Demons are a ghoul’s best friend

Da machte es “knack” im urigen Unterholz, das Reisig spreiselte und die Borke bug sich bedrohlich um des Wurzels Gebölk. Die drei Kinder Mael, Aignéis und Roarke standen mit angstvoll geweiteten Augen vor einer Art überdimensionalen Fuchsbau, frisch aufgescharrte Erde ward durchdrungen von zigarrengroßen Maden, die sich schmatzend durch verrottetes Laub frästen. In ihren Händen hielten sie ein zusammengebundenes Ziegenfell voller Süßigkeiten, in Honig getränktes Dörrobst, gebrannte Mandeln und geraspeltes Süßholz, alles, was sie im Dorf hatten ergattern können als Lösegeld für Wigfield Leonie Pallasch, die vermisste Tochter des Böttchers Theyge. Es war der 31. Oktober 1640, der Wind pfiff durch den Illex und die alten Haselnussbäume, keiner traute sich auch nur einen Schritt weiter, als Mael all ihren Mut zusammennahm und mit samt dem Süßkram in den dunklen Bau kroch.

 

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Feuchter Moder und stinkender Morast, pechschwarzes Tran, der von dem Wurzeln tropfte, ein saurer Geruch von Beize und Harz, doch Mael kroch weiter auf das flackernde Licht am Ende des Fuchsbaus zu. Als sie im Herz des Lochs ankam, traute sie ihren Augen nicht. Sie sah Wigfield mit einer Kochschürze an einer Feuerstelle, darauf ein brodelnder Herd, aus dem gelber Dampf stieg und reichte einem fetten Kobold einen Teller mit Stew aus Steckrüben, Pansen und Eidotter. Der pummelige Wanst grunzte und ließ es sich schmecken, Wigfield kraulte seinen behaarten Nacken und goss dem Widerling einen Becher mit Schlehensirup ein.

 

“Pokka, Pokka!” murmelte sie, “Immer will ich bei dir bleiben, du bist mein Gatte, für jetzt und in alle Ewigkeit!” Pokka, der Kobold dankte es ihr mit einem säuerlichen Rülpsen, doch dann wurde er grantig. “Süßes? Wo bleibt beim Süßes????” geiferte er, dass Mael sich erschrak und den Halt verlor, mit samt dem Lösegeld an Süßkram in den Schlund des Baus plumpste und vor dem fetten Gnom und Wigfield zu Fall kam. Pokka verschluckte sich fast am Stew, als er das Ziegenfell sah, in dem die Naschereien gewickelt waren und stieß einen gellenden Schrei aus. “Meins!”

 

Verzweifelt blickte Mael in die Augen von Wigfield, doch da war nichts Gütiges mehr in den Pupillen der zarten Böttchertochter, sie war dem Kobold verfallen bis in den Tod. Sie zischte und pfiff, dass Mael fast das Herz stehenblieb, doch fing sie sich und versuchte rücklings aus dem Bau zu kriechen. Fast hätte sie es geschafft, an der letzten Wurzel zog sie sich hoch, die anderen Kinder schon im Blick, die ihr die Hand reichen wollten. Doch mit kräftigen Ruck zog Pokka das kleine Mädchen zurück, dass Aigneis und Roarke die Panik ergriff und beide aus dem Wald flohen. Sie hörten noch immer die Schreie des Kobolds, der unentwegt rief: “Süßes, bringt mir mehr Süßes!!!! Grraaaaaaaaa!”

 

Auch wir sind voller Schabernack

 

Soweit ein kleiner Auszug aus einer irischen Mär um die Ursprünge des Halloweenfestes, alles stimmt, genauso hat es sich damals abgespielt, ich verbürge mich dafür. Seit diesem Vorfall im Jahr 1640 sammeln Kinder weltweit Süßes, um irgendwelche entführten Mägdelein aus den Klauen raffgieriger Kobolde zu befreien. Auch wir feiern Halloween, auch wir kennen diese Gebaren der Herren Storck, Lindt und Nestlé, keiner kann ihnen Einhalt gebieten und jedem Zahnarzt graut es vor dieser scheußlichen Tradition. Genug davon, wir lassen uns das Kürbisfest nicht vermiesen.

