“Guten Abend, gut’ Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlupf unter die Deck. Morgen früh, wenn Gott will, wirst du wieder geweckt. Guten Abend, gut’ Nacht, von Englein bewacht, die zeigen im Traum dir Christkindleins Baum. Schlaf nun selig und süß, schau im Traum ’s Paradies.” – 1997 schockierte Regisseur Michael Haneke das Feuilleton mit FUNNY GAMES. In der Anfangssequenz des österreichischen Skandalfilms tönte neben Händel und Mozart der Song “Bonehead” der Avantgarde-Metallband Naked City aus dem Autoradio, schrill, schreiend, verstörend.
Da war ich ein wenig verdutzt, als das FANTASY FILMFEST Programm für Berlin plötzlich online stand. Jetzt schon? Aber da fiel mir auf, das 29. Internationale Genrefilmfestival geht ja bereits am 05. August los. Na dann mal schnell durch das Programm wühlen, Highlights wie Lowlights herausputteln und Infos erhaschen. Was erwartet den Genrefan in diesem Jahr?
Früher war alles einfacher, man hatte klare Identifikationen. Zuerst wollte man Marienkäfer sein, schickes rotes Cape mit schwarzen Punkten drauf, fertig war das Kindergartenkostüm. Dann kam Sindbad, Cowboy und Indianer, eventuell Kreuzritter, wenn man cool drauf war. War eigentlich eine schöne Zeit. Wenn alles glatt lief in der Kindheit, sehnte man sich später danach, der schwarze Rächer mit den Fledermausohren zu sein, ein Zeitreisender und natürlich Detektiv oder Agent, mit Lupe, schwarze Farbe für Fingerabdrücke, Dienstausweis und Wasserspritzpistole. Diese Phase hat mich bis weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum meiner Kindheit begleitet. Kostümiert habe ich mich dann nicht mehr, Gott bewahre. Aber ich habe darüber geschrieben. Geschichten über Geheimagenten, die im Dunkel agieren, irre Gadgets besitzen, schöne Frauen bezirzen und deren Spielplatz die ganze Welt war.
In den frühen Neunzigern flimmerte ständig ein Videoclip der Band The B-52’s durch die Musiksender und zwar “Meet the Flintstones” zum dazugehörigen Kinofilm. Ich war entzückt, eine meiner liebsten Fernsehserien meiner Kindheit kommt ins Kino, Yabba, Dabba Do! THE FLINTSTONES, THE ADDAMS FAMILY, DIE NACKTE KANONE, Kinoableger bekannter TV-Serien gab es zwar schon länger, doch nie waren sie so zahlreich wie ab 1990. Damals waren die Hierarchien ganz klar abgesteckt, wenn eine Fernsehserie für einen Kinofilm adaptiert wurde, war das ein fulminanter Aufstieg von der winzigen Mattscheibe zur großen, ehrfürchtigen Leinwand. Denn Fernsehen war Fernsehen und Kino der Olymp der Unterhaltungsbranche.
Es gibt Menschen, die lieben Filme, andere lieben Musik, manche beides, kurios. Natürlich gibt es auch solche, die Filmmusik lieben oder im Speziellen Musikfilme oder Musicals. Musik und Film, das passt gut zusammen, als kommerzielle Medien haben beide eine gemeinsame Geschichte, unterteilen sich in Genres und manchmal kreuzen sich ihre Wege auch innerhalb von Zielgruppen und Nischen. Auf der einen Seite hat Musik immer schon auch den Film beeinflusst, von klassischer Filmmusikorchestrierung über Schlager, Rock `n Roll, Rap, Hip-Hop bis hin zu Techno und Rave. Auf der anderen Seite haben sich Musiker manchmal Filmsamples bedient, um einem Song neben Strophe und Refrain eine weitere textliche Ebene zu geben.
Christian Hempel | Autor, Dramaturg und Stoffentwickler | Gesslerstraße 4 | 10829 Berlin | +49 172 357 69 25 | info@traumfalter-filmwerkstatt.de