deutschland unter der Sammelablage PARANORMAL INVESTIGATIONS veröffentlicht.

 

So wurden als bislang letzte Stufe der Found Footage Filmentwicklung Aspekte von Social Media, Webcam Aufnahmen, Selfies oder Sexvideos ins Subgenre eingeführt. Und das ist nur der gegenwärtige Stand, was in den nächsten Jahren an Aufnahme- und Verbreitungstechnik auf uns zu kommt, wird wohl auch wieder den Found Footage Film beeinflussen.

 

 

 

 

Aus dem FF

 

Wie funktionieren Found Footage Filme, sowohl technisch als auch dramaturgisch? In erster Linie definieren sie sich über die Form und die Technik. Große Teile oder auch deren Gesamtheit basieren auf Material aus anderen Quellen bzw. anderem Kontext. Dieser kann eine Absicht beinhalten wie in BLAIR WITCH PROJECT (Dokufilmer gehen etwas nach) oder aber auch keine (ein Urlaubsvideo, welches unbeabsichtigt zum Beweis für etwas wird).

 

Der Found Footage Film ist vor allem technisch geprägt. Er soll Authentizität vermitteln, das erreicht er in erster Linie über die Technik. Die wichtigste Figur in Found Footage Filmen ist die Kamera selbst, denn sie wird thematisiert. Das Geschehen wird in voller Absicht gefilmt und ein Found Footage Film ist nur so lang wie die Kamera an ist. Dadurch wird das Geschehen auch dramaturgisch bestimmt, Found Footage Filme haben eine recht eindeutige Erzählperspektive, nämlich die der Kamera.

 

 

Wenn ein Found Footage Film plötzlich eine andere Perspektive einnimmt als die des Kameramanns, verfliegt die Illusion des Realismus. Es sei denn, mehrere Kamerateams sind in Found Footagen Filmen unterwegs wie in DIARY OF THE DEAD (2007).

Da muss nicht unbedingt ein Kameramann mit dran hängen, das geht wie im Fall von PARANORMAL ACTIVITY auch ohne. Found Footage Filme geben vor, nicht inszeniert zu sein, zumindest nicht so wie Spielfilme. Die Perspektive wird nur von der Kamera eingenommen, es gibt keine Aufblende mit Totale, keine Dollyfahrten, es sei denn, sie werden auch innerhalb der Filmhandlung thematisiert.

 

 

 

 

Mehr oder minder realistische Kamerasymbole, Nachtsicht, Unschärfen und Bildstörungen erhöhen die Glaubwürdigkeit, schießen aber manchmal ein wenig übers Ziel hinaus – (ATROCIOUS, 2011)

Found Footage Filme werden wie Dokumentarfilme aufgezogen, die Kamera und der Kameramann sind in die Handlung integriert, während sie bei Spielfilm unsichtbare Beobachter sind. Um diesen dokumentarischen Eindruck zu erhöhen, wird zudem mit Fehlern und Bildstörungen gearbeitet, wie man es auch aus analogen oder digitalen Videos kennt. Die wiederum sind meist inszeniert, heißt, nachträglich als Effekt eingebracht, genauso wie der Schnitt.

 

Zwar gaukelt der Found Footage Film vor, das Geschehen unbearbeitet zu schildern, aber der Schnitt ist für einen guten Found Footage Film inszenatorisch unverzichtbar. Genauso ist es beim Ton, Filmmusik funktioniert nicht in diesem Genre, es funktioniert nur das, was wirklich im On geschieht. Da das angefertigte oder gefundene Filmmaterial nur für sich steht und Realismus vortäuschen will, braucht fast jeder Found Footage Film einen erzählerischen Rahmen. Diesem Rahmen liegt dann meist die Erzählabsicht des Ganzen inne.