 

Wieder einmal heißt es wohliges Gruseln und begruselt werden im Traumfalter Halloween Special. Die wichtigste Zutat neben kandiertem Allerlei und Kinderschminke bleibt für alle Zeit der Horrorfilm. Am 31. Oktober fällt es plötzlich jedem wieder ein, ah ja, Horrorfilme, die sind ja doch ganz dufte. Und Jahr für Jahr wird der gleiche Kladeradatsch konsumiert, doch nicht mit uns, Freunde des klapprigen Gebeins. Wir schauen genauer hin, was in diesem Jahr so alles an Horror da draußen kredenzt wird.

 

Kürbisse auf Leinwände schmeißen

 

Im Kino hat man derzeit die Wahl der Qual, ich weiß gar nicht mehr wie das in den letzten Jahren so war, in diesem jedenfalls gibt es ein paar Schmankerl. Der neue Film von Guillermo del Toro, CRIMSON PEAK, verspricht Gothic-Horror alter HAMMER-Schule, schaut ungemein atmosphärisch aus und ist mit Tom Hiddleston, Mia Wasikowska und Jessica Chastain auch wunderbar besetzt.

 

Auch gibt es mal wieder einen neuen PARANORMAL ACTIVITY, das Ganze scheint wohl noch nicht ausgelutscht zu sein, der neuste Teil der Franchise heißt THE GHOST DIMENSION und kommt in 3D daher, so dass noch jemand von den Socken haut. Was aber nicht heißt, dass Found Footage Filme bereits jeglichen Zenit überschritten haben.

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Dass jenes Subgenre doch noch ganz spannend sein kann, beweist THE VISIT von M. Night Shyamalan um zwei Kids, die Besuch bei ihren schrulligen Großeltern machen und dort auf allerlei Merkwürdigkeiten stoßen. Shyamalan war bei Genrefreunden eigentlich bereits abgeschrieben, findet mit THE VISIT aber zu alter Form zurück. Der Film ist ziemlich spooky, holt alles aus der vermeintlich ausgegrabenen Found Footage Kiste heraus und ist darüber hinaus auch noch richtig witzig. Obwohl ich PARANORMAL ACTIVITY – THE GHOST DIMENSION 3D nicht gesehen habe, wer zwischen beiden Found Footage Werken wählen muss, greift zu THE VISIT.

 

Auch für jüngere Zielgruppen gibt es schaurige Kost mit HOTEL TRANSYLVANIA 2, der erste Teil war ganz ok und man muss die Kids ja auch früh zu Genrefans heranziehen, sonst klappt das mit der Revolution hierzulande nicht. An alle Eltern da draußen: Lasst eure Kinder mehr Horrorfilme kucken!

 

STUNG von Benni Diez, ab 29.10. 2015 im Kino (SPLENDID / KINOSTAR)

Auch startet am 29.10. endlich STUNG offiziell in deutschen Kinos. Der Gewinner des Rat Pack Wettbewerbs “Schreib um Dein Leben” ist ein toller Creature-Horror alter Schule geworden, mit ansehnlichen, handgemachten Effekten und einer tollen Besetzung (Matt O´Leary, Jessica Cook, Lance Henriksen).

 

Das Regiedebüt von Benni Diez um mutierte Riesenwespen geht definitiv als Horror-Partyfilm durch und ist mein Kinotipp für das diesjährige Halloweenfest!

 

 

Was haben wir noch im Kino? Ah, THE REGRESSION mit Ethan Hawke und Emma “Hermine” Watson, der neue Film von Alejandro Amenábar (THE OTHERS). Scheint mehr ein Psychothriller zu sein, ich hab ihn leider noch nicht gesehen, aber normalerweise ist auf Amenábar genretechnisch Verlass. Wovon ich allerdings abraten kann ist SINISTER 2, die Fortsetzung des Überraschungshits SINISTER. Aber eigentlich bin ich gar nicht der Typ, der von irgendwas abrät, wer einen völlig vermurksten, inhaltlich derb unlogischen und spannungsbefreiten Möchtegern-Horrorfilm sucht, muss sich SINISTER 2 definitiv geben. Genauso gut kann man aber auch Zwieback in Mehl stippen, das ist aufregender. In jedem Fall verdient sich SINISTER 2 schon mal das Prädikat “Horrorgurke des Jahres”.

