Das Anti-Mainstream Transpirant

Mein grippaler Infekt ist Genrefan. Zwei Wochen plagte mich der Hallerwachl mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit, doch dann kam er zur Besinnung und gab mir zwei Tage frei – am Morgen des 11. Februar war meine Erkältung plötzlich spurlos verschwunden. Zwei Tage lang Deutsches Genrekino genießen statt zu beniesen, das war mir vergönnt in den letzten 48 Stunden. Nun sitze ich hier und will das resümieren, für mich, für Euch, für meinen grippalen Infekt, der sich in dieser Zeit auf der FIFTY SHADES OF GREY – Premiere herumgetrieben hat. Was war los an zwei Tagen GENRENALE, die ganz im Zeichen des Deutschen Genrefilms standen?

 

visual_genrenaleplakat

Eins werde ich heute allerdings nicht machen. Ich werde nicht mehr darauf eingehen, wie toll das alles ist, dass mal jemand “Deutsches Genre” schreit, kein neckischer Seitenhieb auf die “große” BERLINALE, keine Phrasen, kein Geschleime. Das muss auch mal aufhören, denn bereits die dritte GENRENALE fühlt sich so an, als gehöre sie schon immer zur deutschen Festivallandschaft. Meine Hoffnung letztes Jahr war, dass die GENRENALE für den deutschen Genrefilm steht und nicht dem Wunsch danach.

 

Das gelingt ihr 2015 bereits mit Bravour, denn das Programm ist Programm. Ich spüre hier keine Trotzveranstaltung, keine Film-PEGIDA, ich spüre hauptsächlich Leidenschaft für´s Filmemachen, Tatendrang, Visionen.

 

Es gab eine Menge Filme, einigen Zündstoff und in jedem Fall viel ansteckender Enthusiasmus. Die GENRENALE 3 war für mich der Zenit der vergangenen zwölf Monate, in denen ich mich als Fantast nicht mehr so allein gefühlt habe, weil es viele gibt, die diese Leidenschaft teilen. Im letzten Jahr resümierte ich noch, dass diese Leidenschaft nicht ohne Selbstausbeutung einher geht. Das ist auch im Jahr 2015 noch so, es bedarf viel Kampf und Kraft, um eine Genrevision umzusetzen und der böse Markt ist noch immer ein kreativer Kriegsschauplatz. Aber es gibt jetzt zumindest eine Oase, eine kleine Insel, auf der das Gefühl beheimatet ist, man ist nicht allein mit seiner Leidenschaft. So viel zum Thema “keine Phrasen”!

 

Genrefreunde der Welt…schaut auf diese Stadt!

Wenn Deutscher Genrefilm selbstverständlicher werden soll, dann sollte man aufhören, sich immer nur im Kreis der Hoffnungslosigkeit zu kasteien, sondern es einfach machen, gegen jeden Widerstand. Das tun junge Filmemacher, wie man am Programm der GENRENALE 3 sehen kann, rund 30 Filme standen im Programm, viele zum ersten Mal überhaupt auf einer Leinwand. Mit wenigen strategischen Ausnahmen, der Nahrungssuche verschuldet, habe ich mir alle Filme der GENRENALE 3 angeschaut. Was waren die Highlights und was hat mich eher kalt gelassen? Denn wenn Deutscher Genrefilm selbstverständlicher werden soll, muss man auch ehrlich sein und einen Genrefilm nicht nur belobhudeln, nur weil er überhaupt ein Genrefilm ist.

 

visual_genrenalepreis

 

Mysterie, Thriller, Dark Drama, Mindfuck, Gangster, Science Fiction und Schubladenloses – in diesem Jahr wurden vorrangig diese Sparten bedient, Horror und Fantasy bleiben die Ausnahmen, was keine Kritik, sondern eher Bestandsaufnahme sein soll. Was hat mir besonders gut gefallen? GUMMIFAUST war ein gelungener Einstieg in die erste Programmrolle, ein Theaterkritiker verirrt sich in eine groteske Faust-Inszenierung, die äußerst blutig endet und die von der ersten bis zur neunten Minute Spaß macht. DER JACKPOT begeistert durch skurrile Figuren und verrückte Ideen, THE LAST SHOW mit toller Atmosphäre, Comicbildern und lecker Clowngeschnetzeltes.