 

 

Man unterscheidet zwischen “investigativen” Found Footage Film und dem Found Footage Film basierend auf einem “Zwischenfall”. Ein Team will mit einer Kamera einem Mysterium auf die Spur kommen (BLAIR WITCH PROJECT) oder ein Filmteam will in einem alten Gebäude einen Beitrag drehen (GRAVE ENCOUNTERS) gehören zur “investigativen” Gruppe, CLOVERFIELD (aus einer Party wird plötzlich ein Weltuntergangsszenario) gehört zur “Zwischenfall”-Gruppe.

 

 

Auch wenn der Kameramann selbst grad nicht kann, er findet immer Gelegenheit, seine Kamera spannungsfördernd zu platzieren wie in WILLOW CREEK, 2014)

All das sind dramaturgische Aufhänger der Geschichte und sie funktionieren deshalb sehr gut, weil man darin gefundenes Filmmaterial glaubhaft einbauen kann. Doch ist das bei weitem noch keine Geschichte, es ist ein erzählerischer Rahmen. Die meisten Found Footage Filme sind im Bereich Horror angesiedelt (auch Sci-Fi) oder im Thriller, es gibt zudem vereinzelt Dramen oder Komödiantisches, aber die Geschichte ist für den Found Footage Film weniger entscheidend als der inszenatorische Effekt.

 

Die REC-Reihe und das amerikanische Pendant bzw. Remake QUARANTÄNE stehen eher für actionreiche und rasant schnelle Found Footage Kost.

 

Auch wenn es in vielen Found Footagen Filmen um Geister oder paranormale Erscheinungen geht, funktioniert er nicht wie ein Mysteryfilm, denn Found Footage profitiert nur wenig von Handlungselementen wie Dialog oder Backgroundstory.

 

Was der Found Footage Horrorfilm aber besonders gut kann, ist Spannung und Suspense durch audiovisuelle Dinge zu realisieren, etwas Sichtbares, mehr aber noch etwas Verborgenes. Deshalb funktioniert Found Footage so gut im Horrorbereich, weil der Horrorfilm vor allem von der Inszenierung lebt.

 

 

Autozoom

 

Found Footage Horror spaltet oft die Gemüter. Doch es gibt ein paar gute Dinge, die der Found Footage Film für den Horrorfilm insgesamt getan hat, beispielsweise die Wirkung der Reduzierung. In der Geschichte des Horrorfilms hat man versucht, archetypische Örtlichkeiten zu definieren, um maximalen Grusel zu filtrieren, das Geisterschloss zum Beispiel, kombiniert mit Lichtgestaltung, Nebel, visuellen Effekten, Geräuschen, etc.. Found Footage Filme werden dagegen häufig als billig und nicht gerade elegant wahrgenommen. Aber darin liegt auch eine große Stärke des Subgenres.

 

Ein funktionierender Found Footage Film braucht für Spannung und Nervenkitzel keine komplexe Location oder aufwändiges Interieur. Je einfacher, desto grusliger. (THE GALLOWS, 2015)

Da der Found Footage Film einen realistischeren Background hat, wird aus dieser Not eine Tugend. Der Found Footage Film hat über die Location den Horror zu seinen ursprünglichen Wurzeln zurückgeführt. Die Locations hier sind viel schlichter, das Haus, der Wals, die Tiefgarage. Sie sind wenig ausstaffiert, man braucht keinen großen Set-Designer, um Grusel zu erzeugen, denn eine Tiefgarage aus der Sicht einer Videokamera ist schauriger als jedes Geisterschloss, auch bedeutet Musik nicht immer Spannung.

 

 

Davon hat der Horrorfilm der letzten zwei Dekaden insgesamt profitiert, denn er hat zu inszenatorischen Schlichtheit zurückgefunden und das Spannungspotential dadurch sogar erhöht. Die Location ist entscheidend für den Found Footage Film. Allerdings gibt es auch eine Kehrseite. Nur der Horror profitiert davon, weniger die Szenen drumherum. Dann wirken die Locations wieder zu bieder, selbst wenn die Geschichte in Thailand spielt und auch dort gedreht wurde, muss ein Found Footage Film nicht aussehen wie THE BEACH. Da stehen sich filmische Eleganz und dokumentarische Authentizität gegenseitig im Weg. Deutlich sieht man das bei PARANORMAL ACTIVITY, der Horror durch die Überwachungskameras überzeugt, der Rest wirkt öde und langweilig.