 

Hacklberry Thin & der Schlitzer aus Schwabach

 

Wer Halloween lieber zuhause an der Matscheibe verbringen will, der kann in diesem Jahr auch mal in die Videothek schlendern und sich den ein oder anderen aktuellen Horrorschmankerl ausleihen. Vom diesjährigen FANTASY FILMFEST kommen SWEET HOME, EXTINCTION und die Anthologie TALES OF HALLOWEEN, vom Vorjahr sind DER BABADOOK und LIFE AFTER BETH am Start, kann man sich alles geben, vor allem THE BABADOOK rockt und wird eure Halloweengäste das Fürchten lehren.

 

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Auch THE ATTICUS INSTITUTE holt noch einiges aus dem Subgenre Found Footage heraus, in dem er eine stimmige 70er Jahre Atmosphäre um übersinnliche Probanden einer Forschungseinrichtung aufbaut. BUNKER ist nicht zu verwechseln mit DER BUNKER vom diesjährigen FANTASY FILMFEST, der Film mit Mischa Barton heißt im Original THE HOARDER und ist ein ziemlich kurzweiliger Horrorfilm um ein schauriges Wesen in einem Lagerhaus. Dann hätten wir noch das Remake von POLTERGEIST, der leider ein wenig lahm ist, der deutsche Horrorfilm DIE PRÄSENZ, der das Rad auch nicht neu erfindet und den auf altmodisch getrimmten Slasher WARTE BIS ES DUNKEL WIRD.

 

Aber wie gewöhnlich gibt es ja jene, die sich allem Neuen im (Heim)Kino widersetzen und lieber alte Schinken verputzen wollen. Das is ja auch ok, für manche gehört der Film HALLOWEEN von John Carpenter einfach zu Halloween dazu. Was die wenigsten wissen, der Film basiert auf einer wahren Begebenheit in Deutschland. Als der junge John Carpenter 1960 seine Großnichte Liselotte im fränkischen Schwabach besuchte, lernte er dort Sigmar Meier kennen, dessen Onkel ein gewisser Michael Meier war. Jener Michael Meier war befreundet mit einem Texaner namens Hacklberry Thin, ein ausgewanderter Metzger, der ihm die hohe Kunst des Tranchierens beibrachte, was der junge Michael auch gleich an seiner Schwester ausprobierte.

 

HALLOWEEN von John Carpenter, Sonntag, 01:00 Uhr auf dem ZDF

Diese Geschichte ängstigte den jungen John Carpenter so sehr, dass er sie später im wahrsten Sinne des Wortes als Filmstoff verwurstete. Das hielt er natürlich geheim, nur mir hat er es einmal erzählt, als wir zusammen Fliegenfischen im Jemen waren. Ihm dauerte es sehr, dass er uns Deutschen diese Horrormär weggenommen hatte und fühlte sich deshalb verantwortlich für die Genremisere in unserem Land. Stell mal vor, HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS in Schwabach, Mittelfranken, was das für Auswirkungen gehabt hätte. Deutschland, das Horrormekka, Genrehochburg, überall nur Horrorfilme, dass es eine eigene TV-Zeitschrift bedurfte, die TV GENREFILM! Aber es kam ja anders…

 

 

 

 

 

Europas härteste Filmredaktion

 

Deswegen ist der Blick auf das Halloween Fernsehprogramm auch mehr als ernüchternd. Was ist da los, Leute? Das war in den Vorjahren doch noch nicht so trist! Das ZDF strahlt am 31. Oktober HALLOWEEN aus, aber erst 01:00 Uhr, das ist so, als würde man die Hausaufgaben zu spät abgeben. Ansonsten (fast) tote Hose im TV. RTL2 macht wie immer seinen THE WALKING DEAD Marathon, wenigstens TELE 5 sendet ein paar schräge Trashhorror-Streifen (SEA BEAST, 20:15 Uhr, ARACHNIA, 00:00 Uhr, DAS AUGE DER BESTIE 03:00 Uhr), auf dem Bayrischen Rundfunk kommt THE FOG – NEBEL DES GRAUENS (23:40 Uhr) und DAS RITUAL (01:05 Uhr). Zur besten Sendezeit um 03:40 Uhr erbarmt sich DAS ERSTE und bringt immerhin den Klassiker DIE 1000 AUGEN DES DOKTOR MABUSE.