 

Auch DUNKELKAMMER von Matthias Wissmann und PENTHESILEA von Stefan Kaufhold haben mich begeistert durch Figuren, Elegie und klare Visualität. LEBEN von By Doc-Thi Bui ist ein edles Vampirdrama in Richtung SO FINSTER DIE NACHT, AU PAIR ein zwielichtiger Thriller zwischen Nicolas Winding Refn und Hänsel & Gretel und SWEETHEART geht in Richtung THE CRAZIES, doch wesentlich emotionaler und mit einer tollen Jungdarstellerin. DAS MILLIONENGRAB, von dem im letzten Jahr der Trailer lief, erntete Applausstürme und das völlig zu Recht, die Gangsterfarce mit Kids um die Sprengung der Hamburger Elbphilharmonie ist ein crowd-pleaser vor dem Herrn. BERLIN TROIKA, ANTI CUPIDO und WIEDERHOLUNGSTÄTER wiederum sind erzählerisch frisch, knackig und clever.

 

Starke Typen: Preisträger der GENRENALE 3

Wenn man die unterschiedlichen Filme betrachtet, dann findet man in ihnen viel Atmosphäre und viel Zitat. Viele bedienen sich der Genrefarbpalette, bedienen das jeweilige Subgenre mit dem Futter, welches es benötigt. NACHTFALTER ist ein klassicher Noir-Krimi mit einer Spur Giallo, HARD BOILED COP ranziges Achtziger Jahre Actionkino, TRIP dreckiges Exploitation der Siebziger, WÄCHTER DER SPIELUHR pointierter Mindfuck.

 

Doch sich nur auf Genreikonisierung zu verlassen ist mir manchmal zu wenig. Denn in diesen Segmenten bleiben Figuren wie Story meist blass wie eh und je. Figurentechnisch lassen mich der Kommissar aus NACHTFALTER, der wortkarge Held aus TRIP, das Pärchen aus SCHWARZBERG und der Vater aus WÄCHTER DER SPIELUHR leider kalt. Es müssen nicht immer verrückte, skurrile Charaktere sein wie in DER JACKPOT, aber sie müssen fühlbar sein. Das ist nicht meine verkopfte Autorenmeinung, ganz und gar nicht. Ich tauche noch immer in einen Film ein, wie ich es seit meiner Kindheit getan habe, in dem ich mich völlig fallen lasse.

 

Dabei bin ich eigentlich gar nicht streng, mir reicht eine Kleinigkeit, die eine Figur für mich interessant macht, dass ich ihr folge. Klappt das nicht, scheitert oft auch der Rest. SCHWARZBERG beispielsweise hat mich maßlos gelangweilt mit Pappmaschee-Figuren und madigem Lärm um Nichts. Angekündigt als Survival Thriller fragte ich mich 27 Minuten lang, wo sich hier Gefahr und Spannung versteckt haben. FREE MONKEYS, der am Ende den TELE 5 – Preis bekam, fand ich schauspielerisch ganz gut, aber die Message, die mir der Film übermitteln will, finde ich gar nicht so reaktionär. Ein “Das geht uns alle an” konnte ich dort nicht wirklich entdecken.

 

Zog mich ungemein in den Bann – PENTHESILEA von Stefan Kaufhold

Man kann argumentieren, genau so muss Genrefilm sein, er ist unglaublich breit und polarisiert. Aber das meine ich gar nicht. Reine genrekonforme Inszenierung mit Autos, Raumschiffen, Mündungsfeuer und “immer- realistischer-aussehendem Kunstblut” kann mich nicht über Figuren und Storytelling hinwegtrösten. Denn anders herum begeistern mich dann Filme, in denen eine Figur magisch ist, dem es aber an anderen Stellen mangelt – PENTHESILEA hat keinen großen Spannungsbogen, deutet viel an, spart viel aus, aber die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren lässt mich mitziehen.