 

Der Found Footage Filmer als Teil eines viralen Netzwerkes in V/H/S 2 (2013) – da funktioniert auch der Perspektivwechsel.

Ein anderer dramaturgischer Punkt, der direkt aus dem Found Footage Konzept resultiert, ist das Pacing. Es gibt in Found Footage Filmen logischerweise keine Vorspänne im herkömmlichen Sinne, kein einleitender Erzähler, die Geschichte beginnt, wenn die Kamera läuft. Man steigt bei Found Footage Filmen sofort in die jeweilige Handlung ein.

 

Zeiträume werden zum Teil nachvollziehbar geschildert, die Geschichte wirkt dicht und kompakt, weil man immer an den Figuren dran, gar Teil der Figuren ist. Denn zwar wird der Kameramann und die Kamera in der Handlung thematisiert, aber das hat noch einen andere Wirkung. Wir erleben praktisch die Geschichte über den Kameramann in Egoperspektive.

 

Hinzu kommen technisch nachvollziehbare Belange, die aus dem Konzept resultieren und darüber Spannung aufbauen können, ganz realistisch. Licht zum Beispiel wirkt verengt, was zu einem eingeschränkten Sichtfenster führt. Nachtsichtaufnahmen verzerren bis ins Unnatürliche, auch das erhöht den Schreckensfaktor. Sie werden aber nicht wie ein Effekt im Film wahrgenommen, weil sie eben auch ein logischer Teil des Ganzen sind.

 

 

Logisch auch, dass Found Footage Kameramänner keine Ballhaus’ sind. Der Found Footage Kameramann hat sicher die Absicht, seinen Job gut zu machen, sprich das, was er filmen soll, auch klar einzufangen. Aber er ist meist nur ein einfacher Typ, zudem unter realistischen Bedingungen. Wenn Gefahr droht, muss auch er flüchten und die Kamera gibt nur noch Wackelbilder von sich. Das ist zwar realistisch, führt aber oft zu Übelkeit beim Publikum und nicht selten wird der Found Footage Film dafür kritisiert.

 

 

“Film das nicht!” – “Wieso?” – “Das ist illegal.”

 

Die größten Schwierigkeiten und Probleme bereiten Found Footage Filmen aber das Pacing und die Figuren. Die Story ist nicht so problematisch, denn Found Footage Filme erzählen keine epischen Geschichten, sondern sind im Grunde eine lang aufbauende Schreckensszenerie. Natürlich gibt es die Filmabsicht, den Plan, die Vorbereitung, die ersten Schritte, die Bestärkung, der Rückschlag, das Ziel und das Finale. Aber das ist in Found Footage Filmen seht geradlinig erzählt. Auch wenn man sofort im Geschehen ist, können sich Handlungsstränge elendig ziehen. Gerade Spaziergänge durch Wälder sind schwer zu ertragen, bis es endlich mal im Unterholz zu knacken anfängt.

 

Endlos langweilige Gespräche durch Wald, Wiesen und Flur sind ein Pferdefuß in Found Footage Filmen, nicht einmal das BLAIR WITCH Erbe 2016 kommt ohne Larifari aus. Auch der vermeintlich neue Einsatz einer Flugdrohne hat keinen großen Spannungsmehrwert.

 

Figuren sind der eigentliche Pferdefuß beinahe jeden Found Footage Films. Um auch über das Schauspiel eine realistische Wirkung zu erzeugen, wird häufig bewusst laienhaft geschauspielert. Das ist ein Problem, denn solche Filme sind trotz allem mit Schauspielern besetzt und es wirkt oft ungelenk, wenn ein Schauspieler einen Laien spielen will. Aber nicht alle Figuren sind eben Laien, deshalb funktioniert es manchmal durchaus ganz gut.