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Pro7 sendet am Halloweenabend gleich mal gar nix an Horror, will diese Schmach dann am Sonntag wieder gutmachen und greift dabei tief in die Schrottkiste mit DAS HAUS AM ENDE DER STRASSE (23:10 Uhr, immerhin mit der schuckeligen Jennifer Lawrence). Zu Halloween gab es echt schon mal ein besseres Programm. Naja, zumindest an den Tagen vor dem Kürbisfest kommt im TV manch gelungener Genrefilm, zum Beispiel BLANCANIEVES, ein toller Neo-Stummfilm aus dem Jahr 2012 (Mittwoch, 00:20 Uhr auf arte).

 

Am Donnerstag um 00:05 Uhr läuft auf arte ein richtiger Klassiker, nämlich VIER FLIEGEN AUF GRAUEM SAMT von Dario Argento aus dem Jahr 1971, ein Frühwerk des Giallo mit Bud Spencer und toller Musik von Ennio Morricone. Und am Freitag erbarmt sich DAS ERSTE und bringt um 02:55 Uhr den norwegischen Horrorthriller VILLMARK – DIE TOTE AM SEE, der in der Tat recht gelungen ist.

 

Carte Blood

 

Naja, am Ende ist das Halloween Fernsehprogramm doch recht schaurig, wenn man so will. Wem das alles zu bunt wird, weder Kino noch DVD-Neuheiten reizen, der kann maximal auf die Traumfalter Carte Blood zurückgreifen, eine Kollektion an Geheimtipps für einen schönen Halloweenabend. In diesem Jahr habe ich folgendes ausgesucht: den wundervollen Stop-Motion-Animationsfilm PARANORMAN von den Machern von CORALINE, der wirklich vorzüglich ist und zu dem auch noch die jüngeren Horrorfans bleiben dürfen. Die müssen dann aber ins Bett, denn dann läuft DEAD SNOW 2 RED VS DEAD, die Fortsetzung von Tommy Wirkolas Nazi-Zombie-Splatterhit, die sogar noch gelungener als Teil 1 ist.

 

HUSH aus dem Jahr 2008 ist ein nervenaufreibender Horrorthriller um ein Pärchen, welches auf der Autobahn einen LKW bemerkt, in dessen Laderaum eine Frau gefangen ist. Das Pärchen nimmt die Verfolgung auf und gerät dabei in allerlei Nervenkitzeleien. Ein richtiger Klassiker dagegen ist BURN WITCH BURN, auch bekannt als NIGHT OF THE EAGLE oder HYPNO aus dem Jahr 1961 nach dem Roman “Spielball der Hexen” von Fritz Leiber.

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GOTHIC von Ken Russel aus dem Jahr 1986 erzählt die Geschichte eines unheimlichen Treffens zwischen Lord Byron, Percy und Mary Shelley, welches der Grundstein für die Entstehung des Romanes “Frankenstein” wird. GOTHIC ist ein wahrer Klassiker unter den Horrorfilmen, auch wenn er nicht jedem bekannt sein dürfte. Wem das alles zu klassisch ist, kann sich mit LAID TO REST aus dem Jahr 2009 derbem Slasher hingeben, ein frivoles Filmchen, in dem splattertechnisch wirklich die Post abgeht.

 

Mit den Filmtipps für Halloween endet dann auch das Horror-Special auf Traumfalter Filmwerkstatt, wir wenden uns im November wieder Rosamunde Pilcher und Dokumentationen über Angorakaninchen zu, bis dahin, bleibt schön saftig und erschreckt die kleinen Kids ordentlich. Ihr wisst schon, das ist die Zielgruppe von morgen. Ein schauriges Halloween wünscht Traumfalter Filmwerkstatt!

 

 

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Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de