 

 

Pitch & Podium & RADIO SILENCE Ohrensausen

Richtig fett wurde es dann am Mittwoch zur Deutschlandpremiere von RADIO SILENCE von Carsten Vauth und Marco J. Riedl, ein 95-minütiger Horror-Thriller um einen Radio-Piratensender, einem Serienkiller und vieler interessanter Nebenfiguren. Was soll ich sagen, RADIO SILENCE erfindet das Rad nicht neu, macht aber in Sachen Figuren, Inszenierung und vor allem Pacing alles richtig und würde als Abschlussfilm beim FANTASY FILMFEST so Sachen wie YOU´RE NEXT locker in die Tasche stecken.

 

Von wegen RADIO SILENCE – Creepy Killer und ohrenbetäubendes Sounddesign in der Deutschlandpremiere

Aber Gott sei Dank ist das FANTASY FILMFEST nicht mehr der alleinige Platzierungshirsch. Als Highlight der GENRENALE ist er dort aber wesentlich besser aufgehoben. RADIO SILENCE ist ein kleiner Killerfilm mit einem überaus charismatischen Serienmörder, einem geschundenen Radiomoderator, dessen Höllenpein wirklich fühlbar ist. Es gibt viele Figuren, deren Erzählstränge toll ineinanderfließen, optisch ist das Ding sowieso edel und schick und ich habe wohl keinen Horrorthriller im Kino gesehen, der ein ohrenbetäubenderes Sounddesign hatte. RADIO SILENCE erscheint am 26. Februar auf DVD und Blu-ray und ist ein Beweis, dass ein deutscher Horrorfilm exzellent funktionieren kann.

 

Neben den Filmen gab es aber noch mehr Programm auf der GENRENALE 3, zum Beispiel die Pitchingveranstaltung, in der neun Autoren, inklusive meiner Wenigkeit, ihre Genreprojekte vorstellen konnten. Das Ganze wurde sehr charmant moderiert von Stephan Greitemeier, der Initiator des Berliner Writer´s Room und die Bandbreite der Geschichten ging vom schwäbischen Supercop BRENNER über die Begegnung eines Neunjährigen mit dem Tod mit KEINE ANGST VORM SENSENMANN, Gedankenübertragung auf Hochhausdächern mit TESTAMENT, High-Tech-Träumereien mit NACHTGRENZE bis zum Found-Footage-Kleinod TRUE EVIL und dem wundervollen SCHLUPP VOM GRÜNEN STERN. Mein Favorit jedoch war Jan Cronauers Pitch BREAKOUT 79, in dem drei Senioren aus einem vollautomatischen Altersheim der Zukunft fliehen wollen. Was mich am meisten begeisterte war die Prämisse, dass es die Geschichte meiner Generation ist, der Generation GAMEBOY und der Gedankenschweiferei, was uns wohl erwartet, wenn wir man Rentner sein werden. Letztlich habe auch ich eine Horror-Anthologie vorgestellt, PANOPTIKUM, was ziemlich gut ankam und den ich demnächst hier bei mir auch nochmal schriftlich und visuell pitchen werde.

 

Dann war natürlich die Podiumsdiskussion “DER UNSICHTBARE DOPPELGÄNGER – Storytelling und Identität des Deutschen Genrefilms” ein absolutes Muss für mich, denn wie oft kann man einer Diskussion um Genrestoffe und Autorenangelegenheiten beiwohnen? Mit von der Partie waren dementsprechend Autoren, auch wenn sie zum Teil eher als Regisseure von sich reden machen, Dominik Graf (DIE KATZE, IM ANGESICHT DES VERBRECHENS), Till Kleinert (DER SAMURAI), Autor und Produzent Philipp Knauss (DER SANDMANN), Regisseur Rainer Matsutani (ZIMMER 205) und Michael Proehl, Drehbuchautor (TATORT IM SCHMERZ GEBOREN). Moderiert wurde die Diskussion abermals von Autor Mark Wachholz.