 

 

 

Die wichtigste Funktion im Found Footage Film hat der erzählte Kameramann. Er ist aber meist nicht die interessanteste Figur, teilweise wird über sie gar nichts besonderes erzählt. Der Kameramann kann schlecht der Protagonist sein, denn man sieht ihn kaum bis gar nicht. Es gibt Fälle, da funktioniert das über den Kameramann, aber innerhalb einer Gruppe spielt er meist eine untergeordnete Rolle.

 

 

 

 

Das Filmteam aus GRAVE ENCOUNTERS (2011) deckt so ziemlich jede Found Footage Figur ab, die aggressive Rampensau, der treue Beleuchter, der Bremser, die kesser Sumse, die gut schreien kann. Der Film ist trotzdem einer der besten des Subgenres.

Meist dreht sich alles um die Leute vor der Kamera. Die ähneln sich in Figurenanlage sehr oft, was wiederum mit dem Found Footage oder Dokumentarfilmkonzept zusammenhängt. Wir treffen hier oft auf selbstdarstellerische Typen, VLoger, Moderatoren, Journalisten. Logisch, ein Bäcker hat andere Dinge zu tun, als nachts in seiner Backstube eine Geisterdoku zu drehen. Die Figuren passen oft gut ins Konzept, wenngleich sie auf Dauer oft nervig erscheinen. Das sind natürlich alles Rampensäue, aber manchmal gibt es auch Figuren mit anderen Charakterzüge.

 

Es gibt im Found Footage Film auch den Typus des verbissenen Geheimnislösers. Dem geht es nicht um Profilierung, sondern um das Lösen des Rätsels. Heather Donahue aus BLAIR WITCH PROJECT (1999) ist eine Rampensau, sie will unbedingt diese Doku drehen. James Donahue, Heathers Bruder aus BLAIR WITCH (2016) ist die Figur eines Getriebenen. Er will seine verschollene Schwester finden und tut alles dafür – unterschiedliche Typen mit unterschiedlichen Zielen und Wünschen, aber sie eint auch etwas.

 

Heather Donahue aus BLAIR WITCH PROJECT ist eine manipulierende Getrieben ihres eigenen Ehrgeizes, die keine Angst zugibt und Zweifel höchstens ihrer Kamera anvertraut. Vielleicht der komplexeste Charakter in Found Footage Filmen, deren Figuren meist recht eindimensional sind.

Bei den Figuren in Found Footage Filmen geht es um Drang, um den unbedingten Willen, etwas herauszufinden oder zu dokumentieren. Das ist ein guter Drang im dramaturgischen Sinne, denn es ist nachvollziehbar auch in den Momenten, wo andere längst die Flucht ergriffen hätten. Beide Typen, Rampensau und Getriebener, geben niemals auf, wollen immer weiter und sind erst zufrieden, wenn sie das “Problem” gelöst haben.

 

Daneben gibt es noch andere Figuren, die alle irgendwie gleich funktionieren. Der Kameramann muss ein starkes Interesse am Geschehen haben, sonst würde er sich sogleich aus dem Staub machen, wenn der fiese Schlitzstrolch ums Eck kuckt. Deswegen ist der Kameramann meist der beste Freund der Figur vor der Kamera. Er oder eine andere Figur kann aber auch den Typus des Bremsers einnehmen, der, der warnt, heult, umkehren will, keinen Bock mehr hat. Aus praktischen Gründen ist das aber eher selten der Kameramann, denn der muss oft bis zum bitteren Ende ausharren hinter der Linse.

 

Daneben gibt es noch Füllwerk, denn immerhin muss ja auch mal jemand ins Gras beißen oder zumindest mysteriös verschwinden. Solche Figuren sind oft schlecht bis gar nicht ausgearbeitet. Es gibt Interviewpartner, Leute, die man nach dem Weg fragt, die können scary sein, erfüllen aber keine wirkliche Funktion. Und dann gibt es noch den Antagonisten. Der wiederum ist interessant.