 

Podiumsdiskussion DER UNSICHTBARE DOPPELGÄNGER – Storytelling und Identität des Deutschen Genrefilms, moderiert von Mark Wachholz (l) mit Rainer Matsutani, Philipp Knauss, Till Kleinert, Dominik Graf und Michael Proehl.

Nun ja, was soll ich sagen, hinterher war ich ein wenig enttäuscht, denn ums Storytelling ging es nur am Rande, Themen wie High Concept, Low Budget, Killerprämissen, kraftvolle Themen und zeitgemäße Topics wurden gar nicht wirklich angesprochen. An dieser Stelle endet dann wohl meine eigene Naivität, dass der Deutsche Genrefilm an einer Schwelle ist, an der man vorrangig über Inhalte und Formen reden kann. Denn bereits zu Beginn der Diskussion wurde klar, dass man immer wieder an der Küste der Realisierbarkeit und des Systems strandet. Es hilft da auch wenig, als Autor mit dem Fuß auf dem Boden zu stampfen und zu skandieren, dass Inhalte, Form oder eben Killerprämissen auch einen Weg aus der vertrackten Wirtschaftlichkeit des deutschen Films weisen können. Oder ist das wieder naiv? Nicht naiver als die Trennung zwischen “Nische” und “Mitte”, die zeitweilen aufkam. Ob es eine kulturelle Wandlung geben wird, damit in Deutschland Horrorfilme zu Datemovies werden, wage ich zu bezweifeln.

 

Identity Report

Reine Zahlen sind noch immer deprimierend, die Frage nach einem Erfolg für den Deutschen Genrefilm ist schwierig zu beantworten, wenn Erfolg auch dann Erfolg bedeutet, wenn 2000 Leute DER SAMURAI gesehen haben. Die Frage nach deutscher Identität war in dieser Diskussion selten eine Frage nach Inhalten und Themen. Ein Erfolg für einen Filmemacher, der wie im Fall von WHO AM I nun in den Staaten mit Jamie Foxx drehen darf, ist nicht gleichbedeutend mit einem Erfolg für den deutschen Genrefilm. Ich will auch nicht wissen, was passiert, wenn STUNG startet und floppt. Wird das dann dem Deutschen Genrefilm oder einer fehlenden Identität angelastet, ein Film, der sich in der Außenbetrachtung weit von einer deutschen Genreproduktion entfernt hat? Dem man das aber gar nicht vorwerfen kann, weil er anders gar nicht zustande gekommen wäre? Was, wenn man es nicht mit diesem internationalen Fokus und Lance Henriksen versucht hätte? Und selbst wenn, niemand kann an einem Beispiel aufzeigen, was funktioniert und was nicht.

 

Demzufolge drehte sich die Diskussion wieder einmal vorrangig um das Thema Machbarkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit, um Huhn oder Ei, was muss zuerst da sein? Die Rechnung hat zu viele unbekannte Variablen. Die Frage nach der Identität kann da ein Schlüssel sein, aber sie wird in meinen Augen zu verkrampft geführt. Ich persönlich finde, eine nationale Identität ist nicht das, was mich auch am internationalen Genrefilm interessiert. Interessanter als eine nationale Identität ist für mich die Identität des Filmemachers selbst, sein Humor, seine bildliche Sprache, sein Blick nach innen oder außen. Es ist nicht so, dass sich europäische Filmemacher außerhalb Deutschlands filmisch in erster Linie mit ihrer Nationalität beschäftigen. Sie müssen das auch nicht krampfhaft, weil auf dem Nährboden ihres Landes, sei es Frankreich, Großbritannien oder sonstwo, viel länger Genreware gedeiht und die nationale Identität viel natürlicher verwebt ist als bei uns.