 

Der Angst- und Schreckfaktor ist bei PARANORMAL ACTIVITY ist unerreicht, die Figuren aber strunzlangweilig. Doch Found Footage funktioniert weniger über das Mitfiebern mit einer Figur denn als Geisterbahnfahrt.

Das Böse ist im Found Footage Film oftmals anonym. Der wahre Antagonist ist die Angst selbst. (GRAVE ENCOUNTERS, 2011)

 

Im Found Footage Horrorfilm gibt es allerlei Kreaturen, vor allem Geister, Zombies, Werwölfe, Aliens, doch wenn man es genau betrachtet, das sind nicht die Antagonisten in Found Footage Filmen. Es gibt streng genommen nur einen Antagonist, und das ist die Angst. Diese Angst wird inszeniert, teilweise wirklich besser als in anderen “normalen” Horrorfilmen. Die thematisierten Wesen selbst funktionieren weniger über die Figur als über ihre Inszenierung. Es geht weniger um Schrecken als das Unheimliche selbst, die Umrisse eines Mannes am Ende der Straße, der Schatten, Türen oder Dinge, die sich bewegen, wackelnde Büsche, wankende Tannen. Wenn auch viel Holterdipolter in Found Footage Filmen steckt wie Jump Scares oder Masken, es ist meist das Stille, die eingeschränkte Sicht, das Verzerrte, das Undeutliche, was Spannung und Gänsehaut erzeugt.

 

Auch wenn man nicht viel benötigt, um mittels Found Footage zu erschrecken, können sich einige Maskeraden wie in V/H/S durchaus auch im normalen Horrorfilm sehen lassen.

Rebecca Jamison aus THE VISIT ist eine der wenigen authentischen und sympathischen Figuren aus einem Found Footage Film. In diesem Fall klappt auch das Mitfiebern um die Figur selbst.

 

So ist ein Found Footage Film immer dann am spannendsten, wenn die Figuren den Mund halten, die Kamera von sich strecken und dem vermeintlich Bösen entgegenlaufen. Solche Filme werden des Effektes wegen geliebt, nicht der Story- oder Charakterentwicklung wegen. Die gibt es durchaus, immer wieder müssen Figuren dort lernen, nach dem Scheitern weiterzumachen, weiterzugehen, auch wenn man Angst empfindet. Figuren “faken” Infos, um die anderen zum Weitermachen zu überreden, sie verbeißen sich in das Ziel, aus Helden werden Angsthasen und aus Angsthasen werden Helden. Das reicht für Found Footage Filmfiguren charakterlich oft aus, auch wenn man sich mehr Varianz wünschen würde wie die coolen Kids aus THE VISIT, der zynische Serienkiller aus BEHIND THE MASK – THE RISE OF LESLIE VERNON oder die Superhelden aus CHRONICLE.

 

 

100 Jahre später fand man dieses Handyvideo

 

Weil sich der Found Footage Film anhand der Evolution von Kommunikationstechnik weiterentwickelt hat, sehe ich dieses Subgenre nicht auf dem absteigenden Ast, wie ihn manch andere wahrnehmen. Viele sagen, der Found Footage Film hat seinen Zenit bereits überschritten. Gemeint ist damit eher die Menge an Billigfilmen, die aus diesem Segment kommen. Aber auch das ist ein Resultat des Konzeptes Found Footage, es ist billig und leicht zu realisieren und erwirtschaftet an der Kinokasse dank BLAIR WITCH PROJECT oder PARANORMAL ACTIVITY große Gewinne. Aber nicht nur, weil er günstig ist, sondern weil er so verteufelt effektiv ist.

 

 

Found Footage und Effekt schließt sich nicht aus, doch auch der muss sparsam einsetzt sein wie im Paradebeispiel CLOVERFIELD (2008).

Stillstand ist nur dort auszumachen, wo immer wieder die gleiche Geschichte vom Dokuteam, welches einem übernatürlichen Phänomen nachgeht, erzählt wird. In den letzten Jahren machte der Found Footage Film einen Schwenk in Richtung Science-Fiction, aber das sieht nur äußerlich danach aus, denn im Grunde genommen sind Filme wie APOLLO 18 oder CLOVERFIELD eher Horrorfilme als Sci-Fi.

 

Neue Impulse setzen eher solche Filme, die das technische Konzept noch stärker ausreizen wie zum Teil die Found Footage Anthologie V/H/S VIRAL. Dort geht es über den Begriff Found Footage hinaus in Richtung Viraler Schrecken, der in dem Moment passiert, wenn er aufgenommen und global geteilt wird. Die Auswirkungen auf Dramaturgie sind hier ganz anders, wenn auch das dichte Konzept mehr inszenatorische Öffnung erfährt.

 

 

Ein Kaleidoskop aus allen Bereichen des Subgenres, Found Footage, Fake-Show, Fake-Doku – AMERICAN HORROR STORY: MY ROANOKE NIGHTMARE (2016) hat alle Spielarten drauf.

Besonders gut gelingt das der sechsten Staffel der Serie AMERICAN HORROR STORY. Dort besteht die Handlung nur zu einem Teil aus gefundenem Filmmaterial. Hier mischt sich Found Footage mit Scripted Reality, eine nachträgliche Rekonstruktion schauderlicher Ereignisse mittels Schauspielern, die von Schauspielern gespielt werden und Kids, die aufgrund der TV-Show über ein übersinnliches Phänomen selbst auf Materialsuche gehen. AMERICAN HORROR STORY: MY ROANOKE NIGHTMARE ist ein wirklich cleveres Sammelsurium aus vielen Bauteilen des Found Footage Fundkastens.

 

Wenn sich die Telekommunikationstechnik verändert, und das tut sie rasant schnell, wird sich auch der Found Footage Film anpassen und neue Variationen aushecken, wie der Film SELFIE FROM HELL von Erdal Ceylan. Das macht dieses junge Subgenre auch in Zukunft interessant. Doch nicht nur deshalb, es erdet in gewisser Weise das Horrorgenre, welches durch inszenatorische Exzesse ein wenig von seinem Schreckenspotential verloren hat. Richtig gruseln kann ich mich am besten bei einem Found Footage Film, auch wenn mir mehr eine epischere Erzählweise und eine stilistische Inszenierung liegen.

 

Die Reduktion des Materials auf das Selfie – auch so kann Found Footage funktionieren, wenngleich der virale Kurzfilmhit SELFIE FROM HELL (2015) gar kein Found Footage Film ist.

Aber sich die Fingernägel bis zu den Ellenbogen abknabbern, das gelingt mir beinahe nur noch mit gelungenen Found Footage Filmen wie THE POUGHKEEPSIE TAPES, THE TUNNEL oder LAKE MUNGO. Richtig übel wird es dann erst mit Filmchen auf Youtube, die angeblich wirklich wirklich echte Aufnahmen sein wollen. Sind sie mit Sicherheit auch nicht, aber hier funktioniert das Konzept noch besser. Googelt mal nach “real found footage tapes”! Am besten im Dunkeln und mit Kopfhörern.

 

 

 

 

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In der Reihe DIE KLEINE GENREFIBEL habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, sämtliche Genre, Subgenre, Mikro- und Nanogenre des Genrefilms vorzustellen. Eine Aufgabe, die mich bis weit nach mein Lebensende beschäftigen wird. Ich lege den Fokus auf Dramaturgie und Buch, werde mich aber auch mit der Inszenierung sowie den jeweils besten Vertretern befassen.

 

Lesen Sie in der nächsten Folge:

 

 

 

2 Comments

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    […] haben wir uns eine ganze Weile mit dem aktuellen Genrefilm beschäftigt, von der GENRENALE über Found Footage bis zur wirtschaftlichen und kulturellen Lage der europäischen Genreunion, da wird es langsam mal […]

  2. Antworten

    […] einen treffenden Namen bekam – Found Footage. Wie der Begriff andeutet, definiert sich der Found-Footage-Film folgendermaßen: gefundenes, aufgetauchtes, zurückgehaltenes oder streng vertrauliches […]

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Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de