 

Wir stellen uns erst jetzt die Frage, was ist überhaupt unsere Identität? Wir suchen krampfhaft Themen abseits vom Dritten Reich, mit denen man den deutschen Film, nicht nur den Genrefilm, assoziieren soll. Wir suchen in der Vergangenheit und in kryptischer Analyse. Dabei kann man viel mehr authentisch sein, wenn man nicht in der Vergangenheit oder Gegenwart seiner Nationalität sucht, sondern in sich selbst. Dazu muss man natürlich die scheinbar sicheren Pfade puristische Genrekonformität und des Zitates verlassen, muss Figuren nach eigenen Sehnsüchten schaffen, aus Erfahrungen von Träumen von gestern, heute und morgen, denn eine nationale Identität ist nur ein Konstrukt, in der persönlichen Identität jedoch ist diese enthalten, viel organischer, wie DNA.

 

GENRENALE 3 Impressionen

In der Diskussion ging das ein wenig unter, was aber nur aufzeigt, dass der Weg dahin noch einige Kraft kosten wird. Die Suche nach einer Identität ist immer noch zu stark an das “was” gekoppelt. Wir verbinden nationale Identität mit Themen, mit dem Dritten Reich, mit den Gebrüdern Grimm, mit dem deutschen Wald, mit Siegfried, mit Fritz Lang, mit Fack Ju Göthe. Aber Identität liegt auch im “wie”, in der Dramaturgie, aber mehr im Typen.

 

Ja, es ist eine Typenfrage, jemand, der den Arsch hat, eine Geschichte nonkonform zu erzählen, der eine eigene Sprache spricht. Wir werden vom Feuilleton so zugeschissen mit Argumenten, was den Deutschen fehlt beim Filmemachen, beim Serienmachen, aber das ist nicht die Wahrheit, nicht die Ganze. Wenn jemand kommt, ein Typ, der erzählerische Grenzen aufbricht, dann wird man sagen, dass ist ein toller Film, eine tolle Geschichte, man wird nicht sagen, dass ist eine tolle deutsche Geschichte. Ein Filmemacher hat nicht die Verpflichtung, dem deutschen Film eine Identität zu geben. Er hat die verdammte Verpflichtung, ehrlich und aufrichtig zu erzählen, mit Herzblut statt Kunstblut, mit Leidenschaft statt Knechtschaft, mit Mut statt auf Nummer Sicher.

 

 

Arsch auf Eimer

Noch immer herrscht ein wenig Unsicherheit. Ich habe auf der GENRENALE 3 Filmemacher getroffen, Gäste, die gar keinen Film im Programm hatten und die mir gesagt haben, sie sind sich unsicher, im nächsten Jahr dieses oder jenes einzuschicken. Das ist eine Unsicherheit, die viele plagt, kann ich das machen, kann ich das erzählen, hierzulande? Wenn nicht auf der GENRENALE, wo denn dann? Die GENRENALE selbst ist mit ihrer dritten Ausgabe einer Sache schon so viel näher gekommen, nämlich dem Wunsch nach einer Selbstverständlichkeit des Deutschen Genrefilms. Damit meine ich weniger die Filme selbst, als die Verteidigung von Ideen. Früher hat man sich nicht getraut, das Wort “Horror” in den Mund zu nehmen. “Schreib da lieber Thriller drunter!” hieß es. Die GENRENALE zeigt vielen jungen Filmemachern da Draußen, dass für Genreleidenschaft einen Platz gibt, eine Insel, es stachelt an, es lässt einen jungen Filmemacher denken, scheiße ja, dann mach ich jetzt diesen Ninja-Gore-Flick, vielleicht nehmen “Die” den.

 

GENRENALE – Gründer Krystof Zlatnik (links) und Paul Andexel

“Die”, das sind Krystof Zlatnik und Paul Andexel, die dem Filmfestival ein Gesicht geben, denen es nicht hoch genug angerechnet werden kann, was sie mit der GENRENALE für die Filmlandschaft in diesem Land insgesamt tun und dass das auch belohnt wird, durch Zuschauer, durch Gäste, durch einen Diskurs. Ich glaube, das wird sich weiter steigern. Ich habe auf der GENRENALE 3 so viel mehr erlebt als nur Filme und Konversationen.

 

Ich bin sogar ein wenig schwermütig, denn es ist ein herzliches Treffen zwischen so Vielen aus so vielen Gewerken, die man über das Jahr nur aus Facebook-Diskussionen kennt und man dan vis-a-vis feststellt, dass sind alles tolle Typen, die die gleiche Sprache sprechen, die gleiche Leidenschaft teilen, auch wenn es manchmal Streit gibt. Das muss es und das ist super, denn das kennzeichnet den Genrefilm, er ist nicht gefällig.

 

Ich hab auch gehört, es gibt zu viel Sci-Fi, ich habe Gäste belauscht, die gesagt haben, ach das is trotzdem alles so typisch Deutsch, nur um dann dennoch jeden Film des Blocks ausgiebig zu diskutieren. Heinz Hoenig ist neben mir bei RADIO SILENCE im Kinosessel eingeschlafen und hat geschnarcht. Was sagt das über den deutschen Genrefilm aus? Ich bin völlig überzuckert von Donuts, ich fotografiere GENRENALE-Bärenaufkleber an Laternenmasten, einfach so. Ich bin immer noch zu zurückhaltend und zu scheu unter Leuten, aber ich fühle mich auf der GENRENALE überhaupt nicht verloren, da allein zwischen so vielen tollen Filmfreaks und Kreativen. Wann ist man denn schon mal dabei, wenn so etwas ins Rollen kommt. Wenn Uwe Boll plötzlich von der Leinwand glotzt und all das ausspricht, was man fühlt. Wenn Worte wie “Pilcherisierung” in den Sprachgebrauch übergehen. Wenn die Macher von ALIEN TAMPON zu mir kommen und sagen, dass sie Die kleine Genrefibel mögen. Ich bin nur ein winziger Dramaturg von 178 Zentimetern, aber ich bin wirklich ergriffen, da irgendwie dabei zu sein. Danke auch dafür, GENRENALE!

 

Alle Infos rund um die GENRENALE inklusive aller Filme und Filmemacher findet ihr auf der offiziellen Seite der GENRENALE!

 

 

 

 

5 Comments

  1. Antworten
    Tim Schäfer 15. Februar 2015

    Sehr schöne Wiedergabe der Geschehnisse und eine absolut korrekte Einschätzung der aktuellen Lage. Ich fühlte mich von der Genrenale sehr unterhalten.

  2. Antworten

    […] kleine Genrefibel, war ziemlich viel los in den letzten Wochen. Das muntere Hüpfen zwischen dem Deutschem Genrefilm auf der GENRENALE und dem Hollywood-Pomp bei den OSCARS ist ganz schön anstrengend, es geht auf die Kniegelenke und […]

  3. Antworten

    […] Februar GENRNALE, im März FANTASY FILMFEST NIGHTS, mittlerweile pendelt sich in Deutschland Genrenormalität ein. […]

  4. Antworten

    […] geführt. Klingt nach Äpfeln und Birnen, ist aber eigentlich ganz logisch. Im Februar fand die dritte GENRENALE in Berlin statt, das Festival für den deutschen Genrefilm. Das Filmfest Dresden im April hingegen […]

  5. Antworten
    Genre Made In Germany 25. Oktober 2017

    […] Das zeigt auch die Evolution der Slogans des Festivals. Waren „No More Drama“ und „Kill Your Darlings“ noch Kampfansagen, wogegen man sich platziert, prägte die vierte GENRENALE 2016 den Ausdruck […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de